Erstes Schachturnier - Tipps und Tricks?

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    • Erstes Schachturnier - Tipps und Tricks?

      Hallo Schachfreunde!
      Kommendes Wochenende spiele ich mein erstes Schachturnier. Es ist ein Schellschach-Turnier (15 Minuten) mit schweizer System. Ich weiß was das bedeutet und sollte auch einigermaßen regelfest sein. Dennoch wollte ich euch fragen, ob es bei Schachturnieren irgend etwas besonderes zu beachten gibt. Die Basics (Handy ausgeschaltet, bzw. verboten) weiß ich, aber vielleicht habt ihr ja noch diverse Tipps für mich. Gibt es ein inoffizielle Regeln, oder Höflichkeitsformen, die man als fast reiner Internet-Schachspieler nicht kennt?
      Die meisten Spieler liegen so zwischen 1500-2100 Elo, meine Vereinskammeraden geben mir so 1400-1600. Außer gut Schach zu spielen - gibt es Tricks beim Schnellschach? Muss ich auf etwas besonders aufpassen (also miese Tricks von anderen Spielern)?

      Wäre um einige Erfahrungen von erfahrenen Spielern sehr dankbar :)
    • Danke Keksi, für die Antwort. :)
      Aufgeschrieben wird bei dem Turnier nicht (keine Notationspflicht). Ist es empfehlenswert trotzdem mit zu schreiben? Was macht man bei einer unklaren Situation, wenn keine Notation vorliegt? Mit miesen Tricks meinte ich nicht so sehr Fallen am Schachbrett, sondern schummeln. Also Figuren falsch ziehen udgl. Oder kommt so etwas eh quasi nie vor?
      PS: nicht, dass ich davon ausgehe, dass es zu so etwas kommt, aber man kann ja nie wissen.
    • Bei 15-Min. Partien gibt es keine Notationspflicht.

      Frage bei der Turnierleitung mal nach, ob nach Blitzregeln gespielt wird. In diesem Fall bedeutet ein falscher Zug den Verlust der Partie. Andernfalls muß der Zug zurückgenommen werden. Natürlich auf Zeit desjenigen, der den falschen Zug ausgeführt hat.

      Teil dir deine Zeit gut ein. Nicht zu schnell spielen.

      Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg!
    • tom_turbo schrieb:

      Gibt es ein inoffizielle Regeln, oder Höflichkeitsformen, die man als fast reiner Internet-Schachspieler nicht kennt?
      Naja, "Guten Tag" sagen hat man gelernt (manche jedenfalls) und man reicht sich vorher/nachher die Hand.

      tom_turbo schrieb:

      gibt es Tricks beim Schnellschach
      Jepp.
      • Uralt: mit der (rechten) Hand ziehen und mit der (linken) Hand die Uhr drücken. Verboten. Zughand muss Uhr drücken. ==> knallhart Uhr zurück drücken (egal, dass auch dies nicht regelkonform ist) und den Gegner zammenscheissen (der weiß im Regelfall ganz genau das es nicht geht)
      • Die Figuren umwerfen und auf des Gegners Zeit umbauen (Nette sagen noch J'adoube :) )
      • absichtlich ungültige Züge machen. Hatte ich aber nur 1x. Ist sehr selten. Das musst Du sofort reklamieren.
    • Hallo @tom_turbo

      ich habe für Dich mal in Schach für Tiger von Simon Webb nachgelesen,einem Liveturnier-Kultbuch früherer Zeiten.Gegen stärkere Spieler nicht auf Abtausch spielen.Ihr großer Vorteil liegt hauptsächlich im Endspiel und das wird um so schneller erreicht, je mehr Figuren verschwinden.Die Hoffnung so ein Remis zu erreichen, trifft meist nicht ein.Du wirst über die entstehenden offenen Linien aufgerollt.

      Und denke dran, er hat was zu verlieren,nicht Du!

      Ich wünsche Dir viel Erfolg und schreibe uns bitte unbedingt einen Erfahrungsbericht.

      Gruß dangerzone
    • Danke an alle für die zahlreichen Tipps.

      Ein Frage bzgl. irregulärer Züge habe ich noch: Sollte es mir wirklich passieren (will ich nicht hoffen), dass ich etwa eine Fesselung übersehe und dadurch ins Schach käme - hieße das, dass ich damit die Partie verloren hätte, oder ist es eher üblich, dass der Gegner einen darauf hinweist?
    • tom_turbo schrieb:

      Ein Frage bzgl. irregulärer Züge habe ich noch: Sollte es mir wirklich passieren (will ich nicht hoffen), dass ich etwa eine Fesselung übersehe und dadurch ins Schach käme - hieße das, dass ich damit die Partie verloren hätte, oder ist es eher üblich, dass der Gegner einen darauf hinweist?
      Ich habe es immer so gehalten, dass ich den Gegner darauf hingewiesen habe. Ich habe die Uhr gedrückt, "FalscherZug" gesagt und ihn seinen Fehler korrigieren lassen.
      Wenn dein Gegner aber Gewinn reklamiert, kannst du dich auch nicht beschweren.
    • Also, das erste Turnier ist geschlagen, hier ein kurzer Erfahrungsbericht :)

      Zunächst einmal war die Atmosphäre sehr entspannt und alle waren lieb und nett. Keine Miesepeter oder irgendwelche negativen Erlebnisse. Mir ist auch kein Lapsus unterlaufen, also etwa ein irregulärer Zug oder so. Kurz zum Turnier, noch einmal: 9 Rd. Schweizer System 15 Minuten Schnellschach. Es gab (anders als für gewöhnlich) 3 Punkte für einen Sieg und einen für ein Remis. Gekommen sind letztlich rund 50 Teilnehmer.
      Um 0945 Anmeldeschluss, um 1000 Uhr dann Eröffnungsrede und dann ging es auch schon los.
      Als ungesetzter Spieler war mir in Runde 1 (da nach ELO Höhe gepaart wurde) ein starker Gegner gewiss. Und tatsächlich bekam ich einen alten Fuchs als Gegner, er noch dazu mit weiß. Ich habe mir wenig ausgerechnet und war durchaus ein wenig nervös. Er hat dann auch noch die Bird-Eröffnung gespielt, eines der ganz wenigen Systeme von denen ich keine Ahnung habe. Also habe ich mein Notfall-System mit schwarz gespielt - den Hippo. Mein Respekt war aber sicher zu groß und ich spielte deutlich zu passiv. Dementsprechend konnte ich die Partie zwar eine Weile halbwegs offen halten, verlor am Ende aber klar und verdient.
      In Runde zwei durfte ich dann erstmals mit weiß spielen und gegen Caro-Kann spielte ich die Fantasy-Variante. Die gesamte Partie über hatte ich die Initiative und war am Drücker. Zum Schluss wurde es aber wirklich dramatisch. Im Endspiel stand ich auf Gewinn (Qualität mehr und Bauer mehr) hatte aber nur noch 30 Sekunden. Als mir mein Gegenüber Remis bot nahm ich sofort an. Angeschrieben also - ein Stein ist mir vom Herzen gefallen.
      Die dritte Partie war mir dann die rätselhafteste. Ein junges Mädchen - Zweispringerspiel im Nachzuge, Polerio. Ich mit schwarz. Die ersten 20, 25 Züge hat sie alle runter geblitzt und perfekt gespielt. Ich hatte wirklich kaum eine Chance, obwohl sie im weiteren Turnierverlauf nicht so gut spielte und in der Endabrechnung sogar hinter mir gelegen ist.
      In der vierten Partie war es dann soweit. Erneut mit schwarz spielte ich gegen Schottisch und hatte da meinen Gegner stets im Griff und gewann schon etwa nach 15-20 Zügen mit Schachmatt.
      Riesen-Erleichterung. Das Minimalziel - ein Sieg war also geschafft.
      Nach der Mittagspause mit gemeinsamen Essen und weiterhin netter Atmosphäre folgten noch 5 Runden am Nachmittag.
      Gleich in der ersten Partie der Nachmittags-Session gelang mir mein überzeugendster Sieg. Ich mit weiß, Morra-Gambit - Chicago Defense. Stets am Drücker konnte ich meinem Gegner immer mehr zusetzen und ihn schließlich überzeugend schlagen. Der zweite Sieg also.
      Die nächste Partie - wiederum ich mit schwarz im Polerio - war sehr scharf und es ging hin und her. Leider passierte mir dann ein Figureneinsteller und ich verlor die Partie. Ärgerlich, dieses Match hätte auch anders ausgehen können.
      Doch schon in der 7. Runde gelang mir mein dritter Sieg. Gegen einen sehr passiven schwarz-Spieler hatte ich das gesamte Match über die Initiative und konnte nach einem groben Patzer meines Gegners Schachmatt setzen.
      Ich war mittlerweile gut in Fahrt und traf in der vorletzten Runde auf einen sehr trickreichen Spieler, der etliche Fallen stellte und den starken 9. Endrang belegt hat. Auch in dieser Partie ging es hin und her, ich hatte mit schwarz überraschend viel Gegenspiel und konnte ihn gehörig unter Druck setzen. Er verteidigte aber großartig und konnte mich nach zwei Ungenauigkeiten in Folge letztlich knapp schlagen. Ebenfalls eine ärgerliche Niederlage, hier wäre mehr möglich gewesen. Doch ich habe zu ungeduldig gespielt und so bessere Züge übersehen.
      In der letzten Runde war die Konzentration schon ein wenig am Schwinden. Mit meinen drei Siegen war ich eigentlich zufrieden. Als mein Gegner russisch spielte hoffte ich das Cochrane Gambit spielen zu können, leider spielte er nach 3. Sxe5 statt d6 den zweiten Hauptzug De7 und das Spiel verflachte ziemlich. Sicher die langweiligste Partie des Turniers. Kaum große Drohungen und viel Figuren-Herumschieberei. Erneut wurde ich etwas zu ungeduldig und anstatt mich mit einem Remis zufrieden zu geben, holte ich die Brechstange heraus. Als ich dann zum zweiten mal im Turnier eine Figur eingestellt habe war die Partie verloren.

      3 Siege und 1 Remis also, nach 9 Runden, das die Bilanz. Damit bin ich zufrieden. Nicht so sehr mit meinem Endrang jenseits der Top 30. Leider war das Mittelfeld sehr ausgeglichen. Ein Sieg mehr etwa (der durchaus möglich gewesen wäre) und ich wäre gleich einmal gut 10 Ränge weiter vorne gelandet. Zudem war meine Buchholz- und Sonneborn Wertung ziemlich mies, da ich gegen die starken Spieler besser gespielt habe als gegen die schwachen (zumindest tendenziell).


      Gelernt: einerseits nicht zuuuu respektvoll spielen (habe ich aber bereits während des Turniers abgelegt) andererseits auch nicht zu ungeduldig werden und blind auf Mattangriff spielen. Mit der Zeit war es am Anfang sehr knapp, mit Fortdauer des Turniers wurde das von selbst besser. Ansonsten: einfach Schach spielen und Spaß haben. :)

      Das Turnier gewonnen hat übrigens GM Hajo Hecht mit 7 Siegen und 2 Remis.