Schwerpunktheft KARL zu Viswanathan Anand

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    • Schwerpunktheft KARL zu Viswanathan Anand

      Das kulturelle Schachmagazin KARL (karlonline.org/) widmet seine aktuelle Ausgabe 1/20 dem indischen Großmeister Viswanathan Anand, der im Dezember letzten Jahres 50 Jahre alt wurde. Vishy Anands schachliche Biographie liest sich wie die Aneinanderreihung von Superlativen: Er zählt seit 30 Jahren zur Weltspitze, hat alle bedeutenden Turniere dieser Zeit einmal oder mehrfach gewonnen, hatte den klassischen und den FIDE-WM-Titel inne, ist dank seines schnellen Spieles auch beim Rapid und Blitz erfolgreich, war die Nummer 1 der Weltrangliste, zählt zu den bisher 13 Spielern mit einem Rating jenseits der 2800, löste als erster GM Indiens einen beispiellosen Schachboom in seinem Heimatland bei Männern und Frauen aus und und und.

      Mit einer Elozahl von 2753 liegt Anand auf Platz 15 der Weltrangliste (Stand April 2020), von einem Abschied vom königlichen Spiel war bisher nicht ernsthaft die Rede. Der ausgesprochen höfliche Brahmane, der weder sportlich noch privat in Skandale verwickelt ist, spielt einfach zu gern und zu gut, als dass er sich auf das Altenteil zurückziehen wollte. Der Autodidakt Anand erkannte Anfang der 1990er Jahre sofort das Potenzial der damals gerade aufkommenden Schachdatenbanken und dazu passender Engines. Gemeinsam mit Garri Kasparow, gegen den er 1995 (!) sein erstes WM-Match spielte, zählte er zu den Pionieren unter den Großmeistern bei der systematischen Nutzung der Computer für die Vorbereitung und Analyse seiner Partien.

      KARL präsentiert mehrere Interviews mit Anand, eine tiefe Interpretation seines Stils, der auf seinen phänomenalen Rechenkünsten gründet, und einige seiner besonders spektakulären Partien (etwa der mit Schwarz gegen Levon Aronian in Wijk aan Zee 2013). Sehr lesenswert ist auch ein Bericht über die Arbeitsweise seines Teams, das ihn bei seinen WM-Zweikämpfen 2008 gegen Vladimir Kramnik, 2010 gegen Veselin Topalov und 2012 gegen Boris Gelfand unterstützt hat. (Sein Sekundant Peter Heine Nielsen arbeitet jetzt für Magnus Carlsen, Rustam Kasimdschanow für Fabiano Caruana.) Eine Hommage an einen der stärksten Spieler der Schachgeschichte, die notwendig offen bleiben muss - denn Vishy Anand ist weiter konkurrenzfähig und wird noch weitere Kapitel am Brett verfassen.