Zeitnotprobleme

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    • Zeitnotprobleme

      Ich hab da mal eine Regelfrage:Mein Gegner ist in ärgster Zeitnot und wirft bei jedem Zug ein paar Figuren um.Er stellt sie hastig wieder auf und flüstert dabei immer"Ja doube".Ausserdem schreibt er nicht mehr mit.(Das ist ein konstruierter Vorfall).Ab wann kann ich den Schiedsrichter rufen und was passiert?Zum Gruss NERVENSCHMIED
    • Fiktiver Fall 2:Turniersaal-Atmosphäre,mein Gegner in Zeitnot;Er setzt einen Bauern aufs Umwandlungsfeld,greift Irtümlicherweise zum Springer und setzt in aufs Umwandlungsfeld.Er bemerkt sein Versehen und wechselt den Springer zur Dame.
      Frage:Gilt auch hier die Berührt-Geführt-Regel oder darf er die Dame behalten?Zum Gruss:NERVENSCHMIED
    • Die Dame darf der behalten dem sie gehört. Deinem Gegner gehört der Springer da er den Zug ausgeführt hat.

      Fall 1 scheint mir etwas wirr konstruiert. Wenn er Figuren umschmeißt und wieder aufbaut passiert das auf seine Zeit.
      Wenn er nicht mitschreibt ist es letztendlich sein Problem zur Zeitkontrolle die korrekte Zugzahl nachzuweisen, da würde ich ihm aber bei seinem Auftreten aber nicht bei helfen.

      Zum nicht korrekt mitschreiben mal eine kleine Anekdote aus meinen guten Schachtagen:
      Ein Gegner (irgendwann in den 80-ern in der DDR-Liga) hatte permanent nicht mitgeschrieben und auch richtig nervig von Zeit zu Zeit versucht von meinem Zettel abzuschreiben. Als mir das zu bunt war habe ich meinen Zettel unters Brett geschoben. Dann hat er in Zeitnot nur noch immer zu mir geschaut wieviel Züge auf meinem Zettel stehen um dann bei Zeitkontrolle auch genügend Züge zu haben. Das war mir dann echt zu blöd und ich habe irgendwo Anfang der 30-er Züge einen Zug doppelt notiert und normal weiter gemacht.
      Ich weiß das ich ein Drecksck war, aber als er seine 40 Züge nachweisen wollte waren es erst 39.
      Auch wenn er stinksauer war, die Erziehung war geglückt.
    • ich vermute, dass die vollstreckung des wie auch immer gearteten korrekten prinzipiellen urteils dieser situation schwierig wird, wenn der schiedsrichter nicht selbst zugegen ist.

      will sagen: wenn die figuren unabsichtlich berührt werden, ist "j'adoube" erlaubt. uhr drücken vor abschluss des zugs auf dem brett ist natürlich nicht erlaubt.
      zum thema umwandlung: so, wie du es schilderst, sollte er mit dem springer leben müssen. wenn er aber behauptet, er hätte "Dame" beim vorrücken auf das umwandlungsfeld gesagt ... dann könnte man über ein versehentliches berühren des springers spekulieren. und dann steht aussage gegen aussage, wenn der schiedsrichter nicht direkt dabei war ... (man stelle sich noch vor, dass der springer eine auf den ersten blick durchaus überlegenswerte option wäre, aber eben doch die falsche)

      wie wird sowas auf turnieren gehandhabt, liebe schiedsrichter? also ... vorausgesetzt, ich hab soweit erstmal recht - das wäre vielleicht auch zu bestätigen. ;)
    • NERVENSCHMIED schrieb:

      Ich hab da mal eine Regelfrage:Mein Gegner ist in ärgster Zeitnot und wirft bei jedem Zug ein paar Figuren um.Er stellt sie hastig wieder auf und flüstert dabei immer"Ja doube".Ausserdem schreibt er nicht mehr mit.(Das ist ein konstruierter Vorfall).Ab wann kann ich den Schiedsrichter rufen und was passiert?Zum Gruss NERVENSCHMIED
      Wenn es keine Absicht ist und er die Figuren auf die eigene Zeit wieder korrekt aufstellt, ist es kein Regelverstoß.
      Das "J'adoube" sagen ist hier nicht nötig und eher problematisch, da er den Gegner und umliegende Bretter noch zusätzlich stört.
      Das nachträgliche "J'adoube" sagen (nach dem Berühren einer Figur, um diese zu ziehen oder zu schlagen) wäre ohnehin wirkungslos. Die Figur müsste dann trotzdem gezogen bzw. geschlagen werden, wenn möglich.

      Wenn er in ärgster Zeitnot ist, muss er nicht mehr mitschreiben. Die Grenze liegt bei 5 Minuten Restbedenkzeit, bis zur nächsten Zeitkontrolle.
      Schiedsrichter rufen kannst Du immer, jedoch kann der Dich bestrafen, wenn Du ohne triftigen Grund die Uhr angehalten hast.
      In diesem Fall könntest Du nur die Störung durch (absichtliches?) Figuren umwerfen und/oder ständiges, falsches "J'adoube" sagen, reklamieren.
      Was dann in diesem Fall passiert, liegt im Ermessen des SR.
      Ich würde Deinen Gegner ermahnen, Störungen zu unterlassen.
      Erst wenn er sich auch nach Verwarnung und Zeitstrafe(n) nicht daran hält, kann er genullt werden.
      Jörg

      Regionaler Schiedsrichter in Bayern
      http://www.skbuchloe.jimdo.com
    • NERVENSCHMIED schrieb:

      Fiktiver Fall 2:Turniersaal-Atmosphäre,mein Gegner in Zeitnot;Er setzt einen Bauern aufs Umwandlungsfeld,greift Irtümlicherweise zum Springer und setzt in aufs Umwandlungsfeld.Er bemerkt sein Versehen und wechselt den Springer zur Dame.
      Frage:Gilt auch hier die Berührt-Geführt-Regel oder darf er die Dame behalten?Zum Gruss:NERVENSCHMIED
      Hier gilt, dass er an die gewählte Figur gebunden ist, sobald diese das Umwandlungsfeld berührt. Also muss er den Springer nehmen.
      Ob er dazu "Dame" oder etwas anderes oder gar nichts sagt, ist unerheblich.
      Jörg

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    • Tuchti schrieb:

      Wenn er nicht mitschreibt ist es letztendlich sein Problem zur Zeitkontrolle die korrekte Zugzahl nachzuweisen, da würde ich ihm aber bei seinem Auftreten aber nicht bei helfen.
      Das ist nicht korrekt. Sofern es kein Inkrement von mindestens 30 Sekunden pro Zug gibt, muss man dann nicht mehr mitschreiben, wenn man weniger als 5 Minuten Restbedenkzeit zur nächsten Zeitkontrolle hat.
      Wenn dann die eigene Zeit fällt, muss der Schiedsrichter herausfinden, ob es genug Züge waren. Das kann anhand des (vertrauenswürdigen) Formulars des Gegners passieren, oder indem der Schiedsrichter selbst am Brett war und mitgeschrieben oder mitgezählt hat.
      Der Spieler kann natürlich helfen, den Nachweis zu führen, aber es ist nicht seine Aufgabe.
      Jörg

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    • BlizzBirne schrieb:

      will sagen: wenn die figuren unabsichtlich berührt werden, ist "j'adoube" erlaubt. uhr drücken vor abschluss des zugs auf dem brett ist natürlich nicht erlaubt.
      zum thema umwandlung: so, wie du es schilderst, sollte er mit dem springer leben müssen. wenn er aber behauptet, er hätte "Dame" beim vorrücken auf das umwandlungsfeld gesagt ... dann könnte man über ein versehentliches berühren des springers spekulieren. und dann steht aussage gegen aussage, wenn der schiedsrichter nicht direkt dabei war ... (man stelle sich noch vor, dass der springer eine auf den ersten blick durchaus überlegenswerte option wäre, aber eben doch die falsche)

      wie wird sowas auf turnieren gehandhabt, liebe schiedsrichter? also ... vorausgesetzt, ich hab soweit erstmal recht - das wäre vielleicht auch zu bestätigen. ;)
      Wie gesagt, "J'adoube" sagt man vor dem Berühren einer oder mehrerer Figuren zum Zwecke des Zurechtrückens. Eine unabsichtliche Berührung hat keine Folgen, auch wenn man nichts sagt.
      Das nachträgliche "J'adoube" ist immer wirkungslos!

      Der Zug wird auf dem Brett ausgeführt und dann wird die Uhr gedrückt, damit ist der Zug abgeschlossen.
      Das Drücken der Uhr, bevor der Zug korrekt ausgeführt ist, stellt einen abgeschlossenen, regelwidrigen Zug dar und wird bestraft. Bei Schnell- und Blitzschach gar mit Partieverlust!

      Das "Dame" sagen (oder irgendwas anderes) bei der Umwandlung hat keinerlei Wirkung!
      Das Berühren des Springers oder jeder anderen Figur außerhalb des Brettes hat keinerlei Wirkung!
      Wichtig ist, welche Figur als erste das Umwandlungsfeld berührt. Diese gilt dann als gewählt und der Spieler kann das nicht mehr ändern, wenn es ein eigener Turm, Läufer, Springer oder Dame ist.
      Wenn der SR nicht dabei war, aber trotzdem beide Spieler den Sachverhalt gleich erzählen, braucht der SR nur Regelkenntnis, um korrekt zu entscheiden.
      Wenn die Spieler sich widersprechen, muss der SR herausfinden, wem er eher glauben will und danach entscheiden.
      Er kann Zeugen befragen oder er befragt die Spieler detailliert und nur einer von beiden kann die Fragen plausibel und widerspruchsfrei beantworten.
      Generell gilt: Wenn Spieler A behauptet, B hätte Aktion X gemacht und B sagt, er hätte Aktion X nicht gemacht und es gibt keine verlässlichen Zeugen, die A oder B bestätigen und auch sonst keine Möglichkeit, das Geschehene zu erhellen, dann soll der SR (in diesem Fall) davon ausgehen, dass Aktion X nicht geschehen ist.
      Die "Vollstreckung" einer Entscheidung des Schiedsrichters ist einfach: Der Schiedsrichter setzt seine Entscheidung durch, notfalls unter Anwendung des Strafenkatalogs der FIDE-Regeln.
      Jörg

      Regionaler Schiedsrichter in Bayern
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