Spielertypen

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    • Wer bin ich? Taktiker oder Positionsspieler? Angreifer oder Verteidiger? Sollte ich 1.d4 oder 1.e4 spielen? Sizilianisch oder Russisch? Wer seine Stärken und Schwächen kennt, der macht mehr Punkte und ist erfolgreicher. In ihrem Buch "Spielertypen" sind Karsten Müller und Luis Engel dem Phänomen des Spielstils genauer nachgegangen, und in einem ausführlichen Interview verrät Karsten Müller ein paar Dinge, die sie entdeckt haben: Spielertypen - ein Interview mit Karsten Müller

      Müller und Engel nehmen eine Einteilung in vier Spielertypen vor:

      Aktivspieler (Aljechin, Tal, Spassky, Kasparov und Anand]
      Theoretiker (Steinitz, Botvinnik und Kramnik)
      Reflektor (Capablanca, Smyslov, Petrosian, Karpov und Carlsen)
      Pragmatiker (Fischer, Euwe und Lasker)
    • Spielertypen?

      Dazu erzähle ich die Geschichte von Vlastimil Hort aus seinem Büchlein : Meine Schachgeschichten*

      Ein Journalist war sehr interessiert und durfte folgende Frage an drei *Supermeister* stellen: "Meine Herren, wieviele Züge können sie und müssen sie in einer Schachpartie im Voraus berechnen?"

      Ich versuche mir, das angesprochene, selbstbewußte Trio - Capablanca, Bogoliubov, Aljechin - vorzustellen.

      Capa spielte von den dreien am wenigsten, ungefähr nur 5oo Turnierpartien in seinem Leben.

      Bei den Schachspielern gibt es drei Spiel-Charaktere zu finden.

      Erstens die Mathematiker, die zählen und jede Variante rechnen, Zug um Zug, bis es nicht mehr weiter geht.


      Zweitens, die Schachphilosophen, die fast schon eine Aversion gegen das Rechnen haben und nur dann damit beginnen, wenn ihnen keine andere Wahl mehr bleibt. Bei ihnen spielen Intuition und ein guter Riecher die entscheidene olle. Manchmal sind sie auch gezwungen, den inneren Schweinehund zu überwinden.


      Drittens, die Zwitter, die Mischlinge, die zum Beispiel 6o% rechnen und 4o% auf ihre Intuition vertrauen. Diese Gruppe kommt am häufigsten vor. Ist diese Variante zu empfehlen?


      Der Journalist erhielt folgende Antworten von den Befragten...


      Efim Bogoliubov: " Ich rechne immer um einen Zug weiter als mein Gegner."


      Alexander Aljechin:" Ich rechne nur so viel, dass ich jede Partie gewinnen kann."

      Raul Capablanca:" Yo no cuento, yo se!" (Ich rechne nicht, ich weiß)

      und war sehr irritiert. Er hatte konkrete Zahlen und Ziffern erwartet, nicht solche Antworten. So einfach wollte er die Superstars aber nicht davonkommen lassen und nervte insbesondere Aljechin mit weiteren Fragen:" Was bedeutet Ihnen das Schachspiel eigentlich, Mister Champion?"

      Er bekam eine kurze, aber kleine Antwort:" L´ echec , Monsieur Journalist, c´est la vie!"

      Ich hoffe, es ist erlaubt diese kleine Geschichte aus seinem Büchlein zu schreiben (Originaltext)

      LG
      Lottelene :P


      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • Auch die Aktivspieler sind entweder Pragmatiker oder Theoretiker. Vor allem Anand mit all seinen Vorbereitungen.
      Und Reflektor sind die Profis heutzutage sowieso. Sie analysieren ihre gespielten Partien. Die normalen Vereinsspieler machen das sicher nicht alle.

      btw.: Das Thema hier mit seinem Inhalt ist wohl besser im Bereich Schachhistorie aufgehoben. Oder? So richtig kann ich hier keine Schachaufgabe sehen / erkennen.
      I <3 COFFINS
    • Heikki12 schrieb:

      Ich hab mir das Buch gekauft, habe aber trotzdem Schwierigkeiten, mich einem Typ zuzuordnen.

      Hallo Heikki12,

      da fällt mir ein Satz von Steve Giddins in Der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires ein.

      Im Abschnitt Kein Stil ohne Stärke schreibt er:

      "Auf dem Niveau eines typischen Vereinsspielers sind die Stilunterschiede in der Regel nicht so groß, wie die meisten Leute denken."

      Gruß
      dangerzone
    • Der Aktivspieler

      Die Beschäftigung mit Spielertypen - sowohl mit dem eigenen als auch dem von künftigen Gegnern - kann ein nützlicher Trainingsinhalt sein. So wie die Diskussionen über Planfindung / Variantenberechnung finde ich dieses Thema hier unter "Strategien" richtig aufgehoben. Ich kann nicht sehen, was es unter "Schachhistorie" zu suchen hätte.

      TBG und Karsten Müller diskutieren hier den Typus des Aktivspielers, zu dem sich Müller selbst zählt.
      Beispiele: Aljechin, Tal, Spassky, Kasparov, Anand

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    • Der Reflektor

      In einem weiteren Video geht es um den etwas selteneren Typ des Reflektors (das ist so etwas wie ein Musiker mit absolutem Gehör). Im Gegensatz zu den drei anderen Typen sind die Fähigkeiten des Reflektors kaum erlernbar/trainierbar. Zu diesem Typ zählt Müller neben den o.g. Weltmeistern (Capablanca, Smyslov, Petrosian, Karpov und Carlsen) auch Vincent Keymer und Klaus Bischoff.

      In der gezeigten Beispielpartie Karpow - Spassky werden sehr schön die Unterschiede zwischen dem Reflektor, dem Pragmatiker und dem Aktivspieler herausgearbeitet.

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    • Der Pragmatiker

      Weiter geht es mit dem Pragmatiker.
      Beispiele: Fischer, Euwe, Lasker, Caruana, Nepomniachtchi

      In den aktuellen Top 10 zählt laut Müller die Mehrheit zu den Pragmatikern. Im kommenden WM-Kampf (Beginn in 4 Wochen) werden wir das Duell Reflektor vs Pragmatiker sehen.
      Viele Aktivspieler werden im Laufe ihrer Entwicklung pragmatischer.

      Der Theoretiker TBG und der Aktivspieler Karsten Müller erläutern den Pragmatiker anhand der Partie GM Schebler - GM Bönsch.

    • Der Theoretiker

      Der Theoretiker kennt sich sehr gut in seinen Eröffnungsvarianten und auch in den theoretischen Endspielen aus. In vielen Fällen (z.B. bei Buchautoren und Schachtrainern) kommen eigene (Mittelspiel)konzepte hinzu, die an Schüler weitergegeben werden sollen.

      Beispiele: Steinitz, Tarrasch, Nimzowitsch, Botvinnik, Kramnik, Leko, Giri, Georg Meier, Jan Gustafsson, Ulf Andersson, Mark Dvoretzki, Josif Dorfman

      Im Video werden die Stärken und Schwächen der Theoretiker erläutert am Beispiel der "Steinitz'schen Restriktionsmethode":

    • Die aktuelle Ausgabe des "kulturellen Schachmagazins" bietet unter anderem eine ausführliche Besprechung der ChessBase DVD, in der Karsten Müller und Louis Engel ihr "Spielertypen Standardmodell" vorstellen. Rezensent Harry Schaack, seines Zeichens Redakteur von "Karl", kommt zu dem Schluss: "Sich mit Spielertypen zu beschäftigen ist nicht nur nützlich, sondern macht auch Spaß!"

      Das Spielertypen-Standardmodell: Rezension im neuen "KARL"