Remis durch 3-fache Stellungswiederholung vom Schiri irrtümlich anerkannt

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    • Remis durch 3-fache Stellungswiederholung vom Schiri irrtümlich anerkannt

      Eine interessante Regelfrage warf die neunte Runde auf. In der Partie gegen Fabiano Caruana reklamierte Sergey Karjakin Remis durch dreifache Stellungswiederholung. Schiedsrichter Kwai Keong Chen gab der Reklamation statt. Inzwischen war Hauptschiedsrichter Boris Postovsky dazugekommen und fragte Caruana, ob er mit der Entscheidung einverstanden ist. Karjakin und Caruana unterzeichneten das Ergebnis. Nun hatte Schiedsrichter Kwai Keong Chen die Reklamation noch einmal überprüft und festgestellt, dass sie unberechtigt war. Karjakin und der Schiedsrichter hatten beide einen Zug auf dem Notationsformular falsch abgelesen und deshalb geglaubt, eine dreifache Stellungswiederholung sei auf dem Brett gewesen, was sich bei genauerem Hinsehen aber als falsch erwies.

      Boris Postovsky fragte Caruana, ob er trotzdem mit dem Remis einverstanden wäre, doch der antwortete nicht. Postovsky berief sich dann auf eine Regel, die er in der Ausbildung gelernt hatte: Ein Schiedsrichter darf sich bei einem Fehler korrigieren. Davon machte er Gebrauch und ließ die Partie fortsetzen. Sie endete später dennoch Remis. Karjakin fragte allerdings nach der Partie, ob diese Regelanwendung korrekt ist oder ob die Unterschrift von Caruana die Entscheidung nicht endgültig gemacht hätte.


      Quelle: GP: Caruana und Nakamura qualifiziert
    • Wie immer ist der Fehler vorher passiert. Der Schiedsrichter hat die Partie nicht mit beiden Spielern zusammen rekonstruiert, sondern anhand des Formulars entschieden. Das mache ich nie.

      Zur Entscheidung. Gute Entscheidung des Schiedsrichters in blöder Situation.

      Sie war regelkonform, da auch unterschriebene Ergebnisse durch den Schiedsrichter überstimmt werden können.

      Grüße Daniel
    • Schroeder schrieb:

      ... Inzwischen war Hauptschiedsrichter Boris Postovsky dazugekommen und fragte Caruana, ob er mit der Entscheidung einverstanden ist. Karjakin und Caruana unterzeichneten das Ergebnis. Nun hatte Schiedsrichter Kwai Keong Chen die Reklamation noch einmal überprüft und festgestellt, dass sie unberechtigt war. Karjakin und der Schiedsrichter hatten beide einen Zug auf dem Notationsformular falsch abgelesen und deshalb geglaubt, eine dreifache Stellungswiederholung sei auf dem Brett gewesen, was sich bei genauerem Hinsehen aber als falsch erwies.
      ...

      Ich bin zwar nicht der "Regelfuchs", welcher die Situation regeltechnisch bestimmt exakt bewerten kann (hat er schon, wie ich gerade sehe), gebe aber dennoch meinen Senf dazu, weil ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Die Großmeister unseres Spieles sind doch recht sonderbare Exemplare... ;)
      Als Schachlaie und Zuschauer kennt man die "Verfahrensweise" wie in Großmeisterpartien meist in den Remisschluss eingewilligt wird; durch 3-fache Zugwiederholung. Für einen Großmeister verbietet oft das eigene "Ego" und somit der (selbst auferlegte) narzisstische Wahn, als Erster(!) Remis anzubieten, einfach undenkbar, man könnte ja Schwäche zeigen...
      Man einigt sich daher stillschweigend indem eine Zugwiederholung antestet wird. Ich kenne jene Partie nicht, dennoch ist es wohl offensichtlich, dass genau dieses hier wie meist gehandhabt geschah, da offenbar beide Spieler mit der dreifachen Stellungswiederholung zu Frieden waren und das Remis auf dem Formular unterzeichneten.
      Jeder "normale" Spieler wäre nun vom Tisch aufgestanden, hätte mit seinem Gegner paar Worte gewechselt und kurz diskutiert, wo was besser zu machen gewesen wäre, um sich anschließend einen Kaffee zu holen.

      Aber nein, der Schiri stellt eine Unregelmäßigkeit fest und sofort kommt der GM-Reflex, ich kann meinen Gegner doch noch unterwerfen und ihm meinen Willen aufzwingen. Ich darf weiterspielen! Eigentlich wollte ich das gar nicht mehr aber nun ist er vielleicht verwirrt, eine andere psychologisch interessante Situation ist eingetreten und ich stehe nicht mehr zu meiner Unterschrift, da ich im Recht bin...

      Sicher, die GM's müssen auf jeden halben Zähler gucken und es hängt viel von der eigenen ELO-Entwicklung ab, aber sollte man dafür seinen (geschriebenen) Namen verkaufen?!

      In unseren (zumindest in meiner) Ligen stellt sich die Problematik einer beiderseitig verständigten 3-fachen Zugwiederholung zum Glück meist gar nicht (wenn, dann sehr selten), da es beim "Antesten" bliebe und jeder Spieler in seinem Horizont eine vermeintlich bessere Fortsetzung finden und jene auch aufs Brett bringen würde; unsereins bietet lieber selbst Remis an und dabei bleibt es denn auch, wenn der Handschlag erfolgte... :thumbup:
    • Ich habe mal einen Schiri-Kirs für die unteren Spielklassen besucht, und ich meine mich wie folgt zu erinnern:

      Die Remisreklamation wegen 3x Stellungswiederholung, 50 Züge etc impliziert ein Remisangebot. Der Schiri fragt den anderen Spieler, ob er mit dem Remis einverstanden ist. Wenn ja, gilt Remis als vereinbart. Wenn nein, prüft er nach, ob die Reklamation berechtigt ist. Wenn ja, remis, wenn nein gibts eine 2-Minuten-Gutschrift für den Gegner.

      Einsofern meine ich war die Unterschrift auf dem Formular als akzeptiertes Remisangebot zu werten, die Partie ist damit beendet. Ich hätte hier das Remis stehen lassen und die Partie nicht wieder angepfiffen.
    • In diesem speziellen Fall nicht. Caruana wollte kein Remis, wie er hinterher in einem Interview klar stellte und tat genau das, was ich als Spieler auch tun würde auf die Frage, ob ich mit dem Remis einverstanden bin: Entweder nicht antworten oder besser antworten, dass man sich mich nicht äußern möchte.

      Grüße Daniel
    • @hajoe

      caruana wollte ja kein remis, deshalb rief karjakin ja den schiedsrichter, damit dieser eben die stellungswiederholung feststellt. caruana hat ja dann das remis nur aufgrund der schiedrichterentscheidung (die sich bei nochmaliger prüfung als falsch erwies) unterschrieben. als der schiri, bzw. der oberschiri dann die entscheidung korrigierte, war caruana nicht mehr an seine unterschrift gebunden, eben weil sie unter falschen voraussetzungen erfolgte.
    • Hallo Daniel und Eberhardt,

      danke für Eure Erläuterung. Wenns so ist habt Ihr Recht. Ich habe die beiden Sätze "Inzwischen war Hauptschiedsrichter Boris Postovsky dazugekommen und fragte Caruana, ob er mit der Entscheidung einverstanden ist. Karjakin und Caruana unterzeichneten das Ergebnis." als chronologische Abfolge verstanden, dann hätten beide die Gelegenheit gehabt abzulehnen, haben aber unterschrieben. Aber wenn Caruana widerwillig *nach* der Schiri-Entscheidung unterschrieben hat, ist die Entscheidung weiterspielen korrekt. Interessanter Fall...

      Könnt ihr mir mit noch einer Frage helfen: Uns wurde das mit dem impliziten Remisangebot im Schiri-Seminar so erklärt, ich finde dazu aber auf die Schnelle nichts in der FIDE-Regeln. Wißt ihr, wo ich da schauen muss?

      LG, hajoe
    • Hallo,

      der Satz steht unsinnigerweise in 9.1 (3) der FIDE-Regeln.
      Es ist auch gut, als Schiedsrichter nachzufragen, da man sich die Rekonstruktion spart, wenn die Spieler sich einig sind.
      Ergo: Richtiges Wissen vermittelt.

      Grüße Daniel
    • Laut dem Interview, das ich gelesen habe, war er genervt, da er eine bessere Stellung verdorben hat.
      Glaube ich mich zu erinnern.
      Er wollte das Remis einfach noch nicht wahr haben.

      Dazu kommt, dass Spieler generell nicht sehr freundlich reagieren, wenn man Sie wärend der Partie anspricht, auch wenn man Schiedsrichter ist.
      Seine Reaktion fand ich jetzt nicht schlimm, da habe ich schon Anderes erlebt.

      Grüße Daniel