Turmendspiel mit 4 gegen 3 Bauern auf einem Flügel

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    • Turmendspiel mit 4 gegen 3 Bauern auf einem Flügel

      Das Turmenspiel mit 4 gegen 3 Bauern auf einem Flügel ist in den meisten Fällen theoretisch Remis - aber nur, wenn der Verteidiger die wesentlichen Regeln für diesen Endspieltyp ganz genau kennt. In der Praxis scheitern auch hochkarätige Spieler häufig bei der Verteidigung.

      Eine äußerst lehrreiche Lektion zu diesem Endspiel geben uns IM Harald Schneider-Zinner und die österreichische Nationalspielerin Nikki Meyerhuber in der aktuellen Sendung von Chessbase TV Austria mit dem Titel CMS30-11-2019-001. Wer sich in die Lage versetzen möchte, dieses Endspiel vernünftig zu spielen, der bekommt hier alle Merkregeln auf anschauliche Art vermittelt.

      In der Sendung werden ca. 10 Partiebeispiele vorgestellt und ausführlich kommentiert, unter anderem die folgenden drei. Im ersten demonstriert ein 13-jähriger IM auf eindrucksvolle Weise, wie man gegen suboptimale Verteidigung gewinnt. Und das dritte Beispiel zeigt, wie leicht auch ein Weltmeister in eine der Falltüren stürzen kann, die dieses Endspiel bereithält.

      Adinolfi, Vincenzo (2110) - IM Carlsen, Magnus (2385)
      18. Schwarzach Open, 1. Runde, 23.8.2003




      GM Shengelia, David (2531) - GM Jones, Gawain (2688)
      Batumi, 1. Runde, 24.10.2019




      GM Piket, Jeroen (2630) - GM Kasparov, Garry (2850)
      KasparovChess GP, Internet, 2002

    • Eines der wichtigsten Prinzipien für den Verteidiger, das von Harald Schneider-Zinner / Nikki Meyerhuber an vielen Beispielen erläurtert wird, lautet:

      Der verteidigende König gehört hinter seine Bauern - also im Normalfall nach g2 bzw. g7.

      Diesen Merksatz sollte man sich am besten intravenös applizieren. Ansonsten ist die Versuchung sehr groß, die scheinbar "aktivere" Stellung des Königs auf e3 zu wählen. Und das hat normalerweise fatale Folgen. Gegen diese Versuchung sind auch Großmeister nicht immer gefeit, wie z.b. die obige Partie Shengelia - Jones zeigt.

      In der folgenden 1980 gespielten Partie konnte auch ich dieser Versuchung nicht widerstehen:

      Schroeder, Christoph - Maehrlein, Tobias
      Vorturnier zur Hamburger Meisterschaft 1980, 7. Runde
      Stellung nach dem 47. Zug von Schwarz



      Der "aktive" Königszug nach e3 hätte mich also die Partie kosten können - nur mit viel Glück bin ich an der Niederlage vorbeigeschrammt. Mit diesem (unverdienten) halben Punkt kam ich auf 4,5 Punkte aus 7 Partien, was leider nicht zur Qualifikation für die Endrunde der Hamburger Meisterschaft reichte.

      Insgesamt hatte ich dieses Endspiel (T+4 gegen T+3 auf einem Flügel) bis heute 15 mal. Auch in den Top-Turnieren kommt es sehr häufig vor - allein bei Carlsen finden sich 23 Partien in der Datenbank. Es lohnt sich also, sich damit eingehender zu beschäftigen.

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