Das Zeug zum Grossmeister?

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    • Das Zeug zum Grossmeister?

      @Alle:Was meint ihr,wo liegt die Grenze des machbaren für "Normalsterbliche"(2300 Elo?)? Oder kann jeder davon ausgehen,wenn er sich nur genug bemüht und Zeit und Fleiß investiert,dass er die 2500 Elo knackt? Ist es auch im Schach so,dass man alles erreichen kann,wenn man nur will,so wie es die Positivdenker so gerne formulieren? Oder gibt es eine "Deathline" an der 99,9% der Schachbegeisterten scheitern,egal was sie anstellen? Ich bin weit davon entfernt,sehr gut zu spielen (DWZ 1546),aber das liegt vor allem daran,dass ich mich noch nicht wirklich ernsthaft mit der "Schachmaterie"auseinandergesetzt habe.Verzeiht mir die vielleicht etwas infantile Fragestellung,aber es würde mich interessieren,wie ihr darüber denkt.LG Hensman
    • Es gibt keine allgemein gültige für alle geltende Deathline, verschiedene Studien deuten aber darauf hin, daß es sehr wohl für jeden Spieler eine individuelle, vom Talent bestimmte, Deathline gibt. Siehe z.B. hier: Talent schlägt Fleiß: Übung macht doch nicht den Meister

      Es gab sogar schon einmal einen Ansatz von dem englischen IM Levitt, diese individuelle Deathline, die mit intensivem Training maximal erreicht werden kann, mit einer Formel aus dem IQ näherungsweise zu berechnen.

      Elomax = 10 * IQ + 1000

      Näheres dazu siehe IQ and Chess strength

      Zu diesem Thema gab es vor längerer Zeit auch hier im Forum schon einmal eine Diskussion. Wenn ichs finde, stelle ich den Link rein.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Es gab im Forum in der Tat schon einmal eine Debatte über die individuelle Spielstärke, ihre Voraussetzungen, Förderbarkeit und Begrenztheit. Ein immergrünes Thema, zu dem das letzte Wort sicher nicht gesprochen ist. Seit der Etablierung der Computer in der Spielvor- und nachbereitung geht das Alter, in dem aus einem beachtlichen Talent eine echte Größe wird, immer weiter nach unten (bei gleichzeitig zunehmender Zahl an Hoffnungsträgern). Als Bobby Fischer im Alter von 15 Jahren den Großmeistertitel erhielt, war es eine Sensation; seine Elozahl von 2780 nach dem WM-Sieg gegen Boris Spasskij war über zehn Jahre lang der absolute Peak der Schachwelt. Heute erringen Junior*innen die höchsten Titel, und Magnus Carlsen spekuliert ungeniert über das Projekt Elo 3000. Ob diese Entwicklung eine Inflation des Großmeistertitels und der Elozahlen (und damit zweier Messwerte zum Vergleich der Stärke) markiert, kann ich nicht beurteilen, da sind die jungen und ambitionierten Spieler der Arena gefragt. Talent (was immer das genau sein mag) allein ist bestimmt nicht ausreichend, um das individuelle Potenzial auszuschöpfen; es hilft aber sicher, die damit verbundenen Mühen des Trainings und des Verzichts auf sich zu nehmen.

      Zum Nachlesen der Debatte unter den Forumsnutzenden:

      Do it like a Grandmaster
    • @ Läuferin.Danke auch dir.

      Ich habe mal über Rubinstein gelesen(kann mich nur dunkel erinnern),dass er in seinem Schachklub nur ein mittelmäßiger Spieler war,bis er eines Tages für Wochen dem Schachcafe fernblieb,und als er dort wieder auftauchte,war er der beste und wie man weiß brachte er es in Folge zu einem der besten Spieler seiner Zeit.Mich würde interessieren,was in diesen Wochen mit Akiba geschehen ist.Anscheinend hat er einen Weg gefunden,rasch sehr,sehr gut zu werden,ja sogar Weltspitze.Vielleicht hat er sein schlummerndes Genie entdeckt,oder aber er hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen,anders lässt sich sowas nicht erklären.(Erleuchtung?)
    • Ein Pakt Akiba Rubinsteins mit dem Teufel, um an Spielstärke dramatisch zuzunehmen? In seinem Roman „Doktor Faustus“ von 1947 beschreibt Thomas Mann, wie der Komponist Adrian Leverkühn dem Teufel seine Seele verkauft, um einige Jahre unerreichte Musik komponieren zu können. Die Rechnung Leverkühns geht auf, aber um den fürchterlichen Preis des Verzichts auf Liebe. In der Literatur ist eine solche Konstellation natürlich reizvoll, um das Unerklärliche großer Werke der Kunst den Menschen nahe zu bringen, ich glaube aber, dass sie die Sache unnötig romantisiert.

      Kein Mensch vermag zu sagen, wie William Shakespeare bar jeder höheren Bildung so makellose Sonette hat verfassen können. Niemand weiß, was genau Raffael über seine Zeit und die ganze Kunstgeschichte erhebt. Wie kommt der sechsjährige Wolfgang Amadeus Mozart dazu, Klavierkonzerte zu komponieren? All diese heroischen Rekonstruktionen unbestritten großer Leistungen in Kunst und Wissenschaft, erst recht angereichert mit Vokabeln der Unterwerfungsbereitschaft (Genie, Erleuchtung, Musenkuss) führen in meinen Augen ins Leere, weil sie die Strukturen, innerhalb derer eine schöpferische Produktion (und dazu wollen wir auch einmal das Schachspiel zählen) entsteht, nicht berücksichtigen.

      Virginia Woolf hat zur Kreativität und ihren Bedingungen sehr kluge Gedanken geäußert. Auf die Frage, wie denn eine Frau in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft künstlerisch produktiv sein könne, hat sie, neben der finanziellen Unabhängigkeit, das sprichwörtlich gewordene Zimmer für sich allein erwähnt, in dem sie sich dem Studium oder der Kunst widmen könne, ohne gestört zu werden. Damit ist die Basis einer jeden geistigen Leistung benannt; wie sie sich im Lauf der Zeit niederschlägt, entwickelt, verändert, ist von vielen Faktoren abhängig, da lassen sich bestimmt keine allgemeinen Aussagen treffen. Ohne ernsthafte Hingabe an eine Kunst aber wird es nichts, davon bin ich überzeugt.

      Was nun in jeder Zeit, von der Du, Hensman, schreibst, zum enormen Satz in Rubinsteins Spielstärke geführt hat, ist vielleicht in Kenntnis der genauen Lebenumstände zu bestimmen. In aller Regel ist das Schaffen Einzelner eingebettet in eine Zeitströmung, die erst ex post in ihrer Bedeutung klar hervortritt. Bei Rubinstein fällt auf, dass er seine maximale Stärke Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht hat, als die Theorie des Schachspiels gerade in der Entwicklung sich befand, mithin große Fortschritte und massive Überlegenheit sich leichter erzielen ließen, als meinetwegen nach Bobby Fischer. Da wäre Akiba Rubinstein eben ein Begünstigter gewesen. In die Schachgeschichte aber ging er als tragische Figur ein, weil ihm der I. Weltkrieg die Chance genommen hat, um die Krone zu spielen.
    • Wie stark kann ein normaler Schachspieler werden? Eine interessante Frage... In seinem Buch "Secrets of a Grandpatzer : HOW TO BEAT MOST PEOPLE AND COMPUTERS AT CHESS" , das 1979 gedruckt wurde äußert, der Autor Kenneth Mark Colby ein Amerikanischer Psychologe, dass er der Meinung ist, dass jeder Spieler in der Lage ist, eine USCF von 1800-2200 zu erreichen, also "ein Großpatzer" zu werden. Der Charakter eines jeden Einzelnen spielt aber auch eine sehr große Rolle, jeder ist anders, also wird auch jeder anderes spielen ... Ich persönlich denke, dass man es, wenn man wirklich hart arbeitet, aber einfach nicht dazu geschaffen ist ein Schachsuperstar zu werden im besten Fall FM werden kann, aber nicht IM oder GM.
    • Das ist eine sehr interessante Frage!

      auf die es zich mögliche Antworten gibt und vlt. auch die richtigen.

