Beim "Titled Tuesday" vom letzten Dienstag brachte IM Eric Rosen eine sehenswerte Königsjadt aufs Brett. Der schwarze König wurde nach a4 herausgetrieben und dort mattiert. Man sieht, warum das Jobava London System unter Weißspielern so beliebt geworden ist.

IM Rosen, Eric (2349) - FM Pein, Jonathan (2276)
Titled Tue (Late), 8. Runde, 13.6.2023

Der 19-jährige Ruben Gideon Koellner vom Bundesligisten SF Deizisau hat vor kurzem in München seine erste Großmeisternorm erspielt. Und auch beim gerade in Dortmund laufenden "NRW Sportland Cup" legt er los wie die Feuerwehr. Nach 4 Runden war er alleiniger Tabellenführer mit 3,5 aus 4. Und dann traf er heute in der 5. Runde auf den großen Griechen, der nur einen halben Punkt weniger auf dem Konto hatte - also eine echte Spitzenpaarung.

In dieser Situation griff Koellner zu einer trickreichen Zugfolge, auf die TBG nicht vorbereitet war, und brachte ihm damit seine erste Niederlage bei:

IM Koellner, Ruben Gideon (2429) - IM Souleidis, Georgios (2419)
NRW Sportland Cup, Dortmund, 5. Runde, 28.6.2023



Hier TBGs Kommentar:

Eine sehr prinzipielle Antwort auf das Jobava London System ist der sofortige Gegenstoß 3.-c5. Darauf reagiert Weiß meistens mit 4.e3. Er kann aber auch mit dem wilden 4.e4!? Öl ins Feuer gießen. Dies tat der hauptberufliche Youtuber "Gotham Chess" im letzten Jahr bei einer Ausspielung des Titled Tuesday gegen Vincent Keymer. Da war er jedoch an den falschen geraten, und die Partie dauerte nur 13 Züge.

IM Rozman, Levy (2334) - GM Keymer, Vincent (2654)
Titled Tue (Late), 5. Runde, 26.4.2023

Im Achtelfinale des Frauen-Worldcup schaltete Elisabeth Pähtz sensationell die amtierende Frauen-Weltmeisterin Ju Wenjun aus. Nach zwei Remis in den klassischen Partien und einem Remis in der ersten Rapidpartie brachte die zweite Rapidpartie die Entscheidung, in der Pähtz mit dem Jobava London System erfolgreich war:

GM Paehtz, Elisabeth (2471) - GM Ju, Wenjun (2564)
FIDE Women's World Cup, Baku, 4. Runde, 11.8.2023





Im Vierteilfinale trifft Elisabeth Pähtz heute ab 13 Uhr auf Anna Muzychuk. Liveübertragung Frauen-Worldcup

Der in Posting 57 als "Dings Geheimwaffe" vorgestellte Aufbau findet immer mehr Interessenten. Niclas Huschenbeth hat jetzt ein Weißrepertoire im Angebot, das auf dieser Zugfolge beruht, und das er als "Neo-Londoner System" bezeichnet. Er empfiehlt es für den Spielstärkebereich 1200 - 2400.

Einen Überblick über dieses Repertoire gab Niclas soeben in einem 3-stündigen Blitz-Marathon, bei dem wie gewohnt jeder, der mit Schwarz gegen ihn mindestens Remis spielte, das Repertoire gratis bekam (immerhin einer schaffte das - ich war es leider nicht!).



Niclas hat vor, das Repertoire bei der Mannschafts-Rapid-WM in Düsseldorf (26.-28. August 2023) zu spielen, und zu testen, was die Weltelite dagegen zu bieten hat. Ein Grund mehr, das Turnier (Samstag bis Montag) mit großem Interesse zu verfolgen.

