Aus Akrobats Gedichte - Küche

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    • Aus Akrobats Gedichte - Küche

      Hol`s der Kuckuck

      Allein zu sein, das macht mich bang.
      Doch horch, man hört jetzt deutlich Schritte
      draussen meinen Gang entlang.
      Gottlob, es nähert sich Brigitte!

      Ich möchte ihr entgegeneilen
      - schnell noch durch mein Haar gekämmt -
      an ihrem Busen zu verweilen.
      Der Reissverschluss hat sich verklemmt.

      Ich bräuchte dringend einen Diener.
      Ich finde mich ja nie zurecht.
      Geschwind ins Wasser drei Paar Wiener.
      Zwei linke Schuhe passen schlecht.

      Wo hängt denn nur die neue Hose?
      Ach, könnte ich sie doch schon küssen!
      Herrjeh, ein Fleck von Bratensosse
      und auch die Socken sind zerschlissen.


      Ich höre eben es schon läuten.
      Gemach, es dauert nicht mehr lange!
      Das kann ja schliesslich nur bedeuten:
      Sehnsüchtig wartet sie im Gange!

      Schnell einen Blick in meinen Spiegel.
      Die Krawatte sitzt ganz schief.
      Wann wird das Wasser heiss im Tiegel?
      Ein Stäubchen Duftspray gegen Mief.

      Verdammt, man muss sich ja genieren.
      Meine Klingel schlägt Alarm!
      Vergass ich doch, mich zu rasieren
      und ausserdem zwickts mich im Darm!

      Ich schürze meine Lippen schon
      und hüpfe mehr, als dass ich renne.
      Für alle Mühe nun der Lohn:
      Ein Mann steht dort, den ich nicht kenne!

      In der Küche pfeift der Kessel.
      Es zerbricht die schöne Vase.
      Ich falle bleich in einen Sessel.
      Ein "Kuckuck" klebt auf meiner Nase!


      Wenn es wieder einmal läutet,
      halte ich, ganz unverdrossen,
      da man alles schon erbeutet,
      meine Türe fest verschlossen.






      Diätwahn

      Da sagte doch einst meine Frau
      - im übrigen mein bestes Stück -
      ach, mein bester Gatte, schau,
      ich finde mich zu dick.

      Wenn ich doch nur bloss
      die Figur von früher hätt ...
      Nun leg ich kräftig los
      mit einer Diät!

      Jetzt gibt es täglich Kuren
      und das von früh bis spät,
      gepaart mit Magenknurren,
      wenn sie vorm Spiegel steht.

      Und immer will sie hören,
      wie schlank sie doch schon sei
      und knabbert ihre Möhren
      und kaut am Hirsebrei!

      Vor Ehrfurcht ich erschaure,
      wie sie sich peinigt Tag und Nacht
      und weil ich sie bedaure,
      hab ich was mitgebracht ...

      Wochen später ruft sie:
      "Liebling, komm ganz schnell!
      Ich bin schon schlank geworden
      und wirke hübscher, gell??

      Sie freut sich riesig, sie wähnt sich schlank.
      Jetzt hab ich Ruhe, gottseidank!
      Denn niemand weiss es, nur mir ist es klar,
      dass alles Trug durch einen Zerrspiegel war!




      Nun hoffe ich, die geneigten Leser erfreut zu haben

      Euer GA