Turm + Springer gegen Turm

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    • Turm + Springer gegen Turm

      Der Turm hält im bauernlosen Endspiel gegen Turm und Springer leichter Remis als gegen Turm und Läufer. Trotzdem wird dieses Endspiel - auch unter Großmeistern - sehr oft bis zum Erreichen der 50-Züge-Grenze ausgespielt. Ein Beispiel aus der Schnellschachweltmeisterschaft der Frauen zeigt, warum dieses Endspiel im Normalfall Remis ist: Schwarz kann mit dem an den Rand gedrängten König immer wieder problemlos ausbrechen, bevor Weiß ein Mattnetz knüpft.

      Batsiashvili, Nino (2482) - Gunina, Valentina (2525)
      World Rapid Women, Doha (Qatar), 27.12.2016
      Stellung nach dem 97. Zug von Weiß




      Wie im Endspiel TL-T stellen auch bei TS-T die Pattwendungen eine häufig vorkommende Verteidigungsressource dar. Dazu ein Beispiel aus der gerade beendeten Frauen-WM in Teheran. Hier verpaßte Nataliya Buksa gegen "Miss Tactics" Sopiko Guramishvili im Blitzstichkampf eine Gelegenheit zur Pattrettung und damit zum Einzug in die 3. Runde:

      Buksa, Nataliya (2302) - Guramishvili, Sopiko (2357)
      WCh Women, Teheran, 16.2.2017, 2. Runde (Blitz-Tiebreak)
      Stellung nach dem 125. Zug von Schwarz




      Es gibt natürlich auch Gewinnstellungen wie die folgende:

      Vykouk, Jan (2428 ) - Krejci, Jan (2490)
      tschechische Mannschaftsmeisterschaft 2016/17



      Schwarz am Zuge gewinnt.

      Die Auflösung gibt GM Karsten Müller in seiner Endspielserie auf Chessbase: Turmspringerschachzauber. Äußerst lehrreich - die Mechanismen, die in dieser Stellung zum schwarzen Sieg führen, sollte man sich sehr genau verinnerlichen, wenn man vorhat, aus dem Endspiel TS-T irgendwann mal einen vollen Punkt herauszuquetschen.
    • Im Viertelfinale der Frauenweltmeisterschaft stand es zwischen Mariya Muzychuk und Zhansaya Abdumalik nach den beiden regulären Partien 1 : 1. Gestern mußte also ein Stichkampf die Entscheidung bringen. Nach den beiden 25-Minuten-Partien gab es wiederum 1:1 Gleichstand, und so ging es weiter mit zwei 10-Minuten-Partien. In der ersten davon entstand nach 86 Zügen das Endspiel TS gegen T. Abdumalik verteidigte sich 46 Züge lang einwandfrei - dann ereigneten sich dramatische Dinge:

      GM Muzychuk, Mariya (2545) - IM Abdumalik, Zhansaya (2473)
      FIDE Women's World Championship, Viertelfinale, 3. Stichkampfpartie, 14.11.2018
      Stellung nach dem 86. Zug von Weiß



      Abdumalik gab hier angesichts des bevorstehenden Matts auf. Stattdessen hätte sie 135.-Tf1 spielen können und nach 136.Tf8+ (der 50. weiße Zug) Remis reklamieren können. Natürlich wußte sie zu diesem Zeitpunkt nicht, wie viele Züge genau gespielt worden waren, aber sie hätte die Remisreklamation "auf Verdacht" machen können. Möglicherweise tat sie dies aus Fairneßgründen nicht. Eine interessante Frage, die viel Diskussionsstoff für die beiden Live-Kommentatoren Pavel Tregubov und Alexander Morozewitsch lieferte.

      Wer weiß, wie der Stichkampf dann verlaufen wäre. So gewann Mariya Muzychuk im 5-Minuten-Blitz und zog ins Halbfinale ein, wo sie heute gegen Katerina Lagno spielt.