Steuerhinterziehung

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    • Wenn man eine Flattax aber gleichzeitig mit einem bedingungsloses Grundeinkommen kombiniert, dann bewirkt dies eine Umverteilung von Oben nach Unten und daher kann man so eine Flattax überhaupt nicht mit der Flattax von Kirchhoff vergleichen, das sind zwei völlig andere Modelle, geehrter hajoja !

      Das Problem Steuerhinterziehung bzw. Steuerflucht könnte man durch Abschaffung des Bargeldes bekämpfen, obwohl dadurch auch wieder andere Probleme entstehen können.

      Einige befürchten dabei eine weitere Überwachungsmöglichkeit, obwohl ich das irgendwie nicht nachvollziehen kann, weil viele Leute sowieso schon bei Payback mitmachen und weil unsere Telefongespräche und E-Mails sowieso schon überwacht werden (können).
      Eine viel grössere Problematik sehe ich bei der Abschaffung des Bargeldes dabei, dass Hacker Konten bzw. sogar auch ganze Banken leerräumen können, also da muss man sich irgendeinen todsicheren Sicherheitsmechanismus gegen Hacker überlegen, den es aber aktuell noch nicht gibt.

      Das Thema Steuerverschwendung, das limo hier eingeworfen hat, ist natürlich auch ein ganz grosses Problem und es würde mich mal interessieren, ob Steuerverschwendung oder Steuerhinterziehung höhere Einnahmeverluste für die Allgemeinheit bedeuten.

      Steuerverschwendung kommt ja z.B. bei Bankenrettungen zum Tragen und da werden ja auch immer riesige Summen genannt.
      Hierbei könnte man m.E. für Abhilfe sorgen, indem die Banken selbst auch überwacht werden, was bei der Abschaffung des Bargeldes natürlich noch wichtiger wäre.
      Ausserdem sollte der Eigenhandel der Banken verboten werden und der Eigenanteil der Banken bei Kreditvergaben stark erhöht werden.
      Aktuell beträgt dieser Anteil nur 10 %, der Rest des Geldes darf bei Kreditvergaben aus dem Nichts geschöpft werden, was auf Dauer nicht gutgehen kann, denn sowohl dadurch als auch durch den Zins wird die Geldmenge im Verhältnis zum BIP immer grösser.
      Die alleinige Senkung der Zinsen, was ja jetzt auch schon massiv betrieben wird, reicht bei weitem nicht aus, um dies auszugleichen, deshalb müsste m.E. auch die allgemeine Kreditvergabe deutlich reduziert werden.
      Im privaten Bereich könnte man dies lösen, indem man bei dem Erwerb von Immobilien auf Mietkauf umstellt (Leasing bei Autos ist ja auch schon ziemlich fortgeschritten) und im Geschäftsbereich sollten Kredite m.E. nur noch bei neuen Firmengründungen vergeben werden, während alte und grosse Unternehmen durch ihre Gewinne bestehen bzw. gegebenenfalls auch wachsen können. (Wachstum geht jedoch aufgrund endlicher Rohstoffe nicht bei allen Unternehmen unbegrenzt !), zumal grössere Firmen ja auch durch die Gelder ihrer Aktionäre noch zusätzliche Gelder für weitere Investitionen erhalten können.
      Die Realität sieht jedoch zur Zeit völlig anders aus, da werden Kredite eher an grössere bzw. bereits vorhandene Unternehmen vergeben, was jedoch auch eher zu unerwünschten Monopolbildungen führen kann.
    • Ein polarisierendes Thema - fürwahr, jedoch scheint Steuerhinterziehung, was immer man dafür halten mag so vielschichtig und komplex, dass sie nicht der Polemik einfacher (Halb)wahrheiten anheim gestellt werden sollte. Der mehr oder weniger klare Gesetzesverstoß und/oder das Ausnutzen von Gesetzeslücken sind das eine - die Möglichkeiten und Ressourcen, dagegen an zu gehen das andere. Ab welcher Hinterziehungssumme in welchem Zeitraum wird's denn kriminell? In einem gesellschaftlichen Klima von "Geiz ist geil", "1000 legalen Steuertricks"/"Brauchen Sie 'ne Rechnung?" scheint es da sehr unterschiedliche Wahrnehmungen zu geben. Der Aufschrei der Gutmenschen in Richtung internationaler Großkonzerne "Haltet den Dieb!" wirkt auf mich naiv. Auch scheint mir die Forderung nach strengeren Gesetzen, Restriktionen den Banken gegenüber etc. reichlich weltfremd. Diese wohlfeilen Forderungen implizieren, dass der Staat Möglichkeiten dazu hätte. In Zeiten gigantischer globaler Kapitalströme hat keine Regierung der Welt die Macht, Leute mit neunstelligen Kontoständen nachhaltig in die Schranken zu verweisen. Politiker tun sich nur schwer damit, ihre zunehmende Ohnmacht einzugestehen.
    • Und warum sind die Politiker ohnmächtig ?

