Ab wann gilt "berührt-geführt"-Regel?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Ab wann gilt "berührt-geführt"-Regel?

      Hallo zusammen,

      ich hatte in den Bezirksmeisterschaften dieses Jahr eine Partie, bei der ich mir nicht so sicher bin, ob man das als faire Partie bezeichnen kann :rolleyes: ...
      Mein Gegner hatte mehrmals eine Figur berührt, überlegte mit der Figur 3 Minuten lang, schüttelte den Kopf und murmelte "jádoube" also "ich rücke zurecht".
      Ist das in der Form noch legitim oder hätte ich berührt-geführt reklamieren können. Einmal hätte ich matt setzen können, wenn er die berührte Figur geführt hätte, doch dann fand er mit einer anderen Figur noch die Möglichkeit abzutauschen- was tut er? "jádoube" und die Partie geht 85 Züge weiter am Ende mit dem etwas glücklicheren Ende für mich, aber dennoch. Wenn das so erlaubt ist könnte das auch mal übel für mich ausgehen. Weiß da jemand was genaueres?




      Qualle
    • Die Regel ist hier einigermaßen eindeutig: Wer eine Figur absichtlich berührt, muss diese ziehen. Wer eine gegnerische Figur absichtlich berührt, muss sie schlagen.
      Es ist explizit genannt "Vorausgesetzt, dass er seine Absicht im voraus bekannt gibt (z. B. durch die Ankündigung «j'adoube» oder «ich korrigiere»), darf der Spieler,
      der am Zuge ist, eine oder mehrere Figuren auf ihren Feldern zurechtrücken." Die Betonung liegt auf im voraus.

      Ein nicht absichtliches berühren, also ein versehentliches Umwerfen, führt nicht zur Zugpflicht dieses Steins. Uns wurde im Schiri-Lehrgang erläutert, dass absichtlich
      im Sinne von zum Zwecke des Ziehens bedeutet. Wenn Du also zu Deinem Gegner sagst, auf deinem Turm sitzt eine Stechmücke und der schlägt auf seinen Turm ein,
      so wird der Schiri wahrscheinlich entscheiden, dass er den Turm nicht ziehen muss.
    • okay dann weiß ich bescheid. Kam mir komisch vor diese Partie. Nun das nächste mal weiß ich bescheid, gegen den spiel ich nächstes Jahr wieder in der bezirksjugendmeisterschaft, dann brauch ich nicht so lange kämpfen ^^ .

      Danke jedenfalls für die Erklärungen.

      Der Thread ist also soweit wohl abgeschlossen...
    • Streng genommen könnte ein unseriöser Spieler auch auf berührt-geführt bestehen,wenn man beim rochieren den Turm vor dem König ergreift.(Machen sie den Turmzug)

      Aber ich denke es ist den meisten bekannt,dass man bei der Rochade als erstes den König ergreift.
    • Zu dieser Regelung gibt´s dann aber auch den fiesesten Trick überhaupt:

      1.e4, e5. 2 Dh5 und dann den schwarzen Spieler fragen ob auf seinem König unten ein Magnet dran ist. Ist dann zwingen Matt im zweiten Zug :D . So was in der Richtung hat mein Trainer im Verein einem meiner Mitspieler geraten der ca. 400 DWZ weniger hat als ich wenn er gegen mich spielt. Daher die obige Idee :pinch:
    • Das Problem an der ganzen Geschichte ist ja, dass man dem Gegner nachweisen muss, dass er die Figur absichtlich berührt hat. Wenn man Zeugen hat, ist ja alles ok, aber wenn nicht - wem soll der Schiedsrichter dann glauben?
      Mir ist es (zum Glück) noch nie vorgekommen, dass mein Gegner einen solchen Regelverstoß begeht. Ich selbst war mal in der Situation, dass ich eine Figur angefasst habe und dann erst gemerkt, dass ich damit einen Läufer einstelle. Es hat sonst keiner hingeguckt, aber ich habe den Zug selbstverständlich trotzdem ausgeführt und die Partie dann mit einem Läufer weniger weitergespielt.
      Aber was tun, wenn jemand in einer solchen Situation behauptet, er habe die Figur nicht mit Absicht berührt?
    • Da gebe ich dir recht, Hensman, man sollte nicht kleinkariert sein. In unserer bescheidenen "Liga" ist das auch meist der Fall; es wird ehrlich gespielt und ohne den anderen mit exakter Regelauslegung zu übervorteilen.

