Nimzowitsch-Indische Verteidigung

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    • John Cochrane hat seine gegen Mohishunder Bonnerjee in den Jahren 1848 bis 1855 in Kalkutta gespielten Partien notiert und zum Teil auch in Schachzeitungen veröffentlicht. Auf diese Weise sind heute 465 Partien des indischen Naturtalentes, der vor Cochranes Erscheinen in Kalkutta als unschlagbar galt, in den Datenbanken (dort findet man Bonnerjee auch unter dem Namen Mahescandra) erhalten. In diesen Partien spielte Bonnerjee folgende "indischen" Schwarzeröffnungen:

      Königsindisch 62 mal
      Grünfeldindisch 1 mal
      Nimzoindisch 2 mal

      Außerdem gibt es eine ganze Reihe Partien, in denen er Pirc und Modern Defence gegen 1.e4 spielte.

      Hier ein schönes Beispiel, in dem Bonnerjee lehrbuchmäßig die Schattenseiten des von Cochrane bevorzugten Vierbauernangriffes gegen Königsindisch aufzeigt, und dann mit einem fulminanten Gegenangriff siegt. Bei dieser Partie dürften auch Tartakower und Reti mit der Zunge geschnalzt haben, falls sie sie zu Gesicht bekommen haben:

      Cochrane, John - Bonnerjee, Mohishunder
      Kalkutta 1855




      Und all das 70 Jahre bevor die Hypermodernen in Europa seine Ideen aufgriffen. Da wäre es wohl angemessen gewesen, wenn Königsindisch als Bonnerjee-Verteidigung benannt worden wäre.
    • Nimzoindisch: klassische Variante 4.Dc2 b6

      In der 1. Runde der Schacholympiade in Batumi wandte Hikaru Nakamura die selten gespielte Variante 4.-b6 gegen den Capablanca-Zug 4.Dc2 mit Erfolg an:

      Baules, J. (2358) - Nakamura, Hikaru (2763)
      Schacholympiade Batumi, Runde 1, 24.9.2018
      Panama - USA



      Daniel King kommentiert die Partie:

    • Nimzoindisch: Rubinsteinvariante 4.e3 b6

      Auch gegen die Rubinsteinvariante kann Schwarz mit dem Fianchetto des Damenläufers antworten. Bei der Deutschen Meisterschaft hatte Niclas Huschenbeth damit in der 6. Runde Erfolg:

      GM Graf, Alexander (2572) - GM Huschenbeth, Niclas (2603)
      37. Deutsche Meisterschaft, Magdeburg, 6. Runde, 30.5.2019



    • Nimzoindisch: Sämischvariante (4.a3)

      Die Sämischvariante hatte seit dem Kandidatenturnier Zürich 1953 (dort wurde die schwarze Seite von Spielern wie Smyslow überragend gespielt), spätestens aber nach Partien wie Jussupow - Karpov (Linares 1993, siehe Posting 18) für lange Zeit einen schlechten Ruf. Erst in den letzten Jahren wird sie von Weltklassespielern wieder gelegentlich angewandt. Auch der Weltmeister setzt sie ab und zu als Überraschungswaffe ein. Das tat er im Finale seiner Magnus-Carlsen-Chesstour, und zwar in der Armageddon-Partie des fünften Satzes, die er mit Weiß gewinnen mußte. Es zeigte sich jedoch, daß sein Gegner Hikaru Nakamura von dieser Variante keineswegs überrascht wurde, sondern absolut auf der Höhe des Geschehens war:

      Carlsen, Magnus (2881) - Nakamura, Hikaru (2829)
      Magnus Carlsen Chess Tour Finale, 5. Satz, Armageddon-Partie, 18.8.2020



    • Nimzoindisch: Rubinsteinvariante mit 5.-b6

      Kann man einen starken Großmeister in 22 Zügen besiegen, ohne daß in der ganzen Partie auch nur ein einziger Stein vom Brett verschwindet? Bisher hatte ich das für ausgeschlossen gehalten - bis der 17-jährige amerikanische IM Hans Niemann mich vor einer Woche eines besseren belehrte:

      IM Niemann, Hans Moke (2478) - GM Maze, Sebastien (2557)
      VII Sunway Sitges International, 9. Runde, 22.12.2020



      Das dürfte wohl die kurioseste Partie des Jahres 2020 sein!



      Hans Niemann besitzt schon 3 GM-Normen und verbesserte durch diesen Sieg seine Elozahl im Liverating über 2500 - die letzte Voraussetzung, die ihm noch für den GM-Titel fehlte. Er wird den Titel demnächst von der FIDE verliehen bekommen.
    • Nimzoindisch: Leningrader Variante - Magnus Carlsens erster Sieg gegen einen Großmeister

      Das Xtracon Chess Open im dänischen Helsingør ist ein traditionsreiches Turnier, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1979 zurückgehen. Seit meiner Teilnahme im Jahr 2017 rangiert das Xtracon Open für mich in der Rangliste der attraktivsten Turniere ganz klar auf Platz 1. Organisation, Unterbringung, Austragungsort und Teilnehmerfeld sind unschlagbar gut. Auf dem Gelände des Konventum hat man einen tollen Blick aufs Meer und das Gefühl, in einem Urlaubsresort zu sein.

      Im Jahr 2003 hieß das Turnier noch Politiken Cup, benannt nach der Zeitung, die lange Jahre als Sponsor auftrat, und wurde in Kopenhagen ausgetragen. In der 5. Runde spielte ein noch recht unbekannter norwegischer Spieler gegen den renommierten englischen Großmeister Christopher Ward, der kurz zuvor ein Buch über die Nimzoindische Verteidigung veröffentlicht hatte. Magnus Carlsen hatte anscheinend dieses Buch gelesen und sich damit auf seinen Gegner vorbereitet. Er kam zu seinem ersten Sieg über einen Großmeister - ein historischer Moment!

      Carlsen, Magnus (2385) - GM Ward, Christopher (2531)
      25. Politiken Cup, Copenhagen, 5. Runde, 18.7.2003



      Hier die Analyse von Gotham Chess:



      Als Zugabe zeigt er im Video noch die Partie aus der letzten Runde des gleichen Turnieres Magnus Carlsen - Humpy Koneru. In diesem Turnier erspielte Carlsen eine IM-Norm und wurde kurz darauf zum IM ernannt. Den GM-Titel erreichte er bekanntlich im darauf folgenden Jahr 2004 im Alter von 13 Jahren.

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    • Nimzoindisch: Rubinstein-Variante mit Läuferentwicklung nach d2

      Ein relativ neuer Trend in der Rubinstein-Variante ist die Läuferentwicklung nach d2. Bei der Europa-Mannschaftsmeisterschaft ergab sich in dieser Variante ein unglaublicher Schlagabtausch zwischen zwei jungen Großmeistern:

      Keymer, Vincent (2639) - Bjerre, Jonas Buhl (2569)
      23. Europa-Mannschaftsmeisterschaft, Terme Catez, 2. Runde, 13.11.2021
      Deutschland - Dänemark, Brett 3



      Eine perfekte Partie des 17-jährigen dänischen Großmeisters, der in der Bundesliga für die SG Turm Kiel spielt. Sie wird in der aktuellen Folge von Chessbase TV von Oliver Reeh, Andre Schulz und Harald Schneider-Zinner ausführlich analysiert: Vincent Keymer: Unbedingter Siegeswille
    • Nimzoindisch: Rubinstein-Variante mit nachfolgendem Botwinnik-Angriff

      Am letzten Wochenende lieferte der Bundestrainer eine lehrbuchreife Angriffspartie in der Rubinstein-Variante ab:

      GM Gustafsson, Jan (2638) - IM Grigorian, Spartak (2460)
      Schachbundesliga, 3. Runde, 26.11.2022
      OSG Baden-Baden - Werder Bremen, Brett 7



      Conrad Schormann kommentiert die Partie:

    • Schroeder schrieb:

      Am letzten Wochenende lieferte der Bundestrainer eine lehrbuchreife Angriffspartie in der Rubinstein-Variante ab:
      @)) eine Frage die ich mir immer wieder stelle...
      Wie bekommt eine Eröffnung ihren Namen.
      Vermutlich durch das Zusammenspiel von beiden Farben.
      In der Realität am Brett kommt es erstens anders
      und zweitens als man denkt....
      ...sprich: heute spiele ich mal Nimzowitsch- Indische Verteidigung..
      Von wegen!/'* ‿シ
      ..denke schwarz entscheidet....
      8)
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Nimzoindisch: Zürcher Variante (4.Dc2 Sc6)

      Die Zürcher Variante entsteht nach den Zügen



      Schwarz ist bereit, seinen schwarzfeldrigen Läufer auf c3 zu tauschen (natürlich erst nach höflicher Aufforderung durch weißes a2-a3) und will dann mit d7-d6 und e6-e5 eine Bauernkette auf schwarzen Feldern errichten. Hier ein Artikel zur Geschichte und Namensgebung dieser Variante aus der NZZ: Zur Geschichte der Zürcher Variante

      Niemand anders als Aaron Nimzowitsch höchstpersönlich hatte nämlich bereits im August 1931 beim Turnier in Bled gegen Salo Flohr damit einen einmaligen, am Ende von Erfolg gekrönten Versuch unternommen. Ausserdem fördert die Datenbank zwei Partien von der Schweizer Meisterschaft 1930 in Lausanne und eine von der Meisterschaft 1931 in Winterthur zutage. Bei letzterer hatte der Zürcher Otto Zimmermann dem berühmten Gast-Grossmeister Nimzowitsch die Variante vorzusetzen gewagt. Obwohl das Experiment misslang und sich Nimzowitsch von der neuen Idee wenig begeistert zeigte, schien sie ihm die einmalige Probe gegen Flohr offenbar wert.

      Hier ist die besagte Partie Flohr - Nimzowitsch:

      Flohr, Salo - Nimzowitsch, Aaron
      Bled, 2. Runde, 24.8.1931





      Vor wenigen Tagen war die Zürcher Variante auf dem Brett, als Anna Cramling der Coffe Chess Crew (soweit ich weiß, tagt die in Los Angeles) einen Besuch abstattete und ein Match gegen "Bryan The Butcher" spielte:

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    • Nimzoindisch: Rubinstein-Variante mit 5.Sge2 c6

      In der Rubinstein-Variante überdeckt Weiß häufig im 5. Zug mittels Sge2 seinen Springer auf c3. Ein Schlagen auf c3 wäre jetzt für Schwarz wenig sinnvoll, denn das würde nur dem Weißen das Läuferpaar überlassen, ohne dabei die weiße Bauernstellung zu ramponieren. Schwarz antwortet dann normalerweise mit 5.-d5 oder 5.-Te8, was das Rückzugsfeld f8 für den schwarzen Läufer freimacht.

      In den letzten Jahren wurde ein weiterer Zug populär, nämlich der auf den ersten Blick etwas seltsam aussehende Zug 5.-c6. Die Idee besteht darin, dem Läufer einen Unterschlupf auf c7 zu geben. Der Zug wurde erstmalig vom deutschen Großmeister Eckhard Schmittdiel im Jahre 1992 gespielt, aber die Idee hat damals noch keine große Beachtung gefunden, vielleicht auch, weil er die Partie verlor. Heute wird der Zug von Weltklassespielern wie Caruana, So, Rapport und MVL gespielt.

      Bei der U12-Europa-Mannschaftsmeisterschaft, die zur Zeit im rumänischen Iasi stattfindet, bediente sich auch Christian Glöckler am Spitzenbrett der deutschen Mannschaft dieser Variante und produzierte damit eine Glanzpartie.

      Buyuk, Eymen Eren (1839) - FM Gloeckler, Christian (2318)
      European Youth Team Championship (U12), Iasi, 2. Runde, 25.7.2023
      Türkei - Deutschland, Brett 1



      Hier eine sehr gute Kommentierung dieser Partie durch Conrad Schormann:

    • Nimzoindisch: Hübner-Variante

      Die Hübner-Variante



      wurde schon zu Beginn dieses Threads kurz erwähnt. Die bekannteste mit dieser Variante gespielte Partie ist zweifellos die 5. Matchpartie Spassky - Fischer 1972, die Fischer als Schwarzer glänzend gewann. IM Christof Sielecki, auch bekannt als "Chessexplained", erläutert die Entstehungegeschichte, die Ideen und Feinheiten dieser Spielweise:

    • Nimzoindisch: 4.Sf3 Lxc3+

      Bei der Rapid-WM in Samarkand zeigte Magnus Carlsen eine überragende Leistung. In der 10. Runde traf er auf den späteren Zweiten Vladimir Fedoseev, und in dieser wichtigen Partie gelang ihm als Schwarzer ein positionelles Meisterstück:

      Fedoseev, Vladimir (2683) - Carlsen, Magnus (2830)
      World Rapid 2023, Samarkand, 10. Runde, 28.12.2023