Damengambit/Abtausch Variante D35

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    • Damengambit/Abtausch Variante D35




      Am meisten Probleme habe ich als schwarzer mit dem abgelehnten Damengambit ( obwohl ich diese eröffnung oft als weißer spiele).
      Ich denke dies ist eine gute Variante für schwarz wie spielt man am besten weiter?
      welchen Plan verfolgt der schwarze?

      grüße Leon
    • Hallo Leon,

      gegen die Abtauschvariante gibt es mehrere Ideen/Varianten. Eine gute (meiner Meinung nach die beste Erwiderung, wenn man denn das abgelehnte Damengambit spielt) ist folgende Variante:



      Die Idee von Schwarz ist es mit g6 die Dame-Läufer Batterie zu blocken, anschließend zu rochieren und die Entwicklung zu beenden. Sollte Weiß lang rochieren tut Schwarz es ihm gleich (z.B. mit Sb6,Ld7). Weiß kann nun im Zentrum spielen
      (Sg3,The1,etc.) oder versuchen gegen den Schwarzen König in den Angriff zu ziehen (Kb1,Tc1,Sa4,etc.). Gegen den Königsangriff sollte Schwarz gut verteidigen können und muss sich hier keine größeren Sorgen machen.

      Hier eine Beispielpartie:

      [White "Bareev, Evgeny"]
      [Black "Rabiega, Robert"]
      [Result "1/2-1/2"]



      Sollte Weiß im Zentrum spielen sollte Schwarz ebenfalls keine Probleme besitzen, da dieser sehr langsam ist. Hier sollte je nach dem schon f5 reichen um den Angriff zu stören.


      Wenn Weiß kurz rochiert gibt es ebenfalls zwei Ideen auf die sich Schwarz einstellen muss. Es gibt wieder die Idee des Zentrumsangriffs oder einen Minoritätsangriff.


      Für den Zentrumsangriff zählt selbiges wie bei der langen Rochade. f3+e4 müssen vorbereitet werden und brauchen einige Zeit, welche Schwarz gut zum verbessern seiner Figuren nutzen kann und sich auf den Angriff einstellen kann.

      Da ich vom Minoritätsangriff nur wenig/keine Ahnung habe, kann ich dir darüber keine Auskunft geben.


      Ich hoffe ich konnte dir helfen.
      Gruß
      Chesswizz
    • Damengambit: Abtauschvariante mit 5.Lg5 c6 6.e3 Lf5

      In der Abtauschvariante gibt es eine oft gespielte Fortsetzung



      die zu einem frühen Damentausch, aber auch zu einer Schwächung der schwarzen Bauernstruktur am Königsflügel führt. Vor 4 Jahren zeigte Magnus Carlsen in seiner Partie gegen Vladimir Kramnik in dieser Stellung ein starkes Springermanöver, das mit 12.Se2! eingeleitet wird. Damit gelang ihm ein vielbeachteter Sieg, der unter anderem Jan Gustafsson so beeindruckte, daß er in seinem Schwarzrepertoire nicht - wie ursprünglich beabsichtigt - das abgelehnte Damengambit, sondern Nimzoindisch als zentralen Baustein empfahl. Später wurde das schwarze Spiel verbessert, und so stand die Variante auch gestern bei der Frauenweltmeisterschaft zur Diskussion.


      Goryachkina, Alexandra (2578) - Ju Wenjun (2584)
      Frauenweltmeisterschaft, Wladiwostok, 10. Partie, 20.1.2020



      Mit diesem Sieg ging die chinesische Titelverteidigerin mit 5,5 : 4,5 in Führung. Hier erläutert agadmator (alias Antonio Radic) die Partie:



      Ein amüsantes Detail aus der Live-Kommentierung: Nach 18.Le2 analysierten Hou Yifan und Nigel Short lange die beiden möglichen schwarzen Antwortzüge 18.-h6 und 18.-f6. Schließlich kam es zu folgendem Dialog:

      Short: There is one other possibility - 18.-h5 - which is hidious. It is a crime, I think, to play a move like that.
      Hou: No way!
      Short: I agree. No way is this going to happen.

