Gestern wurde beim sehr stark besetzten GM-Turnier in Danzhou (China) eine spektakuläre Partie im Scheveninger-Sizilianer gespielt, die IM Maximilian Meinhardt als "Partie des Jahrhunderts" bezeichnet hat. ==> Game of the Century?

Der schwarze König wurde durch den unerbittlichen weißen Angriff aus seiner Rochadestellung von g8 nach h3 (!) getrieben, wo ihn sein Schicksal ereilte.

Wei Yi (2724) - Bruzon Batista, L. (2669)
6. Hainan Danzhou GM-Turnier, 2. Runde



1-0

Die Partie wird von FM Johannes Fischer in Wei Yi gewinnt Glanzpartie in Danzhou kommentiert.

Videoanalyse Jan Gustafsson: Wei Yi spielt seine Partie des Jahrhunderts

Eine stark gespielte Angriffspartie von Anna-Lena Schnegg!

In dieser Partie wandte ihre Gegnerin Mar Carmen die Original-Scheveninger-Zugfolge an. Diese ist in den letzten Jahren nur noch relativ selten zu sehen, weil der Keres-Angriff anerkanntermaßen eine starke Waffe für Weiß darstellt. Die Scheveninger-Anhänger sind deshalb dazu übergegangen, ihr Baby durch Zugumstellung über Najdorf-, Paulsen- oder Taimanov-Zugfolgen zum Laufen zu bringen (wie z.B. in der oben gezeigten Partie Wei Yi - Bruzon Batista).


Einer der seltenen Fälle, wo auf höchster Ebene ein "Original-Scheveninger" zu sehen war, ergab sich gestern im Tata Steel Masters in Wijk aan Zee, wo Magnus Carlsen in der 9. Runde auf Loek van Wely traf. Der Weltmeister griff - wie Anna-Lena Schnegg - im Keres-Angriff zu dem Zug 7.Lg2 (anstelle des Hauptzuges 7.h4) und konnte schnell eine vorteilhafte Stellung erreichen. Den Vorteil verwertete er mit unerbittlicher Technik in einem Turmendspiel zum Sieg.

Carlsen, Magnus (2840) - Van Wely, Loek (2695)
Tata Steel Masters, Wijk aan Zee, Runde 9





Jan Gustafsson hat sich diese Partie näher angesehen:

Die 21. Saison der TCEC (Top Chess Engine Championship) begann am 9. Mai 2021. Der amtierende Champion ist Stockfish, der Leela Chess im vorigen Superfinale (Saison 20) besiegt hatte. Das jetzige Superfinale war ein Rematch zwischen denselben beiden Engines. Stockfish hatte einmal mehr die Nase vorn, diesmal mit +19 =74 -7.

Gespielt wurden 100 Partien mit Farbwechsel, wobei immer für zwei aufeinanderfolgende Partien die Eröffnung vorgegeben war. In der 64. Partie spielte Stockfish Schach von einem anderen Stern.

Ich hatte dieses Match eigentlich nicht verfolgt. Danke an @Manni5, daß er mich auf diese Perle aufmerksam gemacht hat, die mir sonst wohl entgangen wäre.

Stockfish 14_202107131735 (3639) - LCZero 0.28-dev+_69626 (3623)
TCEC 21 Superfinal, 64. Partie, 31.7.2021



Hier der Kommentar vom großen Griechen, der von dieser Partie ebenfalls begeistert ist:

Hier ist die Partie, die dem Keres-Angriff seinen Namen gab, und mit der die Alpträume für die Scheveninger-Anhänger begannen:

Keres, Paul - Bogoljubow, Efim
Salzburg 1943



Paul Keres, der auch Mathematiker und ein starker Tennisspieler war, galt nach seinem Sieg im AVRO-Turnier 1938 als der designierte Herausforderer für Weltmeister Aljechin, aber zu einem WM-Kampf kam es wegen des Ausbruchs des 2. Weltkrieges nicht.

IM Miodrag Perunovic behandelt in seinem Video die schwarzen Antworten
6...d5, 6...Le7, 6...e5, 6...a6, 6...Sc6 und 6...h6, gibt also den Weißspielern ein ziemlich vollständiges Repertoire an die Hand: