FIDE World Cup in Tiflis (3.-27. September 2017)

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    • FIDE World Cup in Tiflis (3.-27. September 2017)

      Am Samstag, den 2. September, beginnt der World Cup in Tiflis, am Sonntag, den 3. September, fällt der Startschuss zur ersten Runde. 128 Spieler, darunter Weltmeister Magnus Carlsen und fast die gesamte Weltelite, treten im K.o.-System gegeneinander an. Die beiden Finalisten qualifizieren sich für das Kandidatenturnier 2018 und schon die erste Runde bringt jede Menge interessante Begegnungen. World Cup 2017: die interessantesten Duelle in Runde 1
    • Der Weltpokal im georgischen Tiflis verspricht insofern gehörige Spannung, weil in sechs von sieben Runden lediglich zwei reguläre Partien gespielt werden, die Spieler also ständig aufs Ganze werden gehen müssen. Sollte es nach zwei Partien unentschieden stehen, kommt es zu einem Tiebreak zunächst im Schnellschach und danach gegebenenfalls im Blitz; das Feld halbiert sich mit jeder Runde. Neben den 1,6 Mio. Dollar an Preisgeldern ist die Vergabe zweier Startplätze für das Kandidatenturnier 2018 sicher besonders attraktiv. Sollte Weltmeister Magnus Carlsen das Finale des Weltpokals erreichen, wäre sein Kontrahent auf jeden Fall für das Kandidatenturnier qualifiziert, die beiden Unterlegenen des Halbfinals spielten in einem Stichkampf den zweiten Teilnehmer aus. Bis auf Veselin Topalov sitzt die komplette Weltspitze am Brett.

      Wegen der kurzen Dauer pro Runde oft als Lotterie verschrien, hat das Format für die Zuschauer jede Menge Aufregung und bestimmt auch Überraschungen zu bieten, können doch in der Elo-Rangliste niedriger notierte Spieler höher bewertete Kontrahenten an guten Tagen schlagen. Vor allem Spieler, die über die Elo-Zahl kaum Aussichten auf die Teilnahme am Kandidatenturnier 2018 haben werden, dürften sich ganz auf den Weltpokal konzentrieren. Die Tiebreak-Modalitäten begünstigen nervenstarke Schnellschachspieler wie Alexander Grischuk, vielleicht gelingt ja auch dem viel gepriesenen Wei Yi die Sensation. Unter den 128 Teilnehmern in Tiflis ist auch Hue Yifan, die das schwer zu berechnende K.o.-System zur Ermittlung der Weltmeisterin ablehnt; zweite Frau im Feld ist Nana Dzagnidze, nominiert vom georgischen Turnierausrichter.

      Am morgigen Sonntag, den 3. September startet der Spielbetrieb. Das Finale geht über vier Partien mit langer Bedenkzeit, ein eventuell nötiger Tiebreak beendet das Turnier spätestens am 27. September. Spielfreie Tage sind der 18. und der 22. September, jeweils vor dem Halbfinale und dem Finale; Partiebeginn für alle Runden ist um 15.00 Uhr Ortszeit, i. e. 13.00 MESZ.

      Offizielle Turnierseite >> tbilisi2017.fide.com
      Live-Übertragung >> chess24.com
    • Runde 1

      Von den 64 Matches gingen 22 nach 1:1-Zwischenstand in die Verlängerung. Die Favoriten setzten sich in den allermeisten Fällen durch. Als einziger deutscher Spieler erreichte Mathias Blübaum durch einen 1,5:0,5-Sieg gegen den Argentinier Sandro Mareco die zweite Runde. Dort trifft er heute auf Wesley So.

      World Cup 2017: Nur noch 64 Spieler im Rennen


      Video-Zusammenfassung der 1. Runde von Sopiko Guramishvili:

      World Cup Round 1 Recap

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    • Runde 2

      Mit Shak Mamedyarov, Vishy Anand und Sergey Karjakin erwischte es in dieser Runde bereits drei Topspieler.
      Mathias Blübaum schied als letzter deutscher Vertreter gegen Wesley So aus, nachdem für die drei anderen deutschen Spieler (Liviu-Dieter Nisipeanu, Vitali Kunin und Daniel Fridman) schon in der ersten Runde Endstation gewesen war.

      World Cup 2017 Runde 2: 6 Siege, 26 Remis
      World Cup 2017-2-2: 44 Spieler müssen in den Tiebreak
      Daniil Dubov besiegt Vizeweltmeister Sergey Karjakin
      World Cup 2017 Runde 2: Favoriten auf dem Vormarsch

      Der Weltmeister setzte sich problemlos mit 2:0 gegen Alexei Dreev durch. Daniel King hat sich die Partien angesehen: Daniel King analysiert Carlsen - Dreev.


      Auch Sopiko Guramishvili hat wieder eine Zusammenfassung der zweiten Runde gemacht: World Cup Round 2 Recap
    • In der dritten Runde kam es zum Eklat. Anton Kovalyov wollte (wie in den vorigen Runden) in Shorts spielen und wurde dann aufgefordert, sich gemäß des DressCodes zu kleiden. Das ist noch nicht weiter dramatisch, aber im Zuge der Diskussion ist Zurab Azmaiparashvili doch sehr rabiat gegen Kovalyov vorgegangen; unter anderem hat er ihn rassistisch als Zigeuner beschimpft.

      Eine Stellungnahme von Kovalyov und ein Statement von IM Greg Shahade ist hier zu finden:

      gregshahade.wordpress.com/2017…-cheating-racist-scumbag/
    • Runde 3

      Dies war die Runde des großen Favoritensterbens: Carlsen, Kramnik, Nakamura und Caruana mußten vorzeitig die Heimreise antreten.

      Magnus Carlsen (2827) - Xiangzhi Bu (2714)
      Stellung nach dem 15. Zug von Weiß



      In dieser Stellung opferte Bu mit 15.-Lxh3! seinen Läufer und entfachte damit einen Königsangriff, gegen den der Weltmeister am Brett keine ausreichende Verteidigung fand.

      Zu dem kampflosen Ausscheiden von Anton Kovalyov gegen Maxim Rodshtein hat froxsen oben eine Stellungnahme von IM Greg Shahade gepostet, die einen kurzen Auszug von Kovalyovs Posting auf facebook enthält. Der folgende Artikel enthält eine ausführlichere Fassung von Kovalyovs Stellungnahme - und außerdem die Analyse zu Carlsens Verlustpartie:

      World Cup 2017 Runde 3-1: Carlsen verliert; Skandal um Dresscode

      Hier die Berichte zum restlichen Geschehen in dieser Runde:
      World Cup Runde 3-2: Carlsen ist raus!
      World Cup: Aronian nach Marathon-Stichkampf weiter

      Die vierte Runde erreichte unter anderem der für Werder Bremen in der Bundesliga spielende Daniil Dubov mit einem Sieg gegen Vladislav Artemiev. Werder-Trainer Mathias Krallmann berichtet: Der World Cup ist grünweiß
    • Runde 4 (Achtelfinale)

      Ivanchuk, Aronian und Ding Liren erreichten auf direktem Wege das Viertelfinale, in den anderen fünf Begegnungen mußte der Tiebreak die Entscheidung bringen.

      Ivanchuk - Giri 1,5 : 0,5
      Aronian - Dubov 1,5 : 0,5
      Ding Liren - Wang Hao 1,5 : 0,5
      Fedoseev - Rodshtein 1:1 (2:0)
      Svidler - Bu 1:1 (2:0)
      So - Jobava 1:1 (1,5:0,5)
      Vachier-Lagrave - Grischuk 1:1 (2,5:1,5)
      Rapport - Najer 1:1 (1,5:0,5)

      World Cup: Ivanchuk und Fedoseev legen vor
      World Cup: Drei weiter, drei raus, zehn in den Tiebreaks
      FIDE World Cup Runde 4: Stichkämpfe
      World Cup: Letzter Werderaner ausgeschieden
      Aronians Endspiel unter der Lupe
      World Cup: So, Svidler, Fedoseev, Rapport und Vachier-Lagrave weiter
    • Den Hosen-Zwischenfall kann man ja deuten wie man will, für mich völlig unverständlich ist es zum einen überhaupt in einem derartigen Aufzug in den Spielsaal zu kommen, zum anderen verstehe ich nicht weshalb man ihn 2 Runden so herumlaufen ließ (so habe ich es bei Chessbase gelesen) um ihn dann vor der dritten Runde als Zigeuner zu beschimpfen. Geht für mich eigentlich nichts von beiden.
      Aber die Partien sind schon richtig gut anzuschauen!
    • Werfen Sie sich für ein Turnierspiel etwa gleich in Schale?
      Ich bin der Meinung, dass es jedermanns Privatvergnügen ist, was er anzieht. Selbst wenn jemand wie der letzte Penner herumliefe - und davon sind, wenn ich mir die Live-Übertragungen so anschaue, sämtliche Spieler dieses Turniers weit entfernt -, ginge es niemanden etwas an.
      Ein Ding finde ich auch die sinngemäße Aussage von Asmaiparaschwili, Anand hätte sich durch die Hose sicherlich gestört gefühlt, deswegen verloren und wäre nur zu sehr Gentleman gewesen, um gegen die Hose zu protestieren. Erstens sieht man von der Hose nicht viel, da die ja schließlich nicht im Stehen spielen, und zweitens habe ich noch nicht erlebt, dass sich jemand von so etwas tatsächlich ablenken lässt.
      Anstelle von Kovalyov hätte ich einfach gespielt, dabei sämtliche Konsequenzen in Kauf genommen (viel mehr als eine kampflose Niederlage wäre dabei sowieso nicht herausgekommen) und dann öffentlich angeprangert, was diese Regelung überhaupt soll.
    • Nein, ich werfe mich für eine Schachpartie nicht wirklich in Schale, aber sich vernünftig und angemessen zu kleiden ist auch eine Sache des Respektes.
      In anderen Sportarten gibt es einen Dresscode, unvorstellbar das beim Billiard ein Spieler in Bermuda-Shorts an den Tisch geht. Wenn das beim Schach Schule machen würde sähe ich eine gewisse Seriösität unseres Sports schon arg in Frage gestellt.
      Die Reaktion der Turnierleitung ist aber ebenso unsinnig.

      Das Kovalyov kampflos die Segel gestrichen hat war mit Sicherheit die falsche Entscheidung, Nutzen hat er davon überhaupt keinen.
    • Kleiderordnungen sind nur dann angemessen, wenn sie für den ordnungsgemäßen Ablauf des Sports nötig sind. Wenn beim Fußball jeder in einer anderen Farbe herumturnt, wird das natürlich nichts, aber beim Schach ist sie unnötig.
      Gewiss ist es ein Zeichen des Respekts, sich anständig zu kleiden, aber jeder hat seinen eigenen Geschmack und dementsprechend hat jeder auch eine andere Meinung darüber, was eine angemessene Bekleidung ist. Ich würde hierüber mit mir reden, aber sicherlich keine Vorschriften machen lassen; denn das Recht auf Individualität stelle ich definitiv über Seriösitätsbestrebungen. Der eigentliche Grund für diese Kleiderordnung ist doch, dass die FIDE meint, dadurch Sponsoren anzulocken, aber seit wann interessieren sich Sponsoren für die Länge der Hosen? Die wollen ihren Namen an den Mann bringen, und das ist nicht mit einem Paar Hosen abgedeckt.
    • Köhler, über Sinn und Unsinn einer Kleiderordnung beim Schach kann man sicher streiten.
      Du hast sicher Recht, wenn du sagst, dass es für das Spiel vollkommen irrelevant ist, ob jemand ein Mickey Maus Shirt, oder einen Anzug trägt - kein Widerspruch von mir an dieser Stelle!
      Der Dresscode kann aber meiner Meinung nach trotzdem sinnvoll sein.
      So eine Veranstaltung wie der World Cup steht auch im Fokus der Öffentlichkeit, da laufen eine Menge Leute rum, die sich Großmeister schimpfen. Da kann man, so denke ich, es schon erwarten - zumal von Erwachsenen - dass sie ihren Sport ordentlich repräsentieren.

      Man kann jetzt natürlich hingehen und sagen "zieht euch ordentlich an", aber da gehen die Vorstellungen dann wohl von Sakko bis hin zu "Sauberes Shirt und Kurze Hose" weit auseinander. Im Sinne eines etwas einheitlicheren Bildes gibt es dann eine Kleiderordnung.
    • Köhler schrieb:

      Ja, exakt das dürfte der Gedanke dabei sein. Aber gut finde ich das trotzdem nicht, denn für mich steht, wie gesagt, die Selbstbestimmung des Einzelnen eindeutig über der Außendarstellung.
      Gibt es sicher gute Argumente dafür, und dagegen. Ich persönlich bin da auch eher nah bei deiner Meinung - ich wollte eigentlich nur mal den da bestehenden Interessenkonflikt, den es ja auch in der Arbeitswelt gibt (Anzugpflicht in Banken z.B.) anbringen
    • Runde 5 (Viertelfinale)

      Aronian - Ivanchuk 1,5 : 0,5
      So - Fedoseev 1,5 : 0,5
      Ding Liren - Rapport 1,5 : 0,5
      Vachier-Lagrave - Svidler 1:1 (1,5 : 0,5)

      World Cup Runde 5-1: Manchmal ist es einfacher als gedacht
      FIDE World Cup Runde 5: Ding Liren, So und Aronian im Halbfinale
      World Cup 2017 Runde 5 Tiebreaks: MVL komplettiert Quartett der Halbfinalisten

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    • Runde 6 (Halbfinale)

      Aronian - Vachier-Lagrave 1 : 1 (4:3)
      Ding Liren - So 1 : 1 (2,5 : 1,5)

      Große Dramatik in beiden Tiebreak-Matches! Aronian mußte gegen MVL sogar in die Armageddon-Partie, bevor er ins Finale einziehen konnte. Auf die Frage, wie man ein Armageddon-Match gewinnt, antwortete er: "You have to be lucky. There are no recipes!"

      World Cup Runde 6-1: Ein knappes und ein verwirrendes Remis
      World Cup Halbfinale: Zwei Remis, zweimal Tiebreak
      World Cup Halbfinale: Konnte Ding Liren gegen Wesley So gewinnen?
      World Cup: Ding Liren und Aronian sind im Finale!

      World Cup: Schlechte Chancen für gute Spieler

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    • Ding Liren und Levon Aronian werden nach dem heutigen Ruhetag den Sieger des Weltpokals in Tiflis unter sich ausspielen, das Match geht dann über vier reguläre Partien und gegebenenfalls weiter ins Schnellschach und ins Blitz. Vermutlich ist beiden Spielern aber wichtiger, dass sie mit dem Erreichen des Finales sich für das Kandidatenturnier 2018 in Berlin qualifiziert haben.

      Mit der Teilnahme Ding Lirens wird endlich die Rolle Chinas im Weltschach sauber abgebildet. Die Chinesinnen stellen mit Hou Yifan die weit und breit stärkste Spielerin und mit Tan Zhongyi die aktuelle Weltmeisterin, darüber hinaus haben sie bereits fünfmal die Schacholympiade für sich entschieden; die Chinesen holten Gold bei der Schacholympiade 2014 in Tromsø und sind gegenwärtig (September 2017) mit vier Spielern unter den ersten 20 der Weltrangliste der FIDE vertreten. Für Levon Aronian markiert das Kandidatenturnier 2018 bereits die fünfte Teilnahme an einem Zyklus zur Ermittlung des Herausforderers des Schachweltmeisters, bislang konnte sich der Armenier noch nie für ein Titelmatch qualifizieren.

      Den Unterlegenen der Halbfinales von Tiflis, Wesley So und Maxime Vachier-Lagrave, bleibt die Hoffnung, sich über die Elozahl oder über einen Freiplatz des Veranstalters für das Kandidatenturnier 2018 in Berlin die Teilnahme zu sichern (von acht Plätzen sind bereits drei vergeben). Im September 2017 notiert der Franzose Vachier-Lagrave (gern zu MVL abgekürzt) mit 2804 Punkten auf Platz 2 der Weltrangliste, der US-Amerikaner So steht mit 2792 Zählern auf Rang 8.

      Offizielle Turnierseite >> tbilisi2017.fide.com/

      Live-Übertragung >> chess24.com/de
    • froxsen schrieb:

      In der dritten Runde kam es zum Eklat. Anton Kovalyov wollte (wie in den vorigen Runden) in Shorts spielen und wurde dann aufgefordert, sich gemäß des DressCodes zu kleiden. Das ist noch nicht weiter dramatisch, aber im Zuge der Diskussion ist Zurab Azmaiparashvili doch sehr rabiat gegen Kovalyov vorgegangen; unter anderem hat er ihn rassistisch als Zigeuner beschimpft.
      [...]
      Bei der Siegerehrung auf der Anschlußveranstaltung bedankt sich Finalist Ding Liren bei den Organisatoren dafür, dass sie ihn Sportkleidung tragen liessen - mit einem vielsagenden Seitenblick auf Azmaiparashvili:
      youtube.com/watch?v=6HxBwdC-CBE&feature=youtu.be&t=1m44s

      Liren, you made my day!
      Und da sage noch jemand, Spitzenschachspieler hätten keinen fein ausgeprägten Sinn für Humor und Ironie :)