Spanisch: Jänisch-Gambit

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    • Spanisch: Jänisch-Gambit

      Das Jänisch-Gambit (im englischen Sprachraum auch als Schliemann-Gambit bezeichnet) 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 f5 stellt eine Möglichkeit für den Nachziehenden dar, sich der "spanischen Tortur" zu entziehen und schnell Schärfe ins Spiel zu bringen. Es befindet sich im Repertoire von Weltklassespielern wie Aronian und Radjabov.

      Die aktuellste DVD zum Thema stammt von IM Sam Collins. Sie hat eine sehr gute Kritik vom Rezensenten Davide Nastasio erhalten: Sam Collins: Attack with the Schliemann

      Ein Spieler, der das Jänisch-Gambit regelmäßig anwendet, ist Dmitrij Kollars vom Hamburger SK. Beim gerade zu Ende gegangenen Turnier im ungarischen Zalakaros erzielte der junge Hamburger eine Eloperformance von 2620 und damit seine dritte GM-Norm. Da seine Elo bereits über 2500 liegt, wird er demnächst den GM-Titel verliehen bekommen. Herzlichen Glückwunsch!

      Einen starken Sieg landete Dmitrij in Runde 2 gegen den Ungarn Meszaros - natürlich mit dem Jänisch-Gambit:

      Meszaros, Tamas (2401) - Kollars, Dmitrij (2503)
      Gyula Sax Memorial, Zalakaros, Runde 2, 19.5.2017




      Die Partie wird ausführlich kommentiert von IM Marco Baldauf in dem Turnierbericht Zubov und Rapport gewinnen in Zalakaros
    • Die Variante mit 4. Sc3 ist sehr kompliziert und gibt Schwarz tatsächlich beträchtliche Chancen. Prof. Freise, ein Hobbyspielr und der 1. Millionengewinner bei Günther Jauch hat mit eben dieser Variante 2001 sogar gegen Weltmeister Anand in einer Simultanpartie gewonnen!
      Moderner und wohl auch besser ist 4.d3. nach 4.-fxe4 5.dxe4-Sf6 6.0-0-d6 7.Sc3-Le7 8.Dd3! steht Weiß sehr bequem. 6.-d6 ist natürlich recht passiv und schwächt die Diagonale a2-g8, aber nach z.B. 6.-Lc5 kann sich Weiß einfach nach Tausch auf c6 den Be5 einverleiben.
      Ich will nicht behaupten, dass 4.d3 Weiß objektiv in Vorteil bringt, aber auf diese Weise ist das Jänischgambit überhaupt nicht zu fürchten. Schwarz steht da in der Bringschuld!
    • Interessehalber habe ich gerade mal einen kurzen Blick in das Buch 'The Ruy Lopez Revisited' von Ivan Sokolov geworfen, da ich auch hin und wieder mit dem Gedanken spiele Jänisch zu spielen.

      In dem Buch werden viele unkonventionelle Varianten gegen Spanisch analysiert. Neben Jänisch sind das verzögertes Jänisch (3...a6 4.La4 f5), Cozio (3...Sge7), Smyslow (3...g6), Bird (3...Sd4) und Klassisch (3...Lc5). Jänisch nimmt dabei den größten Teil des Buches ein. Der Autor ist ebenfalls überzeugt, dass Jänisch eine vollwertige Verteidigung ist.

      Zu der von Patzmaus angegebenen Variante (4.d3) empfiehlt er 6...Lc5. Seines Erachtens muss Schwarz sich hier gut auskennen, sollte dann aber auch keine Probleme haben. Er bespricht aber auch kurz 6...d6 und meint, dass Schwarz hier auch keine Probleme hat. Gegen die Idee mit Dd3 empfiehlt er mittels a6 das Läuferpaar an sich zu reißen.

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    • Spanisch: Jänisch-Gambit mit 4.Sc3 fxe4 5.Sxe4 d5

      In der alten Hauptvariante 4.Sc3 fxe4 5.Sxe4 d5 brachte Bobby Fischer in 1970 eine Neuerung in der oft anzutreffenden und hochkomplizierten Stellung nach 11.-Dh3, die er nach eigener Aussage kurz zuvor eine ganze Nacht lang analysiert hatte. Sein neuer Zug 12.Lg5! braucht auch unter dem kritischen Blick heutiger Engines keinen Vergleich mit dem Hauptzug 12.Se5+ zu scheuen. Dies ist ein Beispiel für die Qualität von Fischers Analysen. Der Zug wurde erst Jahrzehnte später (in den 90er Jahren) von vielen anderen Großmeistern aufgegriffen - so weit war Fischer im Schachverständnis seiner Zeit voraus.

      Mit seinem neuen Läuferzug entfachte er in der Stammpartie gegen Milan Matulovic ein Feuerwerk auf dem Brett. Der schwarze König wurde nach g3 herausgetrieben, wo ihn sein Schicksal ereilte.


      Fischer, Robert James - Matulovic, Milan
      Herceg Novi blitz, 1970



      Hier die Analyse von Daniel King: