Dokumentation über Schwarze Löcher (Arte, 11.8.18 um 20:15 Uhr)

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    • Der Chaosforscher Otto Rössler glaubt, daß am CERN beim Betrieb des LHC schwarze Minilöcher entstehen können, die nicht zerfallen, sondern zu wachsen anfangen und letztlich die Erde verschlingen. Er hat deswegen seit 2008 mehrere Klagen bei Gerichten (u.a. EuGH und Bundesverfassungsgericht) gegen die Inbetriebnahme des LHC eingereicht, die aber abgewiesen wurden.

      Ich habe mich mit der Theorie von Micro Black Holes nicht genügend beschäftigt, um Rösslers Thesen stichhaltig widerlegen zu können. Aber da das LHC seit 11 Jahren in Betrieb ist und wir dort bis heute noch kein einziges gefräßiges Miniloch vorgefunden haben, sollte sich das Thema eigentlich erledigt haben.

      Hier ein Artikel aus dem FORBES, der erklärt, warum Mini-Löcher - wenn sie denn existieren - keine Gefahr darstellen: Could The Large Hadron Collider Make An Earth-Killing Black Hole?

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    • @Schroeder

      der chaostheoretiker prof. otto rössler, sieht ein erhebliches risiko durch die auch von cern für möglich gehaltene entstehung schwarzer löcher im miniaturformat und appellierte mitunter verzweifelt an alle möglichen stellen. die gruppe "lhc-kritik" und eric penrose (sohn des bekannten mathematikers, kosmologen und hawing-kollegen sir roger penrose) haben mehrere detaillierte zusammenfassungen der wissenschaftlichen risikodiskussion erarbeitet. eric penrose widmete sich insbesondere dem "strangelet"-risiko.

      ein strangelet ist eine bislang noch nicht beobachtete, hypothetische materieform, in welcher sich die quarks durch die extremen bedingungen umgruppieren und eine einförmige, überaus dichte materie entsteht: ‘strange matter’. würde ein strangelet stabil bleiben, könnte es - im falle einer bestätigung dementsprechender theorien - jegliche andere materie, mit der es in berührung kommt, in einer kettenreaktion in strange matter umwandeln. im worst case scenario wäre die materie der erde in eine dichte kugel von 20 km durchmesser umgewandelt.
    • Ich finde die drei im oben verlinkten Forbes-Artikel von Ethan Siegel genannten Argumente sehr plausibel. Hier meine Kurzfassung der Argumente:

      1. Die Erde wird ständig von hochenergetischer kosmischer Strahlung getroffen. Diese Teilchen haben Energien bis zu 10 hoch 20 eV, die also um den Faktor 100 Millionen höher sind als alles, was wir im LHC erzeugen können. Wenn bei diesen Energien schwarze Mini-Löcher (SML) entstehen könnten, dann hätten sie während des 4,5 Milliarden Jahre dauernden Bombardements reichlich Zeit gehabt, sich auf der Erde bemerkbar zu machen. Darauf gibt es aber nicht den gerinsten Hinweis.

      2. Wenn SML entstehen könnten, dann würden sie innerhalb kürzester Zeit (10 hoch -83 Sekunden) durch Hawking-Strahlung zerstrahlen. Die wurde 1974 von Stephen Hawking vorhergesagt und letztes Jahr im Labor nachgewiesen: Künstliches Schwarzes Loch im Labor: Forscher weisen Hawkingstrahlung nach.
      Die Lebensdauer der SML läge also viele Größenordnungen unterhalb der Planck-Zeit (5 * 10 hoch -44 Sekunden), der kleinsten physikalisch sinnvollen Zeiteinheit. Um überhaupt von Existenz sprechen zu können, benötigt man eine Lebensdauer oberhalb der Planck-Zeit.

      3. Nehmen wir mal an, SML würden entgegen den Gesetzen der Physik doch eine hohe Lebensdauer haben. SML mit einer Masse von 5 * 10 hoch -20 Gramm (das wäre die maximale Masse, die sie am LHC bekomen könnten) hätten nur eine winzig kleine Gravitationswirkung. Bei maximaler Freßgeschwindigkeit würden sie immer noch 3000 Milliarden Jahre brauchen, um auf 1 kg anzuwachsen.



      Stellungnahme des Komitees für Elementarteilchenphysik

      Mit Rösslers Thesen beschäftigte sich im Jahr 2008 auch das renommierte „Komitee für Elementarteilchenphysik (KET)“. Das KET ist die Vertretung aller Teilchenphysiker an deutschen Universitäten,am Deutschen Elektronen-Synchroton DESY, am Forschungszentrum Karlsruhe, an den Max-Planck-Instituten und am Cern in Genf. Unter anderem erklären die Forscher: „Nach Stellungnahmen von internationalen Experten auf dem Gebiet von Albert Einsteins Allgemeiner Relaitivitätheorie, wie Prof. Dr. Hermann Nicolai, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, beruhen Rösslers Behauptungen auf grundlegenden Missverständnissen der Einsteinschen Theorie. Rössler benutzt zwar Formeln der Allgemeinen Relativitätstheorie, aber wendet sie so an, dass sie im Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen stehen. Zum Teil sind seine Interpretationen schon 1915 durch experimentelle Untersuchungen widerlegt worden.“ Die gesamte Stellungnahme gibt es im Netz bei www.ketweb.de
    • Seltsame Teilchen ("strangelets") kommen tatsächlich im Standardmodell der Teilchenphysik vor. Sie enthalten das strange-quark (im Gegensatz zu normaler Materie, die nur aus up- und down-quarks besteht) einmal oder sogar zweimal ("doppelt seltsame Teilchen") und zerfallen in kürzester Zeit. Nachgewiesen wurde ihre Existenz schon 1947. Aber es gibt keine Hinweise darauf, daß strangelets stabil sein könnten oder sogar normale Materie in seltsame Materie überführen könnten. Deshalb sehe ich auch von dieser Seite keine Gefahr.

      Das CERN hat sich auf seiner Homepage zu der Frage nach SMLs und strangelets ausführlich geäußert: The Safety of the LHC

      Hier die Stellungnahme der Profs. Nicolai (MaxPlanck Institut in Potsdam) and Giulini zu den Thesen von Otto Rössler: Zu den Ausführungen O.E. Rösslers
    • Schwarzes Loch in 1500 Lichtjahren Entfernung von der Erde entdeckt

      Kürzlich wurde das kleinste und gleichzeitig der Erde nächste schwarze Loch entdeckt. Es hat nur 3 Sonnenmassen, hat einen Abstand von 1500 Lichtjahren und liegt im Sternbild Monoceros (Einhorn).

      Schwarzes Loch nahe der Erde entdeckt - Forschende nennen es "Einhorn"

      Hier der Artikel des amerikanischen Forscherteams von der Ohio University:
      A Unicorn in Monoceros: the 3M dark companion to the bright, nearby red giant V723 Mon is a non-interacting, mass-gap black hole candidate

      Christoph Krachten erläutert im Video die neue Entdeckung:



      0:00 Einleitung
      0:27 Wo und wie das schwarze Loch aufgespürt wurde?
      2:02 Was wir bislang über die Entstehung schwarzer Löcher wissen
      2:20 Offene Fragen
      3:06 Über die Untersuchungen um den Riesenstern V723 Mon
      5:50 Die Massenlücke
      7:31 Können diese kleinen schwarzen Löcher gefährlich werden?

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    • Super spannend. Danke, @Schroeder !
      Habe mir gleich auch das darauf folgende Video angesehen, und das ist der HAMMER! WOW!



      Prof. Günther Hasinger, Direktor der ESA für Wissenschaften, hochkarätiger Preisträger, vertritt die Theorie, dass schwarze Löcher bereits fast unmittelbar nach dem Urknall entstanden sind. Damit kann erklärt werden, wieso es große schwarze Löcher bereits in der Urzeit des Universums gibt. Es wären die ersten Himmelskörper des Universums! Die dunkle Materie würde überflüssig -- ein ganz anderes physikalisches Weltbild. Und: es könnt sogar planetengroße schwarze Löcher geben -- evtl. in unserem Sonnensystem als 9. oder 10. Planet, mit ca. 10facher Erdmasse, so groß wie eine Faust (oder kleiner), der für Durcheinander in den Bewegungen der Asteroiden sorgt.

      Wie der Kommentator sagt: entweder das Ganze bricht (wie etliche andere Theorien) in sich zusammen, oder es ist ein ganz neues Weltbild und gibt für Hasinger mit Sicherheit den Nobelpreis (wenn es durch Beobachtung bestätigt ist).

      Die Theorie primordialer Schwarzer Löcher wurde aber schon 1966 entwickelt, auch Stephen Hawking hat dazu geforscht, siehe
      en.wikipedia.org/wiki/Primordial_black_hole

      Hier ist eine kürzlicher Übersichtsartikel von Günther Hasinger zu PBHs (= primordial black holes), in dem er auch sein Anfangsmodell (toy model) vorstellt:

      iopscience.iop.org/article/10.1088/1475-7516/2020/07/022/pdf

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()