      Bei einem Open der Gruppe A erlebte ich seiner Zeit genau das Gegenteil.
      Es bekämpften sich zwei stärkere Spieler mit ca 2000-2100 DWZ (genau weiß ich es nicht mehr), wobei der eine in arger Zeitnot war aber fast eine Gewinnstellung hatte, weil sein Bauer ungehindert sich zur zwoten Dame umwandeln konnte. In Zeitnot verwandelte jener Spieler auch seinen Bauern in eine Dame, welche als Figur aber nicht zur Hand war. Daraufhin machte er das, was 99,9 % aller Schachspieler machen würden. Er nahm seinen eigenen vom Gegner geschlagenen Turm, stellte ihn umgekehrt aufs Brett nachdem er den Bauern auf die letzte Reihe zog und sagte: Dame. Dann geschah wunderliches für uns Kiebitze. Sein Gegenspieler hielt die Uhr an und reklamierte beim Schiri eine regelwidrige Umwandlung; es stand ja nicht die Dame als Figur auf dem Brett sondern ein umgedrehter Turm. Zu unser allem Erstaunen gab der Schiri diesem Typen auch noch Recht und verhängte dem umwandelnden Spieler eine Zeitstrafe von 2 min. Letztendlich verlor dieser die Partie auf Zeit. Der andere, reklamierende Spieler gewann zwar die Partie, verspielte aber auch alle Sympathien der mecklenburger Spieler. Es gab danach noch große Diskussionen. Schließlich sollte sich heraus stellen, dass die Entscheidung des Schiris wohl korrekt war. Der "umwandelnde" Spieler hätte regelkonform die Uhr anhalten müssen und sich um die Besorgung einer zweiten Dame in seiner Farbe kümmern sollen...

      Wie gesagt, solch unfaires aber regelgerechtes Verhalten ist bei Weitem nicht nur uns Amateuren zuzuschreiben; weiter oben gehts genauso, wenn nicht weitaus schlimmer ab... ^^
    • Ich kenne das noch skurriler: Halte Dich beim Blitzen einfach ruhig, reklamiere nicht und warte, bis die neue Dame das erste mal schräg zieht und reklamiere dann regelwidrigen Zug. Begründung: Die Regel sagt nichts davon, Züge anzusagen, nur davon, sie auszuführen. Und der Gegner hat ja ganz eindeutig einen Turm aufs Brett gestellt, dass er verkehrt herum steht, darüber sagt die Regel nichts. Der Punkt ist Dir. Der Hass allerdings auch, und zwar mit Recht...

      Bei der Turnierpartie kannst Du recht gemein "J'adoube" sagen und den Turm umdrehen. Das ist der reinen Regel nach korrekt, wenn auch eindeutig imho recht unsportlich.

      Der Schiri ist übrigens fürs Spielmaterial verantwortlich. Wenn keine Dame dasteht, halte die Uhr an, hol den Schiri und sage Du brauchst eine Dame. Dann ist alles ok. Bei Vereinsturnier und Co frage ich den Gegner, ob er angesichts der Regel einverstanden ist, dass dieser umgedrehte Turm eine Dame ist. Wenn er es sich dann anders überlegt, wird er auf 100 Jahre das Gespött, wenn er dennoch reklamiert.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von hajoe ()

    • Die Regeln sprechen seit 2014 nicht mehr nur von Absicht,sondern von der Absicht mit dieser Figur zu ziehen.

      Auslegung: Eine Absicht zu ziehen ist immer dann anzunehmen, wenn eine korrekt platzierte Figur wissentlich angefasst (im einfachsten Beispiel hochgehoben) wird.
      Keine Absicht zu ziehen (aber absichtlich berühren) haben wir beim Aufstellen umgefallener Figuren.

      Zum Ursprungsfall: Zugzwang ist klar.
      Zur Rochade: Ich reklamiere auf Turmzug, sowohl als Schiedsrichter (der muss eingreifen, wenn er es sieht), als auch als Spieler. Weil ansonsten nicht klar ist, wann der Zug ausgeführt wurde.
      Wer mit dem König zwei Schritte zur Seite macht, macht entweder die Rochade oder nach dem Uhrdrücken einen irregulären Zug. Wer einen Turmzug macht, macht erstmal einen Turmzug und könnte sich dann immer noch überlegen, ob der König jetzt drüber hüpft oder nicht. => Geht ned!

      Ke7 ist für mich ähnlich zu behandeln wie die umgestoßene Figur, auch wenn eine Ankündigung natürlich nicht falsch wäre.
      Faustregel: Jedes Fingern an den Figuren ist zu unterlassen außer man zieht oder kündigt es vorher an. Ist nicht schwer.

      Grüße Daniel
    • Zum Thema Umwandlung:

      Bei mir im Schulschach wird dies sehr häufig praktiziert, wenn ich dies sehe dann gehe ich immer direkt ans Brett und stelle dem Spieler einen Springer, einen Läufer, einen Turm und eine Dame hin.
      Eine verwunderte Mutter fragte mich mal warum ich dies mache und ich antwortete, dass der Spieler die freie Wahl habe und ich ihm ja keine Hilfestellung geben will indem ich nur die Dame hinstelle.
    • Kann man machen, muss man aber nicht.
      Eine Ersatzdame habe ich auch meist dabei und stelle sie bei Bedarf auf den Tisch. Aber einen dritten Turm oder Läufer habe ich bisher noch nie gebraucht. Da war immer schon was geschlagen.

      Grüße Daniel