In der zweiten Runde des FIDE Worldcup traf Niclas Huschenbeth auf den starken tschechischen Großmeister David Navara. Beide klassischen Partien endeten Remis (über beide hat Niclas auch Videos gemacht), und so mußte der Tiebreak die Entscheidung bringen. In der ersten Rapidpartie war Niclas mit dem Neo-Londoner System erfolgreich, über das er gerade einen 15-stündigen Videokurs gemacht hat:

Huschenbeth, Niclas (2603) - Navara, David (2689)
FIDE World Cup 2023, Baku, 2. Runde, 1. Tiebreakpartie, 4.8.2023





Leider konnte Niclas diese 1:0-Führung nicht über die Ziellinie bringen. Er verlor die nachfolgende Schwarz-Rapidpartie und dann auch den anschließenden Blitztiebreak, was das Ausscheiden aus dem Worldcup bedeutete.

Bei der Rapid-Mannschaftsweltmeisterschaft in Düsseldorf spielte Niclas Huschenbeth - wie angekündigt - sein Neo-Londoner Repertoire in mehreren Partien, u.a. in der zehnten Runde gegen Pavel Eljanov. Dieser antwortete mit dem prinzipiellen Zug 3.-c5, wonach die Partie in eine Noteboom-Variante mit einem Mehrtempo für Weiß überging. Niclas erreichte mit dem überraschenden Vorstoß 15.a5!! großen Vorteil und gewann die Partie überzeugend.

GM Huschenbeth, Niclas (2603) - GM Eljanov, Pavel (2695)
World Rapid Team, Düsseldorf, 10. Runde, 28.8.2023
Berlin Chess Federation - Ashdod Elit Chess Club, Brett 1



Niclas kommentiert diese und andere Partien aus Düsseldorf in Mannschafts-Rapid-WM in Düsseldorf (26.-28. August 2023)

Fabiano Caruana präsentiert sich bei der laufenden US-Meisterschaft in absoluter Topform. Zwei Runden vor Schluß liegt er mit 6,5 aus 9 einen vollen Punkt vor seinen nächsten Verfolgern (So, Dominguez und Mishra). In der 5. Runde zeigte er gegen das Jobava London System seines Gerners Andrew Tang ein interessantes Konzept, das auf der frühen Belästigung des Londoner Läufers mittels 4.-Sh5 beruht. Damit erreichte er ungewöhnliche Stellungsbilder, mit denen sein 24-jährigen Gegner, einer der besten Blitz-und Bullet-Spieler der Welt, nicht zurechtkam:

GM Tang, Andrew (2496) - GM Caruana, Fabiano (2786)
U.S. Championship, St. Louis, 5. Runde, 10.10.2023



Daniel King kommentiert die Partie in seiner Power Play Show: Daniel King's Power Play Show: Caruana rocks the boat

Am 4. September 2022 gewann Hans Niemann beim Sinquefield Cup in St. Louis eine denkwürdige Partie gegen Magnus Carlsen. Dieser brach daraufhin mit mysteriösen Andeutungen das Turnier ab, was hohe Wellen schlug und auch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung führte. Das Geschehen wird auch hier im Forum in dem Thread "Skandal oder Sommerloch?" diskutiert.

Interessanterweise hatten Carlsen und Niemann nur wenige Tage zuvor (am 14. August, einen Tag vor Beginn des FTX Krypto Cup in Miami) noch am Strand von Miami gemeinsam analysiert und auch 2 Partien gespielt. Die Notation dieser "Geheimpartien" wurde einige Wochen später von Anish Giri publik gemacht. Die erste Partie begann wie folgt:

Hans Niemann (2659) - Magnus Carlsen (2829)
"Geheimpartie" am Miami Beach, August 2022



Diese Partie wäre normalerweise niemals veröffentlicht worden, aber Anish Giri, der am Strand dabei war, hat die Partie aus dem Gedächtnis rekonstruiert und für Chessbase India erläutert:



Sehr viel ausführlicher analysiert der "Gambit Man" die Partie. Er schlägt den Namen "Magnum-Gambit" für diese Eröffnung vor, die große Ähnlichkeit mit der von ihm (Graif) empfohlenen Variante gegen das Jobava London System (1.d4 d5 2.Sc3 Sf6 3.Lf4 Sc6!? 4.Sb5 e5) besitzt: