Wijk aan Zee 2015

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    • Wijk aan Zee 2015

      Nur noch eine Woche, und Wijk geht in die siebenundsiebzigste Runde. Am 9. Januar beginnt im niederländischen Badeort Wijk aan Zee das erste Superturnier des jungen Jahres 2015, nach dem gegenwärtigen Sponsor Tata Steel Chess Tournament genannt. In der Masters-Gruppe ist Weltmeister Magnus Carlsen nicht nur (wie immer) die Nummer Eins der Setzliste, sondern auch erklärter Anwärter auf den Turniersieg. Fabiano Caruana und Titelverteidiger Levon Aronian dürften dem Norweger am härtesten zusetzen. Mit besonderer Spannung wird der Auftritt Anish Giris erwartet, der in der FIDE-Weltrangliste vom Januar bereits auf Platz Sieben notiert. Vassily Ivantschuk ist immer für eine Überraschung gut, ebenso Weltmeisterin Yifan Hue, die nach 2014 zum zweiten Mal in der Topgruppe mitspielt. Etwas überraschend, findet sich im vierzehnköpfigen Teilnehmerfeld kein einziger russischer Schachspieler. Dafür sind in der Challengers-Gruppe mit Vladimir Potkin und Valentina Gunina gleich zwei Aktive aus Russland mit von der Partie; hier liegt das Augenmerk zudem auf David Navara, Sam Shankland und dem immergrünen Jan Timman. Zusätzlich zum angestammten Turnierort an der Küste kommen mit Rotterdam (15. Januar) und Den Haag (21. Januar) zwei weitere Spielstätten hinzu. Wenn Wijk so wird wie gewohnt, können sich die Schachfreund*innen weltweit auf lebhafte, aufregende und lehrreiche Partien freuen. Das Turnier wird selbstredend auf der offiziellen Webseite des Veranstalters übertragen und kommentiert. Und wer sich kurzfristig zum Kiebitzen vor Ort entschließen möchte: Der Eintritt in den Turniersaal ist frei.

      tatasteelchess.com
    • Morgen um 13:30 Uhr geht es los mit den Paarungen

      1. Runde (Samstag 10.1.2014
      Radjabov, T. - Van Wely, L.
      Ivanchuk, V. - Jobava, B.
      Vachier-Lagrave, M. - Hou, Y.
      Ding, L. - Caruana, F.
      Saric, I. - Aronian, L.
      Giri, A. - Carlsen, M.
      So, W. - Wojtaszek, R.

      Kommentieren wird u.a. Yasser Seirawan. Liveübertragung ==> Tata Steel Chess Tournament

      Rundenbericht mit Video von Jan Gustafsson: Tata Steel 2015, 1: Ivanchuk, Caruana und MVL gewinnen

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    • Die ersten vier Runden sind gespielt. Vor dem morgigen ersten Ruhetag in Wijk aan Zee lässt sich sagen, dass das Turnier an der niederländischen Nordseeküste die traditionell hohen Erwartungen an spannendes und abwechslungsreiches Schach locker erfüllt.

      Das Feld der Masters-Gruppe führt Veteran Vassily Ivantschuk mit 3,5 aus 4 Punkten an, es folgen Fabiano Caruana und Liren Ding mit jeweils 3 Zählern. Weltmeister Magnus Carlsen tut sich schwer, musste bereits eine Niederlage gegen Radoslaw Wojtaszek quittieren und findet sich im für ihn ungewohnten Mittelfeld wieder, Vorjahressieger Levon Aronian hat einen noch schlechteren Start erwischt und kommt auf magere 1,5 aus 4. Die rote Laterne trägt mit Baadur Jobava der strahlende Sieger der letztjährigen Challengers-Gruppe, der bisher so gar nicht zu seinem unorthodoxen Schach finden wollte. Weltmeisterin Yifan Hue hat immerhin einen Punkt erspielt und kämpft um den Anschluss. Publikumsliebling Anish Giri (ginge es nach den Organisatoren, der kommende WM-Herausforderer) spielt solide und vielleicht etwas zu vorsichtig, dafür kommt er auf eine Remisquote von 100 %.

      Insgesamt liegt der Anteil entschiedener Partien Wijk-typisch erfreulich hoch, bei 13 aus 28 Spielen gab es einen Sieger zu beklatschen. Im weiteren Turnierverlauf werden die Kommentare hoffentlich störungsfrei ablaufen, sonst gibt es nichts zu meckern beim ersten großen Turnier des Jahres 2015.

      Offizielle Turnierseite: tatasteelchess.com
      Impressionen und Analysevideos: chessbase.com
    • 6. Runde

      In einer Klasse-Partie bezwang Carlsen mit den schwarzen Steinen Caruana und hat damit bis auf einen halben Punkt zum führenden Ivanchuk aufgeschlossen. Diese Partie wird von Daniel King im Video und Alejandro Ramirez in PGN-Form kommentiert in Tata Steel Rd6: Important wins



      In dieser Runde gab es - wie schon in den Runden zuvor - reichlich aufregende Partien, die das Turnier in Verbindung mit den Live-Kommentaren von Yasser Seirawan zu einem absoluten Leckerbissen für Schachfans machen. Morgen kommt es zum weltmeisterlichen Duell Magnus Carlsen - Yifan Hou.

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    • 7. Runde

      Carlsen ist anscheinend warmgelaufen und zieht durch einen Sieg gegen Yifan Hou (seinen vierten Sieg in Folge) mit Ivanchuk gleich, der gegen Anish Giri mit Mühe und viel Glück (die Computerbewertung zeigte im Damenendspiel in der Spitze ein +85 zugunsten von Giri an) ein Remis ins Ziel retten kann. Carlsen und Ivanchuk führen das Feld jetzt mit 5 Punkten an.
      Jan Gustafsson erläutert im Video die Partie der beiden amtierenden Weltmeister: Tata Steel 2015 R7: Carlsen catches Ivanchuk

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    • Der morgige Ruhetag kommt gelegen, den Spielern sicher, die sich erholen wollen, und den Kiebitzen, die Angst um ihre Nerven ob der spannenden Partien bekommen.

      Heute ist Vasil(ly) Ivanchuk gegen Wesley So in eine vorbereitete Variante eines Quasi-Marshall in der Spanischen Partie geraten und mit allem Drum und Dran gekentert. Pikant, dass das Sieg bringende Opfer Sos bereits publiziert (und von Jan Gustafsson analysiert), von Ivanchuk aber nicht registriert wurde. Der auf den Philippinen geborene, nun für die USA spielende So wurde gleich zum nächsten WM-Kandidaten ausgerufen. On verra.

      Maxime Vachier-Lagrave, nonchalant mit MVL abgekürzt, fügte Anish Giri dessen erste Niederlage im Turnier zu. In einer Anti-Berliner Partie, die nicht in die zu erwartenden Zeitlupenmanöver führte, kam der Franzose zu einer lang anhaltenden Initiative und einem Angriff, den er schließlich in ein gewonnenes Endspiel abwickelte. Geteilter zweiter Platz mit So und Ding nach der dritten gewonnenen Partie en suite.

      Liren Ding hat in acht Spielen erst einmal remisiert, heute fuhr er seinen fünften Sieg ein. Sein Gegner Ivan Saric behandelte die Slawische Verteidigung glücklos, vernachlässigte die Sicherheit seiner Majestät und geriet unter starken Druck, der ihn einen Bauern und die Qualität kostete. Der Chinese, der im winterlichen Wijk in warmer Jacke am Brett sitzt, brachte die Partie nach Hause und liegt einen halben Punkt hinter dem Führenden.

      Enfant Terrible Baadur Jobava spielte heute 1.b3 gegen Magnus Carlsen, der selbst gern zu unorthodoxen Eröffnungen greift. Nach einer turbulenten Phase, die an halbseidenes Kaffeehausschach erinnerte, konsolidierten die Spieler die Partie und erreichten ein Endspiel, das Carlsen mit gewohnter Unerbittlichkeit zum Gewinn führte. Sein fünfter Erfolg in Serie bringt ihm die alleinige Tabellenführung.

      Hue Yifan und Levon Aronian trennten sich friedlich, beide warten noch auf ihren ersten Sieg im laufenden Turnier. Der bisher unglücklich agierende Loek van Wely steht nach Stockfish gegen Fabiano Caruana auf Verlust, der bislang unter dem Radar spielende Teimour Radjabov hat gegen den schwächelnden Radoslaw Wojtaszek eine klar bessere Position. Egal wie die noch laufenden Partien ausgehen, die Remisquote der Masters-Gruppe liegt knapp unter 50 %.

      Offizielle Turnierseite: tatasteelchess.com
      Analysevideos: chessbase.de
      Public viewing: #tatasteelchess

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    • Muss ich jetzt mit meinen paar Elos wirklich der Erste sein, der sich mao vor dem großen Carlsen verneigt? Ihr träumt immer noch von Eurem Vishi, dem Kasparov oder Kramnik. Nein, wir haben Gott sei Dank Carlsen, der den Sport nach vorne bringen kann. Er ist schlampig gestartet und musste dann gewinnen. Das tat er einmal, zweimal, dreimal, viermal, und jetzt zum fünften Mal hintereinander. Und irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass es ihm die Wenigsten auf der Arena gönnen
    • Muss ich jetzt mit meinen bescheidenen Fußballkünsten wirklich der erste sein, der sich mal vor dem großen FC Bayern verneigt? Ihr träumt immer noch von Eurem Leverkusen, Schalke oder der Hertha. Nein, wir haben - Gott sei Dank - den FCB, der den Sport nach vorne bringen kann. Er ist schlampig gestartet (zwei Unentschieden an den ersten vier Spieltagen!) und musste dann gewinnen. Das tat er einmal, zweimal, dreimal, viermal, und jetzt zum fünften Mal (ist noch mehr, aber so weit kann ich nicht zählen) hintereinander. Und irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass es ihm die wenigsten auf der Arena gönnen.

      Vielleicht wird es jetzt verständlicher?! ;)
      Entweder mag man ihn oder nicht, das ist einfach eine Frage der Sympathie, mehr nicht.
    • @ Köhler, Tobi : Könnt ihr mal euern "Kindergarten - Müll" hier aus dem Sach- Thema rauslassen, viele Leute sind froh, dass Schröder und auch Läuferin immer wieder sachlich über grosse Turniere berichten und die passenden Links gleich mitliefern - Danke auch mal an dieser Stelle !
    • Also die Analysen und Partiebesprechungen von Jan Gustafsson zu den Partien 6 und 7 von Magnus Carlsen sind super, und mit Schulenglisch zu verstehen. Zugkombinationen sind klar nachzuvollziehen und die Pläne und Absichten der Gegner werden deutlich. Zwar verschwendet er Anfangs immer zu viel Zeit mit Spekulationen über "Was wäre wenn der oder diejenige diese oder jene Eröffnung gewählt hätte, wie damals bei xy-Turnier gegen xy", aber das kann man gut verschmerzen. Hoffentlich macht er weiter mit den Partiebesprechungen.
    • Wie entspannt muss ein Land sein, das ein Schachturnier im Parlamentsgebäude abhält. Nein, es geht hier nicht um die Assemblée Nationale, nicht um Westminster und auch nicht um die Duma, sondern um das Pressezentrum der Generalstaaten, des niederländischen Parlamentes in Den Haag. Dorthin reiste nämlich am gestrigen zehnten Spieltag des Tata Steel Chess Tournament die Masters-Gruppe; und da die Niederlande ein Land der kurzen Wege sind, blieb nach der Busfahrt (!) von Wijk aan Zee in die Kapitale auch noch Zeit für einen Besuch des berühmten Mauritshuis mit seinem Vermeer. Felix Holland.

      Im Turnier blieb bezüglich der Tabellensituation alles beim Alten. Vasil Ivanchuk und Magnus Carlsen remisierten im vermeintlichen Spitzenspiel im nüchternen Stil nach kurzer Zeit, offenbar wollte oder konnte der Ukrainer den Weltmeister nicht im Kampf um die Spitze fordern. Hue Yifan verlor unglücklich und unnötig gegen Loek van Wely, Baadur Jobava bezahlte für seine Freistileröffnung diesmal gegen Fabiano Caruana und Anish Giri spielte Ivan Saric in einer scharfen Sizilianerin aus. Drei Runden vor Schluss führt Magnus Carlsen mit einem glatten Punkt Vorsprung vor Wesley So, als einziger noch ohne Niederlage, und Maxime Vachier-Lagrave, gegen den er morgen mit Weiß antritt. Eine Vorentscheidung?

      In der Challengers-Gruppe liefern sich Yi Wei (China) und David Navara (Tschechien) ein Rennen um den Turniersieg, verbunden mit dem Aufstieg in die Masters-Gruppe 2016, die beiden haben bereits eineinhalb Punkte Abstand auf den Dritten, Robin van Kampen aus den Niederlanden, und gar zwei auf Sam Shankland aus den USA auf Platz vier. Jan Timman, mit seinen 63 Jahren ältester Teilnehmer im Feld und Sieger des Turniers 1981 und 1985, macht mit nun fünf Niederlagen bei den Challengers eine traurige Figur und hält so eben den vorletzten Rang. Sein Co-Redakteur bei der New in Chess, Dirk Jan ten Geuzendam, der gestern die Geschehnisse kommentierte, überging diesen Umstand pietätvoll.

      Noch drei Tage Spitzenschach in Wijk aan Zee. Möge Hue Yifan ihren ersten Sieg erzielen, möge Anne Haast die nötigen Punkte für ihren WGM-Titel erreichen, mögen alle Spieler weiterhin so attraktive Werbung für das Schach machen. Bisher klappt es ganz ausgezeichnet, nimmt man die rege Begleitung der Partien im Netz und die Kiebitze vor Ort zum Maßstab. Davon können andere Organisatoren nur lernen.

      Offizielle Turnierseite: tatasteelchess.com
      Analysevideos: chessbase.de
      Public Viewing: twitter.com/tatasteelchess
    • GM Karsten Müller und IM Frank Lamprecht, bekannt u.a. als Autoren des Buches "Fundamental Chess Endings", haben sich einige Endspiele aus Wijk aan Zee angesehen und instruktive Analysen dazu präsentiert:
      Karsten Mueller instructs: Wijk Endgames (1)
      Mueller and Lamprecht: Wijk endgames (2)
      Karsten Mueller instructs: Wijk Endgames (3)

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    • Bei dem Riesenreservoir starker bis sehr starker Schachspieler*innen aus China, kann man schon mal den einen oder die andere übersehen. Den Namen Yi Wei aber wird man sich merken können, und das nicht nur, weil er so kurz und eingängig wäre. Bereits bei der Schacholympiade 2014 im norwegischen Tromsø bestach er als Teil der siegreichen chinesischen Mannschaft durch sein druckvolles und erfolgreiches Schach. Wie er soeben in der Challengers-Gruppe in Wijk aan Zee die niederländische Internationale Meisterin Anne Haast vom Brett geschubst hat, sorgt für leuchtende Augen und stummes Staunen. Yi Wei nutzte einen Moment der Unachtsamkeit seiner Gegnerin in einer scharfen Sizilianerin aus und fertigte sie im Stile eines Mikhail Tal ab. Nach diesem Sieg führt der Chinese die Tabelle der Challengers mit zehn Punkten aus zwölf Partien an und wird nach menschlichem Ermessen 2016 bei den „Großen“ des Tata Steel Chess Tournament mitspielen. Im Juni dieses Jahres feiert Yi Wei seinen 16. Geburtstag.

      Zum Nachspielen: tatasteelchess.com