Schachlehrkämpfe - 1. Partie - Damengambit

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    • Schachlehrkämpfe - 1. Partie - Damengambit

      Herzlich Willkommen allen interessierten Schachfreunden zur 1. Partie der Schachlehrkämpfe.
      Der Schachcomputer (ca. 2000 ELO) beginnt hier mit 1. d4 und hat jeweils 24 h Rechenzeit.
      Freuen wir uns auf lehrreiche Kommentare (während der laufenden Partie) von Schroeder und einen spannenden Kampf.



      Schachcomputer Mephisto Milano - @Schroeder

      1/2 : 1/2







      Eine große Bitte an Alle.

      Dieser Thread ist den beiden beteiligten Seiten/Spielern vorbehalten und soll nicht zerstückelt werden.

      Für Kommentare, Fragen und sonstiges nutzen alle Nichtbeteiligten bitte das Format Partie X, Zug Nummer X im Thread:
      Schachlehrkämpfe - Kommentare, Fragen und sonstiges

      Dankeschön :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 30 mal editiert, zuletzt von dangerzone ()

    • Der Comp eröffnet mit 1.d4, wie vereinbart. In der anderen Partie spiele ich 1.e4, so daß sich für die beiden parallel laufenden Partien möglichst unterschiedliche Eröffnungen / Stellungstypen ergeben.

      Gegen 1.d4 waren über lange Zeit 1.-d5 und 1.-f5 meine Hauptantworten.

      Vor etwa 2 Jahren habe ich Nimzoindisch zusätzlich in mein Repertoire aufgenommen - inspiriert unter anderem durch die Videoserie von Jan Gustafsson, die ich intensiv studiert habe. Nimzoindisch führt oft zu Stellungen, in denen längerfristige Pläne und Stellungsverständnis wichtiger sind als konkretes Variantenrechnen. Deshalb scheint mir das eine gute Wahl für diese Partie gegen den Computer zu sein.

      Mein Antwortzug: 1.-Sf6
    • Er will also kein Nimzoindisch.

      Nach 3.Sf3 hat Schwarz jetzt die folgenden ganz unterschiedlichen Systeme zur Verfügung:

      a) 3.-b6 (Damenindisch)
      b) 3.-Lb4+ (Bogoindisch)
      c) 3.-c5 (was nach 4.d5 zum Modernen Benoni führen kann)
      d) 3.-d5 (Damengambit)

      Andere exotische Aufbauten wie 3.-g6 4.Sc3 Lg7 5.e4 d5 (Malakhov-Eröffnung) lasse ich mal außer Acht.

      Die ersten drei Möglichkeiten gefallen mir nicht besonders. Die eindeutig solideste Antwort ist 3.-d5, was zum abgelehnten Damengambit führt.

      Nach übereinstimmender Ansicht praktisch aller Weltklassespieler sind Nimzoindisch und Damengambit die einzigen 1A-Eröffnungen für Schwarz gegen 1.d4, die allerhöchsten Qualitätsansprüchen genügen. Alles andere (a) bis c) )überläßt dem Weissen einen Raumvorteil im Zentrum und ist deshalb mit erheblichen strategischen Risiken verbunden. Diese Risiken nehmen die Topguns gelegentlich gegen schwächere Gegner in Kauf, um die Stellung aus der Balance zu bringen und Gewinnchancen zu bekommen.

      Als gelernter Damengambitspieler, der Wert legt auf einen festen Halt im Zentrum, fällt mir die Wahl nicht schwer.

      Mein Zug: 3.-d5
    • Dieser Zug ist eine kleine Überraschung für mich.

      Meistens spielt Weiß hier entweder 4.g3 (Katalanisch) oder 4.Sc3, womit die Partie in Damengambit-Fahrwasser bleibt.

      Im Falle des Damengambits befolgen die Weißspieler normalerweise die von Tarrasch formulierte Faustregel für die Figurenentwicklung "Springer vor Läufer" und ziehen deshalb 4.Sc3. Denn das ist meist das unumstritten beste Feld für den Damenspringer, während es für den Damenläufer nicht nur das Feld g5, sondern auch f4 gibt - evtl. sogar b3 nebst Lb2. Deshalb spielt man logischerweise den eindeutigen (Springer)Zug zuerst und hält sich für den anderen die Optionen offen.

      Im modernen Schach haben solche Prinzipien jedoch nicht mehr in allen Fällen Gültigkeit, und viele starke Spieler haben gelegentlich 4.Lg5 gespielt. In den letzten Jahren sieht man den Zug bei extrem kreativen Spielern wie Mamedyarov und Dubov, und die verbinden durchaus subtile Ideen mit dem Läuferzug - und dem Zurückstellen der Springerentwicklung.

      Von daher ist der Zug 4.Lg5 an sich heutzutage keine Überraschung mehr. Aber: wenn ich mich nicht täusche, verwendet der Comp ein Eröffnungsbuch von vor etwa 30 Jahren, und da war der Läuferzug noch überhaupt nicht angesagt. Deshalb bin ich ob des ultramodernen Spiels des Computers überrascht. 8)

      Mit 4.Lg5 bin ich auch schon einige Male konfrontiert worden, z.B. 2018 in der Good Will League vom User cofman. Im Realschach hat mir kürzlich bei der Hamburger Meisterschaft Daniel Malkiel (Hamburger SK) den Zug serviert. Dort habe ich mit dem soliden 4.-Le7 geantwortet, und nach 5.Sc3 ging die Partie in normale Varianten des abgelehnten Damengambits über.

      Ich erinnere mich an Live-Kommentare zu Mamedyarov-Partien, in denen 4.-dxc4 als sehr interessante Alternative diskutiert (und z.T. auch gespielt) wurde, aber das führt zu sehr wilden Stellungen, und damit habe ich mich noch nicht ausgiebig beschäftigt. Daher gilt für mich: Schuster bleib bei Deinen Leisten.

      Mein Zug: 4.-Le7
    • Weiss zieht 5. e3




      Schroeder schrieb:

      Aber: wenn ich mich nicht täusche, verwendet der Comp ein Eröffnungsbuch von vor etwa 30 Jahren, und da war der Läuferzug noch überhaupt nicht angesagt. Deshalb bin ich ob des ultramodernen Spiels des Computers überrascht. 8)

      Ja, er ist Baujahr 1991 und ohne eine programmierbare Eröffnungsbibliothek.Das heisst, man hat ihm das damals mitgegeben und das kann nicht modernisiert/ergänzt werden.
    • Mit 6.Sbd2 gibt der Comp der mit 4.Lg5 begonnenen Variante eine eigenständige Bedeutung und serviert mir eine Stellung, die ich noch nie auf dem Brett hatte. Was für ein Fuchs - der wird doch wohl nicht meine Partien in der Datenbank studiert haben (@danger: hat der Comp Inet-Anschluß)? ;)

      Nach dem "Normalzug" 6.Sc3 wären wir mit Zugumstellung in einer der Tabiyas des Damengambit gelandet, wo Schwarz sich zwischen 3 Hauptsytemen (daneben gibt es auch noch diverse Nebenvarianten) entscheiden muß:

      - 6.-h6 7.Lh4 Se4 (Lasker-Variante)
      - 6.-h6 7.Lh4 b6 (Tartakower-Variante)
      - 6.-Sbd7 (Orthodoxe Variante)

      Ich bin ein Anhänger der Tartakower-Variante (meine Buchempfehlung dazu ist: Mathew Sadler: Queens Gambit Declined) und fühle mich darin sehr wohl. Die hätte ich auch in dieser Partie gespielt.

      Der Springer steht auf d2 etwas weniger aktiv als auf c3, wo er mehr Einfluß auf das Zentrum gehabt hätte. Andererseits hat Weiß jetzt im Falle eines Schlagens auf c4 die Möglichkeit, mit dem Springer wiederzunehmen.

      Ich habe vor, mich trotzdem im Stile der Tartakower-Variante aufzubauen und beginne mit der Zug 6.-h6. Das macht vorsorglich ein Luftloch für den König und befragt den Lg5, auf welcher Diagonale er denn bleiben will.

      Mein Zug: 6.-h6
    • Meine Antwort: 9.-Sxd5

      Das Wiedernehmen mit dem Bauern kam auch in Betracht. Immerhin würde der Bauer auf d5 dem weißen Sd2 weiterhin die beiden Felder e4 und c4 nehmen. Ich entscheide mich aber für das Schlagen mit dem Springer, das in der "richtigen" Tartakower-Variante (mit weißem Springer auf c3) schon seit langem als beste Möglichkeit in dieser konkreten Stellung angesehen wird. Das verstellt erstens meinem Lb7 nicht die Sicht auf der langen Diagonale, und zweitens kommt der jetzt mögliche Läufertausch auf e7 mir entgegen. Sollte Weiß dem Läufertausch mit 10.Lg3 ausweichen, dann komme ich mit 10.-c5 zu einer sehr bequemen Stellung.