      Sich mit dieser Thematik zu beschäftigen,zeigt offensichtlich die Liebe zum Schach sowie viel interesse!

      nehmen wir an,ein kleinkind wird sehr früh gefördert und erlernt das Schachspiel,eröffnungen etc.

      Dieses Kind zeigt also auch nach 2 jahren des Schacherlernens weiterhin interesse und es macht ihm weiterhin spass

      Und je mehr dieses Kind sich mit der thematik widmet,also mit begeisterung, umso besser wird er sich entwickeln.

      Der eine mehr,der andere weniger.

      Warum aber ist das so!?...

      Denke da spielen kriterien wie: Intelligenz,Phantasie,IQ,die Künstlerische ader vlt. oder die Liebe und hingabe zu diesem Spiel und selbstverständlich das interesse


      Als ich vor sechs Jahren das Spiel erlernte,habe ich mich wenn auch nur minimal steigern können(von1500-1650 arena elo)

      am anfang habe ich just for fun gespielt und nahezu jedes spiel verloren,da absolut kein Plan vorhanden.

      Paar jahre später,gegen hauptsächlich stärkere gegner gespielt,paar Schachbücher gelesen,mehr Zeit investiert!

      Und siehe da! ich habe mich verbessert!:-)

      Hinzu kommen könnte ja evt. Das man in ein Schachklub gehen könnte,was auch an etwas Spielstärke dazukommen könnte!

      Fakt ist deshalb, egal ob Mensch oder Tier auf dieser Erde.Wir alle müssen erst Lernen!

      Der eine Mensch hat evt. Alle von den obengenannten Kriterien zur verfügung in hülle und fülle

      Und der andere eben weniger bis kaum...

      Und dann gibt es ja noch die Absoluten ausnahme Talente..

      Mein fazit:

      in der heutigen Zeit,ist es nicht einfach,neben Arbeit,Familie,Freunde,Haushalt,etc. Zeit zu finden,um sich auf dieses Niveau zu trainieren oder gar zu erreichen. Wenn man in die dwz ranking liste schaut, dann sind das nicht gerade viele.

      Man sollte also selbst abschätzen können,inwieweit man gehen will und unter welchen umständen dieser Weg in kauf genommen wird.
    • Also wegen Alter und Spielstärke:
      Ein in Deutschland und International sehr beachteter Trainer hat mir zum Thema Jugendförderung gesagt:
      Wer mit 18 keine 2400 ELO und den IM Titel hat fliegt aus der Trainingsgruppe, da es zum Schachprofi unmöglich reichen kann in Deutschland.

      Einer der letzten, die er raus gebracht hat ist GM Sabastian Bogner.

      Grüße Daniel
    • Ein sehr interessanter Artikel von Bruno Wiesend zum Thema Spielstärkeentwicklung und Elo-Inflation:
      Die Elo-Inflation verstehen

      Einige der Ergebnisse seiner statistischen Untersuchungen:

      - Lernen erfolgt nicht kontinuierlich, sondern in Stufen.
      - Die Elo-Inflation hat nichts mit der Einstiegs-Elo der FIDE (derzeit bei 1000) zu tun, sondern findet in der Kindheit und Jugend statt.
      - Die kritische Phase vor dem 10. Lebensjahr prägt die spätere Entwicklung. Wer dieses Zeitfenster verpasst, vergibt die Chance, ihr oder sein natürliches Potential voll auszuschöpfen.
    • Hallo Schröder,

      klar ABER woran erkennt man wie hoch sein natürliches Potential ist?

      Ich bin da bei dfuchs jeder "normale" kann durch Fleiß und Übung (Untericht) so um 1800 DWZ (ELO) erreichen, würde aber nach oben nicht über 2100 gehen. Bei mehr braucht man schon Talent.

      Schroeder schrieb:

      - Die kritische Phase vor dem 10. Lebensjahr prägt die spätere Entwicklung. Wer dieses Zeitfenster verpasst, vergibt die Chance, ihr oder sein natürliches Potential voll auszuschöpfen.