Streit im Bereich Leistungssport des DSB

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    • Streit im Bereich Leistungssport des DSB

      Seit einiger Zeit schwelt im Bereich Leistungssport des Deutschen Schachbundes ein Konflikt um Entscheidungsbefugnisse, der Anfang März von Bundestrainer Dorian Rogozenco in einem Offenen Brief an die Landesverbände des Deutschen Schachbundes öffentlich gemacht wurde:

      2.3.2017:
      Streit im Bereich Leistungssport des DSB


      Dieser offene Brief des Bundestrainers hat eine Diskussion losgetreten, an der sich auch viele Kaderspieler beteiligt haben:


      3.3.2017:
      Streit im DSB-Leistungssport: Stellungnahme von Georg Meier

      6.3.2017:
      Schachbund: Stellungnahme der Kaderspieler

      6.3.2017:
      Schachbund: Weitere Stellungnahmen der Kaderspieler

      6.3.2017:
      Stellungnahme des Präsidenten


      Die Kaderspieler haben also fast übereinstimmend dem Bundestrainer den Rücken gestärkt. Trotzdem erhielt Dorian Rogozenco vom Präsidium des DSB eine Abmahnung wegen angeblicher Illoyalität.:

      13.3.2017
      Erklärung des DSB-Präsidiums
    • Danke für die Einsicht hinter die Kulissen des DSB bzw. des Streitgesprächs aller Partein.

      Warst du unter Anhangspunkt 1 mitbeteiligt? Wenn ja ,kannst du eventuell mehr Hintergrundinformationen dazu geben?

      Der Argumentationsgrundlage zur Förderung des Einsatzes von Vladimir Chuchelov, ist an unprofessionellem Verhalten leider nichts mehr hinzuzufügen und mutet stark hitzköpfiger, persönlicher Aversion an. Da man von der groben Übersicht nicht herauslesen kann ob sie allein Rogozenco oder VC gilt.(Punkt 2 und 6 des offenen Briefs)

      Das durchgreifen des Präsidiums finde ich als Rundumschlag viel zu hart, sowie das Rügen der Spieler unangebracht, denn bei den vorgegangenen Ereignissen hätte ich auch kein Vertrauen in interne Ausschüsse als "Sicherheitsmaßnahmen". Nur damit öffentlich so getan wird, ob gäbe es im Schachsport so eine solche Art von unprofessionellem Verhalten nicht.

      Hab nie Verstanden, weshalb bestimmte Positionen im Leistungssport durch nur eine Position vertreten wird und das Phänomen um Joseph S. Blatter, sich im Schach durch Thomas Luther als Negativum zu wiederholen scheint.
    • Bei Punkt 1 des Anhanges geht es um die Förderung von GM Jan-Christian Schröder aus Hofheim, das bin ich nicht.

      Ich habe auch sonst keinerlei Insiderinformationen, die über die veröffentlichten Stellungnahmen hinausgehen. Aus diesen ist auch bei mir der Eindruck entstanden, daß Thomas Luthers Tätigkeit als Leistungssportreferent sich darauf beschränkt hat, die anerkanntermaßen gute Arbeit des Bundestrainers zu torpedieren. Ich kann nur hoffen, daß Luther der Empfehlung des DSB-Präsidiums folgt und sein Tätigkeit ruhen läßt.
    • Interessante Einblicke in das Geschehen gibt eine Diskussion auf schachburg.de: Erneuter Machtkampf im DSB - falsches Spiel von Thomas Luther?.

      Thomas Luther ist mit seinem Verhalten kein Einzelfall unter den DSB-Funktionären. Auch von DSB-Präsident Bastian ist bekannt, daß er kein großes Interesse an der Förderung des Schachsportes in Deutschland, dafür umso mehr an der Förderung seiner eigenen Karriere zeigt. Die beiden folgenden Zitate der User Kiffing und Birliban zeigen, wo die Ursachen für die Probleme liegen:


      Evtl. ist es Verbitterung, die bei Thomas Luther im Laufe der Zeit zu
      einer Wesensveränderung geführt haben. Durch integrieren und Hingabe in
      die Schachgemeinschaft, ist diese Wesensveränderung zwar "heilbar", aber
      zum einen ist dies ein langwieriger Prozeß und zum anderen scheint mir
      Thomas Luther vom Wesen her mehr der Typ des Einzelkämpfers zu sein.
      Ganz anders Dorian Rogozenko. Er scheint für die Aufgabe geboren zu
      sein, die er so leidenschaftlich ausübt und ausfüllt. Das Bild des
      Aufbauers Dorian Rogozenko und des Zerstörers Thomas Luther trifft es
      gut. Beider Talente sind einfach zu verschieden. Dorian Rogozenko kann
      gut mit Menschen arbeiten und umgehen, Thomas Luther kann das nicht. Ich
      sehe nur eine Möglichkeit, daß die beiden zusammenkommen: Wenn Thomas
      Luther in seinem Aufgabenbereich sich Dorian Rogozenko unterordnet. Und
      das ohne wenn und aber.

      Interessant an der Stellungnahme des DSB-Präsidenten finde ich übrigens, daß dieser, der im DSB einen weltpolitischen Kurswechsel eingeleitet hatte, indem er aus dem Kreise der Opposition gegen Iljumschinow heraustrat und mit diesem gegen massivste Widerstände nun zusammenarbeitet, wofür er mit dem Posten eines FIDE-Vizepräsidenten belohnt wurde, dasselbe nun im Innern zu tun scheint. Dieser außenpolitische Kurswechsel, der im Ausland als Sensation wahrgenommen wurde, spiegelt sich durchaus in den Veränderungen im Innern des DSB wider. Die Art und Weise, wie Herbert Bastian den DSB führt, hat mit den hochgehaltenen westlichen Werten nichts zu tun - diese Art und Weise, auch im Verhältnis zu seinen Spitzenspielern, erinnert mich mehr an die Führungsstruktur im sowjetischen Schachverband als an einen westlichen Sportverband, wo die besten Spieler für das Nationalteam aufgeboten werden, ohne daß diese in ihren Grundrechten, wozu die freie Meinungsäußerung gehört, so massiv eingeengt werden und gegenüber dem Schachverband in einer derartigen Verpflichtung stehen, daß sie einem massiven Verhaltenskodex unterworfen werden. Der Spitzenspieler als Repräsentant einer Organisation, der sich im In- und Ausland loyal und "vorbildlich" zu verhalten habe und seine eigene Meinung zurückzuhalten hatte, das war die Grundstruktur im Verhältnis zwischen Staat und Spitzenspielern im Ostblock gewesen. Wie sich die Zeiten wandeln: Vor 20 Jahren wäre die Politik von Herbert Bastian noch als anachronistisch wahrgenommen worden. Heute lehnt sie zwar eine breite Mehrheit ab, sie wird aber dennoch vollzogen. Der große Knall von Halberstedt erscheint auf einmal im anderen Licht - die rebellierenden DSB-Vizepräsidenten hatten massiv das Wirken des Präsidenten selbst in einem ähnlichen Tenor öffentlich angegriffen wie dies Dorian Rogozenko gegenüber Thomas Luther tat, wobei ich beide Personen nicht miteinander vergleichen würde. Sie wirken auf jeweils unterschiedliche Art verheerend.
    • Deinen Beitrag kann ich so nicht teilen.
      Ich kenne Herbert Bastian persönlich und auf mich macht er durchaus den Eindruck, dass er das Schachspiel durchaus in Deutschland fördern möchte.

      Er ist nur leider völlig unfähig zur Teamarbeit, erkennt vorhandene Kompetenzen nicht an und ist überhaupt unfähig sich ein und unter zu ordnen.
      Es mag jeder selbst entscheiden, ob das besser oder schlimmer ist.

      Was ich durchaus auch so sehe ist, dass sowohl Thomas Luther als auch Herbert Bastian ein ähnliches Problem haben. Beide wollen gerne etwas erreichen allerdings auf eine Art und Weise, die weder inhaltlich noch personell funktioniert.

      Ich hatte ein ähnliches Problem in meinem alten Verein.
      Es gab ein paar Mitglieder, darunter ich, die den Verein professioneller aufstellen wollten. Dafür viel Arbeit und Geld rein gesteckt haben auf der anderen Seite aber eben auch Beteiligung und Einsatz von den anderen Mitgliedern eingefordert haben. Diese wollten diesen Weg aber gar nicht gehen.
      Logischerweise führt dies zu Streit und bei mir zu der Erkenntnis, dass ich drei Möglichkeiten habe.
      Den Weg weitergehen und dabei den Verein und mich kaputt zu machen.
      Mich der Lethargie des Vereins anzupassen und alles zu lassen wie es ist.
      Oder den Verein zu verlassen.

      Ich habe mich für letzteres Entschieden, bevor ich größere Schäden anrichte.

      Offensichtlich gelingt dies den beiden genannten Protagonisten eher nicht.

      Grüße Daniel
    • Nun ist auch der Führungsstil des Bundestrainers Dorian Rogozenco in die Kritik geraten. Nach ihrem Rauswurf aus dem B-Kader hat sich die Nationalspielerin Marta Michna in einem offenen Brief an die Leistungssportkommission des DSB gewandt: Offener Brief von Marta Michna

      ... und 2 Tage später ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt: Marta Michna erklärt Rücktritt

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    • Nach dem per Brandbrief vollzogenen Rücktritt des Leistungssportreferenten Andreas Jagodzinsky brodelt es weiter zwischen Spitzenspielern, Funktionären und dem Bundestrainer: Betr.: Leistungssport.

      Die Aktivensprecherin Sarah Papp, die mit dem ungarischen GM Gabor Papp verheiratet ist, erwägt einen Verbandswechsel wegen des Kompetenzwirrwarrs in der Nationalmannschaft. Elisabeth Paehtz liegt mit Georg Meier und Andreas Jagodzinsky im Clinch und tritt in Interviews verbal um sich.

      Kern des Problems im Deutschen Schachbund scheint zu sein, daß in Grüppchen geklüngelt wird, anstatt offen zu kommunizieren.

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    • Mit einem Offenen Brief machen 12 Spielerinnen und Spieler aus dem B-Kader des Deutschen Schachbundes auf Probleme im Bereich Leistungssport des DSB aufmerksam. Die Spieler sind mit den Entscheidungen und dem Auftreten des Bundestrainers ebenso wenig zufrieden wie mit dem Krisenmanagement des Präsidiums und fordern einen konstruktiven Dialog und den Rücktritt des Bundestrainers. Offener Brief von 12 Kaderspielern
    • Das kam gerade auch im Radio, Deutschlandfunk:

      "Der Deutsche Schachbund und Bundestrainer Dorian Rogozenco werden ihre Zusammenarbeit in gegenseitigem Einvernehmen beenden. Rogozenco hatte 2014 die Aufgaben des Bundestrainer übernommen. Am Samstag hatten 12 Kaderspielerinnen und Kaderspieler in einem Offenen Brief seinen Rücktritt gefordert."

      de.chessbase.com/post/schachbu…trainer%20%C3%BCbernommen.

      Dass so viele GMs sich einig sind kann schon zu denken geben.


      Ich weiß nicht, ob es damit in Zusammenhang steht, aber hinweisen möchte ich auch auf den

      Rücktritt von Elisabeth Päthz aus der Deutschen Nationalmannschaft:

      de.chessbase.com/post/elisabet…tt-aus-nationalmannschaft

      Zitat aus ihrer Presseerklärung vom 29.5.2019:

      "Durch Jana Schneider, Fiona Sieber, Annmarie Mütsch und mich wurden in den letzten Jahren für Deutschland die meisten Medaillen im Schach geholt. Wenn der DSB jedoch immer wieder allein die absolute Weltrangliste als Maßstab anlegt, bleiben solche Erfolge nicht nur ungewürdigt, sondern vor allem auch ohne Ausstrahlung auf die Entwicklung von Talenten und das Ansehen des Schachs im Konzert der anderen Sportarten."

      Wie sehr es in verschiedener Hinsicht rumort hat, zeigt der Bericht vom 19.7.2020 zu
      Elisabeth Päthz - Georg Meier - Deutscher Schachbund:

      perlenvombodensee.de/2020/07/19/paehtz-vs-meier-vs-dsb/

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()