Zitate, Sprüche, Gedichte oder Kurzgeschichten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Im Nebel

      Seltsam, im Nebel zu wandern!
      Einsam ist jeder Busch und Stein,
      Kein Baum sieht den andern,
      Jeder ist allein.
      Voll von Freunden war mir die Welt,
      Als noch mein Leben licht war;
      Nun, da der Nebel fällt,
      Ist keiner mehr sichtbar.
      Wahrlich, keiner ist weise,
      Der nicht das Dunkel kennt,
      Das unentrinnbar und leise
      Von allen ihn trennt.
      Seltsam, im Nebel zu wandern!
      Leben ist Einsam sein.
      Kein Mensch kennt den andern,
      Jeder ist allein.

      (Hermann Hesse)

    • So viele Worte


      So viele Worte
      wurden gesprochen
      tröstende, verzeihende,
      verletzende, lobende,
      schlaue, interessante
      manchmal
      auch viele
      die nichts sagten
      und jetzt
      liegt man da
      im Bett
      die letzte Station
      des Lebens
      es wird sich gekümmert
      der Schmerz
      wird bekämpft
      der eine oder andere
      kommt zu Besuch
      reicht dir noch einmal
      die Hand
      vielleicht
      erzählt er dir was
      aus dem gemeinsamen
      Leben
      manchmal musst du
      lächeln
      vielleicht ein letztes
      Lächeln
      alles was nun ist
      ein letztes Mal
      was wirst du
      was kannst du
      noch sagen

      als letztes Wort?


      Lene
      Dateien
      • Schweigen.jpg

        (140,14 kB, 2 mal heruntergeladen, zuletzt: )
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben - Herbstlied

      Bald fällt von diesen Zweigen
      Das letzte Laub herab.
      Die Büsch' und Wälder schweigen,
      Die Welt ist wie ein Grab.
      Wo sind sie denn geblieben?
      Ach! Sie sangen einst so schön
      -Der Reif hat sie vertrieben Weg über Berg und Höh'n.

      Und bange wird's und bänger
      Und öd' in Feld und Hag;
      Die Nächte werden länger
      Und kürzer wird der Tag.
      Die Vögel sind verschwunden,
      Suchen Frühling anderswo;
      Nur wo sie den gefunden,
      Da sind sie wieder froh.

      Und wenn von diesen Zweigen
      Das letzte Laub nun fällt,
      Wenn Büsch' und Wälder schweigen,
      Als trauerte die Welt
      Dein Frühling kann nicht schwinden,
      Immer gleich bleibt dein Geschick,
      Du kannst den Frühling finden
      Noch jeden Augenblick.


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von PeterHerzberg ()

    • Erich Kästner


      Ein alter Mann geht vorüber

      Ich war einmal ein Kind. Genau wie ihr.
      Ich war ein Mann. Und jetzt bin ich ein Greis.
      Die Zeit verging. Ich bin noch immer hier
      Und möchte gern vergessen, was ich weiß.
      Ich war ein Kind. Ein Mann. Nun bin ich mürbe.
      Wer lange lebt, hat eines Tags genug.
      Ich hätte nichts dagegen, wenn ich stürbe.
      Ich bin so müde. Andre nennen's klug.

      Ach, ich sah manches Stück im Welttheater.
      Ich war einmal ein Kind, wie ihr es seid.
      Ich war einmal ein Mann. Ein Freund. Ein Vater.
      Und meistens war es schade um die Zeit...
      Ich könnte euch verschiedenes erzählen,
      Was nicht in euren Lesebüchern steht.
      Geschichten, welche im Geschichtsbuch fehlen,
      Sind immer die, um die sich alles dreht.
      Wir hatten Krieg. Wir sahen, wie er war.
      Wir litten Not und sah'n, wie sie entstand.
      Die großen Lügen wurden offenbar.
      Ich hab' ein paar der Lügner gut gekannt.

      Ja, ich sah manches Stück im Welttheater.
      Ums Eintrittsgeld tut's mir noch heute leid.
      Ich war ein Kind. Ein Mann. Ein Freund. Ein Vater.
      Und meistens war es schade um die Zeit...

      Wir hofften. Doch die Hoffnung war vermessen.
      Und die Vernunft blieb wie ein Stern entfernt.
      Die nach uns kamen, hatten schnell vergessen.
      Die nach uns kamen, hatten nichts gelernt.
      Sie hatten Krieg. Sie sahen, wie er war.
      Sie litten Not und sah'n, wie sie entstand.
      Die großen Lügen wurden offenbar.
      Die großen Lügen werden nie erkannt.

