Gegner schreibt nicht mit

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    • Gegner schreibt nicht mit

      Nach der Turnierordnung kann meines Wissens einem Spieler, der aus gesundheitlichen Gründen nicht
      in der Lage ist, die Partie mitzuschreiben, diese Verpflichtung erlassen werden, wofüri er einen Zeitmalus
      erhält. In Seniorenturnieren, an denen ich teilnehme, kommt das ab und zu vor. Mir ist es aber schon
      zweimal passiert, dass ein Spieler, der zu Anfang der Partie mitgeschrieben hat, während der Partie das
      Mitschreiben eingestellt hat, obwohl die Fünf-Minuten-Phase noch nicht erreicht war. Ich hatte mich
      jeweils an den Schiedsrichter gewandt, der aber in keinem der Fälle eingeschritten ist und erklärte, der
      Spieler könne bekannter Maßen unter Stress nicht mehr mitschreiben und das müsse man akzeptieren.
      Im ersten der beiden Fälle wurde mir nachträglich erklärt, dass ich, wenn ich in Zeitnot geraten wäre, evtl.
      eine Zeitgutschrift erhalten hätte. Das nutzt jedoch wenig, wenn man vorher in Zeitnot Fehler macht und die Partie wegwirft. Ich finde die Situation unbefriedigend, da ich einen Nachteil habe, weil ich mitschreiben
      muss, der Gegner aber nicht. Ist das Verhalten der Schiedsrichter in Ordnung oder wie ist hier die
      Rechtslage? theosan
    • Das Mitschreiben der Partie wird in den FIDE-Regeln (Artikel 8 ) geregelt, da steht u.a. :

      "
      a) Im Laufe der Partie ist jeder Spieler verpflichtet, seine eigenen Züge und die seines Gegners auf korrekte Weise, Zug für Zug, so klar und lesbar wie möglich, in algebraischer Notation (Anhang C) auf dem für das Turnier vorgeschriebenen "Partieformular" aufzuzeichnen. Es ist verboten, Züge im Voraus aufzuschreiben, es sei denn, der Spieler reklamiert remis nach Artikel 9.2 oder 9.3 oder bei einer Hängepartie gemäß Anhang E 1 a.
      .......
      e) Falls es einem Spieler nicht möglich ist, die Partie aufzuzeichnen, darf er einen Assistenten, der aus Sicht des Schiedsrichters geeignet sein muss, einsetzen, um die Züge zu notieren. Seine Bedenkzeit wird vom Schiedsrichter angemessen angepasst. Diese Anpassung wird nicht vorgenommen, wenn der Spieler behindert ist.
      "


      Aber das mit der Zeitgutschrift in eigener Zeitnot ist absoluter Quatsch und die Bedenkzeitanpassung erfolgt meines Wissens grundsätzlich vor der Partie und nicht zwischendurch.

      Insgesamt würde ich mich vom Fehlverhalten des Spielers und auch der Schiedsrichter in solch einem Fall nicht aus dem Konzept bringen lassen, auch wenn es natürlich entgegen den Regeln ist. Aber wenn es wirklich zu einem Streitfall kommt, bist Du meines Wissens immer im Recht.

      So sehr viel Zeit verbraucht man ja nicht für das Aufschreiben und der Gegner hat dann als Ausgleich zum Beispiel keine Möglichkeit auf irgendetwas zu reklamieren, weder Zeitüberschreitung, noch dreimalige Stellungswiederholung etc.
    • Meine Güte war da jetzt viel Unsinn dabei.

      OK, so ist die Regelungslage tatsächlich:

      1. Wer nicht mitschreiben kann, muss es nicht. Geschieht dies aus Behinderung oder Krankheit, dann bekommt man keinen Bedenkzeitabzug. Geschieht dies aus anderen Gründen, dann bekommt man einen Abzug.
      2. Wen ein Spieler selbst nicht mitschreiben kann, dann soll (lies, es muss wenn irgend möglich und die Begründung, dass es nicht möglich ist will ich sehen. Faulheit der Organisatoren ist keiner.) ein Assistent mitschreiben.
      3. Auch ein Spieler der keine Notation hat, hat alle Reklamationsrechte. Es gibt in den Regeln keine einzige Stelle, dass man nur aufgrund der eigenen Notation reklamieren darf. Ganz im Gegenteil. Wir hatten bei der Blitz- und Schnellschach-WM einige Remisreklamationen gänzlich ohne Notation und alle konnten bearbeitet werden.
      4. Zeitgutschriften dafür das ein Gegner nicht mitschreibt gibt es durchaus in der Zeitnotphase und zwar als Strafe für den Gegner, der obwohl er in der Pflicht ist nicht notiert. Das ist die letzte Maßnahme vor dem Partieverlust.
      5. Zeitgutschriften vor der Partie für den Spieler, der nicht notieren muss, wenn es keinen Assistenten gibt, sehen die Regeln nicht vor.
      6. Das ein Spieler unter Stress nicht mehr notieren kann, ist möglich, würde ich mir aber vor der Partie attestieren lassen und dann entsprechend einen Assistenten dafür einteilen.

      Grüße Daniel
    • tamotua schrieb:

      Das in offiziellen Meisterschaften noch von Hand mitgeschrieben werden muss,
      ist für mein dafürhalten einfach nur Steinzeit.