      Werden sie etwa bestochen oder gar erpresst ?

      Wenn das stimmt, was Du da behauptest Älg, wofür brauchen wir dann überhaupt noch Politiker ?

      Ich will jetzt hier keine Politikernamen nennen, aber es gibt Politiker, die sich zumindest anhand ihrer Rhetorik den Reichen öffentlich den Kampf angesagt haben...
    • Diese jetzt genannte Ohnmacht der Politiker in den Nationalstaaten kann dann ja auch nur zwei Konsequenzen tragen. Entweder wird die Globalisierung durch die Nationalstaaten begrenzt, durch Zölle, Einfuhrbeschränkungen und Ähnlichem oder die Nationalstaaten müssen sich zumindest in fiskalpolitischer Sicht zusammenschließen. Ich glaube nicht, dass die Globalisierung aufgehalten werden kann, dafür hat sie zuviele positive Effekte, daher erübrigt sich meines Erachtens auch die Rückkehr zum protektionistischen Nationalstaat, der bisher noch keine besonders guten Ergebnisse für die Bevölkerung erbracht hat.
      Global agierende Konzerne lassen sich offensichtlich nicht durch einzelne Nationen kontrollieren besteuern. Zurzeit konkurrieren viele Länder um die Registrierung großer Firmen mit niedrigen Steuersätzen und es sieht nicht danach aus, das sich dies in den nächsten Jahren ändern würde. Also sollte man international stärker kooperieren und sich zumindest in Richtung einer Weltregierung oder zumindest einer stärkeren Regionsregierung als der jetztigen EU zusammenschließen. Natürlich sollte auch hier eine Aufsicht am Werk sein, die die dort gefällten Gesetze überprüft. Damit fällt es auch einfacher jegliche Steuern einzutreiben. Hier stellt sich dann allerdings auch die Frage der demokratischen Legitimation, da es zurzeit eine größere Gruppe an Bürgern gibt, die eine übergeordnete Regierung nicht aktzeptieren wollen.
      Schließlich gilt es noch die Frage der Steuern die zu einer sozial funktionierenden Gesellschaft beitragen sollten, also auch Transferzahlungen (Grundgehalt,Rente etc.) und gleiche Bildungschancen ermöglichen kann, zu stellen. Außerdem sollte m.E. die Steuer auch eine zu groß werdende Kluft zwischen arm und reich verhindern. Dies ließe sich am einfachsten mithilfe einer erhöhten Steuer auf Kapitalerträge sowie einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes umsetzen. Hier wären nur Großverdiener betroffen, die dadurch auch nicht arm werden, sondern nur weniger vermögend.
      Aber auch hier würde eine multinationale Lösung notwendig sein.
      Solange die Möglichkeit besteht Steuern zu umgehen wird dies auch genutzt, daher sollten die Steuergesetze weltweit vereinheitlicht werden und die Steuerbehörden zusammenarbeiten. Diese Methode hilft natürlich nur gegen die "dicken Fische", der normale Bürger wird von dieser Veränderung kaum Auswirkungen spüren können und im kleinen trotzdem eine geringe Menge an Steuern hinterziehen.

      LG Uran
    • Deshalb ergibt die EU auch nur dann Sinn, wenn man eine Fiskalunion hat und am besten auch eine Sozialunion, denn in Griechenland z.B. gibt es nach einem Jahr Arbeitslosigkeit vom Staat überhaupt nichts mehr, für die Griechen wäre deshalb sogar unser fragwürdiges Hartz IV System eine Erlösung.

      Aktuell sieht es jedoch so aus, dass z.B. reiche Griechen ihre Steuern nicht in Griechenland, sondern auch in EU-Ländern zahlen, in denen die Steuersätze niedriger sind und dann alle Steuerzahler der EU immer wieder Griechenland retten müssen, weil dort dann eben die Steuergelder der reichen Griechen fehlen.
      So ist die EU halt nur ein Gebilde, das zu einer weiteren Umverteilung von Unten nach Oben führt und wo die Länder mit den besten Sozialsystemen wie Magnete wirken, was jedoch auf Dauer zum Zusammenbruch führt.

      Und zurück zu den protektionistischen Nationalstaaten, wie es die jetzt relativ neu entstandene Partei ja vorschlägt ist natürlich auch totaler Unsinn.

      Wollen wir mal hoffen, dass es möglichst schnell zu Urans oben angesprochener weltweiten Vereinheitlichung der Steuergesetze bzw. Steuersätze kommt, ansonsten sehe ich ziemlich schwarz für unsere allgemeine Zukunft...
    • "Kriminell" ist für ein kleines Vergehen vielleicht ein etwas zu großes Wort. Wenn man für eine einmalige Hilfeleistung einen Hunderter in die Hand gedrückt bekommt und den nicht versteuert (Schon der Gedanke daran ist absurd ! Ich fange doch nicht wegen so einem Kokolores eine Steurerklärung an, wenn ich sonst keine machen müsste.) oder bei dunkelgelb noch über die Kreuzung fährt, begeht eine Regelübertretung und soll, wenn er erwischt wird, angemessen bestraft werden. Aber kriminell ist das noch nicht, wenn man es nicht systematisch macht.
      Die Gesetzgebung und vor allem die mangelnden Kontrollen machen es natürlich relativ einfach, am Staat vorbeizuwirtschaften.
      Wir haben jetzt in Österreich eine Registrierkassenpflicht bekommen, damit auch der kleinste Händler oder Wirt nichts an der Steuer vorbei einnehmen kann. Die Betroffenen sind natürlich dagegen Sturm gelaufen und auch Oppositionspolitiker haben teilweise gemeint, das kann man ja nicht machen, man nimmt den Leuten damit die Existenzgrundlage. Das war schon witzig anzuhören ! Die haben de facto gesagt, man kann ja vom Wähler nicht erwarten, dass er sich an die Gesetze hält.
    • Ich will mich nicht an dem Thema "moralisch Bewertung der Steuerhinterziehung" beteiligen, sondern die Gründe nennen und wie man - ein wenig - dagegen tun könnte.


      Je höher die Steuer und je komplizierter das Steuerrecht, umso höher ist der Anreiz und die Bereitschaft hier zu tricksen.


      Das Kirchhof- Modell -siehe Beitrag von Hajoja, der offensichtlich vom (Steuer)-Fach ist-, sah im Grunde vor, die Werbungskosten abzuschaffen und dafür allgemein einen niedrigeren Steuersatz einzuführen. Er wurde dafür mit Schipf und Schande davongejagt. Aber Millionen Arbeitnehmern wäre mit diesem Modell die Grundlage für kleine Steuerunehrlichkeiten entzogen worden, ohne dass ihr Geldbeutel geschmälert wird. So etwas geht aber in unserer Gesellschaft nicht, weil wir in dem Glauben (oder ist es Wahn?) leben, die Steuer müsse für jeden absolut "gerecht" sein. Von den Fahrten zur Arbeit (warum sind das eigentlich Werbungskosten? Wo jemand wohnt ist doch privat) bis zum Fachbuch, muss es natürch Steuererleichterungen geben. Man sollte wirklich die Werbungskosten abschaffen, den Steuersatz reduzieren und den Ausgleich erhöhter Aufwendungen des Einzelnen den Tarifparteien überlassen. Dienstreisen, Spesen, Fortbildung usw. hat eben der Arbeitgeber zu zahlen und nicht das Finanzamt.

      Aber die Arbeitnehmer sind nicht das eigentliche Problem. Die weitaus meisten Steuern werden von Gewerbetreibenden und Selbständigen hinterzogen. Wenn hier die Politik den Versuch wagt, durch restriktivere Steuergesetze oder vermehrte Steuerprüfungen die Daumenschrauben anzuziehen, erhebt sich ein Heer von Wirtschaftslobbyisten, die den Untergang der Republik und eine Massenarbeitslosigkeit prognostizieren (siehe auch obigen Beitrag von Mateoftequeen).

      Den Finanzbehörden und den Finanzministerien ist doch auch schon lange bekannt, dass weltweite Konzerne bei uns keine Körperschaftsteuer zahlen, weil sie Ihre Gewinne durch ein Geflecht von Auslandsbeziehungen oder Lizenzen herunterrechnen. Aber erst durch die Veröffentlichung und die Presse nimmt die Politik diesen unglaublichen Missstand überhaupt zur Kenntnis. Geschehen wird aber nichts, weil man wieder einmal glaubt, internationale, weltweite Vereinbarungen treffen zu müssen oder weil man sich einfach scheut solche mächtigen Konzerne zu verägern. Dabei würde eine einfache Ergänzung des Körperschaftsteuergesetzes genügen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten.

      Steuerhinterziehung ist bei uns eine Folge von zu hoher Abgabenlast insgesamt, komplizierter Steuergesetzgebung und einer Politik, die Steuerhinterziehung weitgehend duldet.
    • HorstSchlaemmmer schrieb:

      Und warum sind die Politiker ohnmächtig ?

      Werden sie etwa bestochen oder gar erpresst ?

      Wenn das stimmt, was Du da behauptest Älg, wofür brauchen wir dann überhaupt noch Politiker ?

      Ich will jetzt hier keine Politikernamen nennen, aber es gibt Politiker, die sich zumindest anhand ihrer Rhetorik den Reichen öffentlich den Kampf angesagt haben...
      Politische Entscheidungen ob nun national oder international entstehen oft aus einer Gemengelage unterschiedlichster Interessen, Bedürfnisse und Begehrlichkeiten. Und so passiert es, dass nach zähem Ringen nicht die für die Lösung eines Problems oder Konfliktes oder gar für die unmittelbar Betroffenen optimalste Lösung herauskommt, sondern ein politischer Kompromiss, ein kleinster gemeinsamer Nenner, der absehbar wieder neue Konflikte und wachsendes Unrecht generiert. Das ist weder gut noch schlecht - das sind einfach systemische Grenzen. Das ganze potenziert sich durch zunehmende Größenordnung, Komplexität und Entwicklungsdynamik der Problemfelder. Wer will da bestreiten, dass auch Politiker damit gelegentlich überfordert sind? Was wahrnehmbar ist, ist doch oft nur ein "Herumdoktern"an den Problemen, um der Öffentlichkeit Handlungskompetenz zu beweisen. Die Politik denkt und entscheidet in Wahlperioden, wobei es oft um Entscheidungen geht, die Generationen betrifft. Und unangenehme Entscheidungen werden dann gern mal an die Protagonisten der nächsten Legislaturperiode durchgereicht. All das war gemeint, als ich von einer zunehmenden Ohnmacht der Politiker sprach. Dennoch spreche ich den Politikern nicht ihre Daseinsberechtigung ab. Sie haben eine im besten Sinne systemsichernde Funktion. Politiker werden gebraucht, werter Horst - aber die Erwartungshaltung in Bezug auf die Resultate ihrer Bemühungen sollte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegen.