" "Wir haben Schulden bei der Erde"
Quadratisch, praktisch, nachhaltig? 2018 wurde der Schokoladenhersteller Ritter Sport zum nachhaltigsten mittelgroßen Unternehmen in Deutschland gewählt. Das hat auch mit der Kakao-Farm in Nicaragua zu tun. [...]
Seit 1912 gibt es Ritter Sport. Hundert Jahre später, seit 2012, hat der Schokoladenhersteller aus Waldenbuch eine eigene Kakao-Farm in Nicaragua. Für Geschäftsführer Andreas Ronken hat das auch mit dem Leitbild der Firma zu tun, "dass wir mit der Natur und den Menschen in Einklang wirtschaften sollen." Und mit der Farm in Nicaragua habe Ritter Sport ganz konkret beweisen wollen, "dass Kakao und Nachhaltigkeit zusammengehen". [...]
Die ersten Jahre der Farm seien dabei keine einfachen gewesen: "Wir haben sehr viel Lehrgeld bezahlt", sagt Ronken, "und wir haben erschreckenderweise auch miterlebt, wie schwer die Auswirkungen der Klimaveränderungen am Äquator sind – noch deutlich mehr als hier." Zwar hätte man extra eine Region ausgesucht, die keine Bewässerung brauche, doch trotzdem sei in zwei Jahren die Regenzeit komplett ausgefallen – "eine Katastrophe" – und sie hätten Überschwemmungen erlebt, wie sie die Einheimischen in den letzten 80 Jahren nicht gesehen hätten.
2018 wurde Ritter Sport mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Mittelgroße Unternehmen" ausgezeichnet. "Im Wesentlichen für unsere Initiative im Kakaobereich, speziell in Nicaragua", sagt Ronken. Ritter Sport sei in Deutschland CO2-neutral, "aber unser Ziel ist, dass wir CO2-positiv werden." Schließlich müsse man 100 Jahre negative Bilanz aufholen, betont Ronken. "Wir haben ordentlich Schulden bei der Erde."
Das Bemühen um Nachhaltigkeit kann bisweilen auch seltsame Folgen haben. Vor Kurzem hat Ritter Sport eine Schokolade auf den Markt gebracht, die nicht Schokolade genannt werden darf. Der Grund: Sie ist mit Kakaozucker von der eigenen Farm erzeugt, "und der hat nicht genügend Süßkraft, um nach der Zuckerverordnung ein Zucker zu sein." Und in der Schokoladenverordnung wiederum stehe, dass Schokolade einen zugelassenen Zucker enthalten müsse, um sich auch so nennen zu dürfen. Für Ronken nicht weiter schlimm, im Gegenteil: "Wir haben unser Ziel erreicht: Es beschäftigen sich jetzt die Gremien damit, ob das so bleiben soll."
--- kontextwochenzeitung.de/wirtsc…en-bei-der-erde-7668.html
Quadratisch, praktisch, nachhaltig? 2018 wurde der Schokoladenhersteller Ritter Sport zum nachhaltigsten mittelgroßen Unternehmen in Deutschland gewählt. Das hat auch mit der Kakao-Farm in Nicaragua zu tun. [...]
Seit 1912 gibt es Ritter Sport. Hundert Jahre später, seit 2012, hat der Schokoladenhersteller aus Waldenbuch eine eigene Kakao-Farm in Nicaragua. Für Geschäftsführer Andreas Ronken hat das auch mit dem Leitbild der Firma zu tun, "dass wir mit der Natur und den Menschen in Einklang wirtschaften sollen." Und mit der Farm in Nicaragua habe Ritter Sport ganz konkret beweisen wollen, "dass Kakao und Nachhaltigkeit zusammengehen". [...]
Die ersten Jahre der Farm seien dabei keine einfachen gewesen: "Wir haben sehr viel Lehrgeld bezahlt", sagt Ronken, "und wir haben erschreckenderweise auch miterlebt, wie schwer die Auswirkungen der Klimaveränderungen am Äquator sind – noch deutlich mehr als hier." Zwar hätte man extra eine Region ausgesucht, die keine Bewässerung brauche, doch trotzdem sei in zwei Jahren die Regenzeit komplett ausgefallen – "eine Katastrophe" – und sie hätten Überschwemmungen erlebt, wie sie die Einheimischen in den letzten 80 Jahren nicht gesehen hätten.
2018 wurde Ritter Sport mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Mittelgroße Unternehmen" ausgezeichnet. "Im Wesentlichen für unsere Initiative im Kakaobereich, speziell in Nicaragua", sagt Ronken. Ritter Sport sei in Deutschland CO2-neutral, "aber unser Ziel ist, dass wir CO2-positiv werden." Schließlich müsse man 100 Jahre negative Bilanz aufholen, betont Ronken. "Wir haben ordentlich Schulden bei der Erde."
Das Bemühen um Nachhaltigkeit kann bisweilen auch seltsame Folgen haben. Vor Kurzem hat Ritter Sport eine Schokolade auf den Markt gebracht, die nicht Schokolade genannt werden darf. Der Grund: Sie ist mit Kakaozucker von der eigenen Farm erzeugt, "und der hat nicht genügend Süßkraft, um nach der Zuckerverordnung ein Zucker zu sein." Und in der Schokoladenverordnung wiederum stehe, dass Schokolade einen zugelassenen Zucker enthalten müsse, um sich auch so nennen zu dürfen. Für Ronken nicht weiter schlimm, im Gegenteil: "Wir haben unser Ziel erreicht: Es beschäftigen sich jetzt die Gremien damit, ob das so bleiben soll."
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