      Es dürfte technisch eigentlich kein Problem sein, auf elektronische Bretter umzurüsten,
      die dann mit einem PC verbunden werden, der von einem Schiedsrichter überwacht wird,
      so dass eine Software alle Züge der jeweiligen Spiele aufzeichnet und auch am Partieende ausdruckt.


      :thumbsup:

      Aber das würde dem Schachspiel irgendwie ein gewisses etwas nehmen :S
    • Bei vielen offiziellen Meisterschaften gibt es durchaus eine Liveübertragung mit elektronischen Brettern, die auch die Züge aufzeichnen, das ändert aber nichts daran, dass die Notation immer noch Pflicht ist und bleiben wird. Dies ist schon alleine aus Dokumentationsgründen notwendig.

      Grüße Daniel
    • tamotua schrieb:

      Das in offiziellen Meisterschaften noch von Hand mitgeschrieben werden muss,
      ist für mein dafürhalten einfach nur Steinzeit.

      Es dürfte technisch eigentlich kein Problem sein, auf elektronische Bretter umzurüsten,
      die dann mit einem PC verbunden werden, der von einem Schiedsrichter überwacht wird,
      so dass eine Software alle Züge der jeweiligen Spiele aufzeichnet und auch am Partieende ausdruckt.


      Was ist für dich eine "offizielle Meisterschaft"? Vereinsmeisterschaft? Kreisliga?
      Lass dir gesagt sein, dass in diesen Regionen sogar der flächendeckende Einsatz von digitalen Uhren scheitert, wegen Geldmangel des Vereins, es gibt keinen, der sich um Batterien, etc. kümmert und weil sich einfach keiner mit der Bedienung beschäftigen will. Und dann kommst du mit elektronischen Brettern....
    • dfuchs schrieb:


      ....
      1. Wer nicht mitschreiben kann, muss es nicht. Geschieht dies aus Behinderung oder Krankheit, dann bekommt man keinen. Geschieht dies aus anderen Gründen, dann bekommt man einen Abzug.
      ....

      Folgende Geschichte fällt mir dazu ein:
      Ein kleiner Junge, 5 Jahre alt, tritt bei einer offenen Einzelmeisterschaft an, die speziell für Einsteiger angepriesen wurde. Schach spielen kann er gut, aber leider noch nicht schreiben. Die ersten beiden Gegner (Erwachsene) sehen gnädig über die Kringel und Schlangenlinien auf dem Formular hinweg, einer davon verliert sogar gegen den Pimpf.
      Der 3. Gegner, ca. 14 Jahre, versucht dem Kleinen zu erklären, was er aufschreiben muss. Als die Mutter, die zusah erklärte, dass ihr Sohn die Buchstaben noch garnicht kennt, besteht der Gegner trotzdem darauf, dass der Kleine selbst mitschreibt (das Angebot der Mutter, für den Sohn zu schreiben, lehnt er ab). Nach einer kurzen Diskussion gibt der 5-jährige weinend auf und spielt auch das Turnier nicht zu Ende. Schade!
      Dank deines Beitrags, Daniel, wäre ich heute so schlau, den Schiedsrichter zu Rate zu ziehen, denn ein Zeitabzug wäre für den Kleinen absolut kein Problem gewesen....
    • (das Angebot der Mutter, für den Sohn zu schreiben, lehnt er ab)


      Genau das hätte ich als Schiedsrichter übrigens entschieden.
      Aus diesem Grund fragt man nicht seinen Gegner.

      Schachspieler sind wie Kleinkinder, man fragt sie nicht. Wenn ein Spieler die Möglichkeit zur Entscheidung hat, entscheidet er sich immer für das Falsche (vergleiche die Frage welcher Turm gehört auf die offene Linie, da entscheidet man sich auch immer für den falschen). :D

      Grüße Daniel
    • dfuchs schrieb:

      (das Angebot der Mutter, für den Sohn zu schreiben, lehnt er ab)


      Genau das hätte ich als Schiedsrichter übrigens entschieden.
      Aus diesem Grund fragt man nicht seinen Gegner.

      Schachspieler sind wie Kleinkinder, man fragt sie nicht. Wenn ein Spieler die Möglichkeit zur Entscheidung hat, entscheidet er sich immer für das Falsche (vergleiche die Frage welcher Turm gehört auf die offene Linie, da entscheidet man sich auch immer für den falschen). :D

      Grüße Daniel
      Naja, ich wage doch zu behaupten, dass es genügend Schachspieler gibt, die aus Fairnissgründen auch mal richtig entscheiden.
    • bogenraus schrieb:

      Der 3. Gegner, ca. 14 Jahre, versucht dem Kleinen zu erklären, was er aufschreiben muss. Als die Mutter, die zusah erklärte, dass ihr Sohn die Buchstaben noch garnicht kennt, besteht der Gegner trotzdem darauf, dass der Kleine selbst mitschreibt (das Angebot der Mutter, für den Sohn zu schreiben, lehnt er ab). Nach einer kurzen Diskussion gibt der 5-jährige weinend auf und spielt auch das Turnier nicht zu Ende. Schade!
      Dank deines Beitrags, Daniel, wäre ich heute so schlau, den Schiedsrichter zu Rate zu ziehen, denn ein Zeitabzug wäre für den Kleinen absolut kein Problem gewesen....

      :thumbdown:

      ist das nicht total unfair gegenüber dem kleinen Jungen?!?!! ?(

      ich würde das nicht machen ;( 8o :pinch: