Skandal oder Sommerloch?

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    • Gambitspieler schrieb:

      diese Klage ist für alle schachplattformen die etwas gegen Progger machen wichtig.
      Falls Niemann gewinnen sollte, darf niemand mehr auf einer Internetplattform mehr wegen Proggen gesperrt werden.

      Sprich diese Klage ist auch für die Schacharena wichtig

      Das musst du erklären. Niemann verklagt ja nicht chess.com, sondern prominente Schachspieler, welche tausende Zuhörer haben, übler Nachrede wegen.
      Ich persönlich hoffe, dass er damit durchkommt. Finde das komplette Verhalten von Carlsen, seit der verlorenen Partie, völlig inakzeptabel

      E: Sehe gerade, dass chess.com doch vorkommt. Hatte vorher etwas anderes gelesen. Also verklagt er ebenso chess.com, verstehe ich das richtig?
    • Interessant...weiß gar nicht was ich davon halten soll. Ich fand/finde die Hetzjagd gegen ihn schlimm, insbesondere das Verhalten von Magnus Carlsen, aber eine Schachplattform muss natürlich das Recht haben Spieler zu sperren und auch einen solchen Bericht zu veröffentlichen. Jetzt müsste man eigentlich die gesamte Klageschrift lesen, um die genauen Vorwürfe zu verstehen.
    • Die Klage geht z.B. nicht dagegen, dass Chess.com gegen Progger vorgehe.

      Sondern dagegen, dass die oben angegebenen Personen und Chess.com kooperiert hätten, um Niemann zu schädigen, und dass sie öffentlich bei mehreren konkreten Gelegenheiten zum Ausdruck gebracht hätten, er hätte betrogen, ohne dafür Beweise zu haben, und dass sie ihn hierdurch massiv geschädigt hätten.

      Dabei geht die Klageschrift auch gegen den (auch hier besprochenen) Bericht von Chess.com vor.

      Ich habe (bei ganz schneller Durchsicht) interessanterweise *nicht* gesehen, dass sie dabei Chess.com's Aussage im Bericht beklagen, dass Niemann bis August 2020 "wahrscheinlich" in über 100 Internetpartien bei Chess.com betrogen habe. Das Wort "wahrscheinlich" im Bericht stammt von Chess.com's Juristen.

      Sondern dagegen, dass Chess.com und Danny Rensch sagten, sie hätten Belege vorgelegt, er hätte betrogen. Ein kleiner aber wohl feiner Unterschied:
      Zum einen ohne "wahrscheinlich". Zum anderen mit Bezug auf das Telefonat von Danny Rensch mit Niemann im August 2020, wo Niemann laut Bericht zugab, betrogen zu haben und sie alles Weitere besprachen. Hierüber enthält der Chess.com-Bericht in der Tat keine Nachweise, und wenn es keinen Mitschnitt des Telefonats gibt, steht es wohl Aussage gegen Aussage. Da geht es wohl um juristische Feinheiten.

      Die Klageschrift gibt natürlich an, dass Prof. Ken Regan und auch der Chess.com-Bericht in Niemanns Realpartien seit August 2020 keine Betrügereien festgestellt haben.

      Neue Fakten habe ich nicht gesehen. Die bisherigen Fakten wurden so dargestellt, dass es für und in die Klageschrift "passt". Alles ziemlich oberflächlich (finde ich), mehrere Einzelheiten anscheinend sogar falsch, und die mögliche Gegenposition wird nicht besprochen. (Naja, das darf dann die Gegenseite tun.)

      Hikaru Nakamura könnte evtl. Probleme kriegen, weil er sich offenbar in seinen Live-Streams zu Anfang der ganzen Geschichte nicht sorgfältig genug ausgedrückt hatte.
    • Gambitspieler schrieb:

      diese Klage ist für alle schachplattformen die etwas gegen Progger machen wichtig.
      Falls Niemann gewinnen sollte, darf niemand mehr auf einer Internetplattform mehr wegen Proggen gesperrt werden.

      Sprich diese Klage ist auch für die Schacharena wichtig

      Was haben (mutmaßlich) entgangene Gewinne von Berufsschachspielern, mit der Schacharena zu tun?
    • Habe mir die Vorwürfe der Klageschrift gegen Nakamura angesehen, insbesondere Punkte 59, 96-101, 122-123, 132-135, 161-162. Mir scheint, das einzig Konkrete ist:

      Laut Punkt 123 hat Nakamura etwas Falsches aber Unwichtiges gesagt.
      Wichtiger wäre Punkt 161. Da besprach Nakamura den Chess.com-Bericht und die Beschuldigung, in Internetspielen betrogen zu haben, ohne das Wort "wahrscheinlich". Die Klageschrift gibt hierfür genau 1 Zitat an.

      Weiß nicht, ob man damit den Prozess (vielleicht) und 100 Millionen Dollar begründen kann.

      **************************

      Interessant finde ich die Aussage in Punkt 101, der sagt, dass Niemann vor Sept. 2022 nicht 2x auf Chess.com wegen Cheating gesperrt worden sei.

      Weswegen dann? Wegen "wahrscheinlichen Cheatings" ? Ich dachte, das Cheating hat er im Interview klar zugegeben ??
    • dangerzone schrieb:

      Gambitspieler schrieb:

      diese Klage ist für alle schachplattformen die etwas gegen Progger machen wichtig.
      Falls Niemann gewinnen sollte, darf niemand mehr auf einer Internetplattform mehr wegen Proggen gesperrt werden.

      Sprich diese Klage ist auch für die Schacharena wichtig
      Was haben (mutmaßlich) entgangene Gewinne von Berufsschachspielern, mit der Schacharena zu tun?



      Er meint allem Anschein nach, dass man in der Folge auch nicht mehr Cheater so einfach auf der Arena eliminieren können soll, was ich aber für Unsinn halte.

      Was zum Kukuk hat die kleine, aber feine Arena, mit dem Internationalen Schachzirkus zu schaffen...?! Genau - gar nichts!
      Und seit wann springen alle in DE, wenn so eine Millionenklage
      in den USA erfolgreich war...?!
    • Ein Kurzbericht mit einer Stellungnahme von Chess.com's Rechtsanwälten findet sich in

      chess.com/news/view/niemann-fi…illion-defamation-lawsuit

      Es gibt bereits erste Beurteilungen von Rechtsanwälten (und von Laien) in den USA zu diesem Rechtsfall.
      Chess.com zitiert die nachfolgende des Anwalts Aktiva Cohen auf Twitter als vermutlich robust:

      twitter.com/AkivaMCohen/status…illion-defamation-lawsuit

      Demzufolge gibt es verschiedene juristische Probleme bei dieser Klage.

      Seine Schlussfolgerung: Die Zulässigkeit der Klage in Missouri ist ein juristisches Problem: Damit könnte Niemann nur Magnus Carlsen belangen (wohl weil dort das St. Louis-Turnier stattfand; aber z.B. nicht der Julius Baer Generation-Cup als Online-Turnier).
      Da die Beklagten aus anderen Staaten/Ländern kommen, wäre der einzig zuständige Bundesstaat der USA der Wohnort von Niemann, d.h., Connecticut.-
      Aber die Rechtsanwaltfirma Oved&Oved muss das bedacht haben?
    • dangerzone schrieb:

      Gambitspieler schrieb:

      diese Klage ist für alle schachplattformen die etwas gegen Progger machen wichtig.
      Falls Niemann gewinnen sollte, darf niemand mehr auf einer Internetplattform mehr wegen Proggen gesperrt werden.

      Sprich diese Klage ist auch für die Schacharena wichtig
      Was haben (mutmaßlich) entgangene Gewinne von Berufsschachspielern, mit der Schacharena zu tun?

      Er hat chess.com verklagt. d.h. wenn chess.com schuld daran ist, dass er keine Gewinne erhalten hat, dann liegt es an deren Sperre wegen Betrug.
      Wenn chess.com ihm nun Schadenersatz zahlen müsste, heißt dies übersetzt, dass die Sperre nicht rechtens war.

      Und wenn selbst chess.com dann Schadenersatz an einen überführen Betrüger zahlen muss. heißt dies, dass keiner Schachseite der Welt mehr ein Mittel vs Betrüger hätte. (auch nicht die Schacharena)
    • Der amerikanische Prozessanwalt Akiva Cohen hat die Klageschrift weiter analysiert:

      twitter.com/AkivaMCohen/status…Dtrueis_nightmode%3Dfalse

      Mehrere Punkte der Klageschrift stehen demzufolge auf sehr schwachen Beinen.

      Z.B. dass Magnus Carlsen direkt nach dem Sinquefield-Spiel mit Niemann vom Turnier zurückgetreten ist, und sein Tweet, der Cheating von Niemann nahe legt:

      Wenn Carlsen tatsächlich dieser Meinung ist, ist das *keine Diffamierung*, sondern seine Meinung, zu der er berechtigt ist. Es müsse also bewiesen werden, dass Carlsen zu diesem Zeitpunkt nicht dieser Meinung war. Das ist aber äußerst schwierig.

      -- Das erklärt vielleicht Carlsens spätere Aussage, Niemann habe während des Spiels auf ihn stellenweise unkonzentriert gewirkt. Vielleicht stimmt es, vielleicht haben ihm dies aber Anwälte nahe gelegt, die genau wissen, worauf es evtl. ankommt. Es bestätigt, dass Carlsen dachte, Niemann hätte gecheatet. --

      Der Anwalt kritisiert, dass auch Nakamura verklagt wird, da er keine direkte kommerzielle Beziehung zu den anderen hat und als Streamer praktisch ein Berichterstatter ist. Damit sei die Klage weniger konsistent. Evtl. habe Niemann darauf bestanden und die Anwälte hätten es ihm nicht ausreden können.
      Zu den Vorwürfen: Nakamura sagte: Gerüchte des Cheatens habe er von anderen gehört -- wenn er das tatsächlich gehört hat, ist es keine Diffamierung, sondern er berichtet darüber, welche Gerüchte es gibt.

      Punkt 123, wo Nakamura etwas über Niemann-Dlugy sagt (hatte ich oben angegeben), was wohl faktisch zweifelhaft ist, sieht der Anwalt auch etwas kritisch, aber unklar, ob/wie schädigend es war (genau wie meine Anmerkung).

      Kritisch (und wahrscheinlich nicht mit Anwälten abgesprochen) sei dagegen die Pressemitteilung von Chess.com, sie hätten nicht-veröffentlichte Belege, das Niemann gecheatet hätte: Wenn es nicht veröffentlicht ist, kann das Diffamierung sein. Dann müsse Chess.com die Nachweise liefern.
    • Zwar schon rund 2 Wochen alt, aber ein interessanter Vorschlag von Kenneth Rogoff.

      "Was, wenn er wirklich ein zweiter Bobby Fischer ist?"

      "Lasst uns die Sache am Schachbrett klären."

      project-syndicate.org/commenta…eth-rogoff-2022-10/german


      Nachtrag:
      Vor ein paar Minuten konnte ich den Artikel noch vollständig lesen, nun nicht mehr...
      Seltsam!
    • Das ging mir auch so. Folgende Version konnte ich 1x anklicken:

      derstandard.at/story/200014021…ein-zweiter-bobby-fischer

      Eine Originalversion:

      pressreader.com/usa/the-boston…/20221007/281715503511163

      jordantimes.com/opinion/kennet…at-chess-cheating-scandal

      Das ist aber m.E. keine Lösung. Zunächst einmal hat Magnus Carlsen keine Lust, überhaupt gegen Niemann zu spielen. Da müsste jemand schon sehr viel Geld bieten. Und wieso sollte man eventuelle Cheater derart aufwerten? Sodann wäre es nicht schlüssig - bei Verlusten könnte Niemann sagen, seine Form schwankt.

      Der Vorschlag sieht eher sehr wie eine romantische Vorstellung aus, das Problem "im Kampf Mann-gegen-Mann zu klären".
      Die Schachwelt ist schon lange viel professionalisierter.

      Trotzdem -- dies wäre viel besser, als die Anwälte irgendwas ausfechten zu lassen. :/

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()

    • Der Anwalt Akiva Cohen (s.o.) ist die Klageschrift Punkt für Punkt durchgegangen. Bei sehr vielen Punkten fehlen die Nachweise; es reicht nicht zu sagen "das kann man so und so interpretieren"; man muss alles haargenau belegen, sonst hat man (zu Recht) bei einer Verleumdungsklage keine Chance.

      Die einzige inhaltliche Chance, dass es nicht schnell abgewiesen wird, bestehe evtl. gegen Chess.com.
      Aber dafür sei der Bundesstaat Missouri nicht zuständig.

      Übrigens: Niemann wird von Oved & Oved LLP vertreten, die laut Webseite 11-50 Beschäftigte haben.
      Die Stellungnahme von Chess.com erfolgte durch zwei Vertreter der Firma Lathams & Watkins LLP, laut Wikipedia mit "über 3.000 Anwälten in 31 Büros weltweit zum gesamten Wirtschaftsrecht."
    • Niemann hatte zugegeben, dass er beim online Schach ungefähr 100 Spiele betrogen hat. Das ist ein Grund, Niemann zu sperren.
      Die auch erfolgt worden ist von chess.com

      Niemann hat keinen Grund chess.com auf 100 Millionen Dollar zu verklagen, wenn er selber Betrüger ist.

      Die drei angeklagten Schachspieler haben Niemann nicht geschädigt.

      Die drei Spieler gaben die Vermutung zum Betrug an. Diese Vermutung muss bewiesen werden.

      Auch wenn diese Vermutung sich als falsch herausstellt, ist eine Anklage auf einen Schadenersatzes von je 100 Millionen Dollar immer noch nicht geltend.
    • PeterHerzberg schrieb:

      2 zugegebene Spiele reichen auch aus beim Onlineschach als Betrug.

      chess.com sagt, allerdings, dass es 100 wären, weshalb Niemann deswegen chess.com verklagt.
      Und wenn er dann gewinnen sollte heißt dies übersetzt, dass das Gericht der Meinung ist, dass chess.com dies nicht behaupten darf, weil der Server es nicht beweisen kann.

      und bei allem Respekt gegenüber der Schacharena. Wenn eine Seite wie chess.com keine "Beweise" liefern kann wegen Betrug, dann kann es auch die Arena nicht bzw. generell keine Schachseite (denn da steckt doch etwas mehr Geld dahinter)