Märchen und Geschichten

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    • Märchen und Geschichten

      Da die nasse, kalte Jahreszeit vor der Tür steht,
      und wir wieder ein wenig mehr Zeit im Haus verbringen,
      möchte ich dieses neue Thema erstellen. Die Idee kam mir
      nach einer Diskussion mit meinem besten Freund. Es würde
      mich sehr freuen, wenn sich einige Schachler
      interessieren
      und einen Beitrag dazu schreiben würden.
      Und sicher gibt es auch Einige, die sich an gute Geschichten
      und Märchen in ihrer Kindheit erinnern.
      Ansonsten viel Freude beim Lesen. LG Mohni

      Die durstige Krähe

      "Wie bin ich doch so durstig", sagte die Krähe an einem heißen
      Sommernachmittag zu sich, "meine Zunge ist so trocken wie Staub
      und meine Kehle so rauh wie Sandpapier. Ist denn nirgends Wasser
      zum Trinken da?" Sie schaute rings umher, aber sie konnte kein Wasser
      entdecken. So flog sie auf einen Ast und wollte da auf den Regen warten.
      Doch es war ein schöner Sommertag und die Sonne lachte am Himmel.
      Ich muss weiter suchen, sonst sterbe ich noch vor Durst.

      Da sah sie einen Tonkrug stehen und als sie hineinschaute, rief sie laut
      "Hurra", denn er war halb voll Wasser. Aber ach, sie konnte das Wasser
      mit ihrem Schnabel nicht erreichen. Sie setzte sich auf den Rand des Kruges
      und beugte sich hinein, so tief sie nur konnte. Doch es half nichts. Ob ich ihn
      wohl umwerfen soll? überlegte sie, aber nein, dann würde das Wasser im Sand
      versickern. Da hatte sie plötzlich einen klugen Einfall. Sie pickte einen Stein auf
      und warf ihn in den Krug - gleich stieg das Wasser ein winziges Stückchen in die
      Höhe. Sie warf noch einen Stein hinein und das Wasser stieg wieder ein wenig.
      Und nun warf sie Stein um Stein hinein, bis der Krug so voll war,dass das Wasser
      bis oben am Rand stand. Nun konnte sie nach Herzenslust trinken.

      Noch nie hatte sich die Krähe wegen einem Schluck Wasser so anstrengen müssen,
      aber auch noch nie hatte ihr gewöhnliches Brunnenwasser so gut geschmeckt!

      Eine Fabel von Heinrich Steinhöwel

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mohnblume ()

    • Die drei Brüder
      verfasst und gestaltet von Fabian Sandner



      s waren einmal 3 Brüder. Die beiden Ältesten waren groß und stark. Der Jüngste war aber klein und zierlich, deshalb wurde er auch immer von seinen Brüdern gehänselt.

      Eines Tages waren sie im Wald um Holz zu holen. Mitten im Wald auf einer Lichtung saß ein kleines Männchen. Es winkte sie heran und sagte zu ihnen: „Ich kann euch zu großen Reichtum verhelfen. Ich weiß, dass in der Nähe ein verwunschener Schatz versteckt ist. Wer ihn findet, braucht sich den Rest seiner Tage nicht mehr vor Armut fürchten. Ich muss euch allerdings warnen: geht man auf die Suche nach dem Schatz und kann ihn aber nicht bekommen, so verwandelt man sich lange in einen Esel, bis jemand kommt, der den Schatz bergen kann.“ Als dies das Männchen gesagt hatte, verschwand es vor ihren Augen. Die zwei älteren Brüder stürmten sofort los, um den Schatz zu suchen. Doch nach kurzer Zeit vernahm der Jüngste nur ein lautes „I-aah“. Als er nachschaute woher dies kam, sprangen ihm zwei Esel entgegen, die ihm aufgeregt zu einen alten Baumstumpf zerrten. Dort sah er ein kleines, enges Loch, in dem der Schatz des Männchen zu sehen war. Er passte gerade hinein und konnte den Schatz unter großen Mühen heraus holen. In diesen Augenblick verwandelten sich die beiden Esel in die älteren Brüder, die fortan den reichen Jüngsten als Knecht dienten und ihn nie wieder wegen seines kleinen Wuchses verhöhnten
    • Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern (Hans Christian Andersen)

      Es war entsetzlich kalt; es schneite, und der Abend dunkelte bereits; es war der letzte Abend im Jahre, Silversterabend. In dieser Kälte und in dieser Finsternis ging auf der Straße ein kleines armes Mädchen mit bloßen Kopfe und nackten Füßen. Es hatte wohl freilich Pantoffel angehabt, als es von Hause fortging, aber was konnte das helfen! Es waren sehr große Pantoffeln, sie waren früher von seiner Mutter gebraucht worden, so groß waren sie, und diese hatte die Kleine verloren, als sie über die Straße eilte, während zwei Wagen in rasender Eile vorüberjagten; der eine Pantoffel war nicht wieder aufzufinden und mit dem anderen machte sich ein Knabe aus dem Staube, welcher versprach, ihn als Wiege zu benutzen, wenn er einmal Kinder bekäme.

      Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten zierlichen Füßchen, die vor Kälte ganz rot und blau waren. In ihrer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer und ein Bund hielt sie in der Hand. Während des ganzen Tages hatte ihr niemand etwas abgekauft, niemand ein Almosen gereicht. Hungrig und frostig schleppte sich die arme Kleine weiter und sah schon ganz verzagt und eingeschüchtert aus. Die Schneeflocken fielen auf ihr langes blondes Haar, das schön gelockt über ihren Nacken hinab floss, aber bei diesem Schmucke weilten ihre Gedanken wahrlich nicht. Aus allen Fenstern strahlte heller Lichterglanz und über alle Straßen verbreitete sich der Geruch von köstlichem Gänsebraten. Es war ja Silvesterabend, und dieser Gedanke erfüllte alle Sinne des kleinen Mädchens.

      In einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas weiter in die Straße vorsprang als das andere, kauerte es sich nieder. Seine kleinen Beinchen hatte es unter sich gezogen, aber es fror nur noch mehr und wagte es trotzdem nicht, nach Hause zu gehen, da es noch kein Schächtelchen mit Streichhölzern verkauft,noch keinen Heller erhalten hatte. Es hätte gewiss vom Vater Schläge bekommen, und kalt war es zu Hause ja auch; sie hatten das bloße Dach gerade über sich, und der Wind pfiff schneidend hinein, obgleich Stroh und Lumpen in die größten Ritzen gestopft waren. Ach, wie gut musste ein Schwefelhölzchen tun! Wenn es nur wagen dürfte, eins aus dem Schächtelchen herauszunehmen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger daran zu wärmen! Endlich zog das Kind eins heraus. Ritsch! wie sprühte es, wie brannte es. Das Schwefelholz strahlte eine warme helle Flamme aus, wie ein kleines Licht, als es das Händchen um dasselbe hielt. Es war ein merkwürdiges Licht; es kam dem kleinen Mädchen vor, als säße es vor einem großen eisernen Ofen mit Messingbeschlägen und Messingverzierungen; das Feuer brannte so schön und wärmte so wohltuend! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen - da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand - sie saß mit einem Stümpchen des ausgebrannten Schwefelholzes in der Hand da.

      Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und an der Stelle der Mauer, auf welche der Schein fiel,wurde sie durchsichtig wie ein Flor. Die Kleine sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch mit einem blendend weißen Tischtuch und feinem Porzellan gedeckt stand, und köstlich dampfte die mit Pflaumen und Äpfeln gefüllte, gebratene Gans darauf. Und was noch herrlicher war, die Gans sprang aus der Schüssel und watschelte mit Gabel und Messer im Rücken über den Fußboden hin; gerade die Richtung auf das arme Mädchen schlug sie ein. Da erlosch das Schwefelholz, und nur die dicke kalte Mauer war zu sehen.

      Sie zündete ein neues an. Da saß die Kleine unter dem herrlichsten Weihnachtsbaum; er war noch größer und weit reicher ausgeputzt als der, den sie am Heiligabend bei dem reichen Kaufmann durch die Glastür gesehen hatte. Tausende von Lichtern brannten auf den grünen Zweigen, und bunte Bilder, wie die, welche in den Ladenfenstern ausgestellt werden, schauten auf sie hernieder, die Kleine streckte beide Hände nach ihnen in die Höhe - da erlosch das Schwefelholz. Die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher, und sie sah jetzt erst,dass es die hellen Sterne waren. Einer von ihnen fiel herab und zog einen langen Feuerstreifen über den Himmel.

      "Jetzt stirbt jemand!" sagte die Kleine, denn die alte Großmutter, die sie allein freundlich behandelt hatte, jetzt aber längst tot war, hatte gesagt: "Wenn ein Stern fällt, steigt eine Seele zu Gott empor!" Sie strich wieder ein Schwefelholz gegen die Mauer; es warf einen weiten Lichtschein ringsumher, und im Glanze desselben stand die alte Großmutter hell beleuchtet mild und freundlich da.

      "Großmutter!" rief die Kleine, "oh, nimm mich mit dir! Ich weiß, dass du verschwindest, sobald das Schwefelholz ausgeht, verschwindest, wie der warme Kachelofen, der köstliche Gänsebraten und der große flimmernde Weihnachtsbaum!" Schnell strich sie den ganzen Rest der Schwefelhölzer an, die sich noch im Schächtelchen befanden, sie wollte die Großmutter festhalten; und die Schwefelhölzer verbreiteten einen solchen Glanz, dass es heller war als am lichten Tag. So schön, so groß war die Großmutter nie gewesen; sie nahm das kleine Mädchen auf ihren Arm, und hoch schwebten sie empor in Glanz und Freude; Kälte, Hunger und Angst wichen von ihm - sie war bei Gott.

      Aber im Winkel am Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit Lächeln um den Mund - tot, erfroren am letzten Tage des alten Jahres. Der Morgen des neuen Jahres ging über der kleinen Leiche auf, die mit den Schwefelhölzern, wovon fast ein Schächtelchen verbrannt war, da saß. "Sie hat sich wärmen wollen!" sagte man. Niemand wusste, was sie schönes gesehen hatte, in welchem Glanze sie mit der alten Großmutter zur Neujahrsfreude eingegangen war.


      Diese kopierte Geschichte stelle ich
      i.A. meines Schachfreundes Gehirnakrobat
      mit bestem Dank und lieben Grüßen ein.
      Eure Mohni

    • Liebe - eine etwas andere Hotline

      Anruf bei einer Hotline:
      Anrufer:Hi, ich hab hier ein neues Programm,
      das würde ich gern auf meinem persönlichen System installieren.
      Es heißt LIEBE. Was soll ich denn da als erstes machen?

      Hotline: Auf Ihrer Festplatte gibt es eine Partition,
      die heißt HERZ. Haben Sie die?

      Anrufer: Ach so, das ist der Trick!
      Ich hab's immer auf der Hauptpartition KOPF versucht.
      Na gut, ich probier das mal .....
      Mist, HERZ ist aber ziemlich voll

      Hotline: Machen Sie mal den Task-Manager auf
      und gucken unter "Prozesse". Was läuft denn da so?

      Anrufer: Herrje, Alte_Verletzungen.exe, Groll,com,
      Geiz,com, Ablehnung.exe und lauter so Zeug.
      Vor allem Hass,exe - boah, das krallt sich fast den ganzen Speicher!

      Hotline: Kein Problem.
      LIEBE wird vieles davon automatisch
      aus Ihrem Betriebssystem entfernen.
      Manches bleibt zwar im Hintergrund aktiv,
      wird aber keine anderen Programme mehr stören.
      Alte Verletzungen.exe und Geiz,com
      müssen Sie aber vor der Installation selber vollständig löschen.

      Anrufer: Nein! Das ist ein ganz wichtiges gutes altes Stück!
      Das hat mich Jahrzehnte gekostet,
      all die Komponenten dafür zu sammeln! Muss das wirklich raus?

      Hotline: Ja, das ist unumgänglich.
      Gehen Sie ins Startmenü und suchen Sie Zubehör/Verzeihung.
      Das lassen Sie so oft laufen,
      bis Geiz,com und die Alten Verletzungen vollständig raus sind.

      Anrufer: Na gut, wenn's sein muss.
      LIEBE ist mir einfach so sehr empfohlen worden,
      Das Ding will ich unbedingt hier laufen haben!
      So, geschafft ... He! Da steht jetzt: "ERROR 490
      - Programm läuft nicht auf internen Komponenten.
      Was soll denn das?

      Hotline: Nichts Schlimmes, ist ein altbekanntes Problem.
      Es bedeutet, dass LIEBE für externe HERZEN konfiguriert ist,
      aber auf Ihrem eigenen ist es noch nicht gelaufen.
      Das ist eine von diesen ganz komplizierten Sachen.
      Ich sag's mal so
      Sie müssen zunächst Ihr eigenes Gerät lieben,
      bevor es andere lieben kann.

      Anrufer: Hä?

      Hotline: Können Sie den Ordner Selbstakzeptanz finden?

      Anrufer: Ja, hab ich.

      Hotline: Wunderbar. Klicken Sie auf die folgenden Dateien
      und kopieren Sie die in den Ordner MEIN HERZ,
      und zwar: Selbstvergebung.doc,
      Selbstschätzung.doc und Güte.txt.
      Außerdem bitte Selbstbeurteilung.exe aus allen Ordnern löschen
      und dann den Papierkorb leeren,
      sonst kommen die immer wieder zurück.

      Anrufer: LIEBE installiert sich jetzt ganz von selbst.
      Ist das gut so?

      Hotline: Ja, so gehört das.
      Nun sollte eine Nachricht auftauchen,
      dass sich LIEBE immer wieder neu lädt,
      so lange Ihre HERZ-Festplatte läuft.
      Sehen Sie diese Nachricht?

      Anrufer: Seh' ich. Ist die Installation nun abgeschlossen?

      Hotline: Ja, aber denken Sie dran,
      dass Sie bis jetzt nur die Basisversion installiert haben.
      Sie müssen sich nun mit anderen HERZEN vernetzen,
      damit Sie an die Upgrades rankommen.

      Anrufer: Klasse!
      Mein HERZ lädt gerade eine wunderschöne Melodie.
      Auf meinem Bildschirm läuft Lächeln.mpg.
      Wärme.exe, Friede.exe, Zufriedenheit.doc
      und lauter so Sachen breiten sich gerade im Speicher aus.
      Fühlt sich gut an!

      Hotline: Fein. Damit ist LIEBE installiert und läuft.
      Von diesem Punkt an sollten Sie gut alleine weiterkommen.

      Anrufer: Jetzt brauchen Sie sicher meine Kontonummer
      wegen der Abbuchung.

      Hotline (lacht): Nein, LIEBE ist Freeware.
      Geben Sie das Programm bitte an jeden weiter,
      den Sie treffen, mit allen Komponenten.
      Die Leute werden es dann ihrerseits weiterverbreiten,
      und ich wette, dass Sie dann von denen
      eine Menge ganz feiner neuer Module zurückbekommen.

      Anrufer: Gebongt, will ich gern machen.
      Vielen Dank für Ihre Hilfe .........................Verf. unbek.
      Dateien
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Sage aus dem Erzgebirge

      Der Peststein bei Rauenstein


      Ein furchbarer Krieg war vorüber. Nach ihm erschienen teure Jahre, die Hungersnot und die Pest. Am verheerendsten
      wütete letztere im niederen Erzgebirge bis gegen Rauenstein und Lengefeld. Die letztgenannte Stadt wurde deshalb
      vom Verkehr abgesperrt.
      Nun lebte aber in dem nahen Reifland ein junger Mann, der Sohn des Richters, welcher mit der Enkelin des ehrwürdigen
      alten Pfarrers zu Lengefeld verlobt war. Einst hatte er dieselbe unter eigener Lebensgefahr aus den Fluten der Flöha
      gerettet.
      Da nun die schreckliche Pest jeden Tag neue Opfer forderte und auch seine Braut, deren Vater und Grossvater davon
      befallen wurden, brach der Jüngling nach Freiberg auf, wo unterdessen die Pest nachgelassen hatte.Dort hatten die
      Totengräber mehrere gewürzhafte Kräuter und Wurzeln im scharfem Essig aufgesetzt und damit sich selbst und vielen
      geholfen.
      Mit diesem Wunderessig von welchem ihm die Totengräber angegeben hatten, dass er ihn aus einer berühmten Apotheke
      hole, kehrte der Jüngling um Mitternacht nach Reifland zurück, und als er seinen schlafenden Vater geküsst hatte,
      schwamm er über die Flöha und gelangte unbemerkt zwischen den Wachen hindurch nach Lengefeld.
      Um den Vater seiner Braut zu retten kam er zwar zu spät, allein es gelang im doch, diese selbst sowie deren Grossvater
      und viele andere mit seinem Wunderessig wieder herzustellen. Bald verschwand die Pest, die Sperre wurde aufgehoben,
      und die übrig gebliebenen Bewohner von Lengefeld, Rauenstein und Reifland feierten ein Wiedersehens- und Dankfest.
      An der Stelle wo dies geschah und die Einwohner genannter Orte sich trafen, wurde zur Erinnerung ein Stein aufgerichtet
      und dieser bewahrt noch heute die Erinnerung an jene traurige Zeit.


      (Aus: Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Nr. 655)


      Anmerkung: Die Errichtung eines Peststeines kann nicht nachgewiesen werden. Im Volksmund nennt man den Felsen
      oberhalb des Bleicherteiches den "Peststein". Er ist ein natürliches Felsriff unmittelbar an der Oederaner Strasse.
    • mohnblume schrieb:
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      Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern (Hans Christian Andersen)

      Es war entsetzlich kalt; es schneite, und der Abend dunkelte bereits; es war der letzte Abend im Jahre, Silversterabend. In dieser Kälte und in dieser Finsternis ging auf der Straße ein kleines armes Mädchen mit bloßen Kopfe und nackten Füßen. Es hatte wohl freilich Pantoffel angehabt, als es von Hause fortging, aber was konnte das helfen! Es waren sehr große Pantoffeln, sie waren früher von seiner Mutter gebraucht worden, so groß waren sie, und diese hatte die Kleine verloren, als sie über die Straße eilte, während zwei Wagen in rasender Eile vorüberjagten; der eine Pantoffel war nicht wieder aufzufinden und mit dem anderen machte sich ein Knabe aus dem Staube, welcher versprach, ihn als Wiege zu benutzen, wenn er einmal Kinder bekäme.

      Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten zierlichen Füßchen, die vor Kälte ganz rot und blau waren. In ihrer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer und ein Bund hielt sie in der Hand. Während des ganzen Tages hatte ihr niemand etwas abgekauft, niemand ein Almosen gereicht. Hungrig und frostig schleppte sich die arme Kleine weiter und sah schon ganz verzagt und eingeschüchtert aus. Die Schneeflocken fielen auf ihr langes blondes Haar, das schön gelockt über ihren Nacken hinab floss, aber bei diesem Schmucke weilten ihre Gedanken wahrlich nicht. Aus allen Fenstern strahlte heller Lichterglanz und über alle Straßen verbreitete sich der Geruch von köstlichem Gänsebraten. Es war ja Silvesterabend, und dieser Gedanke erfüllte alle Sinne des kleinen Mädchens.

      In einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas weiter in die Straße vorsprang als das andere, kauerte es sich nieder. Seine kleinen Beinchen hatte es unter sich gezogen, aber es fror nur noch mehr und wagte es trotzdem nicht, nach Hause zu gehen, da es noch kein Schächtelchen mit Streichhölzern verkauft,noch keinen Heller erhalten hatte. Es hätte gewiss vom Vater Schläge bekommen, und kalt war es zu Hause ja auch; sie hatten das bloße Dach gerade über sich, und der Wind pfiff schneidend hinein, obgleich Stroh und Lumpen in die größten Ritzen gestopft waren. Ach, wie gut musste ein Schwefelhölzchen tun! Wenn es nur wagen dürfte, eins aus dem Schächtelchen herauszunehmen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger daran zu wärmen! Endlich zog das Kind eins heraus. Ritsch! wie sprühte es, wie brannte es. Das Schwefelholz strahlte eine warme helle Flamme aus, wie ein kleines Licht, als es das Händchen um dasselbe hielt. Es war ein merkwürdiges Licht; es kam dem kleinen Mädchen vor, als säße es vor einem großen eisernen Ofen mit Messingbeschlägen und Messingverzierungen; das Feuer brannte so schön und wärmte so wohltuend! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen - da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand - sie saß mit einem Stümpchen des ausgebrannten Schwefelholzes in der Hand da.

      Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und an der Stelle der Mauer, auf welche der Schein fiel,wurde sie durchsichtig wie ein Flor. Die Kleine sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch mit einem blendend weißen Tischtuch und feinem Porzellan gedeckt stand, und köstlich dampfte die mit Pflaumen und Äpfeln gefüllte, gebratene Gans darauf. Und was noch herrlicher war, die Gans sprang aus der Schüssel und watschelte mit Gabel und Messer im Rücken über den Fußboden hin; gerade die Richtung auf das arme Mädchen schlug sie ein. Da erlosch das Schwefelholz, und nur die dicke kalte Mauer war zu sehen.

      Sie zündete ein neues an. Da saß die Kleine unter dem herrlichsten Weihnachtsbaum; er war noch größer und weit reicher ausgeputzt als der, den sie am Heiligabend bei dem reichen Kaufmann durch die Glastür gesehen hatte. Tausende von Lichtern brannten auf den grünen Zweigen, und bunte Bilder, wie die, welche in den Ladenfenstern ausgestellt werden, schauten auf sie hernieder, die Kleine streckte beide Hände nach ihnen in die Höhe - da erlosch das Schwefelholz. Die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher, und sie sah jetzt erst,dass es die hellen Sterne waren. Einer von ihnen fiel herab und zog einen langen Feuerstreifen über den Himmel.

      "Jetzt stirbt jemand!" sagte die Kleine, denn die alte Großmutter, die sie allein freundlich behandelt hatte, jetzt aber längst tot war, hatte gesagt: "Wenn ein Stern fällt, steigt eine Seele zu Gott empor!" Sie strich wieder ein Schwefelholz gegen die Mauer; es warf einen weiten Lichtschein ringsumher, und im Glanze desselben stand die alte Großmutter hell beleuchtet mild und freundlich da.

      "Großmutter!" rief die Kleine, "oh, nimm mich mit dir! Ich weiß, dass du verschwindest, sobald das Schwefelholz ausgeht, verschwindest, wie der warme Kachelofen, der köstliche Gänsebraten und der große flimmernde Weihnachtsbaum!" Schnell strich sie den ganzen Rest der Schwefelhölzer an, die sich noch im Schächtelchen befanden, sie wollte die Großmutter festhalten; und die Schwefelhölzer verbreiteten einen solchen Glanz, dass es heller war als am lichten Tag. So schön, so groß war die Großmutter nie gewesen; sie nahm das kleine Mädchen auf ihren Arm, und hoch schwebten sie empor in Glanz und Freude; Kälte, Hunger und Angst wichen von ihm - sie war bei Gott.

      Aber im Winkel am Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit Lächeln um den Mund - tot, erfroren am letzten Tage des alten Jahres. Der Morgen des neuen Jahres ging über der kleinen Leiche auf, die mit den Schwefelhölzern, wovon fast ein Schächtelchen verbrannt war, da saß. "Sie hat sich wärmen wollen!" sagte man. Niemand wusste, was sie schönes gesehen hatte, in welchem Glanze sie mit der alten Großmutter zur Neujahrsfreude eingegangen war.


      Diese kopierte Geschichte stelle ich
      i.A. meines Schachfreundes Gehirnakrobat
      mit bestem Dank und lieben Grüßen ein.
      Eure Mohni

      [/quote]

      Diese schöne Geschichte hatte ich ja fast vergessen,
      dabei war es eines meiner absoluten Lieblingsmärchen, danke dafür !

      Übrigens "Märchen und Geschichten"
      Unter diesem Titel gibt es ein Buch von Hans Fallada, das 1985 vom Aufbauverlag in Berlin herausgegeben wurde.

      Zum Beispiel "Geschichten aus der Murkelei", habe ich damals immer wieder mal gern gelesen.

    • Lieben Dank für die verschiedenen lesens-und hörenswerten Beiträge!

      Das verzauberte Geldstück

      Poldi war ein armer Junge. Er lebte in einem Dorf
      in den Bergen und hatte keinen Vater und keine Mutter
      mehr und auch keine Geschwister.
      Früh wenn er aufwachte, sagte er: "Guten Morgen Sonne,
      guten Morgen liebe Sonne!" Denn sie war der einzige Freund,
      den er hatte. Eines Tages, als er Beeren pflücken wollte, um
      seinen Hunger zu stillen, begegnete er auf einem steilen Bergpfad
      einem alten Zwerg, der sich mühsam abstrampelte. "Ich will dir helfen",
      sagte Poldi zu dem kleinen Männchen und stützte es mit seinem Arm.
      "Du bist ein guter Junge", sprach da der Zwerg. "Wenn wir oben sind,
      werde ich dich belohnen".

      Als sie den Gipfel erreicht hatten, bedankte sich der Zwerg bei Poldi und
      gab ihm ein Geldstück. Dann trennten sie sich. Am nächsten Tag, als Poldi
      wieder einmal Hunger hatte, ging er zum Bäcker, kaufte sich Brot und bezahlte
      mit dem Geldstück des Zwergleins. Doch abends fand er es in seiner Hosentasche
      wieder. Er wollte es dem Bäcker bringen. Der zählte das Geld in seiner Kasse, doch
      es fehlte nichts. Und er sagte zu Poldi: "Jungchen, behalte das Geld, denn meines ist
      es nicht!" Nun ging Poldi zum Fleischer, um sich Wurst zu kaufen. Und da war es das
      gleiche-abends steckte das Geldstück wieder in seiner Hosentasche. So ging das weiter
      und hörte nicht auf.

      Poldi konnte kaufen, was er wollte, immer kehrte das Geldstück zu ihm zurück.
      Jetzt lebte er ohne Hunger und Sorgen und wenn er nicht gestorben ist, dann bis heute!

      Fabel unbekannt
    • Die Krebse

      Geh doch gerade und vorwärts!" rief einem jungen Krebs seine
      Mutter zu:
      "Von Herzen gerne, liebe Mutter", antwortete dieser,
      "nur möchte ich es dich ebenso machen sehen."

      Jedoch vergeblich war der Mutter Anstrengung
      und sichtbar ihre Klügelei und Tadelsucht.

      Gib keine Befehle, die man nicht vollbringen kann,
      und tadle an andern keine Fehler, die du selbst begehst!


      (Äsop, um 600 v.Chr.)
    • tolle Idee Mohni möchte auch einen Beitrag dazu leisten


      [b]Die Wassernixe (Grimm'sches Märchen)[/b]
      EinBrüderchen und ein Schwesterchen spielten an einem Brunnen, und wie sie sospielten, plumpten sie beide hinein. Da war unten eine Wassernixe, die sprach'jetzt hab ich euch, jetzt sollt ihr mir brav arbeiten,' und führte sie mitsich fort. Dem Mädchen gab sie verwirrten garstigen Flachs zu spinnen, und esmußte Wasser in ein hohles Faß schleppen, der Junge aber sollte einen Baum miteiner stumpfen Axt hauen; und nichts zu essen bekamen sie als steinharte Klöße.Da wurden zuletzt die Kinder so ungeduldig, daß sie warteten, bis einesSonntags die Nixe in der Kirche war, da entflohen sie. Und als die Kirchevorbei war, sah die Nixe daß die Vögel ausgeflogen waren, und setzte ihnen mitgroßen Sprüngen nach. Die Kinder erblickten sie aber von weitem, und dasMädchen warf eine Bürste hinter sich, das gab einen großen Bürstenberg, mittausend und tausend Stacheln, über den die Nixe mit großer Müh klettern mußte;endlich aber kam sie doch hinüber. Wie das die Kinder sahen, warf der Knabeeinen Kamm hinter sich, das gab einen großen Kammberg mit tausendmal tausendZinken, aber die Nixe wußte sich daran fest zu halten und kam zuletzt dochdrüber. Da warf das Mädchen einen Spiegel hinterwärts, welches einenSpiegelberg gab, der war so glatt, so glatt, daß sie unmöglich drüber konnte.Da dachte sie 'ich will geschwind nach Haus gehen und meine Axt holen und denSpiegelberg entzwei hauen.' Bis sie aber wieder kam, und das Glas aufgehauenhatte, waren die Kinder längst weit entflohen, und die Wassernixe mußte sichwieder in ihren Brunnen trollen.

    • Saamen nennen sich die Bewohner Lapplands Der Ausdruck "Lappen" ist für sie ein Schimpfwort! Da sie sich nie politisch organisierten, den Begriff "Landbesitz" nicht kannten wurden sie vergessen.
      Der bekannteste kulturelle Vertreter von ihnen ist der Dichter, Musiker und Maler Nils-Aslak Valkeapää. Hier zwei Beispiele aus seinem Werk:

      Mein "warmes Herz"

      Ich gehe vorwärts
      und denke zurück.
      Weit hinter mir blieb
      mein: "Warmes Herz",
      meine frühere Liebe.
      Bei mir blieb nur das
      äussere Bild.
      Wohin die Strasse
      mich auch führt
      an eisfreien Meeresstrand,
      bis meine Reise
      zu Ende geht,
      die Tage meines Lebens.
      Weit hinter mir blieb
      mein: "Warmes Herz".

      Meine Heimat

      Und wo ist euer Gewissen?
      O grosse Berge, o meine Mutter,
      scheinst du immer noch, Sonne, mein Gott mein Leben;
      wehst du noch mein Wind, meine Freiheit? Immer noch?
      Am Oktoberhimmel ziehen Wolken,
      ein pfeifender Wind biegt die Zweige;
      noch strömen die Bäche wild in Pätikää;
      wir wünschen uns nichts von andern,
      wir wollen nur unser Eigenes, das was uns gehört.
      O Mutter, grosser Berg.
      O Sonne
      Himmel.
      Und Land.


      Zitate aus dem Büchlein "Ich bin des windigen Berges Kind".
    • Also für alle die das Märchen von Rotkäppchen der Brüder Grimm kennen und lieben und so in Erinnerung behalten wollen, wie sie es von ihrer Großmutter erzählt bekommen haben, ist die Version von Joachim Ringelnatz NICHT geeignet. Alle anderen dürfen den Spoiler öffnen...
      Spoiler anzeigen

      Joachim Ringelnatz

      Rotkäppchen
      Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen, wenn ich mir das noch zusammenreimen kann. Der alte Kapitän Muckelmann hat mir das vorerzählt, als ich noch so klein und so dumm war, wie ihr jetzt seid. Und Kapitän Muckelmann hat nie gelogen. Also lissen tu mi.
      Da war mal ein kleines Mädchen. Das wurde Rotkäppchen angetitelt - genannt heißt das. Weil es Tag und Nacht eine rote Kappe auf dem Kopfe hatte. Das war ein schönes Mädchen, so rot wie Blut und so weiß wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz. Mit Rotkappchen so große runde Augen und hinten so ganz dicke Beine und vorn - na, kurz eine verflucht schöne, wunderbare, saubere Dirn.
      Und eines Tages schickte die Mutter sie durch den Wald zur Großmutter; die war natürlich krank. Und die Mutter gab Rotkäppchen einen Korb mit drei Flaschen spanischem Wein und zwei Flaschen schottischem Whisky und einer Flasche Rostocker Korn und einer Flasche Schwedenpunsch und einer Buttel mit Köm und noch ein paar Flaschen Bier und Kuchen und solchem Kram mit, damit sich Großmutter mal erst stärken sollte.
      "Rotkäppchen", sagte die Mutter noch extra, "geh nicht vom Wege ab, denn im Walde gibt's wilde Wölfe!" (Das ganze muß sich bei Nikolajew oder sonstwo in Sibirien abgespielt haben.) Rotkäppchen versprach alles und ging los. Und im Walde begegnete ihr der Wolf. Der fragte: "Rotkäppchen, wo gehst du denn hin?" Und da erzählte sie ihm alles, was ihr schon wißt. Und er fragte: "Wo wohnt denn deine Großmutter?"
      Und sie sagte ihm das ganz genau: "Schwiegerstraße dreizehn zur ebenen Erde." Und da zeigte der Wolf dem Kinde saftige Himbeeren und Erdbeeren und lockte sie so vom Wege ab in den tiefen Wald. Und während sie fleißig Beeren pflückte, lief der Wolf mit vollen Segeln nach der Schwiegerstraße Nummero dreizehn und klopfte zur ebenen Erde bei der Großmutter an die Tür.
      Die Großmutter war ein mißtrauisches, altes Weib mit vielen Zahnlücken. Deshalb fragte sie barsch: "Wer klopft da an mein Häuschen?" Und da antwortete der Wolf draußen mit verstellter Stimme: "Ich bin es, Dornröschen!" Und da rief die Alte: "Herein!" Und da fegte der Wolf ins Zimmer hinein. Und da zog sich die Alte ihre Nachtjacke an und setzte ihre Nachthaube auf und fraß den Wolf mit Haut und Haar auf.
      Unterdessen hatte sich Rotkäppchen im Walde verirrt. Und wie so pißdumme Mädel sind, fing sie an, laut zu heulen. Und das hörte der Jäger im tiefen Wald und eilte herbei. Na - und was geht uns das an, was die beiden dort im tiefen Walde mitnander vorgehabt haben, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden, jedenfalls brachte er sie auf den richtigen Weg.
      Also lief sie nun in die Schwiegerstraße. Und da sah sie, daß ihre Großmutter ganz dick aufgedunsen war. Und Rotkäppchen fragte: "Großmutter, warum hast du denn so große Augen?" Und die Großmutter antwortete: "Damit ich dich besser sehen kann!" Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Großmutter, warum hast du denn so große Ohren?" Und die Großmutter antwortete: "Damit ich dich besser hören kann!" Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Großmutter, warum hast du denn so einen großen Mund?" Nun ist das ja auch nicht recht, wenn Kinder so was zu einer erwachsenen Großmutter sagen. Also da wurde die Alte fuchsteufelswild und brachte kein Wort mehr heraus, sondern fraß das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar auf. Und dann schnarchte sie wie ein Walfisch.
      Und draußen ging gerade der Jäger vorbei. Und der wunderte sich, wieso ein Walfisch in die Schwiegerstraße käme. Und da lud er seine Flinte und zog sein langes Messer aus der Scheide und trat, ohne anzuklopfen, in die Stube. Und da sah' er zu seinem Schrecken statt einem Walfisch die aufgedunsene Großmutter im Bett. Und - diavolo caraitro ! - Da schlag einer lang an Deck hin ! - Es ist kaum zu glauben ! - Hat doch das alte gefräßige Weib auch noch den Jäger aufgefressen. -
      Ja, da glotzt ihr Gören und sperrt das Maul auf, als käme da noch was. - Aber schert euch jetzt mal aus dem Wind, sonst mach ich euch Beine.
      Mir ist schon sowieso die Kehle ganz trocken von den dummen Geschichten, die doch alle nur erlogen und erstunken sind. Marsch fort! Laßt euren Vater jetzt eins trinken, ihr - überflüssige Fischbrut!
    • Die sieben Weltwunder

      Eine Schulklasse wurde gebeten zu notieren,
      welches für sie die Sieben Weltwunder wären.
      Folgende Rangliste kam zustande:

      1. Pyramiden von Gizeh
      2. Taj Mahal
      3. Grand Canyon
      4. Panamakanal
      5. Empire State Building
      6. St. Peters Dom im Vatikan
      7. Grosse Mauer China
      Die Lehrerin merkte beim Einsammeln der Resultate,
      dass eine Schülerin noch am Arbeiten war.
      Deshalb fragte sie die junge Frau, ob sie Probleme mit ihrer Liste hätte.
      Sie antwortete: "Ja. Ich konnte meine Entscheidung nicht ganz treffen.
      Es gibt so viele Wunder."
      Die Lehrerin sagte:
      "Nun, teilen Sie uns das mit, was Sie bisher haben und vielleicht können wir ja helfen."
      Die junge Frau zögerte zuerst und las dann vor.
      "Für mich sind das die Sieben Weltwunder:

      1. Sehen
      2. Hören
      3. sich Berühren
      4. Riechen
      5. Fühlen
      6. Lachen ...
      7. ... und Lieben
      Im Zimmer wurde es ganz still...........Verfasser unbekannt
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      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Hören Sie mal!








      Die Liebeund der Wahnsinn

      (Verfasser unbekannt,
      stilistisch bearbeitet von Jens-Robert Schulz)











      Man erzählt sich, dass alle Eigenschaften und Gefühle
      des Menschen eines Tages ein Treffen hatten.

      Lange Zeit jedoch saßen sie nur schweigend
      herum und langweilten sich,

      denn nichts passierte.

      Als die Langeweile
      schon zum dritten Mal gegähnt hatte,

      schlug der Wahnsinn
      - gewitzt und risikofreudig wie immer - vor:

      "Lasst uns doch Verstecken spielen!"

      Alle horchten auf.

      Die Intrige
      hob interessiert die Augenbrauen

      und die Neugierde
      konnte sich kaum zurückhalten.

      Aufgeregt fragte sie: "Verstecken, was ist das?!"


      Der Wahnsinn
      erklärte allen das Spiel

      und die Begeisterung
      und die Euphorie jauchzten
      vor Vergnügen,

      denn ihnen gefiel, was sie da hörten.

      Die Freude
      machte so viele Luftsprünge,

      dass sie auch den Zweifel
      überzeugte

      und sogar die
      Gleichgültigkeit -

      die sonst bekanntlich nichts hinterm Ofen
      hervorlocken kann -

      wollte ausnahmsweise einmal mitmachen.


      Aber nicht allen gefiel die Idee:
      Die Wahrheit
      zum Beispiel bevorzugte es, sich nicht zu verstecken.

      "Was bringt das?", fragte sie, am Ende würde
      man sie sowieso entdecken.

      Der Stolz
      meinte herablassend, es sei ein dummes Spiel

      (Er ärgerte sich aber nur, dass er nicht
      selbst auf diese Idee gekommen war),

      und die Feigheit
      zog es vor, nichts zu riskieren.

      Es könnte ja was schiefgehen!


      Nachdem alle die Spielregeln verstanden
      hatten,

      rief der Wahnsinn
      laut: "Ich will zählen, ich will zählen!"

      und da niemand verrückt genug war, den Wahnsinn
      später suchen zu wollen

      (Wer
      weiß, wo der sich versteckt hätte?!),

      war niemand dagegen.

      "Eins, zwei, drei .....", begann der Wahnsinn

      und die Eigenschaften und Gefühle suchten
      sich ihre Verstecke.


      Das erste fand die Faulheit,
      die sich wie immer keine große Mühe
      gab:

      Sie ließ sich gleich hinter dem ersten Stein
      fallen.

      Der Glaube
      stieg zum Himmel empor, wo er sich am besten aufgehoben fühlte,

      und der Neid
      versteckte sich im Schatten des Triumphes,

      der es geschafft hatte, bis zur
      höchsten Baumspitze hinaufzuklettern.

      Der Selbstlosigkeit
      hingegen gelang es kaum, sich zu verstecken,

      da sie bei jedem Versteck, das sie fand, immer meinte,

      es eigne sich besser für einen ihrer vielen
      Freunde:

      Ein kristallklarer See - ein wunderbares Versteck
      für die Schönheit;

      eine dunkle Höhle - das perfekte Versteck
      für die Angst;

      die Flügel des Schmetterlings - das Beste
      für das
      Glück;

      ein Windstoß - hervorragend geeignet
      für die Freiheit
      ...

      sie selbst versteckte sich schließlich auf
      einem Sonnenstrahl.

    • Der Egoismus

      hingegen fand rasch einen passenden Ort,
      luftig, gemütlich und bequem - aber nur


      für ihn!
      Die Lüge


      erzählte allen, sie verstecke sich auf dem Meeresgrund,
      aber in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem


      Regenbogen!
      Die Leidenschaft


      und das Verlangen

      versteckten sich im Innern der Vulkane
      und die Vergesslichkeit


      - ?
      (Ach,


      herrje, ich habe vergessen, wo sie sich versteckte,
      aber


      das ist auch nicht so wichtig!)



      Als der Wahnsinn

      fast zu Ende gezählt hatte,
      hatten alle, die mitspielten, ein Versteck gefunden,
      nur die Liebe nicht.
      (Das


      muss uns nicht verwundern, wissen wir doch,
      wie


      schwer es ist, die Liebe

      zu verbergen!)
      Alle Plätze schienen bereits besetzt zu sein,
      bis sie schließlich den Rosenstrauch


      entdeckte
      und beschloss, in eine seiner Blüten


      hineinzukriechen.
      "Ich komme!", rief in diesem Augenblick der Wahnsinn
      und er begann, die anderen zu suchen.


      Die erste, die entdeckt wurde, war die Faulheit -
      gleich hinter dem ersten Stein!
      Danach ward der Glaube


      gefunden:
      Er diskutierte im Himmel lauthals mit Gott

      über theologische Fragen.
      Das Verlangen

      und die Leidenschaft

      wiederum hörte man in den Vulkanen vibrieren.
      In einem unachtsamen Moment fand der Wahnsinn den Neid
      und so natürlich auch den Triumph.




      Den Egoismus

      brauchte er gar nicht zu suchen,
      denn der kam von ganz allein aus seinem Versteck


      hervor.
      Es hatte sich als Wespennest entpuppt!
      Vom vielen Herumlaufen bekam der Wahnsinn Durst
      und als er sich dem See näherte, fand er die Schönheit.
      Mit dem Zweifel


      hatte er es noch einfacher,
      ihn entdeckte er auf einem Zaun sitzend,
      weil der sich immer noch nicht entschieden hatte,
      auf welcher Seite er sich verstecken sollte.
      Nach und nach fand der Wahnsinn alle seine


      Mitspieler,
      die Hoffnung


      im grünen Gras
      und die Angst


      in der dunklen Höhle;
      die Lüge


      hinter dem Regenbogen
      (Nein,


      stimmt nicht, sie kam unter einem Stein hervorgekrochen,
      der ihr


      das Genick zu brechen drohte).
      Auch die Vergesslichkeit


      fand der Wahnsinn

      mühelos,
      denn die hatte schon wieder vergessen,
      dass sie Verstecken spielen und war


      unbekümmert spazieren gegangen.
      Alle wurden gefunden, nur die Liebe tauchte


      nirgendwo auf.
      Wo mochte sie bloß stecken?




      Der Wahnsinn

      suchte sie überall!
      Auf jedem Baum, auf jedem Berg, in jedem Bach dieses


      Planeten schaute er nach
      und wollte schon aufgeben, da half ihm der Verrat!
      Der nämlich flüsterte


      ihm zu, er solle doch mal im Rosenbusch nachsehen.
      Langsam fing der Wahnsinn


      an,
      die Zweige des Strauches auseinander zu schieben,
      als plötzlich ein greller Schrei


      ertönte.
      Die Dornen der Rosen hatten der Liebe die Augen


      zerstochen!!!
      Ach, was für ein Jammern und


      Wehklagen war nun zu vernehmen?!
      Der Wahnsinn


      war ratlos und wusste weder

      ein noch aus.
      Er fing bitterlich an zu weinen und unter


      Tränen gelobte er,
      er wolle die Liebe


      nie mehr verlassen und immer an ihrer Seite sein.



      Und so ist es auch geschehen!
      Seit dieser Zeit,
      seit das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde,
      ist die Liebe


      blind
      und der Wahnsinn


      ihr Begleiter



    • Eins meiner Lieblingsmärchen
      aus meiner Kindheit...Brüber Grimm die Sterntaler.pdf
      LG Mohni
      Die Sterntaler

      Brüder Grimm


      MEHR ÜBER DIESEN AUTOR
      WEITERE BEITRÄGE DIESES AUTORS
      In der ersten Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen von 1812 hieß das Märchen noch „Das arme Mädchen". Im Kommentar dazu vermerken die Brüder Grimm üuuml;ber ihre Quelle: „Nach dunkeler Erinnerung aufgeschrieben, mögte es jemand ergänzen und berichtigen. Jean Paul gedenkt seiner, unsichtb. Loge I, 214. Auch Arnim hat es in den Erzählungen S. 231. S. 232 benutzt." (gemeint sind Jean Pauls Roman „Die unsichtbare Loge" von 1793 und Achim von Arnims Novelle „Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber" von 1812)
      „Die Sterntaler" gehöouml;rt zu den bekanntesten Märchen der Brüder Grimm. Im Oktober 1992 wurde sogar auf dem 1000-DM-Schein das Sterntaler-Mädchen abgebildet. Natürlich ist es das Motiv der christlichen Nächstenliebe, welches das Märchen so beliebt werden ließ.
      Anna Hein
      Quelle: Diederichs, Ulf: Who´s Who im Märchen. München 1995, S. 325 f.
      Die Sterntaler

      Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf dem Leib trug und ein Stückchen Brot, das es in der Hand hielt und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gar gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld, da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir doch etwas zu essen, ich bin so hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dirs!" und ging weiter; da kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopf, schenk mir doch etwas, womit ich ihn bedecken kann!" Da that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch ein Bisschen gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein und das fromme Mädchen dachte: Es ist dunkle Nacht, da kannst du wohl dein Hemd weggeben; und gab es auch noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Thaler, und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Thaler hinein und ward reich für sein Lebtag.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von mohnblume ()

    • hab auch noch eins gefunden


      Der alte Großvater und der Enkel (Grimm'sches Märchen)
      Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, dieOhren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und denLöffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floßihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sichdavor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen indie Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen undnoch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augenwurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchennicht fest halten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, ersagte aber nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernesSchüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. Wie sie da sositzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettleinzusammen. 'Was machst du da?' fragte der Vater. 'Ich mache ein Tröglein,'antwortete das Kind, 'daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.'Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fiengen endlich an zu weinen, holtenalsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts wenn er ein wenig verschüttete.

    • Das Versteck der Weisheit
      Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre,
      wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden,
      bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären.
      Also entschieden die Götter,
      die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken,
      wo die Menschen sie solange nicht finden würden,
      bis sie reif genug sein würden.
      Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken.
      Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde
      und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre.
      Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken.
      Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr,
      dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.
      Dann äusserte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag:
      "Ich weiss, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken.
      Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist,
      denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen."
      Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert
      und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.... :thumbup: ......Verfasser unbekannt
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Die wilde Ziege und der Weinstock

      Eine wilde Ziege flüchtete sich, von Hunden verfolgt, in einen Weinberg und verbarg sich unter den Blättern eines Weinstockes. DieHunde stürzten vorbei, und sie entging ihren Verfolgern.
      Kaum glaubte sie sich außer Gefahr, als sie sich auch schon über die Reben hermachte und die Blätter fraß, die kurz vorher sie so treulich versteckt hatten. Dieses Geräusch machte den Jäger aufmerksam, der etwas zurückgeblieben war. Er entdeckte auch bald die Ziege und erlegte sie.
      "Ach!" seufzte sie sterbend, "mit Recht habe ich diese Strafe verdient, weil ich meinen Beschützer mit schnödem Undank belohnte."

      Es ist das größte Unrecht, Wohltaten mit Übel zu vergelten; der Undankbare entgeht selten der verdienten Strafe.

      (Äsop, um 600 v.Chr.)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wingen ()

    • Nun da ich im Elsaß wohne und es hier viele Störche gibt,
      stelle ich dieses Märchen von Hans Christian Andersen ein:

      Die Störche




      Auf dem letzten Hause in einem kleinen Dorfe saß ein Storchnest. Die Storchmutter saß darin bei ihren vier Jungen, welche die Köpfe mit den spitzigen schwarzen Schnäbeln, denn diese waren noch nicht roth geworden, hervorstreckten. Eine kleine Strecke davon stand auf dem Nachrücken, stramm und steif, der Storchvater; er hatte das eine Bein in die Höhe gezogen, um doch nicht ganz müßig zu sein, wahrend er Schildwache stände. Man sollte glauben, er wäre aus Holz geschnitzt gewesen, so still stand er. »Es sieht gewiß recht vornehm aus, daß meine Frau eine Schildwache beim Neste hat!« dachte er. »Sie können ja nicht wissen, daß ich ihr Mann bin. Sie glauben sicher, daß ich commandirt worden bin, hier zu stehen. Das sieht so nobel aus!« Und er fuhr fort, auf einem Beine zu stehen.
      Unten auf der Straße spielte eine Schaar Kinder; und als sie die Störche gewahrten, sang einer der muthigsten Knaben, und später alle zusammen, den alten Vers von den Störchen. Aber sie sangen ihn nur so, wie er sich dessen entsinnen konnte:
      »Storch, Storch, fliege heim,
      Stehe nicht auf einem Bein;
      Deine Frau im Neste liegt,
      Wo sie ihre Jungen wiegt.
      Das eine wird gehängt,
      Das andere wird versengt,
      Das dritte man erschießt,
      Das vierte wird gespießt.«
      »Höre nur, was die Knaben singen!« sagten die kleinen Storchkinder; »sie singen, wir sollen gehängt und versengt werden!«
      »Daran sollt Ihr Euch nicht kehren!« sagte die Storchmutter. »Hört nur nicht darauf, so schadet es gar nichts!«
      Aber die Knaben fuhren fort, zu singen, und sie ätschten den Storch mit den Fingern aus; nur ein Knabe, welcher Peter hieß, sagte, daß es eine Sünde sei, die Thiere zum Besten zu haben, und wollte auch gar nicht mit dabei sein. Die Storchmutter tröstete ihre Jungen: »Kümmert Euch nicht darum, seht nur, wie ruhig Euer Vater steht, und zwar auf einem Beine!«
      »Wir fürchten uns sehr!« sagten die Jungen und zogen die Köpfe tief in das Nest zurück.
      Am nächsten Tage, als die Kinder wieder zum Spielen zusammenkamen und die Störche erblickten, sangen sie ihr Lied:
      »Das eine wird gehängt, das...
      »Werden wir wohl gehängt und versengt werden?« fragten die jungen Störche.
      »Nein, sicher nicht!« sagte die Mutter. »Ihr sollt fliegen lernen; ich werde Euch schon einexerciren! Dann fliegen wir hinaus auf die Wiese und statten den Fröschen Besuch ab; die verneigen sich vor uns im Wasser und singen: Koax, Koax! Und dann essen wir sie auf: das wird ein rechtes Vergnügen abgeben!«
      »Und was dann?« fragten die Storchjungen.
      »Dann versammeln sich alle Störche, die hier im ganzen Lande sind, und es beginnt das Herbstmanöver; da muß man gut fliegen; das ist von großer Wichtigkeit. Denn wer dann nicht fliegen kann, wird vom General mit dem Schnabel todt gestochen; deshalb gebt wohl Acht, etwas zu lernen, wenn das Exerciren anfängt!«
      »So werden wir ja doch gespießt, wie die Knaben sagten, und höre nur, jetzt singen sie wieder.«
      »Hört auf mich und nicht auf sie,« sagte die Storchmutter. »Nach dem großen Manöver fliegen wir nach den warmen Ländern, weit von hier, über Berge und Wälder. Nach Aegypten fliegen wir, wo es dreieckige Steinhäuser gibt, die, in eine Spitze auslaufend, bis über die Wolken ragen; sie werden Pyramiden genannt und sind älter, als ein Storch es sich denken kann. Dort ist ein Fluß, welcher aus seinem Bette tritt; dann wird das ganze Land zu Schlamm. Man geht in Schlamm und ißt Frösche.«
      »Ja! dort ist es herrlich! Man thut den ganzen Tag nichts Anderes, als essen; und während wir es dort so gut haben, ist in diesem Lande hier nicht ein grünes Blatt auf den Bäumen; hier ist es so kalt, daß die Wolken in Stücke frieren und in kleinen, weißen Lappen herunter fallen!« Es war der Schnee, den sie meinte, aber sie konnte es ja nicht anders erklären.
      »Frieren dann auch die unartigen Knaben in Stücke?« fragten die jungen Störche.
      »Nein, in Stücke frieren sie nicht; aber sie sind nahe daran und müssen in der dunklen Stube sitzen und duckmäusern. Ihr könnt dagegen in fremden Ländern umherfliegen, wo es Blumen und warmen Sonnenschein gibt.«
      Nun war schon einige Zeit verstrichen; und die Jungen waren so groß geworden, daß sie im Neste aufrecht stehen und weit umher sehen konnten; und der Storchvater kam jeden Tag mit schönen Fröschen, kleinen Schlangen und allen Storchleckereien, die er finden konnte. O, das sah lustig aus, wie er ihnen Kunststücke vormachte! Den Kopf legte er ganz zurück bis auf den Schwanz; mit dem Schnabel klapperte er, als wäre es eine kleine Knarre und dann erzählte er ihnen Geschichten, alle vom Sumpfe.
      »Hört, nun müßt Ihr fliegen lernen!« sagte eines Tages die Storchmutter; und dann mußten alle vier Jungen hinaus auf den Dachrücken. O, wie sie schwankten, wie sie mit den Flügeln balancirten; und doch waren sie nahe daran, herunter zu fallen!
      »Seht nur auf mich!« sagte die Mutter. »So müßt Ihr den Kopf halten! So müßt Ihr die Füße stellen! Eins, zwei! Eins, zwei! Das ist es, was Euch in der Welt forthelfen wird!« Dann flog sie ein kleines Stück, und die Jungen machten einen kleinen, unbeholfenen Sprung. Bums! da lagen sie, denn ihr Körper war zu schwerfällig.
      »Ich will nicht fliegen!« sagte das eine Junge und kroch wieder in das Nest hinauf; »mir liegt Nichts daran, nach den warmen Ländern zu kommen!«
      »Willst Du denn hier erfrieren, wenn es Winter wird? Sollen die Knaben kommen, Dich zu hängen, zu sengen und zu braten? Nun werde ich sie rufen!«
      »O nein!« sagte der junge Storch und hüpfte dann wieder auf das Dach, wie die andern. Am dritten Tage konnten sie schon ein Bischen fliegen, und da glaubten sie, daß sie auch schweben und auf der Luft ruhen könnten! Das wollten sie, aber bums! da purzelten sie; darum mußten sie schnell die Flügel wieder rühren. Nun kamen die Knaben unten auf der Straße und sangen ihr Lied:
      »Storch, Storch, fliege heim!«
      »Wollen wir nicht hinunter fliegen und ihnen die Augen ausstechen?« fragten die Jungen.
      »Nein, laßt das sein!« sagte die Mutter. »Hört nur auf mich, das ist weit wichtiger! Eins, zwei, drei! nun fliegen wir rechts herum; Eins, zwei, drei! nun links um den Schornstein! – Seht, das war sehr gut! Der letzte Schlag mit den Füßen war so niedlich und richtig, daß Ihr die Erlaubniß erhalten sollt, morgen mit mir in den Sumpf zu fliegen! Da kommen mehrere nette Storchfamilien mit ihren Kindern hin; zeigt ihnen nun, daß die meinen die niedlichsten sind, und daß Ihr recht einherstolzirt; das sieht gut aus und verschafft Ansehen!«
      »Aber sollen wir denn nicht an den unartigen Buben Rache nehmen?« fragten die jungen Störche.
      »Laßt sie schreien, so viel sie wollen! Ihr fliegt doch zu den Wolken auf, und kommt nach dem Lande der Pyramiden, wenn sie frieren müssen und kein grünes Blatt, keinen süßen Apfel haben!«
      »Ja, wir wollen uns rächen!« zischelten sie einander zu, und dann wurde wieder exercirt.
      Von allen Knaben auf der Straße war keiner ärger darauf erpicht, das Spottlied zu singen, als gerade der, welcher damit angefangen hatte, und das war ein ganz kleiner; er war wohl nicht mehr als sechs Jahre alt. Die jungen Störche glaubten freilich, daß er hundert Jahre zähle, denn er war ja um Vieles größer, als ihre Mutter und ihr Vater, und was wußten sie davon, wie alt Kinder und große Menschen sein könnten! Ihre ganze Rache sollte diesen Knaben treffen; er hatte zuerst begonnen und er blieb auch immer dabei. Die jungen Störche waren sehr aufgebracht, und als sie größer wurden, wollten sie es noch weniger dulden; die Mutter mußte ihnen zuletzt versprechen, daß sie gerächt werden sollten, aber erst am letzten Tage ihres Aufenthalts.
      »Wir müssen ja erst sehen, wie Ihr Euch bei dem großen Manöver benehmen werdet! Besteht Ihr schlecht, so daß der General Euch den Schnabel durch die Brust stößt, dann haben ja die Knaben recht, wenigstens in einer Weise! Laßt uns nun sehen!«
      »Ja, das sollst Du!« sagten die Jungen, und nun gaben sie sich recht Mühe; sie übten jeden Tag und flogen so niedlich und leicht, daß es eine Lust war.
      Nun kam der Herbst: alle Störche begannen, sich zu sammeln und nach den warmen Ländern fortzuziehen, während wir Winter hatten. Das war ein Manöver! Ueber Wälder und Dörfer mußten sie, nur um zu sehen, wie gut sie fliegen könnten, denn es war ja eine große Reise, die ihnen bevorstand. Die jungen Störche machten ihre Sachen so brav, daß sie »Ausgezeichnet gut, mit Frosch und Schlangen« erhielten. Das war das allerbeste Zeugniß, und den Frosch und die Schlangen konnten sie essen; das thaten sie auch.
      »Nun wollen wir uns rächen!« sagten sie.
      »Ja gewiß!« sagte die Storchmutter. »Was ich mir ausgedacht, ist gerade das Richtigste! Ich weiß, wo der Teich ist, in dem alle die kleinen Menschenkinder liegen, bis der Storch kommt und sie den Eltern bringt. Die niedlichen, kleinen Kinder schlafen und träumen so lieblich, wie sie später nie mehr träumen. Alle Eltern wollen gern solch ein kleines Kind haben, und alle Kinder wollen eine Schwester oder einen Bruder haben. Nun wollen wir nach dem Teiche hinfliegen und eins für jedes der Kinder holen, welche nicht das böse Lied gesungen und die Störche zum Besten gehabt haben!«
      »Aber Der, welcher zu singen angefangen, der schlimme, häßliche Knabe!« schrieen die jungen Störche; »was machen wir mit ihm?«
      »Da liegt im Teiche ein kleines, todtes Kind, das sich todt geträumt hat; das wollen wir für ihn nehmen; da wird er weinen, weil wir ihm einen kleinen, todten Bruder gebracht haben; aber dem guten Knaben – ihn habt Ihr doch nicht vergessen, ihn, der da sagte: Es sei Unrecht, die Thiere zum Besten zu haben! – ihm wollen wir sowohl einen Bruder, als eine Schwester bringen. Und da der Knabe Peter hieß, so sollt Ihr auch allesammt Peter heißen!«
      Und es geschah, wie sie sagten; und es hießen alle Störche Peter, und so werden sie noch genannt!