Angriff auf königsindische Verteidigung

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    • Mit dem Zug 8.g2xf3 offenbart Weiß die aggressive Absicht, die gegnerische Königsstellung auf der halboffenen g-Linie
      in Verbindung mit dem Bauernsturm h3-h4-h5 anzugreifen.
      Dazu muss normalerweise der eigene König mittels langer Rochade auf dem Damenflügel in Sicherheit gebracht werden.
      Solch ein etwas riskanter und zweischneidiger Plan ist typisch für einen Angriffsspieler, der gewisse positionelle Nachteile
      (z.B. einen Doppelbauer) gern in Kauf nimmt, wenn er sich davon bessere Angriffsmöglichkeiten erhoffen kann.

      Solider erscheint die Alternative 8.Dd1xf3, die vermutlich ein Positionsspieler bevorzugen würde, der die gegnerische
      Partei nicht im Sturmangriff bezwingen will, sondern seine Stellung mit feinen Manövern allmählich verbessern möchte,
      bis er schließlich ein entscheidendes Übergewicht erzielt hat.

      Es ist also eine Frage des Spielstils - taktisch geprägt oder strategisch bestimmt - , für welchen Zug man sich entscheiden
      mag. Letztendlich sind beide Möglichkeiten spielbar.

      In der oben angeführten Partie hielten sich die beiderseitigen Chancen übrigens lange Zeit in etwa in der Waage. Erst durch den fehlerhaften Zug 18.- Sf3-g5? geriet Schwarz sofort auf die Verliererstraße.
      Dagegen hätte sich Schwarz mit 18.- Sf3-d4+ gefolgt von Kg8-h8 nebst Tf8-g8 gut verteidigen können, wohingegen Weiß
      in Sorge sein müsste, für seinen eigenen König ein sicheres Plätzchen zu finden.

      :) HaJo :)
    • Solche Partien gelingen nur, wenn sich der Gegner auch beeindrucken lässt und die Nerven verliert.

      Trotzdem ist es am Brett relativ schwer die richtigen Verteidigungszüge zu finden um einen solchen Angriff erfolgreich zu widerlegen.

      Ich selbst spiele eher positionell, aber wenn zu spüren ist, dass der Gegener unsicher agiert,
      lasse ich mich auch schon mal zu etwas riskannteren Zügen hinreißen.

      Obwohl man da auch reinfallen kann, der Gegner agiert scheinbar etwas unbeholfen, aber im Grunde nur abwartend bis man leichtfertig wird,
      um dann im günstigen Moment vorzustoßen und den Spieß umzudrehen.

      In Schnellpartien ist eine riskannte Spielweise sicher nützlich, um den Gegner schnell zu verwirren und so ein gewisses Übergewicht zu erzielen,
      welches den raschen Sieg sichert, aber in Partien ab 15 min etwa sollte man schon vorsichtig sein.
    • naja ich dachte die chance das das klappt ist einfach zu gut.

      wie ich gegen den angesprochen verteidigungszug 18. Sd4 weitergespielt hätte wäre mir spontan auch nicht eingefallen.

      vielleicht hätte ich dame und einen turm abgetauscht und versucht die bauern in der mitte ins ziel zu bringen. ich denke so verloren ist meine stellung nicht, auch wenn der gegner korrekt spielt
    • Der weiße Aufbau mit 5.Sf3 und 6.Lg5 wurde 1966 in Zinnowitz von Dr.Burkhard Malich (damals IM, heute trägt er den GM-Titel) in mehreren Partien erfolgreich angewandt und erhielt danach ihren Namen Zinnowitz-Variante. Neben Malich hat sich in den 60er Jahren auch GM Wolfgang Uhlmann dieser Variante angenommen und sie unter anderem gegen keinen geringeren als Bobby Fischer gespielt.

      Der Nachteil dieses Aufbaus (z.B. im Vergleich mit dem "großen Bruder", der Awerbach-Variante 5.Le2 und 6.Lg5) besteht darin, daß der Lg5 im Falle seiner Befragung mit h6 keine wirklich guten Rückzugsfelder hat. Deshalb hat die Zinnowitz-Variante auch nie eine größere Anhängerschaft gefunden.

      Die von Fischer gewählte sofortige Abdrängung des weißen Läufers (6.-h6 7.Lh4 g5 8.Lg3 Sh5) wird von Barden / Hartston / Keene in ihrem Buch "The King's Indian Defence" als beste und konsequenteste Fortsetzung für Schwarz empfohlen. Hier die Partie mit Kommentaren von Uhlmann aus dem Schachinformator Band 2.


      Uhlmann, Wolfgang - Fischer, Robert James
      Schacholympiade Havanna 1966, Runde 5
      DDR - USA, Brett 1