Läuferendspiel

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    • Läuferendspiel

      Kürzlich bekam ich als Weißer folgendes Endspiel auf's Brett:Es wurden gerade auf d8 alle Schwerfiguren getauscht, Weiß ist am Zug. Ich bin mit der Erwartung in dieses Endspiel gegangen, dass es mehr oder weniger einfach zu gewinnen ist. Hinterher wurde mir von einem knapp 2300er gesagt, dass er sich da gar nicht so sicher gewesen sein, da beispielsweise das Endspiel ohne die a- und b-Bauern theoretisch remis ist.
      Zu einer Analyse dieser Stellung kam es im Anschluss der Partie leider nicht mehr, Dvoreckijs Endspieluniversität und mein Schachprogramm helfen mir auch nicht wirklich weiter. Daher stelle ich meine Frage hier: War meine Abwicklung ins reine Läuferendspiel eventuell leichtfertig oder ist die Stellung doch einfach nur gewonnen?
    • das endspiel sollte "theoretisch" auf jeden fall gewonnen sein, da es leider ein L-Endspiel ist, erfordert es ein großes Maß an perfektion.. besonders da der schwarze König aktiver ist/wird, da der weg zum zentrum nicht so blockiert ist wie der des weißen.... das problem bei Springer wie Läufer - Endspielen ist, dass es sehr häufig im remis endet ( es sei denn man hat einen super aktiven könig ) , auf grund der tatsache dass sich der verteidiger immer opfern kann für den "mehrbauern" , ggf. Falscher - Läufer - Remis..., aber das weißt du ja..... sprich tauschentauschentauschen, bis KLp <<->> KL .
      Habe mal probeweise den weißen Läufer auf d4 gestellt , sodass er nicht die weg zum zentrum blockiert für den könig, und man merkt bei der engine einen großen unterschied.. von 0.6 springt es auf 1.1 ( houdini 4. x64 bei 7000 kn/s ) , was meine theorie bestätigt...
      ob man das vornerein schon berechnen kann ?! naja.. schwierig.... Besser wäre es wohl einen Turm auf dem Brett zu halten... meine Persönliche meinung .
      zu dem ein Turm endspiel schwieriger zu verteidigen ist als ein Läuferendspiel....

      weitere antworten erwünscht , interessiert mich auch sehr...
    • Laut Awerbach (Lehrbuch der Schachendspiele) Kapitel 5 (Verwertung eines materiellen Übergewichts bei gleichfarbigen Läufern):

      1 Mehrbauer führt "in der Regel" zum Gewinn.Aber im Vergleich zum Springer- oder Bauernendspiel zusätzliche Schwierigkeiten und Verwertung des materiellen Übergewichts deutlich komplizierter.

      Schachengine bei Tiefe 38 Hz (!):
      1. Ld4 / 1. f4 / 1. Kg2 liegen alle bei ca. + 1.74 BE
      1. g4 bei ca. + 1,64 BE

      EDIT:
      Auch bei Rechentiefe 43 Halbzüge etwa dieselbe Bewertung! ( Nur 1. g4 verbessert sich leicht)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dangerzone ()

    • ich denke die einzige Möglichkeit für weiß die sache hier zu gewinnen ist, wenn er es schafft einen freibauer auf der a oder b linie zu bekommen. Der mehrbauer im zentrum prallt leider ab. Weiß kann versuchen mit dem könig die weißfeldrigen bauern anzugreifen (die stehen ja auf weißen feldern vorerst). Auch eine blockade mittelf b4 könnte irgendwann in betracht kommen. Schwarz muss dabei aufpassen dass er mit dem König nicht zu weit vom Zentrum geht, da weiß wie eben erwähnt einen mehrbauer im Zentrum hat und schwarz mit seinem König arbeiten muss.

      Also gewinnplan für weiß ist die zentralisierung des Königs mittels Kg2-> Kd5, evtl kann man die schwarzen randbauern hemmen so das die drohung Kc6 stehts aufrecht gehalten werden kann. Ist aber alles theoretisch und schwer ausrechenbar. Aber ich denke schwarz muss deutlich genauer spielen als weiß um ein remis zu halten, weil weiß eben drohungen hat die schwarz abwehren muss, und selber kaum gewinnchancen (es sei denn weiß patzt). Vll sehe ich das auch zu einfach.
    • Ich würde ferner versuchen, die Läufer abzutauschen. Das Bauernendspiel ist ja oft gewonnen.
      Dieses nicht-tauschen-dürfen erschwert die schwarze Verteidigung. Imho gewinnt MG das mit Weiß gegen jeden menschlichen Spieler.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von toms ()

    • Gewinnweg (frei nach Reuben Fine: Basic Chess Endings, S. 150):
      1. König und Läufer optimal aufstellen / zentralisieren
      2. Kandidat voranbringen, einen Freibauern bilden und so weit wie möglich nach vorn bringen
      3. a) Wird der Bauer vom gegnerischen Läufer blockiert, dann kann die Blockade durch König und Läufer leicht gebrochen werden
      3. b) Wird der Bauer vom gegnerischen König blockiert, dann schwenkt der angreifende König zur anderen Brettseite und sammelt dort (ggfs. unter Aufgabe des Freibauern) die gegnerischen Bauern ein.

      Hier ein aktuelles Beispiel, in dem GM Erwin L'Ami die Gewinnführung wie oben beschrieben problemlos aufs Brett brachte:

      Andersen, Per O (2042) - L'Ami, Erwin (2646)
      Reykjavik Open 2014

    • Ich hab mir das Endspiel mal angesehen und auch mit Fritz 13 analysiert. Die Gewinnidee besteht darin die Bauern bei der Majorität vorzupreschen und dann mit dem König den Flügel wechseln und dort die Bauern abholen, so wie das schon von Schroeder beschrieben wurde. Beispielsweise mit Ld4, f4 und e4 nebst Aktivierung des Königs und dann abtauschen bis ein Freibauer gebildet ist. Soweit ich gesehen habe kann schwarz nicht viel dagegen tun und auch die Überführung des Königs auf den anderen Flügel nebst Abräumung der Bauern sollte gelingen. Natürlich gehört auch immer viel Präzision dazu, aber mein Fazit ist, dass die Stellung gewonnen für weiß ist.