Liebe Leser!
Jeder von uns kann wohl mit einem lachenden als auch weinenden Auge auf seine Kindheit, auf Schul- und Ausbildungszeit zurückblicken.
Die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen daraus prägen uns daher im besonderen. Massgebend sind aber die verbleibenden Eindrücke
aus der Kindheit (Engramme), die oft unser Verhalten im Leben widerspiegeln.
Aller Anfang ist schwer, wie es heisst. Und am Anfang steht die Erziehung, die uns zum mündigen Bürger formen soll.
Fest steht, dass man lange Zeit autoritär und gar despotisch mit Zöglingen umging und das sowohl in der Schule als auch leider im Elternhaus.
Aus Erzählungen meiner Oma weiss ich, dass meine Mutter nicht gerne zu Schule ging. Als Erstklässlerin wollte diese nicht lesen lernen.
So trug meine Oma dem Klasslehrer auf, härter durchzugreifen. Das nahm dieser gerne zum Anlass, die Fibel meiner Mutter regelmässig um
die Ohren zu hauen, bis sie sich dreinschickte, lieber doch lesen zu lernen ...
So gütig und gerecht meine Oma auch sonst sein mochte, heute noch verspüre ich den Schmerz, den mir das öftere Holzscheitknien verursachte.
Einen Grund dafür sah ich halt auch darin, dass meine Oma in vielen erziehlichen Belangen mit mir als kleinen Jungen überfordert schien.
Meine Mutter war gezwungen zu arbeiten und ihr Ehemann (mein Stiefvater) ebenso. Also hatten meine Eltern kaum Zeit für mich.
Da war es natürlich nur recht und billig für sie, mich in die Obhut meiner Oma zu geben.
Erziehung wird auch unbewusst weitergegeben.
Mein Urgrossvater lehrte noch im Böhmischen an einer sog. Bürgerschule. Mit dem Schlüsselbund meines Urgrossvaters hatte es eine besondere
Bewandtnis: Seine Schüler waren allesamt Jungs zw. 16 und 17 Jahren. Da er nun diesen Halbwüchsigen gegenüber körperlich im Nachteil schien,
verschaffte er sich gewöhnlich häufig Respekt durch seine "Schlüsselmethode". Wenn er Respekt oder Aufmerksamkeit einforderte, war er geneigt,
den Schülern mit seinem Schlüsselbund empfindlich auf die ausgestreckten Hände zu klopfen.
Mein Urgrossvater verfügte über ein gewaltiges Stimmorgan. Bei gutem Wetter standen im allgemeinen die Fenster des Klasszimmers offen, sodass
Passanten bequem akustisch am Unterricht teilnehmen konnten. Wurden aber die Fenster geschlossen, wusste man, dass mein Urgrossvater etwas
mit seinen Schülern zu besprechen hatte ...
Auch noch zu meiner Schulzeit wurde angeblich respektloses Verhalten von Schülern ihren Lehrern gegenüber durch beinahe eingerissene
Ohrläppchen wieder wettgemacht.
Einer autoritären Lehrerin - sie war schon über 6O Jahre alt - schickten Schüler anonym eine schriftlich formulierte Morddrohung ins Haus. Dabei ging
es ja nicht bloss um das Ziehen an Ohrläppchen.
Das alles war zu einer Zeit, als die allgem. Schulreform der 1970er Jahre schon greifen sollte und man den demokratischen Führungsstil propagierte.
Körperliche Züchtigungen haben auch mich gestählt. Obwohl ich bis auf eine Ohrfeige und mehreren Tatzen von den Lehrern unbehelligt blieb, waren
die Bestrafungen bei mir daheim , auch leider die verbalen Auswüchse, die beinahe mein Seelenheil gefährdeten, viel schwerer zu ertragen.
Das Übelste aber, was man mir antun konnte - ich war immer schon sehr schüchtern - wenn ein Lehrer in der Volksschule befahl, mich in die Ecke zu
stellen.
Weil meine Oma mich öfter mal ungerecht behandelte, habe ich schon als ganz junger Schüler zu drastischen Gegenmassnahmen greifen müssen.
Mit einer gewissen unverhohlenen Schadenfreude habe ich mit angesehen, wie meine Grossmutter bei der Mutter meines Schulfreundes um meine
sämtlichen Schulsachen feilschte, die ich meinem Freunde für einen Packen heissgeliebter Comichefte gerne überlassen hatte!
Da ich aber von einer Schule auch nicht so sehr angetan war, blieb ich doch schon lieber daheim, wenn möglich auch während der Unterrichtstage.
Regelmässig habe ich mir daher mindestens zweimal im Jahr eine Erkältung genehmigt. Dann verlebte ich eine pflegevolle Zeit und meinen
Wissensdurst stillte ich durch intensives Studium von Micky-Maus-Heften. Eine relative Reifungsphase wurde ersichtlich, als ich von MickyMaus auf
Karl May umstieg. Später habe ich mich dann auch noch an der Staatsprüfung für Pädagogik versucht (grins).
Ich habe die Pädagogikschiene aber ziemlich schnell wieder verlassen. Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten sowie Uneinigkeiten erlebter
Erziehungsstile während meiner zahlreichen Hospitationen in verschiedenen Klassen haben mich eines besseren belehrt. Meine unkonventionelle
Umgangsart hat wohl einige Lehrer gestört.
Ich habe mir aber nichts vorzuwerfen, wenngleich ich mich damit oft aufs Glatteis im Leben begeben habe. Vieles habe ich leider überreizt.
Wer vom Teufel geritten wird, sollte versuchen, diesen durch einen kühnen Satz abzuwerfen!
Gottseidank konnte ich meine eigenen Kinder in ein Leben von Selbsbestimmung entlassen, in aller Güte, Fairness und Liebe.
Zum Thema Erziehung kann jeder von Euch Nötiges beitragen.
Schliessen will ich heute mit einer Episode aus meinem Schülerleben:
Ich war schon einige Monate der Pubertätsphase entrückt, als ich noch die Schulbank drückte. Es stand wieder eine Klausur an. Zum nahegerückten Prüftermin
war ich, wie so oft, noch gänzlich unvorbereitet. Zudem war ich lustlos, woran aber die Lehrkraft nicht unwesentlich schuld war. Wir mochten uns nicht.
Da er auch mein Mathelehrer war und ich bekannterweise ganz schlecht in Mathe, gingen unsere gegenseitigen Gefühle in ganz andere Richtungen.
Der Lehrer diktierte uns alles und wir mussten alles niederschreiben. Zudem hatte der Lehrer die fiese Angewohnheit, uns alles zu Lernende wortwörtlich
repetieren zu lassen. Ich konnte also der zu erwarteten Sechs nur ausweichen, indem ich mal wieder schwänzte. Es war gerade Winter mit herrlichem Schnee.
Während wohl die Klasse über der Aufgabe brütete, fuhr ich fröhlich mit meinem Schlitten.
Am Nachmittag wurde mir übel und eine Stunde später lag ich mit der schönsten Erkältung im Bett.
Natürlich kam ich dem Lehrer nicht aus. Er wartete schon, um mich endlich zu prüfen und das sollte mündlich geschehen (wo ich doch so schüchtern bin).
Aus Bosheit gab er mir kein bestimmtes Thema bekannt, dass ich gezwungen war, das ganze dicke, vollbeschriebene Heft durchzuackern. Natürlich einen Tag
vor der Prüfung.
Als ich tags darauf an der Reihe war, musste ich vor die Klasse treten. Ich vermied es tunlichst, in die schadenfrohen Gesichter zu sehen. Dann gab mir der
Lehrer das Thema bekannt und da fiel mir ein Stein vom Herzen. Mit dem Thema war ich schon im sicheren Hafen! So ratterte ich gekonnt meine Verslein
herunter und stoppte erst beim letzten Satzzeichen der Geschichte. Ganz still war es augenblicklich im Zimmer. Einige Schüler vergassen sogar, ihren
heruntergefallenen Mund wieder an sich zu nehmen und das einzige laute Geräusch stammte vom Lehrer, der, wie ich aus den Augenwinkeln sah, sichtlich
enttäuscht in sein Notenbüchlein neben meinem Namen eine zittrige Eins malen musste.
Da war ich mir sicher, dass es dem Lehrer leidgetan hat, dass ich wirklich krank war.
Nun drücke ich immer noch die Schulbank, nämlich die Schule meines Lebens wurde noch nicht absolviert.
Ich hoffe aber, zu einem letztlich guten Abschluss zu kommen.
Ich verbleibe
Euer GA
Jeder von uns kann wohl mit einem lachenden als auch weinenden Auge auf seine Kindheit, auf Schul- und Ausbildungszeit zurückblicken.
Die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen daraus prägen uns daher im besonderen. Massgebend sind aber die verbleibenden Eindrücke
aus der Kindheit (Engramme), die oft unser Verhalten im Leben widerspiegeln.
Aller Anfang ist schwer, wie es heisst. Und am Anfang steht die Erziehung, die uns zum mündigen Bürger formen soll.
Fest steht, dass man lange Zeit autoritär und gar despotisch mit Zöglingen umging und das sowohl in der Schule als auch leider im Elternhaus.
Aus Erzählungen meiner Oma weiss ich, dass meine Mutter nicht gerne zu Schule ging. Als Erstklässlerin wollte diese nicht lesen lernen.
So trug meine Oma dem Klasslehrer auf, härter durchzugreifen. Das nahm dieser gerne zum Anlass, die Fibel meiner Mutter regelmässig um
die Ohren zu hauen, bis sie sich dreinschickte, lieber doch lesen zu lernen ...
So gütig und gerecht meine Oma auch sonst sein mochte, heute noch verspüre ich den Schmerz, den mir das öftere Holzscheitknien verursachte.
Einen Grund dafür sah ich halt auch darin, dass meine Oma in vielen erziehlichen Belangen mit mir als kleinen Jungen überfordert schien.
Meine Mutter war gezwungen zu arbeiten und ihr Ehemann (mein Stiefvater) ebenso. Also hatten meine Eltern kaum Zeit für mich.
Da war es natürlich nur recht und billig für sie, mich in die Obhut meiner Oma zu geben.
Erziehung wird auch unbewusst weitergegeben.
Mein Urgrossvater lehrte noch im Böhmischen an einer sog. Bürgerschule. Mit dem Schlüsselbund meines Urgrossvaters hatte es eine besondere
Bewandtnis: Seine Schüler waren allesamt Jungs zw. 16 und 17 Jahren. Da er nun diesen Halbwüchsigen gegenüber körperlich im Nachteil schien,
verschaffte er sich gewöhnlich häufig Respekt durch seine "Schlüsselmethode". Wenn er Respekt oder Aufmerksamkeit einforderte, war er geneigt,
den Schülern mit seinem Schlüsselbund empfindlich auf die ausgestreckten Hände zu klopfen.
Mein Urgrossvater verfügte über ein gewaltiges Stimmorgan. Bei gutem Wetter standen im allgemeinen die Fenster des Klasszimmers offen, sodass
Passanten bequem akustisch am Unterricht teilnehmen konnten. Wurden aber die Fenster geschlossen, wusste man, dass mein Urgrossvater etwas
mit seinen Schülern zu besprechen hatte ...
Auch noch zu meiner Schulzeit wurde angeblich respektloses Verhalten von Schülern ihren Lehrern gegenüber durch beinahe eingerissene
Ohrläppchen wieder wettgemacht.
Einer autoritären Lehrerin - sie war schon über 6O Jahre alt - schickten Schüler anonym eine schriftlich formulierte Morddrohung ins Haus. Dabei ging
es ja nicht bloss um das Ziehen an Ohrläppchen.
Das alles war zu einer Zeit, als die allgem. Schulreform der 1970er Jahre schon greifen sollte und man den demokratischen Führungsstil propagierte.
Körperliche Züchtigungen haben auch mich gestählt. Obwohl ich bis auf eine Ohrfeige und mehreren Tatzen von den Lehrern unbehelligt blieb, waren
die Bestrafungen bei mir daheim , auch leider die verbalen Auswüchse, die beinahe mein Seelenheil gefährdeten, viel schwerer zu ertragen.
Das Übelste aber, was man mir antun konnte - ich war immer schon sehr schüchtern - wenn ein Lehrer in der Volksschule befahl, mich in die Ecke zu
stellen.
Weil meine Oma mich öfter mal ungerecht behandelte, habe ich schon als ganz junger Schüler zu drastischen Gegenmassnahmen greifen müssen.
Mit einer gewissen unverhohlenen Schadenfreude habe ich mit angesehen, wie meine Grossmutter bei der Mutter meines Schulfreundes um meine
sämtlichen Schulsachen feilschte, die ich meinem Freunde für einen Packen heissgeliebter Comichefte gerne überlassen hatte!
Da ich aber von einer Schule auch nicht so sehr angetan war, blieb ich doch schon lieber daheim, wenn möglich auch während der Unterrichtstage.
Regelmässig habe ich mir daher mindestens zweimal im Jahr eine Erkältung genehmigt. Dann verlebte ich eine pflegevolle Zeit und meinen
Wissensdurst stillte ich durch intensives Studium von Micky-Maus-Heften. Eine relative Reifungsphase wurde ersichtlich, als ich von MickyMaus auf
Karl May umstieg. Später habe ich mich dann auch noch an der Staatsprüfung für Pädagogik versucht (grins).
Ich habe die Pädagogikschiene aber ziemlich schnell wieder verlassen. Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten sowie Uneinigkeiten erlebter
Erziehungsstile während meiner zahlreichen Hospitationen in verschiedenen Klassen haben mich eines besseren belehrt. Meine unkonventionelle
Umgangsart hat wohl einige Lehrer gestört.
Ich habe mir aber nichts vorzuwerfen, wenngleich ich mich damit oft aufs Glatteis im Leben begeben habe. Vieles habe ich leider überreizt.
Wer vom Teufel geritten wird, sollte versuchen, diesen durch einen kühnen Satz abzuwerfen!
Gottseidank konnte ich meine eigenen Kinder in ein Leben von Selbsbestimmung entlassen, in aller Güte, Fairness und Liebe.
Zum Thema Erziehung kann jeder von Euch Nötiges beitragen.
Schliessen will ich heute mit einer Episode aus meinem Schülerleben:
Ich war schon einige Monate der Pubertätsphase entrückt, als ich noch die Schulbank drückte. Es stand wieder eine Klausur an. Zum nahegerückten Prüftermin
war ich, wie so oft, noch gänzlich unvorbereitet. Zudem war ich lustlos, woran aber die Lehrkraft nicht unwesentlich schuld war. Wir mochten uns nicht.
Da er auch mein Mathelehrer war und ich bekannterweise ganz schlecht in Mathe, gingen unsere gegenseitigen Gefühle in ganz andere Richtungen.
Der Lehrer diktierte uns alles und wir mussten alles niederschreiben. Zudem hatte der Lehrer die fiese Angewohnheit, uns alles zu Lernende wortwörtlich
repetieren zu lassen. Ich konnte also der zu erwarteten Sechs nur ausweichen, indem ich mal wieder schwänzte. Es war gerade Winter mit herrlichem Schnee.
Während wohl die Klasse über der Aufgabe brütete, fuhr ich fröhlich mit meinem Schlitten.
Am Nachmittag wurde mir übel und eine Stunde später lag ich mit der schönsten Erkältung im Bett.
Natürlich kam ich dem Lehrer nicht aus. Er wartete schon, um mich endlich zu prüfen und das sollte mündlich geschehen (wo ich doch so schüchtern bin).
Aus Bosheit gab er mir kein bestimmtes Thema bekannt, dass ich gezwungen war, das ganze dicke, vollbeschriebene Heft durchzuackern. Natürlich einen Tag
vor der Prüfung.
Als ich tags darauf an der Reihe war, musste ich vor die Klasse treten. Ich vermied es tunlichst, in die schadenfrohen Gesichter zu sehen. Dann gab mir der
Lehrer das Thema bekannt und da fiel mir ein Stein vom Herzen. Mit dem Thema war ich schon im sicheren Hafen! So ratterte ich gekonnt meine Verslein
herunter und stoppte erst beim letzten Satzzeichen der Geschichte. Ganz still war es augenblicklich im Zimmer. Einige Schüler vergassen sogar, ihren
heruntergefallenen Mund wieder an sich zu nehmen und das einzige laute Geräusch stammte vom Lehrer, der, wie ich aus den Augenwinkeln sah, sichtlich
enttäuscht in sein Notenbüchlein neben meinem Namen eine zittrige Eins malen musste.
Da war ich mir sicher, dass es dem Lehrer leidgetan hat, dass ich wirklich krank war.
Nun drücke ich immer noch die Schulbank, nämlich die Schule meines Lebens wurde noch nicht absolviert.
Ich hoffe aber, zu einem letztlich guten Abschluss zu kommen.
Ich verbleibe
Euer GA