Analyse-richtig?

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    • Meisterpartien nur anzusehen und dabei in Gedanken zu analysieren, wird dich kaum weiterbringen.
      Du musst dir schon wesentlich mehr Mühe bereiten und deine Gedankengänge schriftlich festhalten,
      wenn du von solchen Partien etwas lernen möchtest:


      Schreib deine Analysen als Partie-Kommentierung in gut verständlicher (deutscher) Sprache auf ...
      so ähnlich wie bei einem Schulaufsatz.

      Finde bei einer Partie, die nicht remis geworden ist, heraus, warum einer der beiden Gegner das
      Spiel verloren hat.
      Wenn kein grober Fehler direkt erkennbar ist: Wo war der Wendepunkt im Spiel, der den Sieger der
      Partie auf den Weg zum Gewinn geführt hat?

      Beurteile den Verlauf der ersten Partiezüge: Wer hat zuerst die bekannten Pfade der Eröffnungs-
      theorie verlassen. Studiere hierzu die dir zur Verfügung stehende Schachliteratur und schau nach,
      ob du in geeigneten Partie-Datenbanken und im Internet dazu etwas findest.
      War der neue Zug deiner Meinung nach gut oder schlecht? Hat der Spieler B die beste Antwort auf
      die Neuerung des Spielers A gefunden?

      Wie entwickelte sich das Mittelspiel der Partie? Welche Pläne haben beide Seiten verfolgt (z.B.
      Minoritätsangriff am Damenflügel, Besetzung strategisch wichtiger Felder im Zentrum, scharfer
      Angriff auf die gegnerische Königsstellung usw.)?
      Welche Höhepunkte (z.B. überraschendes Figurenopfer) sind dir aufgefallen? War die entsprechende
      Kombination korrekt oder hatte sie ein Loch, das gegebenenfalls übersehen wurde?
      Gib das Ergebnis deiner Untersuchungen stets auch in Form ausführlicher Zug-Varianten an, z.B.:
      "das Opfer 16.Ld3xh7+ von Spieler A war schlecht, weil Spieler B es mit der Zugfolge 16.- Kg8xh7
      17.Dd1-h5+ Kh7-g8 18.Te1-e3 Dd6-h6 ... widerlegen konnte."

      Wie ist das Endspiel gelaufen? War die Gewinnführung einfach oder mussten vom Sieger größere
      Schwierigkeiten überwunden werden? Finde heraus, was letztlich zum Partiegewinn geführt hat
      (z.B. entfernter Freibauer, guter Läufer gegen schlechter Läufer, bessere Königsstellung usw.).

      Wenn du alles schriftlich erfasst hast, dann zeig deine Partie-Kommentierung deinem Trainer oder
      einem anderen guten Spieler im Verein. Bitte ihn dann, deine Kommentare zu überprüfen und
      lass dir anschließend genau erklären, welche Fehler du gemacht hast.


      SEHR WICHTIG: Du musst dir VIEL ZEIT nehmen für eine gute Partie-Analyse mit anschließender
      Kommentierung. Rechne mit mehreren Stunden, je nach Länge der Partie. Das ist echte, harte
      Arbeit, die sich allerdings langfristig für dich lohnend auswirken dürfte.
      Fang am besten erst mit relativ kurzen Partien (max. 30 Züge) an, dann musst du kaum etwas
      zum (eventuell gar nicht mehr erfolgten) Endspiel schreiben und kannst dich um so intensiver
      der Eröffnungsphase und dem daraus entstandenen Mittelspiel widmen.


      Viel Erfolg !


      :) HaJo :)
    • So ausführlich habe ich es selber bei ganz wenigen Partien mal gemacht, ist aber spannend wie ein Film was man dabei alles entdeckt. Mein - wie ich finde - bestes Turnierspiel hängt bei mir daheim an der Wand. Da versuchte ich mal in der kritischen Position das zu analysieren, aber das war so verwickelt, da habe ich es nicht hinbekommen, zumindestens SICHERE Varianten festzulegen. Ein Gegenzug wurde mir mal gezeigt, mein alter Schachcomputer damals bestätigte das auch. Aber viel schlauer war ich danach auch noch nicht geworden. Ich habe es noch nicht gemacht, muß es mal meinem jetzigen Schachcomputer eingeben. Der wird vielleicht auch eine Variante finden die auch SICHER & nachvollziehbar ist. Wenn ich es darf schreibe ich die Partie hier mal hinein. Das Spiel war wirklich extrem verwickelt abgelaufen.
      Aber bei den meisten Partien gelingt eine Analyse, nur bei dem Spiel bin ich dafür anscheinend zu dämlich, habe aber am Brett aus dem Bauch heraus richtig gespielt.
    • hajoja schrieb:

      Meisterpartien nur anzusehen und dabei in Gedanken zu analysieren, wird dich kaum weiterbringen.
      Du musst dir schon wesentlich mehr Mühe bereiten und deine Gedankengänge schriftlich festhalten,
      wenn du von solchen Partien etwas lernen möchtest:


      Schreib deine Analysen als Partie-Kommentierung in gut verständlicher (deutscher) Sprache auf ...
      so ähnlich wie bei einem Schulaufsatz.

      Finde bei einer Partie, die nicht remis geworden ist, heraus, warum einer der beiden Gegner das
      Spiel verloren hat.
      Wenn kein grober Fehler direkt erkennbar ist: Wo war der Wendepunkt im Spiel, der den Sieger der
      Partie auf den Weg zum Gewinn geführt hat?

      Beurteile den Verlauf der ersten Partiezüge: Wer hat zuerst die bekannten Pfade der Eröffnungs-
      theorie verlassen. Studiere hierzu die dir zur Verfügung stehende Schachliteratur und schau nach,
      ob du in geeigneten Partie-Datenbanken und im Internet dazu etwas findest.
      War der neue Zug deiner Meinung nach gut oder schlecht? Hat der Spieler B die beste Antwort auf
      die Neuerung des Spielers A gefunden?

      Wie entwickelte sich das Mittelspiel der Partie? Welche Pläne haben beide Seiten verfolgt (z.B.
      Minoritätsangriff am Damenflügel, Besetzung strategisch wichtiger Felder im Zentrum, scharfer
      Angriff auf die gegnerische Königsstellung usw.)?
      Welche Höhepunkte (z.B. überraschendes Figurenopfer) sind dir aufgefallen? War die entsprechende
      Kombination korrekt oder hatte sie ein Loch, das gegebenenfalls übersehen wurde?
      Gib das Ergebnis deiner Untersuchungen stets auch in Form ausführlicher Zug-Varianten an, z.B.:
      "das Opfer 16.Ld3xh7+ von Spieler A war schlecht, weil Spieler B es mit der Zugfolge 16.- Kg8xh7
      17.Dd1-h5+ Kh7-g8 18.Te1-e3 Dd6-h6 ... widerlegen konnte."

      Wie ist das Endspiel gelaufen? War die Gewinnführung einfach oder mussten vom Sieger größere
      Schwierigkeiten überwunden werden? Finde heraus, was letztlich zum Partiegewinn geführt hat
      (z.B. entfernter Freibauer, guter Läufer gegen schlechter Läufer, bessere Königsstellung usw.).

      Wenn du alles schriftlich erfasst hast, dann zeig deine Partie-Kommentierung deinem Trainer oder
      einem anderen guten Spieler im Verein. Bitte ihn dann, deine Kommentare zu überprüfen und
      lass dir anschließend genau erklären, welche Fehler du gemacht hast.


      SEHR WICHTIG: Du musst dir VIEL ZEIT nehmen für eine gute Partie-Analyse mit anschließender
      Kommentierung. Rechne mit mehreren Stunden, je nach Länge der Partie. Das ist echte, harte
      Arbeit, die sich allerdings langfristig für dich lohnend auswirken dürfte.
      Fang am besten erst mit relativ kurzen Partien (max. 30 Züge) an, dann musst du kaum etwas
      zum (eventuell gar nicht mehr erfolgten) Endspiel schreiben und kannst dich um so intensiver
      der Eröffnungsphase und dem daraus entstandenen Mittelspiel widmen.


      Viel Erfolg !


      :) HaJo :)
      Vielen dank-würdest du sagen,dass es mein Schach schadet,wenn de partie schon Kommentare hat?
    • ...wenn du Beispiele suchst, um Hajojas hervorragende Ratschläge in die Tat umzusetzen, dann empfehle ich dir John Nunn:
      Schach verstehen Zug um Zug


      Leserkommentar: 30 neuere Großmeisterpartien werden ausführlich analysiert, und dabei wird jeweils ein Aspekt des Schachspiels beleuchtet, wobei der Schwerpunkt (22 Partien) auf dem Mittelspiel liegt. Herausgekommen ist ein Schach-Lehrgang, der für jeden Spieler vom Anfänger bis zum erfahrenen Turnierspieler nur zu empfehlen ist.

      Aber danach musst du die harte Arbeit selbst leisten und denke daran, wieviel Mühe sich Hajoja gemacht hat, um dir äußerst detailliert einen Trainingsplan zu schreiben...Es gibt leider keinen Königsweg zum besseren Schachspieler.
    • Partie S. Schmock --- Poffi vom 26.08.2004 beim 19. Sommerschachturnier (Dortmund)



      Die spannende Stelle von der ich eine Analyse (versucht) habe anzufertigen war nach dem 21. Zug ...c4!! . Eine Meisterspielerin sah kurz auf das Brett & meinte nachdem wir sie Beide fragten, h3 wäre nun richtig gewesen. Mein damaliger Schachcomputer hatte nach längerer Analyse ebenfalls h3 vorgeschlagen. Aber wie es danach (richtig gespielt) weitergehen soll, DAS ist mir bis heute unklar geblieben & ob das Spiel wirklich von Schwarz nun gewinnbar ist oder einfach nur gut aussieht.
      Diese Partie hängt, mit Schreibmaschine abgeschrieben, eingerahmt an meiner Wand. Sollte c4 korrekt gewesen sein war es der beste Zug den ich im ganzen Leben jemals gespielt hatte.

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Poffi ()

    • Nach 21...c4 ist 22. h3 ein Fehler denn 22.Lxc4 gibt Weiß klaren Vorteil. ZB.; 22...d5 (das beste) 23.exd Dxf4 24. Te1+ Se7 25.Sf1(!) sehe ich außer 25...Tc7 nichts für Schwarz um entscheidenden Nachteil zu vermeiden. Nach meinem Gefühl ist die Stellung für Weiß klar von Vorteil. Nach 24.Te4 wird Weiß den Springer auf e7 zurückgewinnen.
      Statt 21...c4 hätte S8f6 das Gleichgewicht erhalten.Ich denke dass die Stellung dann ausgeglichen ist.
    • Hallo Poffi,
      die Analyse von Pangloss hat ein Loch. Die Aussage das 22. h3 ein Fehler wäre,da 22. Lxc4 weiß großen Vorteil bringt ist schlicht weg falsch.
      Schwarz spielt nicht wie Pangloss, als besten Zug behauptet, d5 sondern Se3 mit Angriff auf die Dame und der Läufer wird abgetauscht.

      Variante a. 22. Lxc4 - Se3, 23. Db2 - Sxc4, 24. Dxb7- Dxb7,25. Txb7 - Sxd2.
      Variante b. 22. Lxc4 - Se3, 23. Db3 - Sxc4 , 24. Sxc4 -Lxe4
      Variante c. 22. Lxc4 - Se3, 23. Db2 - Sxc4, 24. Dxb7 - Sxd2, 25 Dxc7 - Txc7, 26. Tb8 + - Kd7,

      ob weiß bei korrektem Spiel von schwarz gewinnen kann wage ich nicht zu beurteilen

      Gruß Medusa
    • Dankeschön für die Analyse. Dann hatte die Meisterin doch mit h3 recht gehabt. Sie guckte nur kurz drauf & sah das bereits. Mein damaliger Schachcomputer rechnete 3 Stunden & kam dann auf den gleichen Zug. Das ist aber wirklich ein kompliziertes Ding damals gewesen. Mein Gegner fragte was er denn sonst spielen soll neben dem was auch gespielt wurde. Ich konnte es ihm auch nicht sagen & die Meisterin guckte vielleicht 1min drauf & wußte was man machen 'könnte'.
    • In der Variante b) spielt Weiß nach 24...Lxe4?? Db4 und Schwarz kann aufgeben, da er den Bauern d6 nur noch mit Td8 decken kann. Andere Züge außer Td8 helfen nicht. Danach nimmt Weiß in aller Ruhe den Läufer weg. Spielt Schwarz Ke7 um den Bauern zu decken spielt Weiß Te1 und dann ist es gleich aus.
      Schwarz kann nach 22...Se3 23.Db3 aufgeben. Dass meine Analyse schlicht weg falsch sein soll, das ist schlichtweg falsch.
      Poffi, was war das füre eine Meisterspielerin? ihre Empfehlung ist einfach Unsinn.
    • Um unser Eingangsthema "Analyse-richtig?" wieder aufzunehmen, möchte ich nachfolgend
      den früheren Schach-Weltmeister Michail Botwinnik (1911-1995) zu Wort kommen lassen:

      Worin besteht die Kunst des Schachmeisters? Hauptsächlich doch in der Fähigkeit, Stellungen
      zu analysieren. Gewiss, ein Meister, der am Schachbrett sitzt, muss sehr schnell und ohne
      Bewegen der Figuren analysieren können, aber letztlich gehört die Berechnung von Varianten
      oder die Beurteilung einer Position auch zur Kunst der Analyse.

      Die zu Haus erarbeitete Analyse hat ihre spezifischen Besonderheiten: Der Meister ist nicht
      an die Zeit gebunden und kann die Figuren bewegen. Ungeachtet des Unterschieds zwischen
      Analyse und praktischem Spiel besteht hier viel Gemeinsames. Es ist bekannt, dass fast alle
      hervorragenden Meister auch vortreffliche Analytiker waren. Die Schlussfolgerung ergibt sich
      von selbst: Wer ein hervorragender Schachspieler werden will, muss sich auch auf dem Gebiet
      der Schachanalyse vervollkommnen.

      Es ist notwendig, sich noch eines wesentlichen Unterscheidungsmerkmals der Analyse vom
      praktischen Spiel zu erinnern: Während die analytische Bearbeitung in der Partie ständig durch
      den kritisch eingestellten Partner kontrolliert wird, kann die daheim erarbeitete Analyse leicht
      zur Unsachlichkeit führen. Um dies zu vermeiden - auch um gegen eine schlechte Analyse zu
      kämpfen -, macht man am besten einzelne analytische Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich.
      Die Kritik an der veröffentlichten Analyse, das ist das beste Mittel zur eigenen Vervollkommnung.

      Es versteht sich von selbst, dass Anmerkungen, die "auf die Schnelle" gemacht werden, nicht
      als Analyse anerkannt werden können. Das Schaffen derartiger "Analysen" hat keinen Wert, im
      Gegenteil, es wird nur schnell zu einer üblen Angewohnheit.

      (in deutscher Übersetzung aus: M. Botwinnik, "Ausgewählte Partien", Moskau 1951)

      :) HaJo :)
      :) Schachspieler sind glückliche Menschen. :)
    • Da hat hajoja vollkommen Recht! Wenn man mal darüber nachdenkt ist das auch völlig logisch. Während man in einer Turnierpartie sich vor dem eigenen geistigem Auge einen Plan zurechtlegt macht man ja im Prinzip nichts anderes als eine Art Mini-Analyse der betreffenden Spielposition. Daher ist jeder Meister gleichzeitig auch fähig gut analysieren zu können. Dazu kommen die Stellungsmuster die im Hirn eingebrannt sind. Jeder Spieler hat sowas, je besser ein Spieler ist umso mehr davon. Man sagt ein GM hat soviele Stellungsbilder im Gehirn wie eine moderne Sprache Wörter hat. Das ist natürlich auch mit viel Fleiß nur zu erreichen! In der Muckiebude wirft man sich einfach paar Pillen rein um Muskeln schneller wachsen zu lassen, beim Schach geht das aber nicht. Da muß man wirklich Bücher wälzen & täglich hart trainieren.
      Ach ja, mit Stellungsbilder meine ich folgendes:
      Man blickt auf das Brett & erkennt bekannte Motive. Da braucht man nicht suchen, sondern weiß entweder wie man sowas weiterspielt, oder man weiß, DORT muß man suchen & das übrige Brett ist uninteressant. Das wurde auch einmal wissenschaftlich untersucht. Die bekamen eine Brille auf wodurch auf einem Bildschirm sichtbar wurde WO der Spieler hinguckt. Man nahm einen Anfänger, einen mittelmäßigen Spieler & einen Meister zum Vergleich. Alle sahen die gleiche Stellung vor sich. Dabei kam heraus, der Anfänger guckte sich das gesamte Brett an, auch was völliger Mumpitz war. Der mittelmäßige Spieler sah auch paar uninteressante Sachen sich an, aber nicht mehr den völligen Quatsch. Der Meister sah nur gezielt auf 2 Punkte & wählte davon dann einen aus. Das waren auch die 2 wichtigsten Punkte der gesamten Stellung gewesen. Davon nahm er dann den Besten auch genau unter die Lupe & fand den Optimalzug.
      Dadurch blitzen auch Meister (fast) immer besser als Otto-Normalspieler weil sie immer gleich auf die entscheidene Stelle sehen ohne unnötige Zeit zu verplempern bei Stellungen wo Garnichts los ist. Bei gleichstarken Spielern entscheiden beim Blitz meistens die Taktikkenntnisse, beim Turnier aber fast NUR Erfahrung.
      Wer also deutlich über dem Durchschnitt der (Hobbyspieler) werden möchte muß knüppelhart trainieren! Das ist dann auch Sport im eigentlichen Sinne. Wer als Hobby Schach spielt, der sieht sich seine Interessensgebiete an & wird natürlich auch mit der Zeit besser werden. Aber im FM-Bereich oder höher kommt man ohne exessivem Training wohl nie!
    • EIne wertvolle Anleitung für die so wichtige selbständige analytische Arbeit hat der russische
      Schachmeister und Trainer Pjotr Romanowski (1892-1964) gegeben:

      Das Studium der gespielten eigenen Partien sowie das Lösen von Aufgaben und Studien sind als
      erster Schritt zur Entwicklung des analytischen Könnens zu empfehlen.

      Die zweite Etappe, die man so schnell wie möglich in Angriff nehmen sollte, ist das Analysieren
      fremder Werke, einzelner Stellungen und ganzer Partien. Hierbei erhebt sich die Frage, ob ein
      Schachspieler einer unteren Leistungsklasse oder sogar ein Anfänger zu seinem eigenen Nutzen
      Meisterpartien zu studieren und zu kritisieren vermag? In einigen Briefen wenig bewanderter
      Schachfreunde teilten diese mir ihre diesbezüglichen Befürchtungen mit. "Wie sollen wir den
      geistvollen, fein durchdachten Plänen von Botwinnik und Smyslow folgen können, wenn wir mit-
      unter selbst unsere eigenen Pläne nicht einmal verstehen?" schrieb einer von ihnen. Man darf
      sagen, dass eine derart pessimistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten völlig ungerecht-
      fertigt ist. Die Praxis hat gezeigt, dass sich selbst junge Schachspieler in die schöpferischen Ideen
      eines Meisters hineindenken können. Man darf natürlich nicht an der Oberfläche plätschern,
      sondern muss danach streben, die Positionen tiefschürfend zu untersuchen, was allerdings ein
      gründliches Mühen erfordert.

      Um sich in einer beliebigen Partie aus zu kennen, muss man sie mehrmals durchsehen, bis es
      gelingt, die Höhepunkte des Kampfes herauszufinden, die wiederum einer gründlichen Analyse
      zu unterziehen sind. An die Partien der Meister ist sorgfältig und gewissenhaft heran zu gehen.

      Zum Analysieren sind zunächst ausführlich kommentierte Partien auszuwählen und nicht nur der
      Kampfverlauf, sondern auch die Anmerkungen zu studieren. Danach versucht man sich zweck-
      mäßig an einer "stummen Partie", an der noch kein erfahrener Kommentator arbeitete. Dabei
      sind in der ersten Zeit lange Partien zu meiden.

      Es genügt keineswegs, nur die Höhepunkte des Kampfes in einer Partie zu erkennen, es muss
      vielmehr versucht werden, die Pläne beider Spieler aufzudecken. Einzelne Züge von Meistern
      sind kaum zu verstehen, wenn es nicht gelingt, den Plan herauszufinden, dem sie untergeordnet
      sind. Haben mehrere Züge innerhalb eines Planes ein und dieselbe Motivierung, ist es unnütz,
      sie einzeln zu betrachten.

      (in deutscher Übersetzung aus der russischen Schach-Zeitschrift "Schachmaty" Nr. 10/1954)

      :) HaJo :)
      :) Schachspieler sind glückliche Menschen. :)
    • Was Hajoja schreibt, ist zweifellos richtig. Es wird von sehr erfahrenen Schachtrainern empfohlen. Man lernt so intensiv und, vor allem, es bleibt länger im Gedächtnis. Es ist jedoch auch viel Arbeit. Auch Schachtraining soll Spaß machen. Du könntest auch Lehrbücher zum Mittelspiel nehmen, in denen einzelne Themen systematisch erläutert werden, und die dort kommentierten Partien oder Partieauszüge am realen Brett sorgfältig mit Hajojas Fragen nachspielen. Die Bücher enthalten meist mehrere Partien zu einem Thema; dann lernt man etliche Aspekte dieses Themas. Und am nächsten Tage und mehrere Tage danach das noch mal in Ruhe nachspielen. Wenn dann derartige Stellungen in Deinen Partien auftauchen, weißt Du gleich besser Bescheid. Das wirst Du auch in der Praxis merken, auch wenn vielleicht nicht alles sofort klappt.