Berliner Schachveranstaltungen

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    • Berliner Schachveranstaltungen

      Liebe Schachfreunde, ich möchte auf unseren nächsten Schachtreff am 29. April 2014 um 18.30 Uhr im Cafe Sibylle (Karl-Marx-Allee 72) und auf das 4. Schachfest im Berliner Hauptbahnhof am 10. und 11. Mai jeweils ab 11.00 Uhr hinweisen und dazu herzlich einladen.Bitte an Freunde und Interessierte weitersagen oder mailen! Mit guten Wünschen und freundlichen Grüßen!
      Paul Werner Wagner
      VorsitzenderEmanuel Lasker Gesellschaft

      Ich selber habe schon 2x an dieser Veranstaltung teilgenommen und war begeistert!Da ich mich mit Link nicht so auskenne,schaut bitte in Internet für nähere Informationselber nach!
      Gruß Schachfreund Kombibeyer
    • Nachlese Simultan Wolfgang Uhlmann

      Schachspieler müssen genügsame Menschen sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie in Ausübung ihrer Passion Lärm, kalte Zugluft, künstliches Licht sowie Gedränge und Geschubse in Kauf nehmen. So geschehen am vergangenen Samstag, den 10. Mai im Berliner Hauptbahnhof. Die Emanuel Lasker Gesellschaft und die Deutsche Bahn hatten zu einem Simultan mit Wolfgang Uhlmann geladen und die Veranstaltung mit dem Kalauer „Zug um Zug – Schach für alle“ tituliert. Ein löbliches Vorhaben, doch kann es in Berlin einen geistloseren Ort für ein attraktives Schachereignis geben als den Hauptbahnhof? Die gewaltige Voliere aus Stahl, Glas, Neonröhren und Beton unweit des Kanzleramtes ist sachlich betrachtet ein schnödes Einkaufszentrum ohne ausreichende Toiletten, von den üblichen Kettenläden bespielt, ergänzt um Gleisanschlüsse aus allen Himmelsrichtungen. Ein hoher Kundendurchsatz pro Stunde ist garantiert, also lohnt sich wohlmöglich der Streit um die Aufmerksamkeit der Passanten fürs Schach. Den Auftakt macht ein jugendliches Lebendschachensemble mit einer Partie von Emanuel Lasker auf einem improvisierten Brett in der Haupthalle; die Aufführung hat etwas von einem Happening im Gewirr der Touristen mit ihren Rollkoffern, der Demonstranten mit ihren Transparenten für die Energiewende, der Polizisten in Erwartung der Fußballfans, nicht zuletzt der isolierten Träumer, Müßiggänger und Flaschensammler.

      Im labyrinthischen Gebäude mit seinen etlichen Etagen, Galerien, Schaufenstern und Rolltreppen ist die Zone des Simultan nicht sofort zu finden. Endlich im Halbdunkel angekommen, empfängt mich eine spartanische Bühne aus Tischen mit friedlich aufgebauten Schachfiguren; in direkter Nachbarschaft liegt eine Burgerbraterei, ein Stockwerk tiefer werden kreischende Regionalzüge nach Nord und Süd abgefertigt. Im Minutentakt wehen Lautsprecherdurchsagen herbei: „Wir bitten Frau Svetlana Romanowskaja zur Information im Erdgeschoss zu kommen, Sie werden dort erwartet.“ Dieses Hintergrundrauschen ficht die Schachfreunde nicht an, die sich bereits an den Brettern versammelt haben und ihre Steine penibel zurechtrücken; einer geht etwas schüchtern auf Wolfgang Uhlmann zu und lässt sich dessen Buch über die Französische Verteidigung signieren. Wie immer, sind die Männer in der Überzahl. An den 25 Brettern im Geviert bin ich die einzige Frau, einige weitere Damen besänftigen ihre aufgeregten Söhne resp. tonisieren ihre stoisch blickenden Männer. Der Vorsitzende der Emanuel Lasker Gesellschaft stellt den 1935 geborenen Großmeister mit warmen Worten vor, Wolfgang Uhlmann selbst wünscht allen Simultanten einen Nachmittag, an den sie gern zurückdenken mögen, und beginnt seine Runde im Uhrzeigersinn.

      Ich wähle eine slawisch aussehende Verteidigung gegen den gebürtigen Dresdner und elfmaligen DDR-Champion und komme leidlich zur Rochade. „Oleee, ole, ole, oleee, der BVB, der BVB!“ schallt es Echos treibend zum Schachquartier herüber, ein Trupp Dortmunder Fußballfans zieht johlend, klatschend, Fahnen schwingend vorbei. „Eh, Alter, kumma, die spielen Schach. Eh, jetzt aber Läufer e4!“ Diesen lieb gemeinten Tipp eines Sachverständigen lehne ich stillschweigend ab, kümmere mich stattdessen um die Kontrolle des Zentrums durch die Springer. Wann die Spannung mittels Bauernschlagen aufheben, zu welchem Zeitpunkt eine Linie vorteilhaft öffnen? All diese drängenden Fragen am Beginn des Mittelspiels; Wolfgang Uhlmann zieht mit gleich bleibender Geschwindigkeit, für ihn ist es Routine, die Stellungsbilder zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen, ich muss bereits abwägen auf dem Weg zur richtigen Entscheidung. Dass es dabei empfindlich zieht auf dem schattigen Zwischendeck des Hauptbahnhofs, macht die Sache nicht leichter. Ich lasse meinen Blick über die Gesichter und Positionen meiner Nachbarn schweifen, sie sind mit stillem Eifer bei der Sache und blenden die herausfordernden Witterungsbedingungen einfach aus. Das muss wahre Liebe sein.

      Nach gut eineinhalb Stunden Spielzeit beginnen sich die Reihen zu lichten, die ersten Partien sind gelaufen; unter den Kiebitzen entdecke ich den freundlichen Inhaber meines Lieblingsschachladens, den ich lächelnd grüße, es mir aber verbitte, ihn, einen Fernschachgroßmeister, um Rat zu fragen. Ich habe zwischenzeitlich einen Bauern mehr und öffne die lange Diagonale für meinen fianchettierten Läufer, drohe sogar einzügig Matt, was aber nur zum Damentausch und zur Abwicklung ins Endspiel führt. „Der RE49 nach Rostock-Warnemünde fährt heute abweichend aus Gleis 8.“ Diese Information via Automatenstimme hilft mir nicht weiter, zu spät erkenne ich, dass die Waage sich zu meinen Ungunsten senkt. Wolfgang Uhlmann gewinnt einen Bauern und dominiert mit seinem Läuferpaar das Brett. Als er einen zweiten Bauern kassiert, empfinde ich das verzweifelte Halten der Ruine gegen einen Profi als unhöflich und quittiere meine Null. Ich gratuliere ihm und danke für seine Zeit; eingangs des Simultan, als er über die Glanzlichter seiner Karriere sprach, erwähnte er seine Siege gegen M. Botwinnik, W. Smyslow, B. Fischer und V. Anand. In solch illustren Kreisen verkehre ich also mit meiner Niederlage. Schachspieler mögen genügsam sein – aber ist es nicht schön, dass zu einem glücklichen Nachmittag 64 Felder und 32 Figuren ausreichen? Selbst im ungastlichen Berliner Hauptbahnhof.