      Und was passierte? Ju Wenjun spielte eben diesen "grässlichen" Zug 18.-h5 und gewann später die Partie.
    • Auch Vishy Anand ist offenbar der Meinung, daß die Stellung nach dem "gräßlichen" Zug 18.-h5 völlig in Ordnung für Schwarz ist. Beim Nations Cup zeigte er heute gegen Ding Liren, daß sich die schwarze Stellung sogar bei Verlust des h-Bauern problemlos verteidigen läßt:

      Ding, Liren (2836) - Anand, Viswanathan (2751)
      FIDE Online Nations Cup, 4. Runde, 6.5.2020
      China - Indien, Brett 1



      Der Sieg in diesem Kampf ging mit 2,5 : 1,5 an die Chinesen, die den Nations Cup bisher ganz klar dominieren. Vishys Team Indien bildet z.Zt. das Schlußlicht, aber in den 6 noch aussteheden Runden kann sich daran noch viel ändern.
    • Damengambit Abtauschvariante: Das Entlastungsmanöver 8.-Sh5

      In Posting 2 wurde von Chesswizzard eine solide Möglichkeit für Schwarz in der Abtauschvariante gezeigt, die auf dem Zug 8.-Sh5 beruht. Dabei kommt es zu einem Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer, was eine Entlastung für das schwarze Spiel darstellt. Im weiteren Verlauf rochieren häufig beide Spieler lang. Das Entlastungsmanöver 8.-Sh5 (manchmal auch 9.-Sh5 nach der Einschaltung von 8.-h6 9.Lh4) wird mittlerweile von vielen Weltklassespielern als zuverlässigste Bekämpfungsmethode der Abtauschvariante angesehen.

      Ein spannendes Beispiel dazu lieferten uns vor wenigen Tagen Hikaru Nakamura und Richard Rapport im Halbfinale des laufenden FIDE Grand Prix in Berlin. Rapport erreichte eine ausgeglichene Mittelspielstellung, aber Nakamura gelang es dann doch noch, große Verwicklungen zu erzeugen und die Partie nach langem Kampf zu gewinnen. Eine äußerst lehrreiche Partie!

      Nakamura, Hikaru (2736) - Rapport, Richard (2763)
      FIDE Grand Prix in Berlin, Halbfinale, 1. Partie, 12.2.2022



      Hier die Analyse von "Gunny":



      Inspiriert von Rapports Eröffnungsbehandlung, habe ich diese Variante gestern als Schwarzer bei der DSOL im Kampf SKJE Hamburg - Werder Bremen II angewandt. Ihr findet die Partie mit ein paar Kommentaren in dem Thread DSOL 2022.
    • Damengambit Abtauschvariante: die Aufstellung mit 5.-c6 und 6.-Ld6

      Das im vorigen Posting gezeigte Entlastungsmanöver mit Läuferentwicklung nach e7 gefolgt von Sh5 stellt eine solide Möglichkeit für Schwarz dar. Er kann jedoch auch seinen Königsläufer nach d6 entwickeln, kurz rochieren und dann seinen Turm nach e8 stellen, was vollständig andere Pläne verfolgt. Ein Spezialist für diesen Aufbau ist der amerikanische IM Eric Rosen, der darüber einen chessable-Kurs verfaßt hat. Beim Schachfestival in Biel spielte er gestern mit dieser Variante eine lehrreiche Partie:

      Adocchio, Giampiero (2165) - IM Rosen, Eric (2344)
      Biel Chess Festival, 3. Runde, 19.7.2023



    • Damengambit Abtauschvariante: Das Entlastungsmanöver 7.-Le7 und 8.-Sh5

      Vier Runden später spielte Eric Rosen ebenfalls das Entlastungsmanöver mit 7.-Le7 und 8.-Sh5. Gegen seinen indischen Gegner, der IM-Stärke hat, aber keinen Titel trägt, ergab sich auch hier eine äußerst instruktive und hochklassige Partie:

      Rohith, Krishna (2429) - IM Rosen, Eric (2344)
      56th Biel Master Open, 7. Runde, 24.7.2023



    • Damengambit Abtauschvariante: Die Läuferabdrängung mit 7.-h6 und 8.-g5

      Ein weiterer interessanter Plan für Schwarz besteht darin, den auf g5 auftauchenden weißen Läufer mit 7.-h6 und 8.-g5 abzudrängen und ihn dann mit 9.-Sh5 abzutauschen. Schwarz verschafft sich auf diese Weise das Läuferpaar und plant, lang zu rochieren. In der 6. Runde des Qatar Open wandte Eric Rosen diesen Plan gegen einen indischen Großmeister an, und es kam zu einer lebhaften Partie, die mit einem Dauerschach endete:

      GM Gagare, Shardul (2460) - IM Rosen, Eric (2341)
      Qatar Masters, 6. Runde, 17.10.2023



    • Damengambit Abtauschvariante mit 6.Dc2

      In den bisherigen Postings war der Hauptzug 6.e3 zu sehen. Stattdessen hat er auch die etwas seltener gespielte Alternative 6.Dc2 zur Verfügung, womit schwarzes Lf5 zunächst verhindert wird. Wie Schwarz sich gegen diesen Aufbau gut behaupten kann, das demonstrierte Ju Wenjun gestern in Wijk aan Zee:

      Donchenko, Alexander (2643) - Ju Wenjun (2549)
      Tata Steel Masters, Wijk aan Zee, 7. Runde, 20.1.2024



      Conrad Schormann hat die Partie kommentiert: