Abschied von *Pion 1949*

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    • Abschied von *Pion 1949*

      Leider muss ich eine traurige Nachricht bekanntgeben, vor allen Dingen für die, die ebenso wie ich viele Partien mit ihm gespielt haben. Am Samstagnachmittag hat mir sein Sohn per pn mitgeteilt, dass sein Vater
      *pion 1949* am Morgen nach langer schwerer Krankheit von seinem Leiden erlöst wurde und verstorben ist.

      Ich habe wie mit allen meinen Schachpartner/innen viel mit ihm gespielt, habe nachgeschaut, es waren fast an die 1000 Partien. Wir haben nicht nur miteinander gespielt, sondern uns auch über Vieles ausgetauscht, das machte es für mich zu einer Bereicherung.

      Pion war ein leidenschaftlicher Schachspieler. Das Schach hat ihn von Jugend an begleitet. Er hat selber im Verein gespielt, viele Turniere bestritten. Er war aber auch gern Zuschauer bei Turnieren, an denen er live mit dabei war, vor allen Dingen fuhr er gerne nach Wijk aan Zee um dort den Großmeistern beim Spiel zuzuschauen. Noch bis vor nicht all zu langer Zeit fuhr er Dienstagabends mit Freunden zum Spiel nach Holland herrüber, um dort mit Freunden am Brett zu sitzen. Und in all seiner Schachleidenschaft ist er immer bescheiden geblieben, hat nie große Worte gemacht.

      Ich habe ihn als sehr zurückhaltenden, stillen Menschen hier kennenelernt. Im Mainchat war er in all seinen Jahren hier auf der Arena sehr wenig, manchmal um einen Gegner für ein Blitzchen zu suchen. Er fragte immer interessiert nach den Schachtreffen, bei denen ich war und ich hatte ihm nach einer Zeit ein wenig Appetit auf ein solches Treffen gemacht, so daß er dazu neigte, auch einmal auf ein Treffen vorbeizuschauen, wenn es in seiner Nähe stattfand. Natürlich auch, damit wir uns einmal persönlich die Hand reichen dürfen. Es hat nicht sollen sein.

      Ich erinnere mich noch genau, wie wir uns am Brett kennengelernt haben. Er sagte immer nur *he* in seiner Begrüßung. Irgendwann fragte ich ihn einfach mal, wieso er den Nick *pion* ausgewählt hat, ob er was mit Physik zu tun hat. Dann klärte er mich auf, dass pion einfach nur *bäuerchen* bedeutet und dass die Holländer diesen Ausdruck dafür verwenden. Das wußte ich nicht. Und so kam es, dass aus dem *he* plötzlich ein *Hallo Lene und schönes Spiel* wurde und dann nach weiteren Spielen kamen wir auch neben dem Spiel immer ein wenig ins Erzählen. Manchmal haben wir auch nur geplaudert.

      Pion war für mich in all der Zeit hier ein lieber, freundlicher und angenehmer Spielpartner geworden. Er war gerne hier auf der Arena. Das Schachspielen hat ihm gerade auch in seinen letzten Monaten der
      schweren Krankheit geholfen, sie tragen zu können. Ich habe oft mit ihm gerade in dieser Zeit gespielt, manchmal auch während seiner Chemotherapien, damit ihm die Zeit etwas kürzer wurde.

      Er war so voller Hoffnung und so stark. Ich habe immer gedacht und geglaubt, dass er es schaffen würde. Leider war die Krankheit stärker.

      Pion hat eine große Familie und gute Menschen um sich herum gehabt, die bei ihm waren. Ich wünsche seiner Familie nun, dass sie miteinander Trost finden können im Abschied von einem wunderbaren Menschen.

      Gerade in den letzten Wochen der Krankheit werden oft Dinge gesagt, die für die Hinterbliebenen neben dem Leben, dass sie mit ihm gehabt haben, von großer Bedeutung sein können. Ich weiß das aus eigener Erfahrung mit Abschieden von geliebten Menschen.

      Auch für mich hat Pion immer wieder etwas gesagt, dass ich nicht vergessen werde. Er sagte oft den Satz : "Ich möchte Niemanden verletzen"

      Diesen Satz nehme ich nun mit in mein Leben, denn er ist von so großer Wichtigkeit für das Miteinander. Menschen wissen oft nicht, wie verletzlich die anderen und sie selber sind und es wird viel getan und geredet, dass große Wirkung hat, ohne dass es bemerkt wird.

      Nicht nur für diesen Satz, sondern für all die Zeit, die ich mit Pion hier spielen durfte, ihn ein wenig kennengelernt haben zu dürfen, bin ich sehr
      dankbar.

      Ich werde ihn nie vergessen!
      Und es ganz sicher ein Trost, dass alles was geschehen ist, was gelebt wurde, niemals gelöscht und vergessen werden kann. Ja, es gehört der Ewigkeit an.


      *Pion 1949* Unvergessen