      Und nun kommt ihr. Ich kann euch nichts vererben:
      Macht, was ihr wollt. Doch merkt euch dieses Wort:
      Vernunft muß sich ein jeder selbst erwerben,
      Und nur die Dummheit pflanzt sich gratis fort.
      Die Welt besteht aus Neid. Und Streit. Und Leid.
      Und meistens ist es schade um die Zeit.
    • Ein Königliches Spiel

      ach könnt ich immer so lachen
      es gibt so verrückte Sachen
      bei dem königlichen Spiel
      da vergisst man oft sein Ziel

      die Zeit ein wichtiger Faktor
      macht aus dir einen kleinen Tor
      setzt die Regeln gern außer Kraft
      oft geht es nicht um Sieg und Macht

      Respekt und Fairness sind dabei
      die Logik nicht ganz einerlei
      auch die Strategie ist gefragt
      sagt man am Ende dann Schachmatt


      ©Mohni von 2016



      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mohnblume ()

    • Freitagabend habt Ihr das Leben eines ausserordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht. Ich weiß nicht, wer Ihr seid, und ich will es nicht wissen, Ihr seid tote Seelen. Wenn der Gott, für den Ihr blind tötet, uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat, dann muss jede Kugel, die den Körper meiner Frau getroffen hat, eine Wunde in sein Herz gerissen haben.

      Nein, ich werde Euch nicht das Geschenk machen, Euch zu hassen. Auch wenn Ihr es darauf angelegt habt. Auf den Hass mit Wut zu antworten würde bedeuten, derselben Ignoranz nachzugeben, die Euch zu dem gemacht hat, was Ihr seid. Ihr wollt, daß ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger misstrauisch beobachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheiz opfere. Verloren. Der Spieler ist noch im Spiel.

      Ich habe sie heute Morgen endlich gesehen. Nach Nächten und Tagen des Wartens. Sie war genauso schön wie damals, als ich mich vor mehr als zwölf Jahren unsterblich in sie verliebte. Zugegeben, der Kummer zerreißt mich, diesen kleinen Sieg habt Ihr errungen, aber er wird von kurzer Dauer sein. Ich weiß, dass sie jeden Tag bei uns sein wird und dass wir uns in jenem Paradies der freien Seelen wiederbegegnen werden, zu dem Ihr niemals Zutritt haben werdet.

      Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als die Armeen der Welt. Ich will Euch jetzt keine Zeit mehr opfern, ich muss mich um Melvil, meinen Sohn, kümmern, der gerade aus dem Mittagsschlaf erwacht ist. Er ist gerade mal siebzehn Monate alt, er wird seinen Nachmittagssnack essen wie jeden Tag, dann werden wir wie jeden Tag zusammen spielen, und sein ganzes Leben lang wird dieser kleine Junge Euch beleidigen, weil er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass bekommt Ihr nicht!

      Diese Zeilen haben mich so sehr berührt. Antoine Leiris schrieb sie an die Terroristen, die am 13. November 2015 im Konzertsaal in Bataclan ein Attentat verübt haben. Habe sein Büchlein *Meinen Hass bekommt Ihr nicht vor 2 Tagen auf meienr Heimreise im Zug gelesen.
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • Das letze Blatt



      Blätter am Baum

      Ich kann sie zählen

      die Blätter am Baum

      so wenig noch zu finden
      wie Lebensjahre
      die mir bleiben

      kann ich sie vorwärts zählen

      wo sind sie hin
      die vielen anderen

      nur noch Erinnerungen
      die mehr und mehr verblassen

      schau ich sie an
      so scheint es mir
      als wäre ich gar nicht dabei gewesen

      es ist oft wie ein Blicken
      auf ein mir unbekanntes Leben

      bekannt ist mir das Heute
      vom Morgen weiss ich nichts

      doch eines
      das ist ganz gewiss
      ich nehm sie alle mit

      die Erinnerungen
      wie die Blätter am Baum
      wenn sie zu Boden sinken

      das letzte Blatt
      fällt hoffentlich
      ganz sanft und ohne Schmerz

      und überall um mich herum
      geht Leben weiter
      und blüht ganz neu

      das letzte Blatt fällt
      ohne viel zu fragen
      kennt keinen Abschiedsschmerz

      Lene :saint:
      Dateien
      • Bild 015.jpg

        (153,54 kB, 2 mal heruntergeladen, zuletzt: )
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • Es ist ein grosses Geschenk,
      mit Menschen zusammen zu sein,
      die nicht darauf aus sind,
      immer mehr zu haben,
      sondern unterwegs sind zu sich selbst;
      Menschen,
      die das Wesentliche suchen,
      entfalten wollen, was angelegt ist;
      die aufeinander hören
      und voneinander lernen wollen;
      die aufeinander zugehen
      und für Mitmenschen einstehen;
      die ihre Gefühle zeigen
      und so Offenheit ermöglichen;
      die herzhaft lachen können
      und Trauer verstehen;
      die Herausforderungen annehmen
      und an ihnen wachsen;
      die das Leben geniessen
      und für jeden Tag dankbar sind.
      Ich fühle mich verbunden
      mit fragenden, suchenden,
      zweifelnden Menschen,
      die unterwegs bleiben
      ohne die trügerische Sicherheit
      zu wissen, was nachher ist.
      Ich fühle mich verbunden
      mit vertrauenden Menschen,
      die immer wieder straucheln,
      Ziele nicht erreichen,
      Fehler machen
      und trotzdem nicht aufgeben.

      - Max Feigenwinter -

      343843322_759634975654371_8392915233153691852_n.jpg