Skandal oder Sommerloch?

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    • Die Vorwürfe gegen Niemann, deren Nennung gefordert wird, gibt es bereits.

      1. In seinem bewegenden Interview Skandal oder Sommerloch? während des Sinquefield Turniers nach Carlsens Rückzug hat Niemann zugegeben, als 16-Jähriger genau 2x online in random games (auf die es nicht sehr ankommt) gecheatet zu haben, um seine chess.com-Elozahl hoch zu bringen. Dies sei das einzige Mal gewesen. Am realen Brett habe er nie gecheatet.

      2. chess.com hat ihn nach Carlsens Sinquefield-Rückzug auf ihrer Webseite gesperrt. Auf Grund seiner Äußerungen haben sie publik gemacht, dass er nach ihren Analysen häufiger gecheatet habe, auch in wichtigeren Online-Spielen auf chess.com. Dies hätten sie ihm mitgeteilt. Skandal oder Sommerloch?
      Damit ist seine Aussage im Interview unwahr?

      3. In der Zeit 2019-2020 hat Niemann in jedem von 9 Real-Turnieren, die im Internet übertragen wurden, wesentlich bessere Resultate erzielt als in jedem von 10 Real-Turnieren, die nicht im Internet übertragen wurden.
      Der Unterschied ist drastisch.

      4. Nach Analysen von FM Andrii Punin habe Niemann in der Zeit, als er GM werden wollten, in 14 Turnieren in mehreren Partien, in denen es für ihn darauf ankam, phänomenal gespielt, in anderen nicht.
      Zu 3. und 4. siehe Skandal oder Sommerloch? Insbesondere diese Vorwürfe wurden unter den guten Turnier-Schachspielern bereits vorher diskutiert. Das ist allgemein bekannt.

      Im Sinquefield-Turnier wurde nicht gecheatet, insbesondere in der Partie Carlsen - Niemann nicht.
      Aber ich denke, darum geht es nicht.

      So weit ich weiß, hat Niemann sich zu den Vorwürfen von 2.-4. nicht geäußert. Es ist kein Gerichtsprozess, aber ich finde, das ist seine Pflicht, diese Vorwürfe auszuräumen.

      Carlsen möchte im aktuellen Online-Turnier spielen, hat aber wohl keine Lust, gegen Niemann zu spielen, so lange dies offen ist. Dafür habe ich Verständnis.
      Wenn man sagt, Carlsen müsse das begründen, dreht man die Verhältnisse um:
      Die Vorwürfe liegen bereits konkret vor und wurden von Medien als "crushing", vernichtend für Niemann bezeichnet.
      Man kann sogar auch sagen: Carlsen sorgt damit für einen sauberen Sport.
      Sorry: Niemann muss Obiges erklären.

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    • dangerzone schrieb:

      Gambitspieler schrieb:

      über 96% Übereinstimmung mit dem Computer in einer Schnellschachpartie finde ich schon sehr beeindruckend

      Gambitspieler schrieb:

      interessante Zahlen, aber leider statistisch gesehen ohne Wert, da die Gesamtmenge zu klein ist.
      Ach,und nun reicht doch schon eine Partie?

      Seltsame Auffassung.Mal so und mal so.....

      1.
      Um eine Turnier Leistung zu ermitteln braucht man mindestens 5 Partien.

      Deine 3300 Leistung von niemand bestand aus 3 Partien.
      Ein weiteres Remis und die Leistung wäre deutlich geringer.

      2.
      In der Partie wurde in einer 30 zügigen Partie nur 2 mal nicht der Computer Zug gefunden.
    • Ich zitiere mal das abschließende Statement aus dem Link von @Schroeder in #43

      "Ergebnis

      Dr. Regan hat alle Partien analysiert, die Hans Niemann in den letzten zwei Jahren gespielt hat, einschließlich der Online-Partien, die er bei Chess.com und bei Chess.com Turnieren gespielt hat, und seine Schlussfolgerung lautet, dass es keinen Grund gibt, Niemann des Betrugs zu verdächtigen.
      Dass die große Bandbreite der Ergebnisse, von denen einige gut und einige schlecht sind, zu einer Glockenkurve führt, ist dabei eigentlich ein Zeichen für eine gesunde Verteilung der Ergebnisse. Viele der so genannten Verdachtsmomente sind in Wirklichkeit ganz normal, und der Betrugsverdacht ist in Wirklichkeit das Ergebnis einer fehlerhaften Analyse durch eifrige Amateure. Auch online weisen seine Partien keine Ungewöhnlichkeiten auf."
    • Hi @dangerzone ,

      vielen Dank für Deine positiven Kommentare.

      Natürlich muss normalerweise die Schuld bewiesen werden, nicht umgekehrt. Das gilt zwar nur für Strafverfahren, Ordnngswidrigkeiten und Ähnliches, aber es gut, es auch sonst zu beherzigen.

      Interessanterweise scheint gerade ein Umschwung in den Medien stattzufinden: von Magnus Carlsen wird eine Begründung für sein Verhalten gefordert -- er wird für seine Aufgabe gegen Niemann fast schon verurteilt, zumindest moralisch, oder sehe ich das falsch? MC hat diesmal keinen Kommentar abgegeben und gesagt, dass er während des Turnieres keine Interviews geben werde.

      Genau diese Aussage hätte ich gerne nicht von Carlsen, sondern von Niemann zu den konkreten Vorwürfen 2.-4. in meinem Post, die sehr durch die Medien gingen (die aber in letzter Zeit weniger erwähnt werden).

      Zu 2.: Da gilt auch der "Datenschutz" -- chess.com und Niemann scheinen eine Vereinbarung gefunden zu haben, damit ist das deren Sache.

      Zu 3. und 4.: Ich habe selber in möglicher Verteidigung von Niemann darauf hingewiesen Skandal oder Sommerloch?, dass es zu 4. auch bereits eine teilweise Überprüfung gibt, die besagt, dass die Züge auch zwangsläufig sein können.

      Übrigens habe ich darauf hingewiesen, viele Medien machen das nicht. (Leider habe ich diese Youtube-Videos nicht mehr gefunden, aber vielleicht findet sie ja jemand anders.)

      Wenn nun gesagt wird, Carlsen sollte sich äußern, finde ich, dass dies viel mehr wegen 3. und 4. auf Niemann zutrifft.
      Er braucht keinen Gegenbeweis vorzulegen - diese Analysen können andere machen -, sondern lediglich noch mal zu bekräftigen, dass diese Vorwürfe nicht zutreffen und er da nicht betrogen habe.

      Diese Aussage hat er zwar bereits in seinem Sinquefield-Interview gemacht, aber auch bzgl. chess.com, und genau dazu hat chess.com ihn auf zwei Falschaussagen hingewiesen: es seien bei chess.com mehr als 2 Online-Partien gewesen, und auch wichtigere (also wohl in Turnieren) als random Spiele.

      Prof. Ken Regan, IM, anerkannter Experte, hat Niemanns Spiele "der letzten zwei Jahre" analysiert, siehe @Schroeder's und dein Post Skandal oder Sommerloch?, aber das war in der Corona-Zeit, als kaum Real-Turniere stattfanden.
      -- Habe nachgesehen: Ken Regan hat offenbar die Spiele ab Juni 2020 analysiert.
      Bei 3. und 4. geht es, denke ich, um die Zeit davor; vielleicht überlappt es teilweise.
      Wenn Ken Regan die Partien von 3. und 4. überprüft und nichts findet, wie bisher in den aktuelleren Partien, wäre das für mich der Nachweis der Unschuld.

      Im Übrigen möchte ich sehr auf @Schroeder 's Post Skandal oder Sommerloch? hinweisen, das Julius Bär Generation Cup-Turnier hat viele interessante Partien. Z.B. Ivanchuk - Carlsen gestern war phantastisch.

      Gruß Manni5

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()

    • Ich habe dazu:


      Manni5 schrieb:

      Zu 3. und 4. siehe Skandal oder Sommerloch? Insbesondere diese Vorwürfe wurden unter den guten Turnier-Schachspielern bereits vorher diskutiert. Das ist allgemein bekannt.
      mal eine Frage.

      Gibt es dazu eventuell etwas Veröffentlichtes, schon vor dem Sinquefield Cup dazu?
      Das würde mich echt interessieren.

      Mich macht nämlich etwas stutzig, aber ich gebe gerne zu, dass dies spekulativ ist.

      Über den Sieg von Niemann über Carlsen in einer Partie im FTX Crypto Cup (Mitte August 2022) hat man nix gehört, nach meinem Kenntnisstand.
      Im Gegenteil, Magnus gibt sogar selber zu, die entsprechende Partie schlecht gespielt zu haben und sieht für meinen Geschmack im Anschluß auch nicht gerade betrogen aus.
      images.chesscomfiles.com/uploa…eterDoggers/phplkGwMU.png


      Dann kam am 24.08.2022 die Ankündigung der Übernahme der (angeschlagenen?) Play Magnus Group durch Chess.com
      Und wiederum wenige Tage danach, kommt es beim Sinquefield Cup zu Carlsen's bekannter Reaktion.

      Und eine der wenigen "Belastungen" (bisher aber nichts vorgelegt) kommt nun zufällig vom Chess.com!?

      Steckt womöglich ein geschäftliches Interesse dahinter?
      Um seiner Werbe-Ikone einen potenziellen Konkurrenten fern zu halten?

      Mein Verdacht geht hier ausdrücklich nicht an Magnus Carlsen,aber man könnte ihm ja eingeredet haben, "Wir haben da einen Verdacht, das...."


      chess.com/de/news/view/chess-c…-magnus-group-ein-angebot
      chess-international.com/?p=61296
      veganeschachkatzen.de/play-mag…r-kommt-mit-zu-chess-com/
      perlenvombodensee.de/2022/08/26/ende-des-wettbewerbs/
      chess.com/news/view/ftx-crypto-cup-2022-round-2
    • Ich möchte zu meinem letzen Post noch ergänzen:


      "Investitionsriese General Atlantic steigt bei chess.com ein

      General Atlantic ist ein global operierender Finanzinvestor, der Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial untertstützt. Jetzt ist die Gruppe mit Sitz in New York, die Beteiligungen im Wert von etwa 35 Milliarden Dollar hält, bei chess.com eingestiegen."

      perlenvombodensee.de/forum/top…steigt-bei-chess-com-ein/
      chess.com/news/view/chesscom-g…nvestment?ref_id=43524416

      Nicht, dass Niemann und Carlsen beide zu "Bauernopfern" von Heuschrecken geworden sind, die den Schachmarkt für sich entdeckt haben...
    • Carlsens Coach Peter Heine-Nielsen hat sich gestern in einem Interview den Fragen von Kaja Snare gestellt. Bei allen Fragen zur Motivation und den weiteren Plänen von Carlsen in der Niemann-Sache zeigt er sich absolut loyal gegenüber seinem Chef ("even if I knew, I wouldn't tell you"). Aufschlußreich ist jedoch, was er zu den Ergebnissen von Ken Regan sagt. Regan sei auf seinem Gebiet (er hat einen PhD in Komplexitätstheorie) eine absolute Koryphäe, und er sei mit seinen Methoden der Cheating-Erkennung äußerst erfolgreich. Zusätzlich zu den rein statistischen Betrachtungen (mit denen Regan ausschließlich arbeitet) sei es aber erforderlich, mit dem Blick eines Weltklassespielers auf einzelne Partien zu schauen. Und dafür fehle IM Regan (Elo 2372) die Spielstärke.

      Er hält also implizit (wenn auch nur sehr indirekt formuliert) die Cheating-Vorwürfe gegenüber Niemann aufrecht.

    • dangerzone schrieb:



      Manni5 schrieb:

      Zu 3. und 4. siehe Skandal oder Sommerloch? Insbesondere diese Vorwürfe wurden unter den guten Turnier-Schachspielern bereits vorher diskutiert. Das ist allgemein bekannt.
      mal eine Frage.
      Gibt es dazu eventuell etwas Veröffentlichtes, schon vor dem Sinquefield Cup dazu?
      Das würde mich echt interessieren.

      Etwas vor dem Sinquefield-Cup Veröffentlichtes kenne ich nicht.
      Vielen Top-Spielern war dies bewusst, und Top-GM Svidler hat bestätigt, dass es hierüber Diskussionen gab.
      Damit wussten Magnus Carlsen, seine Berater und vermutlich alle Sinquefield-Teilnehmer es natürlich auch.
    • Es ist in meinen Augen kein Wunder, dass sich die GM Peter Heine-Nielsen und Jan Gustafsson in Interviews und Analysen nicht contra oder auch nur differenziert zu Magnus Carlsen äußern, sie sind schließlich seit zehn Jahren seine Sekundanten. Im Grunde kann man sich deren Positionen zum Thema Digitaler Betrug in der Causa Carlsen/Niemann schenken.

      Ich bin darüber hinaus beunruhigt, dass nun vehement von Hans Moke Niemann gefordert wird, seine *Unschuld* zu beweisen. Das entspräche einer Umkehr der Beweislast, auch wenn es aktuell kein anerkanntes Verfahren gibt, wie mit dem noch immer nicht ausgesprochenen Vorwürfen des digitalen Betrugs umzugehen wäre. Natürlich ist Magnus Carlsen als Weltmeister, Weltranglistenerster und erfolgreicher Schachunternehmer in einer komfortableren Position als der als ungehobelt verschriene Aufsteiger Hans Moke Niemann, der sich für seinen Elo-Zuwachs der letzten zwei Jahre rechtfertigen muss. In der Ausgabe 4/22 der *New in Chess*, die nebenbei zur Firmengruppe des Weltmeisters gehört, gab es ein wohlwollendes Portrait des jungen Amerikaners, ohne dass auf seine angeblich schon lange diskutierte anrüchige Vergangenheit oder gar Gegenwart als *Betrüger* eingegangen worden wäre.

      Ich finde es fatal, dass es immer noch keine klare Aussage von Magnus Carlsen gibt. Es gab a) den merkwürdigen Tweet zum Anlass seines Verlassens des Sinquefield-Cups, und es gab b) seine *Aufgabe* der Online-Partie gegen Niemann nach seinem ersten Zug. Wenn er etwas gegen seinen Opponenten vorzubringen hat, soll er es tun. Dann liegen die Dinge auf dem Tisch, und es werden sich Wege finden, dazu zu einer Einschätzung oder auch zu einem Urteil zu kommen. Aber einfach wie ein Orakel zu raunen und dann die Kiebitze an den Rechnern machen zu lassen, kann ich nur unmöglich nennen. Und feige ist es für mich obendrein: Carlsen lässt andere für sich äußern, dass Niemann gegen ihn elektronisch betrogen habe. Mit jedem verstreichenden Tag nimmt er eine verheerende Rufschädigung eines Großmeisterkollegen in Kauf. Carlsen läuft Gefahr, dass sein eigenes Renommee darunter leidet.
    • Läuferin schrieb:

      In der Ausgabe 4/22 der *New in Chess*, die nebenbei zur Firmengruppe des Weltmeisters gehört, gab es ein wohlwollendes Portrait des jungen Amerikaners, ohne dass auf seine angeblich schon lange diskutierte anrüchige Vergangenheit oder gar Gegenwart als *Betrüger* eingegangen worden wäre.
      Das passt zu meiner Überlegung, dass es hier erst kürzlich, eine Änderung gegeben haben muß.



      Interessant ist dann auch die Bemerkung von Conrad Schormann, der vermutet, dass genau jenes Anti-Cheating Team überfordert ist, dass Niemann überführt haben will.

      "Das mit einigem Getöse verkündete Verifzierungsprogramm sah in erster Linie aus wie ein Versuch, sich zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. „Bevorzugte Anti-Cheating-Kontrolle“ für verifizierte Mitglieder legte außerdem nahe, dass das Anti-Cheating-Team der rasant gewachsenen Seite mit den Millionen täglich auf chess.com gespielten Partien überfordert ist. Mittlerweile hat chess.com das Verifizierungsprogramm stillschweigend auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt."

      perlenvombodensee.de/2022/08/26/ende-des-wettbewerbs/
    • Habe mir die Daten zu Niemann angesehen.

      Zu den Vorwürfen von IM Andrii Punin (siehe Punkt 4 in Skandal oder Sommerloch? :( Der Artikel

      norway.postsen.com/sports/4550…s-%E2%80%93-Crushing.html

      (beachte die Überschrift: "crushing", vernichtend) schreibt hierzu:

      "In der Besprechung fällt Punin besonders das Großmeisterturnier Charlotte CCCCSA GM Norm Invitational auf.
      Dies war ein Turnier, bei dem Niemann auf der Jagd nach einer Norm war, die ihm den Titel eines Schachgroßmeisters einbringen könnte.
      Dort spielt Niemann auf einem ganz anderen Niveau als bei den anderen Turnieren, die Andrii verglichen hat,
      und er spielt den besten Computerzug 20-30 Mal hintereinander über mehrere Partien.
      Und das in einem der größten Momente seiner Karriere."

      Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version); leicht korrigiert.

      Professor Ken Regan, IM, anerkannter Experte, hat Niemanns Turniere der letzten 2 Jahre analysiert.
      Eine Zusammenfassung und Tabelle findet sich in

      cse.buffalo.edu/~regan/chess/f…ta/Niemann/NiemannROI.txt

      Dazu gehört auch das Charlotte-CCCSA-Turnier, siehe direkt in der 1. Zeile:

      Rank Matc% AvScD ROI #Mvs Sc/ #Gm Player Rtng Event/source-file
      ------ ----- ----- ---- ---- ------- ----------------------------- ---- ------------------------------------
      4718 61.9% 0.047 62.3 215 7.0/ 9 Niemann, Hans Moke 2465 CCCSAFallGM2020cat8_SF11d20-30pv1.sc4

      Dies steht ganz oben, weil der ROI-Wert von 62,3 der höchste ist.
      Auf dieses Turnier angesprochen sagt Regan im bereits verlinkten Interview (das ich mir zu großen Teilen angesehen habe):



      dass dies ein Maß für den Turniererfolg ist: 50 ist der erwartete Wert; ab 70 gehe bei ihm eine rote Lampe an, bei 65 eine gelbe;
      diese 62 seien noch im Rahmen, ein "gutes Resultat".

      Damit bestätigt er, dass dieses Resultat Punin und anderen auffallen konnte.
      Aber danach muss man es sich genau ansehen. Das macht Regan mit wissenschaftlichen Methoden.
      Das ist etwas ganz anderes als eine einfache Computer-Analyse zu machen.

      Insgesamt sind damit Punins Vorwürfe gegen Niemann im wichtigsten Punkt meines Erachtens entkräftet.

      In Interview wird Ken Regan auch auf die chess.com-Aussagen zu den zusätzlichen Verfehlungen von Niemann (s. Punkt 2 im angegebenen Post) angesprochen.
      Denn er hat sich auch chess.com-Turniere von Niemann angesehen und nichts gefunden. Ich weiß aber nicht, ob sich chess.com auf dieselben Partien bezieht.
      Im Interview bleibt Regan schwammig. Evtl. sei es ein Formulierungsfehler von Niemann.
      Von chess.com sind wohl keine Details zu erwarten, schon allein aus Datenschutzgründen und weil sie ihre Anti-Cheating-Programme nicht bekannt geben wollen.

      Verbleiben also Niemanns deutlich bessere Ergebnisse bei den Turnieren 2019-2020 mit Live-Übertragung als bei denen ohne; siehe die Tabelle am Ende von

      chessdom.com/new-allegations-w…ter-with-live-dgt-boards/

      Die letzten 3 dieser 19 Turniere fallen in Okt-Dez 2020. Diese hat Regan sich angesehen.
      Zum Charlotte Turnier siehe oben.
      Die beiden anderen sind laut Regan unauffällig. Interessanterweise hat er hier konträre Resultate zum Performance-Rating:
      im SPACE-Cup war Niemanns Performance negativ, lag laut Regan aber bei 54,4, also über dem erwarteten Wert;
      im US Class Championship war die Performance positiv, lag laut Regan aber mit 44,3 sogar unter dem erwarteten Wert.

      Das zeigt, dass die Tabelle kein Beweis ist, allenfalls noch "verdächtig".
      Für eine vollständige Klärung wäre es super, wenn Regan sich auch die übrigen 16 Turniere ansehen würde.
      Aber er sagte, er habe Zeitmangel.

