Die französische Abtauschvariante erlebt in den letzten Jahren eine kleine Renaissance. Spieler wie Magnus Carlsen, Vishy Anand und Richard Rapport wenden sie gelegentlich an - und das keineswegs mit der Absicht, ein langweiliges Remis zu schieben, was der Abtauschvariante fälschlicherweise manchmal nachgesagt wird. Manchmal entsteht die Abtauschvariante auch aus Russisch über die Zugfolge



wie unter anderem vor kurzem von Magnus Carlsen und Vishy Anand (siehe unten) gespielt.

In der letzten Runde der Bundesliga kam Richard Rapport gegen Mathias Blübaum gestern mit der Abtauschvariante zu einem furiosen Sieg:

Rapport, Richard (2713) - Bluebaum, Matthias (2616)
Bundesliga Rd. 15, 1.5.2018



Rapport trug mit diesem Sieg zum 5,5 : 2,5 Sieg seiner Mannschaft Solingen gegen die Schachfreunde Deizisau bei, der den Klingenstädtern das Recht auf einen Stichkampf mit Baden-Baden um die deutsche Meisterschaft sicherte.

Hier der Rundenbericht von Klaus Besenthal mit einer kommentierten Version dieser Partie: Bundesliga 17/18: Runde 15

Und vor einem halben Jahr griff Vishy Anand beim Isle of Man Open zur Abtauschvariante (mit Zugumstellund aus Russisch) und konnte ebenfalls eine starke Initiative entfachen:

Anand, Viswanathan (2794) - Hou, Yifan (2670)
Isle of Man Open, Douglas, Runde 9, 1.10.2017

In der vorletzten Runde des Norway Chess in Stavanger zeigte Fabiano Caruana, daß auch Schwarz in der Abtauschvariante aggressiv zu Werke gehen kann - und das sogar dann, wenn beide Spieler kurz rochieren.

Anand, Viswanathan (2760) - Caruana, Fabiano (2822)
Altibox Chess, Stavanger, Runde 8, 6.6.2018



Peter Svidler kommentiert die Partie:

Beim Magnus Carlsen Invitational lieferten sich Nepo und MVL gestern einen großartigen Schlagabtausch. Nach vier Schnellpartien stand es 2 : 2, und so mußte die Armageddonpartie die Entscheidung bringen. Nepo entschied sich für die schwarzen Steine. Er bekam einen Zeitnachteil (4 gegen 5 Minuten), dafür aber "draw odds". Die Partie wurde zu einem krassen Eröffnungsreinfall für den Franzosen - und das als Weißer in der französischen Abtauschvariante:

Vachier-Lagrave, Maxime (2860) - Nepomniachtchi, Ian (2778)
Magnus Carlsen Invitational, 4. Runde, 21.4.2020, Armageddonpartie



Colin McGourty berichtet: MCI Tag 4: Fabi und Nepo retten sich im Armageddon

Nepo sagte im anschließenden Interview:

Ich war überrascht, dass er diese Idee nicht kannte, denn sie ist sehr offensichtlich … die Schlüsselidee dieser Variante, ansonsten wäre Weiß einfach besser für nichts.

Eine Vorentscheidung im Kandidatenturnier fiel in der 12. Runde, als Ian Nepomniachtchi mit Schwarz gegen Wang Hao gewann. Danach war Nepo praktisch nicht mehr einzuholen und wird im November der Herausforderer von Magnus Carlsen sein.

Auch in dieser Partie sehen wir den Übergang in die französische Abtauschvariante aus einer Russischen Verteidigung.

Wang Hao (2762) - Nepomniachtchi, Ian (2774)
Kandidatenturnier Jekaterinburg, 12. Runde, 24.4.2021




Der Sieger hat die Partie ausführlich und humorvoll kommentiert: Ian Nepomniachtchi kommentiert: "Alles andere als perfekt"

Das vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Kandidatenturnier in Toronto zeigte erneut, welch hohe Popularität die Abtauschvariante inzwischen auch bei der Weltelite genießt. Dreimal war Französisch auf dem Brett, dabei griffen die Weißspieler zweimal (in Naka - Firo und Nepo - Pragg) zur Abtauschvariante. Dazu kommen zwei Partien (Naka - Abasov und Nepo - Abasov), die auf dem Umweg über Russisch (1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 4.Sf3 Sxe4 5.d3 Sf6 6.d4 d5) in die Abtauschvariante mündeten. Aus diesen 4 Abtauschfranzosen erzielten die Weißspieler 3 Punkte, also einen vorzeigbaren Score von 75%.

Die Abtauschvariante war auch in der 10. Runde der Oberliga Ost auf dem Brett. Marvin Henning bediente sich einer Fortsetzung (4.c4), mit der der lettische GM Normunds Miezis eine sehr hohe Erfolgsquote hat und erreichte damit eine vorteilhafte Stellung, wurde aber im Mittelspiel von seinem renommierten Gegnr allmählich überspielt.

Henning, Marvin (2095) - GM Teske, Henrik (2452)
Oberliga Ost Staffel A, 10. Runde, 13.4.2024
SG Leipzig II . SV Empor Erfurt, Brett 1





Fritzis Team SG Leipzig II verlor diesen Kampf gegen Empor Erfurt mit 2,5 : 5,5 und einen Tag später auch die letzte Runde gegen König Plauen mit 3,5 : 4,5. Das Team landete damit auf dem undankbaren 10. Platz, der den Abstieg in die Sachsen-Liga bedeutet. Oberliga Ost Staffel A

Staffelsieger SG Grün-Weiß Dresden wird am kommenden Wochenende in einem Stichkampfturnier gegen SF Augsburg (1. der Oberliga Bayern) und Bayern München II (6. der 2. Bundesliga Ost) um einen Platz in der neustrukturierten 2-teiligen 2. Bundesliga spielen.