Wenn ihr Svidler und Trent hören wollt, müsst ihr bei der Sprache "chess24 live" einstellen.
Bei mir war "Shamkir - English" voreingestellt und dann kommt man in den etwas fragwürdigen
Genuss der Kommentare von GM Sosonko und GM Iordachescu.

Wer in Gottes Namen führt im Internet die Bildregie? Die Herren Kommentatoren Jan Gustafsson und Peter Svidler (welch ein beneidenswert sauberes und flüssiges Englisch der Russe doch spricht!) sagen ja interessante und lehrreiche Dinge zur gerade laufenden Partie zwischen S. Karjakin und M. Carlsen, aber das Screendesign schmerzt. Warum müssen die beiden unbedingt in einem sterilen Unraum vor einem amorphen, überhellen Hintergrund platziert werden? Das Variantenbrett liegt eine Ebene vor den Kommentatoren, die an diesem vorbei und zugleich ins Leere blicken. Mag das Turnier auch gut organisiert sein und spannendes Schach liefern, die Ausstrahlung und damit Vermarktung via Web ließe sich noch verbessern. Schließlich lebt das Spiel doch auch von der Realpräsenz.

Sehr schön, dass man es geschafft hat doch so relativ kurzfristig ein Turnier zum Gedenken an Vugar Gashimov zu organisieren!

Und wahrlich Bemerkenswertes tut sich auch bei diesem Turnier.
Ein bisschen erinnert es an das gerade zu Ende gegangene Kandidatenturnier.
Nach der Hinrunde haben sich vier der sechs angetretenen Top Stars auf ein Ergebnis von jeweils 50% neutralisiert.
Es sind dies Karjakin, Nakamura, Caruana und Carlsen!
Am Ende der Tabelle steht der große Kämpfer Mamedyarov, bei dem man bei fast jeder Partie unbesehen auf einen spannenden Verlauf wetten kann.
Und ganz oben steht einer, mit dem garantiert keiner vorher gerechnet hat!
Ein Spieler, der im letzten Jahr über 80 Elopunkte verloren hat und im Teilnehmerfeld deutlich der Elo-Schwächste ist, aber wohl als einer der besten Freunde des leider viel zu früh verstorbenen Gashimov gelten darf; Teimour Radjabov!

Und das, nachdem man Radjabov gerade ziemlich unverschämt bei der Pressekonferenz danach gefragt hatte, warum er keine Spiele gewinnt…
Nach vier soliden Remisen holte er das heute nach. Ausgerechnet gegen keinen geringeren als den Weltmeister! Carlsen hatte es nach der gestrigen Pleite gegen Caruana offenbar trotzig auf einen echten Fight angelegt. Zu optimistisch opferte er mit Weiß in einem Königsinder die Qualität, musste aber sehr bald einsehen, dass er damit komplett aufs „falsche Pferd“ gesetzt hatte. Radjabov ließ keine Attacken zu und verwertete seinen Vorsprung routiniert.
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1753385
Keiner konnte sich übrigens daran erinnern, wann Magnus überhaupt einmal zwei Turnierpartien in Folge verloren hatte.

Auch gut zu sehen, wie hart bei dem Turnier gekämpft wird.
Ein schönes Beispiel ist die heutige Partie Mamedyarov gegen Caruana. In einer Grünfeld-Partie hatte Caruana meist die etwas schlechtere Stellung, aber letztlich doch ein sicheres Remis erreicht. Mamedyarov opferte gegen Ende (in einem Endspiel mit Damen und ungleichfarbigen Läufern) sogar seinen Läufer, um mit dem König ins feindliche Lager einzudringen und Mattdrohungen aufzustellen. Noch immer war mit dem richtigen Damenzug ein Remis für Caruana möglich. Aber bei abnehmender Bedenkzeit „erzwang“ Mamedyarov durch sein mutiges Spiel förmlich den Fehler und gewann.
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1753572 Durch das spannende finale eine Wahnsinns-Partie!
Für Caruana sicher auch eine Achterbahn der Gefühle nach seinem gestrigen Sieg gegen Carlsen.
Da kommt der Ruhetag am Freitag bestimmt auch mehr als gelegen.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Am Rande… Die Bildregie macht übrigens Macauley Peterson.
Da er aber bei diesen Übertragungen quasi alles (!) alleine macht, wäre ich da jetzt nicht so kritisch.
Im Gegenteil, ist es denn nicht in erster Linie wunderbar, dass man mittlerweile alle wichtigen Turniere im Web verfolgen kann?
Das große Brett auf der linken Seite ist für mich sogar ein Fortschritt zu den oft eher mickrigen Brettern früherer Übertragungen.
Mir ist auch erst mal wichtiger, was ich hören als sehen kann. Um so besser wenn dann solche starken Spieler wie Peter Heine Nielsen beim Kandidatenturnier oder nun hier Peter Svidler kommentieren (ab Samstag übernimmt Jan Gustafsson).
Und diesmal gibt es sogar zwei Optionen für die englische Kommentierung. An der Optik kann man immer noch arbeiten.

Aber es geht bildlich gesehen übrigens auch jetzt schon anders!
Zwei Kostproben von heute als Svidler erzählte, wie das damals genau mit Kasparov war…