      Zu Prof. Ken Regan als Wissenschaftler: Er arbeitet u.a. im Gebiet der Theoretischen Informatik und hat in einer ganzen Reihe von international führenden Tagungen und Zeitschriften publiziert.
      Seine Webseite, die auch weitere Artikel von ihm zu Schach enthält:

      cse.buffalo.edu/~regan/
    • Läuferin schrieb:

      ............

      Ich finde es fatal, dass es immer noch keine klare Aussage von Magnus Carlsen gibt. Es gab a) den merkwürdigen Tweet zum Anlass seines Verlassens des Sinquefield-Cups, und es gab b) seine *Aufgabe* der Online-Partie gegen Niemann nach seinem ersten Zug. Wenn er etwas gegen seinen Opponenten vorzubringen hat, soll er es tun. Dann liegen die Dinge auf dem Tisch, und es werden sich Wege finden, dazu zu einer Einschätzung oder auch zu einem Urteil zu kommen. Aber einfach wie ein Orakel zu raunen und dann die Kiebitze an den Rechnern machen zu lassen, kann ich nur unmöglich nennen. Und feige ist es für mich obendrein:


      Carlsen lässt andere für sich äußern, dass Niemann gegen ihn elektronisch betrogen habe. Mit jedem verstreichenden Tag nimmt er eine verheerende Rufschädigung eines Großmeisterkollegen in Kauf. Carlsen läuft Gefahr, dass sein eigenes Renommee darunter leidet.


      Niemann hat doch in der Vergangenheit schon ausreichend selbst für seine Rufschädigung gesorgt, was will man denn da jetzt noch schädigen ...?!

      Der Weltmeister hat vermutlich einfach keine Lust, gegen so einen Verhaltensauffälligen GM zu spielen.

      Das Moke jetzt unlautere Mittel für seine Siege verwendet hat, halte ich jedoch auch für wenig wahrscheinlich.

      Jedoch kann man es MC nicht verdenken, dass er hier jetzt auch überagiert und Niemann quasi vorführt.

      Wenn MC nicht gegen Niemann spielen will, dann hätte er bei diesem Turnier nicht antreten sollen - fertig.

      Jetzt ist er dabei, also sollte er bitteschön dann auch spielen und alles um Niemann anderen überlassen, aber nicht die Prinzessin auf der Erbse zum besten geben .

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    • Nach 12 Runden liegt Carlsen mit 25 von möglichen 36 Punkten (ein Sieg bringt in diesem Turnier 3 Punkte) in Führung. In der 11. Runde gelang ihm ein furioser Angriffssieg gegen Jan-Krzysztof Duda. Die Partie findet sich kommentiert in Julius Bär Generation Cup: Carlsen wieder vorne.

      Niemann ist Siebter, aber Giri, Yoo, Wojtaszek und Ivanchuk sind ihm dicht auf den Fersen. Es wird in den heutigen letzten drei Runden einen spannenden Kampf um die Qualifikationsplätze geben. Vincent Keymer liegt als Fünfter sehr gut im Rennen.

      Gleich um 18 Uhr geht es in die letzte Etappe mit den Runden 13 - 15: chess24.com/de/watch/live-tour…n-cup-2022-prelims/13/1/1
    • dangerzone schrieb:

      "Ergebnis

      Dr. Regan hat alle Partien analysiert, die Hans Niemann in den letzten zwei Jahren gespielt hat, einschließlich der Online-Partien, die er bei Chess.com und bei Chess.com Turnieren gespielt hat, und seine Schlussfolgerung lautet, dass es keinen Grund gibt, Niemann des Betrugs zu verdächtigen.
      Dass die große Bandbreite der Ergebnisse, von denen einige gut und einige schlecht sind, zu einer Glockenkurve führt, ist dabei eigentlich ein Zeichen für eine gesunde Verteilung der Ergebnisse. Viele der so genannten Verdachtsmomente sind in Wirklichkeit ganz normal, und der Betrugsverdacht ist in Wirklichkeit das Ergebnis einer fehlerhaften Analyse durch eifrige Amateure. Auch online weisen seine Partien keine Ungewöhnlichkeiten auf."

      ok er hat belegt, dass Niemann in den letzten 2Jahren zumindest nicht dauerhaft betrogen hat.

