Schach-WM der Frauen 2016

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    • Schach-WM der Frauen 2016

      Der März des Jahres 2016 wird in schachlicher Hinsicht ein Ausnahmemonat werden. Nicht nur treffen dann in Moskau acht Spieler beim Kandidatenturnier aufeinander, um den nächsten Herausforderer des Weltmeisters Magnus Carlsen zu ermitteln; auch spielen Mariya Muzychuk und Hue Yifan um den WM-Titel bei den Frauen.

      Ort der Auseinandersetzung wird das ukrainische Lviv (aka Lemberg) sein. Mariya Muzychuk ist die amtierende Weltmeisterin, sie hatte den Titel beim K.o.-Turnier im russischen Sotschi im April dieses Jahres gewonnen, an dem die Championesse Hue Yifan nicht teilnahm. Jene wurde erstmals Weltmeisterin im Jahr 2010, verlor ihren Titel 2012 bei einem WM-Turnier im K.o.-System, um sich die Krone im Jahr darauf bei einem Match zurückzuholen. Die Frauen spielen um die WM alternierend im Zweikampf und im Knock-out-Modus; für den Wettkampf in Lviv im März 2016 ist Hue Yifan als Siegerin des Frauen-Grand-Prix 2013/14 qualifiziert.

      Die Weltmeisterin Mariya Muzychuk aus der Ukraine wurde 1992 geboren und notiert im Dezember 2015 auf Platz 3 der Weltrangliste der Frauen mit einer Elozahl von 2561. Aktuell nimmt sie an der Landesmeisterschaft der Ukraine in Lviv teil. Wohl um keine Rückschlüsse auf ihr Spiel zuzulassen, werden die dortigen Partien nicht im Netz kommentiert, selbst die Notationen werden unter Verschluss gehalten. Die Herausforderin Hou Yifan aus China wurde 1994 geboren und führt die Weltrangliste der Frauen mit einer Elozahl von 2683 (Dezember 2015) an. Im Januar 2016 nimmt sie beim Traditionsturnier in Wijk aan Zee in der Masters Group teil.

      Mariya Muzychuk und Hue Yifan spielten bislang drei Partien gegeneinander, die Bilanz von 2,5 : 0,5 zugunsten der Chinesin ist eindeutig. Sie gewann ihre bisherigen Titelkämpfe gegen Humpy Koneru und Anna Ushenina überlegen, sodass sie im kommenden Kräftemessen mit Mariya Muzychuk als Favoritin gelten darf. Der Wettkampf im März 2016 in Lviv wird über zehn klassische Partien gehen. Eine offizielle Webseite ist noch nicht eingerichtet, sie wird an dieser Stelle nachgemeldet, sowie sie online ist.
    • In zwei Wochen beginnt das Match zwischen Mariya Muzychuk und Hue Yifan, die erste von maximal zehn Partien wird am Mittwoch, den 2. März ausgetragen. Nach jeder zweiten Partie gibt es einen Ruhetag, demnach sind der 4., 7., 10., 13. sowie unter Umständen der 15. März spielfrei. Ein gegebenenfalls notwendiger Tiebreak fände am 18. März statt. Die Partien beginnen um 15:00 Uhr Ortszeit, i. e. 14:00 Uhr deutscher Zeit; unpünktliches Erscheinen führt zum Verlust der Partie. Für die ersten 40 Züge haben die Spielerinnen 90 Minuten Zeit, für den Rest der Partie 30 Minuten bei einem Inkrement von 30 Sekunden pro Zug von Beginn an.

      Offizielle Turnierseite >> lviv2016.fide.com/

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    • Heute ging es endlich los...
      In der ersten Partie ging es noch ziemlich ruhig zu - vermutlich wollten beide Kontrahentinnen sich erst einmal abtasten und nicht zu viel riskieren - so kam ein Giuoco piano aufs Brett, das folgerichtig im 30. Zug in ein totremises Damenendspiel mündete.

      Die Partie wird auf deutsch berichtet und kommentiert von GM Jan Gustafsson in diesem youtube-Video:
      youtube.com/watch?v=lzIi9egeBms
    • In Runde Zwei des WM-Matches zwischen Titelverteidigerin Mariya Muzychuk (Ukraine) und Herausforderin Hue Yifan (China) in Lviv setzte sich die chinesische Weltranglistenerste deutlich durch. Eine zunächst ausgeglichene Stellung, die sich aus der Offenen Spanierin ergab, behandelte sie mit Weiß aktiver und konnte ihre Kontrahentin so sehr unter Druck setzen, dass diese sich in Zeitnot verspielte und den mächtigen Angriff nicht mehr parieren konnte. Vor dem heutigen dritten Spieltag führt die Favoritin mit 1,5 : 0,5.

      Jan Gustafsson kommentiert die zweite Partie des Matches unter >> youtube.com/watch?v=89Su1cTIVeY

      Ein Wort noch zur Zeitnahme. Die Spielerinnen haben für die ersten 40 Züge 90 Minuten Zeit, für den Rest der Partie 30 Minuten bei einem Inkrement von 30 Sekunden pro Zug von Beginn an. Im Vergleich dazu können die acht Spieler des am nächsten Wochenende beginnenden Kandidatenturniers auf 100 Minuten für die ersten 40 Züge einer Partie zurückgreifen, haben dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge, schließlich 15 Minuten für den Rest. Ab dem ersten Zug gibt es wie bei den Frauen eine Gutschrift von 30 Sekunden pro Zug.

      Auch wenn die zweite Partie in Lviv schon nach 32 Zügen vorbei war, steht bei längeren Partien über 40 Züge den Spielerinnen gegebenenfalls ein Zeitnotschach ins Haus; das Reglement wirkt wie ein Mix aus klassischer Partie in der Eröffnung und Schnellschach im möglichen Endspiel. Ob das zu aufregenderen Partien führt? Heute geht es weiter um 14:00 Uhr deutscher Zeit. In der dritten Partie führt Mariya Muzychuk die weißen Steine.

      Offizielle Turnierseite >> lviv2016.fide.com/
    • Nach der heutigen sechsten Partie von zehn führt Hou Yifan nach einem Sieg mit den schwarzen Steininnen (eine kleine Hommage an den gestrigen Weltfrauentag und augenzwinkernd @Läuferin) mit 4:2.
      Wie in der ersten Partie kam ein Giuoco pianissimo aufs Brett (die eigentlich ruhigen Fahrwasser der italienischen Eröffnung nach d2-d3).
      Nur dieses Mal verlief die Begegnung alles andere als ruhig - Yifan expandierte am Königsflügel, Mariya spielte im Zentrum.
      In dem taktisch angelegten Kampf gab es Ungenauigkeiten auf beiden Seiten - nach der unscheinbaren Ungenauigkeit 25. Kh2 geriet die Hoffnung der Ukraine unter zunehmenden Druck, unter dem sie bei abnehmender Zeit schließlich entscheidend fehl griff.
      Inzwischen gibt es auch einen deutschsprachigen Artikel mit der kommentierten Partie:
      de.chessbase.com/post/frauen-w…ifan-baut-vorsprung-aus-2

      Morgen ist Ruhetag.
    • War's das? Nach sechs von maximal zehn Partien des Matches um die Schach-WM der Frauen führt die Favoritin Hue Yifan aus China gegen die Titelverteidigerin Mariya Muzychuk aus der Ukraine mit 2:0. Zwar springt die Nummer Eins der Frauenweltrangliste mit ihrer Gegnerin nicht so deklassierend um wie noch vor zwei Jahren mit Anna Ushenina (ebenfalls aus der Ukraine), aber Hue Yifan dominiert das Match nach Belieben. In keiner der bisherigen sechs Partien stand Mariya Muzychuk einmal klar besser geschweige denn auf Gewinn. Dabei ist es die Herausforderin, die die Tonalität der Partien bestimmt, sie in eher ruhigem positionellem Fahrwasser hält oder die Stellung taktisch verschärft. Die Titelverteidigerin erweist sich zwar als sehr gut präpariert in der Eröffnung, gut zu sehen etwa in der turbulenten vierten Partie, ohne allerdings einen zählbaren Vorteil ins Mittelspiel mitnehmen zu können. Um die Krone zu behalten, muss Mariya Muzychuk zunächst zwei Partien gewinnen, um den Gleichstand und gegebenenfalls die Verlängerung zu erreichen. Sie hat noch vier Partien Zeit, morgen führt sie die schwarzen Steine.

      Jan Gustafsson kommentiert die sechste Partie >> youtube.com/watch?v=5auw_NWk5Qw
      Offizielle Turnierseite mit Liveübertragung >> lviv2016.fide.com/

      PS: Ein wenig gespenstisch sind die Bilder schon, die die Kamera aus dem Separée des Potocki Palastes in Lviv aka Lemberg zeigt. Es scheint gar nicht vorgesehen, dass die Schachfans vor Ort den Spielerinnen aufs Brett schauen können, als sei es schon genug, die Partien via Web in alle Welt zu übertragen. Das ist natürlich bequem, aber auch eine verpasste Chance für die selbsternannte Hauptstadt des ukrainischen Schachs.
    • Die stärkste Spielerin der Welt und die Nummer Eins der Elorangliste verteidigt ihren WM-Titel - so sollte diese Meldung eigentlich beginnen, ginge im Reich des Frauenschachs alles mit rechten Dingen zu. Aber Hue Yifan trat beim Knock-out-Turnier im März 2015 in Sotchi nicht an, zum einen aus anderweitigen terminlichen Verpflichtungen, zum anderen aus unverhohlener Skepsis gegenüber dem umstrittenen Modus, der dem Zufall Tür und Tor öffnet. So war der Weg zur Weltmeisterin frei für Mariya Muzychuk.

      Sei's drum, mit einem überzeugenden Sieg in der neunten Partie des Matches in Lviv holte sich Hue Yifan „ihren“ WM-Titel zurück, beim Stand von 6:3 endet der Wettkampf noch vor der letzten zehnten Partie. Championesse Mariya Muzychuk musste angesichts eines Zwei-Punkte-Rückstands mit Schwarz heute bedingungslos auf Gewinn spielen und legte die Partie sizilianisch-scharf an. Hue Yifan reagierte kühl und sachlich, tauschte die Damen und nahm einen positionellen Vorteil mit ins Endspiel, das sie mit sauberer Technik gewann.

      Die Chinesin, neue wie alte und vor allem wahre Weltmeisterin, war in jeder Phase der Auseinandersetzung Dame der Lage und wurde ihrer Favoritenrolle vollends gerecht. Mariya Muzychuk spielte offen mit und versteckte sich nicht, konnte ihrer Opponentin allerdings nicht ansatzweise Paroli bieten. Vielleicht fällt ihre Niederlage mit minus 3 ein wenig zu hoch aus, es bleibt aber doch unzweifelhaft, wer die unangefochtene Regentin der Frauenschachwelt ist. Daran wird sich auch bis auf Weiteres nichts ändern, egal was im Oktober dieses Jahres passieren wird. Dann nämlich bittet die FIDE zum nächsten Knock-Out-Turnier um die WM. Ob Hue Yifan ihren Titel dann verteidigen wird? Für heute beglückwünschen wir die Weltmeisterin zum Erfolg, wünschen ihr alles Gute und hoffen auf weitere aufregende Partien.

      lviv2016.fide.com
    • Läuferin schrieb:

      Vielleicht fällt ihre Niederlage mit minus 3 ein wenig zu hoch aus
      Nun, sie stand mit dem Rücken zur Wand (wie Du ja selber schreibst) und damit lief das Spiel heute im Modus "alles oder nichts", insofern ist wohl eher die Frage, ob die -2 vor Start dieser Runde zu hoch sei - und das finde ich eher nicht, ehrlich gesagt waren zwei Siege Yifan bei null Siegen Muzychuk durchaus dem Stärkeunterschied angemessen, zumindest in meinen Augen.

      Bleibt zu hoffen, dass die FIDE es schafft, den Turniermodus so sportlich fair zu halten, dass nicht Topspieler(innen) die Teilnahme verweigern. Also ... nicht schon wieder wenigstens. ;)
    • Ein zeitlich verspäteter Nachtrag von leider gleichbleibender Aktualität:

      Die mit Abstand stärkste Spielerin der Welt, die Chinesin Hue Yifan, die nach den chaotischen Regeln der FIDE im Frauenschach gerade wieder Weltmeisterin ist, spielt nicht länger beim Frauen-Grand-Prix mit. Das meldet der Branchendienst chessbase unter Berufung auf ein Interview mit Hue Yifan. Das hat weitreichende Konsequenzen, denn die Siegerin der Grand-Prix-Serie erwirbt das Recht, die Weltmeisterin zu fordern. Und da Hue Yifan, wie sie mehrfach erklärt hat, ihren Titel nicht in einer Knock-out-Lotterie verteidigen will, kann sie sich auch nicht via Grand Prix für das Match nach dem angekündigten Titelverlust qualifizieren. Bei den Frauen gibt es planmäßig jedes Jahr einen WM-Kampf, alternierend als Match und im KO-System.

      Warum die FIDE nicht imstande resp. willens ist, die WM der Frauen ähnlich attraktiv und schachlich wertvoll wie die WM der Männer zu organisieren (Kandidatenturnier plus Match), bleibt ihr Geheimnis. Mit den gegenwärtigen Regeln trägt der Weltschachbund massiv zur Entwertung des Titels einer Schachweltmeisterin bei. Gottlob kündigt Hue Yifan nicht ihren Rückzug vom professionellen Schach an (sie wird hoffentlich für China bei der Schacholympiade in Baku im September dieses Jahres antreten), sondern kritisiert sachlich und treffend den laufenden Zyklus mit seinen eklatanten Schwächen. Das Interview mit Hue Yifan gibt es hier zu lesen: >> de.chessbase.com/post/warum-ho…mehr-im-grand-prix-spielt