Wie ich Grossmeister wurde (Aaron Nimzowitsch)

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    • Wie ich Grossmeister wurde (Aaron Nimzowitsch)

      Die gleichzeitige Analyse von Stellungen verschiedener Art führt im Ergebnis nur zu einem gedanklichen Chaos,während das gründliche Studium eines Typs seine Wirkung nicht verfehlt und das Niveau des positionellen Verständnisses erhöht.

      Wenn Sie,verehrter Leser,sich mit größtmöglicher Intensität an die Untersuchung eines Stellungstyps machen,sagen wir zentrale Linie gegen Flankenangriff,so würde es mich nicht im geringsten wundern,wenn Sie im Anschluß daran ein klareres Urteil auch auf dem Gebiet des Endspiels abgeben könnten.Der Prozeß des Studiums einer typischen Stellung verfolgt als Ziel nicht nur die Analyse gerade dieser Lage,sondern auch die Verbesserung des positionellen Gespürs insgesamt.Ich glaube an die radioaktive Kraft dieser Methode:der ganze schachliche Organismus erwacht gleichsam und wartet voller Freude auf seine Erneuerung.Es wird nicht nur das Positionsgefühl gestärkt-die charakteristische Verbesserung besteht möglicherweise darin,daß der Schachspieler,der früher Trugbildern nachjagte(zum Beispiel ewig von Mattangriffen träumte),plötzlich auf die ernsthafteste Weise die schachliche Wirklichkeit berücksichtigt......Kombinatorisches Talent plus gründliche Arbeit können das Unmögliche möglich machen,und deshalb rate ich Ihnen noch einmal:"Kombinationsspieler,bemühen Sie sich SCHRITT FÜR SCHRITT,die wichtigsten positionellen Motive und Strategien zu verstehen!!! Und Spieler,die Kombinationen nicht mögen,bemühen Sie sich,diese zu lieben,studieren Sie sie! Allein die Verbindung von kombinatorischem mit positionellen Spiel bringt Ihnen die Erfolge,die Freude und das Entzücken,durch die das Schach so reich ist.
    • er verdient es, weltmeister zu sein. er hat einen stark geprägten stil, akkurat und erfinderisch, logisch,energisch. in jedem kampfe wird er sich mit ehren schlagen. mir war sein schach sehr sympathisch, ich freute mich, einen gegner aus stahl zuhaben, aber die umstände gestatteten mir nicht, so zu spielen, wie ich geplant hatte. unter den bedingungen des klimas und der lebensweise schmolzen meine fähigkeiten ein. mein positionsurteil, die genauigkeit meiner kombination, sogar das einfache sehen der stellung wurden geschwächt und verwirrt und in der ermüdung fast zunichte gemacht. ich konnte dem nicht entgehen, wiewohl ich niemals demoralisiert ward.

      dies schrieb emanuel lasker über den kampf um die weltmeisterschaft mit jose raul capablanca in havanna. der weltmeister lasker gab beim stande von 4:0 bei zehn remispartien auf. ursprünglich waren 24 partien vorgesehen.

      dem buch meisterspiele unvergessliche schachpartien von rudolf teschner entnommen.
    • Dr. Emanuel Lasker(Lehrbuch des Schachspiels)

      Man kann sich irren,aber es lohnt sich nicht zu versuchen,sich selbst zu betrügen.Wer im Leben tapfer seine Ansichten vertritt,kann natürlich auch verlieren.Aber wenn er sich bemüht,die Ursachen seiner Niederlage zu verstehen,dann gereicht ihm dies zum Nutzen.Allmählich wird er ein Meister,ein Kenner,ein Künstler.

      Wem es bereits an Kühnheit zur Verwirklichung seiner Ideen fehlt,der verliert die Fähigkeit des Kämpfers und nähert sich der Niederlage.Das Studium des Schachspiels muss eine Erziehung der Fähigkeit sein,selbstständig zu denken.Schachliches Können sollte nicht ausschließlich eine Sache des Gedächtnisses sein,denn eingeprägte Varianten sind überhaupt nicht so wichtig...Das Gedächtnis ist ein zu kostbares Werkzeug,um es mit Kleinigkeiten zu belasten.Von meinen 68 Jahren verwendete ich mindestens 40 darauf,Gelerntes oder Gelesenes zu vergessen,und weil mir dies gelang,bewahrte ich meine geistige Frische.Also,es geht darum,nicht Schlußfolgerungen im Gedächtnis zu bewahren,sondern Methoden.Eine Methode ist elastisch-sie kann in verschiedenen Situationen des Lebens angewendet werden.Und wer sich Fähigkeit aneignen will,im Schach selbstständig zu denken,der muss alles vermeiden,was darin tot ist:künstliche Theorien,die auf sehr wenige Beispiele und eine grosse Anzahl von Erfindungen gerichtet sind,die Angewohnheit,mit schwächeren Gegnern zu spielen,der Gefahr auszuweichen,ohne Kritik etwas zu übernehmen und ohne zu überlegen ,Varianten und Regeln zu wiederholen,die andere angewendet haben,selbstgefällig und eitel zu sein,sich seine Fehler nicht eingestehen-kurz gesagt,alles,was zu Routine und Anarchie führt.