Weihnachten...da sollte es fröhlich zugehen, so dachte Lotte jedenfalls immer.
Nun kann man Fröhlichkeit auch nicht immer herbeizaubern. Es ist wie es ist, auch ein Lebensmotto von Lotte, paßt auf jeden Fall immer.
Manchmal klappt das nicht mit der Fröhlichkeit. Da gibt es viele Gründe, der vorherige Weihnachtsstreß, Unversöhnlichkeiten in der Verwandtschaft oder einfach ein ganz eigener kleiner individueller Stimmungskiller, der ja meistens kommt, wenn es gerade nicht gebraucht wird.
Und beim Blättern durch ihr Advents- und Weihnachtstagebuch fällt ihr Blick auf das Weihnachtsdatum von 1972. Mensch, wie lang ist das denn her.
Da war sie allein, das erste Mal in ihrem Leben. An Heiligabend jedenfalls. Obwohl, ganz allein war sie ja nicht. Sie hatte ihren allerliebsten, allerbesten Freund bei sich. Den Wüff! So hieß er nämlich, ihr riesengroßer, lustig ausschauender vierbeiniger Hundefreund. Ach herjeh, wie gern hat sie ihn gehabt, den Wüff.
Er kannte sie einfach aus dem Effeff, und er sie, ist doch klar. Sie waren ja nie getrennt. Selbst zu ihrer Arbeitsstätte durfte sie ihn, dank ihres allerliebsten Cheffe , mitbringen.
Der Wüff wußte Bescheid. Wenn er morgens schwanzwedelnd an ihre Bettstatt kam und mit der Schnauze an ihrer Bettdecke knabberte, dabei tüchtig mit dem Schwanz wedelte, was bedeutete, Lotte sollte nun endlich aufstehen und mit ihm Gassi gehen, blinzelte sie ihn zwar mal vergnügt an, drehte sich aber schnell noch mal rum, nachdem ihr Blick aus dem Fenster auf regenverhangene Wolken fiel. Sobald sie aber, das macht sie immer zuerst, ein Bein unter dem Federbett hervorholte und es fühlend nach draußen streckte, wußte er Bescheid, gleich gehts los. Heulend und jaulend lief er den Flur auf und ab und wartete auf den langersehnten Morgenspaziergang.
Der Wüff wußte einfach immer, welche Stunde geschlagen hat für ihn. Wenn Lotte z.B. ins Bad ging, um sich ein wenig aufzubretzeln und ihr Patschouliduft ihm in die Nase stieg, dann wußte er, für ihn geht gar nix mehr, Frauchen geht allein Gassi.
Und so kannte er genau die großen Tage, an denen alles anders war wie sonst. Ostern, Ferien, wegen der Kofferpackerei, war klar, das bedeutete Auto oder Zug und lange auf der Rückbank hocken.
Heiligabend...Das war sein Tag! Denn da gabs auch für ihn ein Geschenk. Und was für eins. So was bekam er nicht alle Tage. Eine dicke, runde Knoblauchfleischwurst, eingepackt in Weihnachtspapier, weil, Lotte dachte, ihr bester, allerliebster Freund, soll es auch fein haben. Und so saßen sie, Lotte und ihr Wüff, am ersten allein verlebten Heiligen Abend zusammen auf dem Teppich, Lotte hatte die Kerzen an ihrem kleinen Weihnachtsbaum entzündet, jetzt nicht wirklich Weihnachtsmusik aufgelegt, sondern ihre vom Taschengeld ersparte Canned Heat LP aufgelegt und hielten Zwiesprache, natürlich mit Kraulen und Juchzen:)
Lotte holte ihr Päckchen und Wüff machte sich dran, das Papier hin- und her zu zausen, zu reißen, bis er endlich ran an den Speck, ähm, ne die Wooscht kam:) Lotte freute sich diebisch mit ihm, wie er dann wohlig an ihrer Seite lag und sie den Abend zufrieden bei Kerzenschein zu Ende gehen ließen.
Wüff war aber ein Genießer vor dem Herrn. Der war nie zufrieden mit einem Geschenk. Lotte hatte stets das Gefühl, er wartete auf neue Überraschungen und Genüsse. Und an diese kam er auch oft unverhofft. So wie am Tag danach.
Lotte war eingeladen bei den Eltern eines Freundes. Ganz allein sollte sie nun nicht alle Weihnachtstage verbringen. Und natürlich durfte Wüff mit, ganz klar.
Im Elternhaus ihres Freundes ging es schon hoch her, als sie mit ihrem Wüff erschien. Onkels, Tanten, Ommas, Oppas, alles war versammelt. Eine fröhliche Versammlung, so empfand es Lotte jedenfalls damals. Alle saßen am großen runden Wohnzimmertisch und babbelten und babbelten.
Wüff hatte sich zurückgezogen. Es fiel erst gar nicht auf. Der Kaffeetisch wurde gedeckt und die Mutter ihres Freundes bat sie darum, die Kuchen aus dem Nebenzimmer zu holen und auf die Kaffeetafel zu stellen.
Lotte ging in das ihr zugewiesene Zimmer, aber da waren keine Kuchen. Welche Kuchen, wo sind sie, rief sie der Mutter ihres Freundes aus dem Zimmer zu. Kind, Lotte, die stehen doch da, kannst du nicht gucken. Lotte guckte und guckte, aber sie sah nix. Schlußendlich kam die Mutter herbei. Mach mal Licht Lotte, du siehst ja auch gar nix. Das Licht ging an und auweia, o weh, was war das? Auf dem Boden lagen Krümel über Krümel, kleine restliche Schokoladenstücke, leere Papiertörtchenhülsen und leergefressene Kuchenteller. Jösses...Lotte war am Boden zerstört. Die Mutter ihres Freundes stieß einen kleinen Schrei aus. Was hatte der Wüff da angerichtet? Wo war er überhaupt?
Und was denkt man, der hatte sich zurückgezogen in das nächste Nebenzimmer. Da lag er, schwanzwedelnd, ein wenig kleinlaut vor sich her schnufend, auch ein wenig geduckt, weil...er wußte schon was er angerichtet hatte. Wüff, du alter Saubratzen, was hast du getan, rief Lotte ihm zu. Er kam halb geduckt auf sie zugeschlichen. Da mußte er jetzt durch, dass er die Ohren langegzogen bekam.
Wo bleibt der Kuchen, riefen die restlichen Gäste aus dem Kaffeetafelwohnzimmer:) Ähm...Lotte und die Mutter ihres Freundes schauten sich an und wie auf Kommando fingen beide an herzerfrischend und lauthals zu lachen. Das wars dann mit dem Eierlikör- und Nusskuchen sowie Schwarzwälderkirschtorte. Wüff hatten sie alle geschmeckt,-) Unfaßbar, aber so was schaffte er wie nix.
Zurück ins Wohnzimmer, das verhängnisvolle Geschehen auch den anderen Familienmitgliedern erzählend, gab es kein A und O und Weh, sondern alle lachten spitzbübisch über diese kleine Gauneraktion von Lottes Wüff. Lotte fiel ein Stein vom Herzen. Keiner war ihr böse.
Und...Gott sei Dank, gabs auch noch Kaffeefreuden. Denn, wie es so ist in einem großen Familienhaushalt, gab es eine Reihe von Keksdosen, die auf das Verschmausen warteten. Gott sei Dank standen die oben im Regal,-)
Es war ein lustiger, fröhlicher 1. Weihnachtstag für Lotte und die Familie ihres Freundes. Niemals nie wurde dieser Tag vergessen.
So wünscht die Lotte von damals, die heute immer noch die gleiche Lotte geblieben ist, allen ein fröhliches, herzerfrischendes und gemütliches Weihnachtsfest. Es gibt immer einen Grund zur Freude, auch wenn mal was schief geht und nicht alles so klappt, wie man denkt. Das größte Glück kann manchmal aus dem größten Leid entstehen.
Herzlichst
Lottelene
Nun kann man Fröhlichkeit auch nicht immer herbeizaubern. Es ist wie es ist, auch ein Lebensmotto von Lotte, paßt auf jeden Fall immer.
Manchmal klappt das nicht mit der Fröhlichkeit. Da gibt es viele Gründe, der vorherige Weihnachtsstreß, Unversöhnlichkeiten in der Verwandtschaft oder einfach ein ganz eigener kleiner individueller Stimmungskiller, der ja meistens kommt, wenn es gerade nicht gebraucht wird.
Und beim Blättern durch ihr Advents- und Weihnachtstagebuch fällt ihr Blick auf das Weihnachtsdatum von 1972. Mensch, wie lang ist das denn her.
Da war sie allein, das erste Mal in ihrem Leben. An Heiligabend jedenfalls. Obwohl, ganz allein war sie ja nicht. Sie hatte ihren allerliebsten, allerbesten Freund bei sich. Den Wüff! So hieß er nämlich, ihr riesengroßer, lustig ausschauender vierbeiniger Hundefreund. Ach herjeh, wie gern hat sie ihn gehabt, den Wüff.
Er kannte sie einfach aus dem Effeff, und er sie, ist doch klar. Sie waren ja nie getrennt. Selbst zu ihrer Arbeitsstätte durfte sie ihn, dank ihres allerliebsten Cheffe , mitbringen.
Der Wüff wußte Bescheid. Wenn er morgens schwanzwedelnd an ihre Bettstatt kam und mit der Schnauze an ihrer Bettdecke knabberte, dabei tüchtig mit dem Schwanz wedelte, was bedeutete, Lotte sollte nun endlich aufstehen und mit ihm Gassi gehen, blinzelte sie ihn zwar mal vergnügt an, drehte sich aber schnell noch mal rum, nachdem ihr Blick aus dem Fenster auf regenverhangene Wolken fiel. Sobald sie aber, das macht sie immer zuerst, ein Bein unter dem Federbett hervorholte und es fühlend nach draußen streckte, wußte er Bescheid, gleich gehts los. Heulend und jaulend lief er den Flur auf und ab und wartete auf den langersehnten Morgenspaziergang.
Der Wüff wußte einfach immer, welche Stunde geschlagen hat für ihn. Wenn Lotte z.B. ins Bad ging, um sich ein wenig aufzubretzeln und ihr Patschouliduft ihm in die Nase stieg, dann wußte er, für ihn geht gar nix mehr, Frauchen geht allein Gassi.
Und so kannte er genau die großen Tage, an denen alles anders war wie sonst. Ostern, Ferien, wegen der Kofferpackerei, war klar, das bedeutete Auto oder Zug und lange auf der Rückbank hocken.
Heiligabend...Das war sein Tag! Denn da gabs auch für ihn ein Geschenk. Und was für eins. So was bekam er nicht alle Tage. Eine dicke, runde Knoblauchfleischwurst, eingepackt in Weihnachtspapier, weil, Lotte dachte, ihr bester, allerliebster Freund, soll es auch fein haben. Und so saßen sie, Lotte und ihr Wüff, am ersten allein verlebten Heiligen Abend zusammen auf dem Teppich, Lotte hatte die Kerzen an ihrem kleinen Weihnachtsbaum entzündet, jetzt nicht wirklich Weihnachtsmusik aufgelegt, sondern ihre vom Taschengeld ersparte Canned Heat LP aufgelegt und hielten Zwiesprache, natürlich mit Kraulen und Juchzen:)
Lotte holte ihr Päckchen und Wüff machte sich dran, das Papier hin- und her zu zausen, zu reißen, bis er endlich ran an den Speck, ähm, ne die Wooscht kam:) Lotte freute sich diebisch mit ihm, wie er dann wohlig an ihrer Seite lag und sie den Abend zufrieden bei Kerzenschein zu Ende gehen ließen.
Wüff war aber ein Genießer vor dem Herrn. Der war nie zufrieden mit einem Geschenk. Lotte hatte stets das Gefühl, er wartete auf neue Überraschungen und Genüsse. Und an diese kam er auch oft unverhofft. So wie am Tag danach.
Lotte war eingeladen bei den Eltern eines Freundes. Ganz allein sollte sie nun nicht alle Weihnachtstage verbringen. Und natürlich durfte Wüff mit, ganz klar.
Im Elternhaus ihres Freundes ging es schon hoch her, als sie mit ihrem Wüff erschien. Onkels, Tanten, Ommas, Oppas, alles war versammelt. Eine fröhliche Versammlung, so empfand es Lotte jedenfalls damals. Alle saßen am großen runden Wohnzimmertisch und babbelten und babbelten.
Wüff hatte sich zurückgezogen. Es fiel erst gar nicht auf. Der Kaffeetisch wurde gedeckt und die Mutter ihres Freundes bat sie darum, die Kuchen aus dem Nebenzimmer zu holen und auf die Kaffeetafel zu stellen.
Lotte ging in das ihr zugewiesene Zimmer, aber da waren keine Kuchen. Welche Kuchen, wo sind sie, rief sie der Mutter ihres Freundes aus dem Zimmer zu. Kind, Lotte, die stehen doch da, kannst du nicht gucken. Lotte guckte und guckte, aber sie sah nix. Schlußendlich kam die Mutter herbei. Mach mal Licht Lotte, du siehst ja auch gar nix. Das Licht ging an und auweia, o weh, was war das? Auf dem Boden lagen Krümel über Krümel, kleine restliche Schokoladenstücke, leere Papiertörtchenhülsen und leergefressene Kuchenteller. Jösses...Lotte war am Boden zerstört. Die Mutter ihres Freundes stieß einen kleinen Schrei aus. Was hatte der Wüff da angerichtet? Wo war er überhaupt?
Und was denkt man, der hatte sich zurückgezogen in das nächste Nebenzimmer. Da lag er, schwanzwedelnd, ein wenig kleinlaut vor sich her schnufend, auch ein wenig geduckt, weil...er wußte schon was er angerichtet hatte. Wüff, du alter Saubratzen, was hast du getan, rief Lotte ihm zu. Er kam halb geduckt auf sie zugeschlichen. Da mußte er jetzt durch, dass er die Ohren langegzogen bekam.
Wo bleibt der Kuchen, riefen die restlichen Gäste aus dem Kaffeetafelwohnzimmer:) Ähm...Lotte und die Mutter ihres Freundes schauten sich an und wie auf Kommando fingen beide an herzerfrischend und lauthals zu lachen. Das wars dann mit dem Eierlikör- und Nusskuchen sowie Schwarzwälderkirschtorte. Wüff hatten sie alle geschmeckt,-) Unfaßbar, aber so was schaffte er wie nix.
Zurück ins Wohnzimmer, das verhängnisvolle Geschehen auch den anderen Familienmitgliedern erzählend, gab es kein A und O und Weh, sondern alle lachten spitzbübisch über diese kleine Gauneraktion von Lottes Wüff. Lotte fiel ein Stein vom Herzen. Keiner war ihr böse.
Und...Gott sei Dank, gabs auch noch Kaffeefreuden. Denn, wie es so ist in einem großen Familienhaushalt, gab es eine Reihe von Keksdosen, die auf das Verschmausen warteten. Gott sei Dank standen die oben im Regal,-)
Es war ein lustiger, fröhlicher 1. Weihnachtstag für Lotte und die Familie ihres Freundes. Niemals nie wurde dieser Tag vergessen.
So wünscht die Lotte von damals, die heute immer noch die gleiche Lotte geblieben ist, allen ein fröhliches, herzerfrischendes und gemütliches Weihnachtsfest. Es gibt immer einen Grund zur Freude, auch wenn mal was schief geht und nicht alles so klappt, wie man denkt. Das größte Glück kann manchmal aus dem größten Leid entstehen.
Herzlichst
Lottelene