Komplizierte Situation Schnellschach: Ziehen bevor Gegner Uhr betätigt

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    • Komplizierte Situation Schnellschach: Ziehen bevor Gegner Uhr betätigt

      Ausgangslage: Schnellschachturnier, pro Spieler 15 Minuten Bedenkzeit.
      Weiß ist klar im Vorteil, König und zwei Bauern auf A und B, aber nur noch wenige Sekunden Zeit. Schwarz kann im Eck nur noch auf Patt/Remis oder Zeitablauf spielen und hat ein Remisangebot von Weiß bei etwas über einer Minute verbleibender Zeit (Schwarz hat noch fünf Minuten) abgelehnt.
      Zeitablauf wäre erreicht, wenn Weiß nicht bei nur noch wenigen verbleibenden Sekunden schon ziehen würde, bevor Schwarz die Uhr betätigen kann. Weiß setzt matt.
      Schiedsrichter stehen daneben und greifen, m.E. zu Recht, nicht ein.
      Wenn ich die Regeln richtig interpretiere, kann Weiß nicht mehr wegen Zeitablauf verlieren, da Schwarz nicht mehr regulär Matt setzen kann.
      Allerdings dürfte Weiß auch nicht ziehen, bevor Schwarz die Uhr betätigt hat. Da dies aber von Schwarz nicht moniert wurde, ist das Partieende (Weiß gewinnt) korrekt, oder?
      Wäre es Remis gewesen, wenn Schwarz auf das Betätigen der Uhr bestanden hätte?
    • Ich hoffe, dass ich auch alles richtig verstanden habe.

      Der Ansatz zur Lösung solcher Fragen ist der, dass eine Partie ein eindeutig bestimmtes Ende hat. Wenn dieses eintritt, ist die Partie unumstößlich entschieden. Weiß setzt Matt, deshalb ist die Partie in diesem Moment beendet und entschieden, Weiß hat gewonnen. Wenn Schwarz der Meinung ist, Weiß begeht einen Regelverstoß, so muss er das *während* der Partie monieren, nicht *nach* der Partie. Also bevor er mattgesetzt wird. Draus folgt z.B. auch, dass man nicht mehr auf Zeit reklamieren kann, wenn man mattgesetzt wurde.

      Jetzt könne ein Oberschlaubi auf die Idee kommen, er spielt: 1. e2-e4 e7-e5 2. Lf1-c4 Lf8-c5 3. Dd1xf7 Matt. Ja mei, der letzte Zug war irregulär, aber das kann man nach Partieende nicht mehr monieren. Genau deshalb wurde in die Regeln unter 5.1a) explizit hineingeschrieben, dass Mattsetzen nur mit einem regulären Zug möglich ist. Damit ist das Prinzip "eindeutiges Partieende entscheidet" geschützt.

      Es ist richtig, Du kannst nur dann auf Zeit gewinnen, wenn es mit beliebigen Zügen möglich ist, noch mattzusetzen. Dabei gelten auch absurde Hilfsmatts als möglich. Beispiel: Zwei Könige und zwei Läufer auf dem Brett, die Zeit fällt. Bei gleichfeldrigen Läufern ist es remis, bei ungleichfeldrigen Gewinn, weil man nur mit den ungleichfarbigen Läufern (wenn auch nur höchst kooperativ) ein Matt aufs Brett stellen kann.

      Aber wie ist das mit ich ziehe in Zeitnot, nachdem der Gegner einen Zug zwar ausgeführt hat (=Figur losgelassen) aber nicht abgeschlossen hat (=Uhr gedrückt)? Ich hätte gemeint, ich darf ziehen, wenn der Gegner ausgeführt hat. Oder wie ist das, wenn der Gegner vergisst zu drücken, ich merke das aber nicht und führe irgendwann meinen Zug aus. Das wäre dann ein Regelverstoß. Finde ich schwer vorstellbar, aber weiß jemand, wo das geregelt ist?
    • Ein regulärer Zug ist ausgeführt, sobald die Figur auf dem Zielfeld losgelassen wurde. Dann ist der Gegner am Zug und kann ziehen. Die entprechende Regeln sind Artikel 1.1 und 4.7 der FIDE-Regel. Am Verhalten von Weiß ist demzufolge nichts auszusetzen. Der erste Spieler hat natürlich das Recht die Uhr zu betätigen, unbenommen der Tatsache, dass der Gegner bereits reagiert hat. Ich gehe davon aus, dass Schwarz dies im Beispiel nicht gemacht hat, sein Verhalten war ungeschickt und gereichte ihm zum Nachteil. Darüberhinaus stimme ich hajoe zu, dass das Matt die Partie zugunsten von Weiß sofort beendet.
    • Ich bin der Meinung, dass weiß hier spätestens in dem Moment einen Regelverstoß beginnt, in dem er zieht, bevor schwarz nach seinem Zug die Uhr drückt. Denn man hat nach seinem eigenen Zug jederzeit das Recht die Uhr zu drücken. Darauf muss weiß warten, denn es könnte bis zum Drücken der Uhr meines Erachtens nach zum Beispiel noch ein Remisangebot des Schwarzen folgen. Dieses Recht darf man ihm nicht nehmen. Wäre ich Schiedsrichter gewesen, hätte ich eingegriffen und den Weißen zunächst bis zu dreimal verwarnt, das dritte Mal mit entsprechender Pluszeit für Schwarz. Dann disqualifiziert im Wiederholungsfall.

      Reklamation ist hier meines Erachtens auch nach Spielende noch möglich, da schwarz keinen seiner Züge regelkonform abschließen konnte aufgrund des Gegenziehens von Weiß, die Partie also offen ist. Natürlich ist es im Schnellschach schwer einen Nachweis über Stellungen zu führen, aber in dem Fall mit nur noch zwei Bauern, sollte ein guter Schiedsrichter jede wichtige Stellung rekonstruieren können im Nachhinein.
    • Wie ich bereits in mehreren anderen Themen erläutert habe, ist es durchaus regulär zu ziehen bevor der Gegner die Uhr gedrückt hat, solange der Gegner jederzeit die Möglichkeit hat die Uhr zu drücken.

      Also nichts an der Front zu reklamieren.

      Wenn wirklich nur noch König + 2 Bauern gegen König auf dem Brett sind, dann ist die Partie auch bei Zeitüberschreitung der Bauernpartei remis. Also auch hier keine Probleme.

      Die passenden Regeln hat Tophie bereits erwähnt.

      Grüße Daniel
    • Danke für die Antworten.
      Schwarz hätte die Uhr also auch noch drücken dürfen, als Weiß schon gezogen hatte, damit wäre die Uhr für Weiß abgelaufen, die Partie hätte, mangels Siegmöglichkeit für Schwarz, mit Remis geendet.
      Der weiße Spieler hätte den schwarzen nur nicht, beispielsweise mit dem Hinweis auf seinen bereits erfolgten Zug, am Betätigen der Uhr hindern dürfen.