      Allerdings hat diese Analyse eine große Schwachstelle die er in seinen Zahlen eigentlich sehr gut beweist: cse.buffalo.edu/~regan/chess/f…/Niemann/RausisOTBROI.txt

      Der Herr Rausis hat zugeben in seinen Spielen ein Smartphone genutzt zu haben

      Trotz sind in der Auflistung von dem Betrüger auch Partien zu sehen, dessen Ergebnisse auch Niemann erreicht oder sogar übertrifft

      cse.buffalo.edu/~regan/chess/f…Niemann/NiemannOTBROI.txt

      Deswegen missfällt mir auch sein Kommentar, dass die Betrugsverdachte eine fehlerhafte Analyse von eifrigen Amateuren ist.
    • @Gambitspieler

      Guter Punkt. Wenn ich mich recht erinnere, sagt Regan dazu etwas im Interview: Bei Rausis liegen *alle* Werte über 50. Bei Niemann liegen sie sowohl über wie unter 50. Letzteres ist zu erwarten. Das ist der Unterschied.

      Seine Bemerkung zu den "eifrigen Amateuren" gefiel mir auch nicht so sehr. Man kann sie leicht missverstehen und als Überheblichkeit von Regan deuten. Tatsächlich hat er in der Forschung Jahre lang diese Fragen untersucht und auch auf sehr angesehenen internationalen Tagungen mehrfach dazu publiziert (eine gute Übersicht über seine Publikationen in der Informatik erhält man leicht, wenn man bei Google "dblp Regan" eingibt). Vor diesem Hintergrund "stimmt" seine Bemerkung (aber man hätte es anders formulieren können).

      *********************************************

      Ich denke, es gibt eine Möglichkeit, sehr viel zur Aufklärung dieses Debakels beizutragen.

      Jemand, der wohlhabend ist, könnte Prof. Ken Regan um eine Untersuchung von Niemanns Spielen auch der Jahre 2019-2020 bitten (natürlich mit Bezahlung). Danach wäre man sich zwar nicht absolut sicher, aber *erheblich* sicherer.

      Wie Hikaru Nakamura am Ende des Videos in Skandal oder Sommerloch? sagt, ist eine derartige Untersuchung viel Arbeit, für die es kaum Dank und kein Geld gibt.

      "Jemand" könnte z.B. einer der Milliardäre sein, die Schach sponsorn, z.B. Sinquefield selber? Oder der Financier des Kandidatenturniers in Madrid? :)

      ***************************************************

      Wissenschaftliche Arbeiten werden vor der Publikation standardmäßig von anderen Wissenschaftlern, die auch auf dem Gebiet arbeiten, anonym begutachtet. Nun ist Regans Analyse keine wiss. Publikation, aber es ist schade, dass es offenbar keine anderen Wissenschaftler gibt, die diese Überprüfung vornehmen könnten. Das soll keine Kritik ein -- es ist nur ein Vergleich mit den Ansprüchen der Wissenschaft (und im Interview betont Regan dieses Wort ja wiederholt).

      (---- upps, der kleine Seitenhieb war jetzt aber heftig! ----)
    • Ein Artikel, der das Thema Cheating im Schach beleuchtet, ist

      chesstech.org/2020/understand-the-cheater/

      Er kritisiert auch die quasi-Monopolstellung von Ken Regan auf der wissenschaftlichen Seite.
      Ferner verweist er auf eine wissenschaftliche Publikation aus dem Jahr 2015, in der Regan's statistischer Ansatz kritisch untersucht wird -- leider ist dieser Artikel hinter einer Bezahlschranke.
      Und er weist auf Untersuchungen aus den Sozialwissenschaften und Psychologie zu diesem Thema hin.

      Ein Link zu einer längeren deutschen Version ist am Ende angegeben:
      grumbeerschach.de/dan-statt-ke…ng-fuer-schachvereine-ii/
      Diese bemängelt auch das Defizit an fundierter Info zum Thema Cheating im Schach.