Skandal oder Sommerloch?

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    • Hier sind die Anti-Cheating Regeln der FIDE:

      fpl.fide.com/anti-cheating-regulations/

      Unter den Regeln von 2022 findet sich im Abschnitt I.6 der Satz, dass als einzige derzeit zugelassene statistische Methode der Beurteilung die "Methode von Dr. Kenneth W. Regan" ist.

      @Schroeder zu Deinem letzten Satz oben: Ob das dann auch für die Schacharena gilt?

      - entsprechend zu anderen Regeln, mit Empfehlung der Meldung an die nationale Schachorganisation, also an den Deutschen Schachbund.
    • Ich gehe mal davon aus, daß die Meldung an die FIDE nur von solchen Plattformbetreibern verlangt wird, die über sehr gute Anticheating-Algorithmen verfügen. Und das dürften derzeit nur chess.com und lichess sein.

      Wenn dieser Weg eingeschlagen wird, dann wird die Offline- und die Online-Schachwelt etwas mehr zusammenwachsen, und Online-Cheating wird kein Kavaliersdelikt mehr sein. In diesem Falle hätte Carlsen mit seinem Verhalten der Schachwelt einen großen Dienst erwiesen.
    • Ich wage auch eine Prognose.


      Hans Niemann kann über den selbst eingeräumten Online-Betrug hinaus,nach den bisher geltenden Regeln, kein (weiterer) Online- und auch kein 'Over The Board-Verstoß' nachgewiesen werden.

      Für den eingeräumten Onlinebetrug wird gegen Hans Niemann eine Sperre von 1 Monat ausgesprochen.

      Für die ungerechtfertigte Beschuldigung über weiteren Betrug des Hans Niemann, wird Magnus Carlsen mit einer Sperre von 3 Monaten belegt.

      Es wird im Sinne der gesamten Schachwelt angestrebt, innerhalb von 3 Monaten mit den Onlineservern XX und YY, ein gemeinsames Regelwerk, zum Erkennen und Nachweisen von Online- und Offlinebetrug, zu erarbeiten.
    • chess.com hat ja sehr bald nach dem Niemann-Interview (siehe Posting 4) der Darstellung von Niemann widersprochen: "Mit Blick auf unsere Entscheidung haben wir ihm detaillierte Beweise vorgelegt, inklusive Informationen, die seine Aussagen zu der Zahl und Schwere seiner Betrügereien auf 'chess.com' widerlegen."

      Hier wurden von chess.com natürlich keine Details genannt. Deutlicher wurden Hikaru Nakamura und Eric Hansen in einem youtube-Video kurz nach dieser chess.com-Erklärung (wenn ich das wiederfinde, verlinke ich es hier). Sie sagen, daß Niemann bei einer Ausspielung von "Titled Tuesday" in 2017 betrogen haben soll - und zwar von der ersten bis zur letzten Partie. Obwohl die darauf folgende Sperrung von Niemann nicht öffentlich gemacht wurde, sei dies ein offenes Geheimnis, und alle Topspieler wüßten das, können sich aber natürlich nicht öffentlich dazu äußern.

      Wenn chess.com der FIDE die Belege darüber vorlegt, dann dürfte klar sein, daß Niemann über den selbst eingeräumten Betrug hinaus ("I cheated only in some random games", "I would never cheat in money tournaments") betrogen hat. Der Vorwurf an Carlsen wegen falscher Beschuldigung dürfte allein dadurch vom Tisch sein.

    • Der junge holländische Großmeister Max Warmerdam (Elo: ca. 2610) hat kürzlich auch noch Öl ins Feuer gegossen, nachdem er im Juni diesen Jahres beim Prague Chess Festival Challengers in der tschechischen Hauptstadt auf Hans Moke Niemann getroffen war.

      Niemann - Warmerdam, Prag 2022 (Tarrasch-Verteidigung, Schara-Hennig-Gambit)





      In dieser durch viele taktische Finessen geprägten Partie endet die Eröffnungstheorie in den einschlägigen Schachbüchern spätestens mit dem 11. Zug von Schwarz. Wie Warmerdam nach dem Spiel erklärte, hatte er kurz zuvor den möglichen weiteren Spielverlauf zu Hause genau untersucht und dabei (sicherlich mit Analyse-Unterstützung starker Engines wie Stockfisch) eine Zugfolge gefunden, wie sie sich in dieser Partie auf wundersame Weise tatsächlich exakt genauso bis zum 28. Zug wiederholte.

      Warmerdam sagte: "Es war sehr seltsam zu sehen, wie Hans den schwierigen Weg bis zum Zug 28.- Kc8 (dem Ende meiner vorbereiteten Analyse) problemlos fand, obwohl er bereits nach 11.- h6 aus den Eröffnungsbüchern raus war und in der Folge die richtige Fortsetzung selber finden musste. Aus diesem Spiel wurde mir klar, dass er ein absolutes Genie ... oder etwas anderes ist."

      Was Warmerdam mit den Worten "etwas anderes" gemeint hat, das wollte er allerdings nicht verraten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von hajoja () aus folgendem Grund: kleine Korrekturen

    • Zu dieser Variante gibt es eine bis zum 21. Zug identische Vorgängerpartie, die in 2013 auf dem Fernschachserver FICGS gespielt wurde:

      Germanes, Ramil (2343) - Anderson, Peter (2358)
      Fernschachpartie auf FICGS, 15.2.2013



      Es ist tatsächlich erstaunlich, mit welcher traumwandlerischen Sicherheit Niemann die Züge 14 bis 22 am Brett gefunden hat. Ich glaube nicht, daß es unter den Top 10 der Welt viele gibt, die das geschafft hätten.

      Ich kann nachvollziehen, daß Carlsen nach seiner Partie gegen Niemann im Sinquefield Cup unter einem ähnlichen Eindruck gestanden haben muß wie Max Warmerdam nach der Partie in Prag. Carlsen spielt mit 4.g3 eine seltene Variante gegen Nimzoindisch, die er nie zuvor gespielt hat. Dennoch serviert ihm Niemann in den ersten 17 Zügen die Top-Enginezüge. Und im Interview nach der Partie redet Niemann dazu wirres und unglaubwürdiges Zeug ("auf mysteriöse Weise bei der Vorbereitung auf dem Brett gehabt" etc.). Carlsens Reaktion ist unter Einbeziehung der Vorgeschichte (er wußte vermutlich über den Umfang von Niemanns Cheating auf chess.com bescheid) absolut verständlich - auch wenn Niemann einen Tag später eine etwas glaubwürdigere Erklärung für sein überragendes Eröffnungswissen (Zugumstellung aus Katalanisch vorbereitet) präsentierte.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Der CEO (Geschäftsführer) und Co-Gründer von chess.com Erik (vermutlich: Erik Allebest) hat gesagt, was man von dem angekündigten Statement zu Hans Niemann erwarten kann:

      reddit.com/r/chess/comments/xr…that_their_investigation/

      Er bittet zunächst um etwas Geduld. Dann folgt die Ankündigung.

      Übersetzung der letzten beiden Absätze (den mittleren Absatz zur Betonung eingefügt):

      "Das ist eine große Sache. Es ist die Zukunft des Schachs. Es wird gewissenhaft gehandhabt. Es wird nicht unter den Teppich gekehrt. Wir sagen nicht: "Vertraut mir" und hoffen einfach, dass die Welt aufhört, uns zu beachten. Es wird keine "Nicht-Antwort des Unternehmens" geben.

      Was kommt, ist ein vollständiges, ehrliches, unverfälschtes Gespräch mit einem vollständigen Zeitplan und einer Untersuchung aller Inputs und Outputs.

      Ich behaupte nicht, dass jedem alle Antworten gefallen werden oder dass jeder mit allen Entscheidungen einverstanden ist. Was ich sage ist, dass die Fakten und Gründe dargelegt werden, und das Gespräch wird stattfinden, und meine aufrichtige Hoffnung (und Erwartung) ist, dass das Schachspiel besser dastehen wird, weil es diese ganze Saga durchlaufen hat."

      Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
    • Zur Partie Niemann - Warmerdam:

      Zuerst vielen Dank für die Partie @hajoja , die super spannend ist.

      Ich finde vor allem den Angriff von Warmerdam äußerst originell und stark.

      Zu Niemann: Habe mir überlegt, ob und wie man seine Züge erklären kann. Nach 13. Dxd7 hat er eine ganze Figur und einen Bauern mehr. Die Züge danach folgen dem Grundsatz:

      - kein weiteres Risiko eingehen, auf Sicherheit spielen
      - so schnell wie möglich die Rochade anstreben

      Ich glaube, damit wird vieles bis Zug 19 einigermaßen erklärlich.
      Allerdings setzt das voraus, dass man nicht versucht, die Figur zu halten.

      Die Originalität und die Ideen kühner Züge lagen mehr bei Warmerdam, denke ich.
    • Nachfolgend möchte ich noch eine weitere merkwürdige Partie zeigen, die (vielleicht zu Unrecht) im Kreuzfeuer der Meinungen steht, ob Hans Moke Niemann beim Schachspiel betrogen hat oder nicht.
      Sein Gegner in dieser Partie ist Abhimanyu Mishra, der Ende Juni 2021 im Alter von 12 Jahren, 4 Monaten und 25 Tagen der jüngste Großmeister der Schachgeschichte wurde.
      Diese Begegnung fand im April 2020 im Rahmen eines GM-Normen-Qualifizierungsturniers im Charlotte Chess Center & Scholastic Academy der Stadt Charlotte in North Carolina (USA) statt.

      Mishra - Niemann, Charlotte/NC 2020 (Zweispringerspiel im Nachzug, Giuoco piano)



      Niemann hat diese interessante Partie übrigens in der US-amerikanischen Schachzeitschrift Chess Life (Heft: April 2021, Seite 30-32) selbst kommentiert:

      2021_04.pdf (aodhosting.com)

      Hat Niemann in diesem Spiel betrogen oder nicht?
      Nach mehrfacher Partie-Durchsicht glaube ich sagen zu können, dass Niemann im 17. Zug seinen Springer freiwillig ins Exil nach h2 schickte, wobei er intuitiv die weiteren Folgen als vorteilhaft für sich eingeschätzt und dazu vermutlich keine Hilfe irgendeiner Schach-Engine in Anspruch genommen hat. Ich meine also, dass Niemann in dieser Partie sauber geblieben ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von hajoja () aus folgendem Grund: kleine Korrekturen

    • Mal so ein Gedanke. Findet ihr es nicht seltsam, dass chess.com schon Anfang September den Account von Niemann gesperrt hat und angeblich Beweise hatte.

      Jetzt aber erst anfängt, alles zusammen zu suchen...??!!
      Man dürfte doch erwarten, ein Klick/Griff/Ausdruck und bang! Oder!?





      Die tolle Partie gegen Mishra wurde z.B. auch von EPIC Chess analysiert.


      Auch von agadmator.
      Er schloß mit einer Bemerkung wie "Bitte mehr solche Partien..!!" oder so ähnlich.Der redet immer so schnell, da reichen auch 0,75 Wiedergabegeschwindigkeit 8o



      Übrigens starten heute die US Meisterschaften u.a. mit Niemann!
      uschesschamps.com/2022-us-championships/2022-us-championship
    • Im folgenden Artikel diskutiert FM Nate Solon die Genauigkeit des Spiels von Hans Niemann. Es wurde ja gesagt, er spiele äußerst genau, sogar genauer als der Weltmeister.

      zwischenzug.substack.com/p/did-hans-niemann-cheat

      Zunächst stellt Solon dar, dass "Let's Check" nicht die Genauigkeit oder Güte der Züge, sondern die Übereinstimmung mit eingespeicherten Computeranalysen überprüft. Wie schon festgestellt, kann und wird sich das von Spieler zu Spieler unterscheiden und kann manipuliert werden (und wurde es vielleicht sogar). Damit scheidet "Let's Check" als Mittel für Betrugsnachweis aus. Chessbase sagt auch selber, dass "Let's Check" *nicht* zur Betrugsüberprüfung verwendet werden soll.

      Danach untersucht Solon 5 Spieler auf die Genauigkeit in allen ihren Realpartien der Zeit 2020-2022, mittels Stockfish 15 und Tiefe 18. Ausgedrückt in durchschnittlichen Centipawn-Verlusten erhielt er:

      - Carlsen und Nepomniachtchi: beide 16,9
      - Erigaisi 23,3
      - Gukesh 23,4
      - Niemann 25,6.

      Er hat Erigaisi und Gukesh genommen, da beide junge Spieler sind, die große Fortschritte machten, wie Niemann.

      Also: Carlsen und Nepo haben mit Abstand die höchste Genauigkeit, die Nachwuchsspieler haben ähnliche Werte, Niemann dabei sogar den niedrigsten.

      Laut Solon heißt das nicht, dass Niemann nicht betrogen hätte. Es wirft nur auf die Behauptung, Niemann spiele genauer als Carlsen, ein anderes Licht. Im Schnitt aller Spiele ist das nicht der Fall.

      Auch dies ist nur eine exemplarische Untersuchung, die alles mit einem Verfahren auf einen Zahlenwert reduziert. Aber sie sieht dabei fundiert aus.
      Insofern bestätigt sie die bisherige detaillierte Analyse von Prof. Regan (er verwendet 3 Verfahren), dass Niemanns Realspiele insgesamt gesehen unauffällig sind.

      -- Die meisten, die Niemann beschuldigen, bestreiten das nicht, sondern halten ihn für einen intelligenten Cheater, der ("nur") in einzelnen Partien betrüge. Für seine Realspiele gibt es aber hierfür bisher offenbar keinen Nachweis. Regan stellte bei einem Havanna-Capablanca-Turnier fest, dass nicht Niemann genauer spielte, sondern dass seine Gegner mehr Fehler machten.
    • Der Bericht von chess.com ist 'raus:

      Hans Niemann hat demzufolge wahrscheinlich in mehr als 100 Partien bei chess.com betrogen.

      chess.com/blog/CHESScom/hans-niemann-report

      Der dort verlinkte Bericht (72 Seiten!):

      drive.google.com/file/d/11IokK…YEzAuyViIleSZ_2wl0ag/view

      Eine Beschreibung:

      n-tv.de/sport/Niemann-hat-wohl…ogen-article23629218.html

      Der Bericht listet auf (Tabelle 1, Seite 5), dass Niemann im Titled Tuesday im Juli 2015 (da war er 12!), April 2017 sowie im Zeitraum Feb - Aug 2020 betrogen habe; insgesamt mehr als 100 Partien. Für die meisten dieser Online-Turniere/Matches hat Prof. Regan das Resultat unabhängig bestätigt.

      Direkt nach dem letzten Vorfall vom 11. Aug. 2020 hatte chess.com Niemann per email kontaktiert, sein Account gesperrt, und ihm einen zweiten Account mit stark eingeschränkten Rechten gegeben.

      Nach den Vorkommnissen im Sinquefield-Cup stand an, dass Niemann an der
      Globale Chess.com-Championship 2022 teilnehmen würde. Chess.com fand, dass dies zu sehr viel Unruhe führen könne. Daher schrieben sie ihm privat, dass sie sein Account vorläufig sperren, die Einladung zum GCC '22 zurückziehen, aber ihm die entgangenen 5.000 Dollar für die 1. Runde trotzdem auszahlen würden. Er könne sein Account selber beenden. Dann wäre dies privat geblieben. Niemann machte aber publik, dass chess.com ihn sperren würde. Daraufhin sagte chess.com, dass seine Äußerungen im Sinquefield-Interview nicht korrekt seien; er habe öfter gecheatet.

      Danach haben sie auch seine Realpartien untersucht. Verschiedene Punkte sind verdächtig: von den jüngeren top-GMs wurde er erst (!) im Alter von 17 Jahren (!!) GM, alle anderen aber vorher. Wenn man nicht mit 14 oder max. 15 Jahren GM sei, erreiche man nicht mehr die Weltspitze. Seine Leistungen fluktuieren offenbar stärker, aber auch das komme auch bei anderen vor.

      Aber sie schreiben, im Endeffekt haben sie seit August 2020 nichts eindeutig Belastendes gefunden.
      Auch die Genauigkeit seiner Partien sei nicht außergewöhnlich, liege sogar unter der von anderen Spielern
      (vgl. die Ergebnisse von FM Nate Solon, s.o., der dies exemplarisch ebenfalls herausfand).
      Sie würden aber dem FIDE-Kommittee ihre Ergebnisse zur Verfügung stellen.

      -- das war parallel zu @Schroeder's Eintrag :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()

    • PS Übrigens hat Prof. Regan sich auch die beiden Chess.com Titled Tuesday-Turniere vom 16. Juni und 11. Aug. 2020 angesehen (bei denen es auch um Geld geht):

      Laut Chess.com-Bericht soll Niemann in diesen Turnieren in allen 2 x 10 Spielen betrogen haben.

      Laut der Auswertung von Prof. Regan sind Niemann's ROI-Werte in diesen beiden Turnieren mit 57,5 und 53,4 zwar beide über 50, aber unter 60 und damit "unauffällig".

      cse.buffalo.edu/~regan/chess/f…ta/Niemann/NiemannROI.txt
    • Offenbar ist es, eine gewisse Skrupellosigkeit vorausgesetzt, auch für Profis nicht so schwierig, bei Online-Partien einen Rechner mitlaufen zu lassen und sich die besten Züge vorgeben zu lassen, um sie dann als eigene auszugeben, wenn seitens des Veranstalters keine Kamera installiert ist, die das unmittelbare Umfeld des Spielers am Monitor zeigt. Die Untersuchung von chess.com wirkt da ausgesprochen erdrückend und lässt Hans Moke Niemann in zunehmend düsterem Licht erscheinen.

      Ich vermag aber weiterhin nicht zu verstehen, wie bei Partien am realen Brett im Turniersaal digital betrogen werden kann. Die Spieler werden vor Betreten des Turniersaals wie am Flughafen auf elektronische Geräte untersucht, ein Smartphone auf der Toilette zu verstecken, fiele angesichts der nötigen Frequenz der Toilettenbesuche irgendwann auf. Und wenn es einen externen Helfer des Betrügers am Brett gibt, muss dieser ja mit dem Spieler während der Partie kommunizieren - wie genau geschieht das?
    • Hier wird über das 'Mikrowellenhören' geschrieben.

      "Die Technik hierzu ist schon seit Jahrzehnten vorhanden. Damit können auch Informationen bzw. Schachzüge übertragen werden."

      chess-international.com/?p=62551




      Das dürfte wohl eher nicht zutreffen, ist aber schon vorgekommen:

      "Allgemein bekannt ist ein Betrugsfall an der Schacholympiade 2010. Ein Helfer der Franzosen verfolgte die Spiele übers Internet und sandte dem Mannschaftsbetreuer Empfehlungen via SMS. Dieser nutzte einen raffinierten Code von Gesten und Postierung im Raum, um einem seiner Schützlinge die gewinnbringenden Züge zu signalisieren."

      nzz.ch/sport/schach-ld.1705209
    • Die FIDE-Untersuchungskommission soll auch Hans Niemanns Äußerungen in Interviews während des Sinquefield-Turniers untersuchen. Siehe Chess.com-Bericht Seite 4, mit Links zu den Interviews:

      " Insbesondere in Interviews, die er während des Sinquefield Cups 2022 gab, äußerte sich Hans mehrmals gegenüber der
      Presse über angebliche frühere Betrugsfälle:

      - Außer als ich 12 Jahre alt war, habe ich nie, nie, nie - und das würde ich nie tun, das ist
      das ist das Schlimmste, was ich je tun könnte - bei einem Turnier mit Preisgeld zu betrügen.
      - Als ich noch gestreamt habe, habe ich nie geschummelt.
      - Denken Sie daran, dass ich 16 Jahre alt war, ich wollte nie jemanden verletzen, es waren Zufallsspiele.
      Ich würde es niemals - nicht einmal im Traum - in einem realem Spiel. "

      Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

      Allen drei Punkten widersprechen die Resultate aus Tabelle 1 des Chess.com-Berichts. Diese beziehen sich auf die Zeit bis August 2020. Danach wurde er bei Chess.com gesperrt. Um das Zweitkonto zu erhalten, musste er die Täuschungsvorfälle selber angeben, also reinen Tisch machen. Das ist die generelle Verfahrensweise von Chess.com zumindest mit GMs. Damit hatte er die Täuschungsvorwürfe zugegeben.

      Niemann könnte versuchen zu sagen, dass er sich mit obigen Äußerungen auf die Zeit nach August 2020 bezog und dass er während des ganzen Sinquefield-Turniers unter Höchstspannung war: dies war *das* Turnier des Jahres, er konnte nun teilnehmen und gegen die Topspieler antreten. Dies sei eine Extremsituation, die seine sprachliche Ungenauigkeit erkläre.

      Für ihn spricht, dass die Täuschungen "nur" Online-Spiele bis Aug. 2020 betrafen (da war er 17) und man ihm seit Sept. 2020 nichts mehr nachweisen konnte. Es fehlen sowohl die statistischen Nachweise (die "Leiche") als auch die mögliche Methode (die "smoking gun"). Er könnte sich gerade durch die Chess.com-Reaktion geläutert haben.

      Chess.com empfiehlt 2 Realturniere von 2016 und 4 weitere Realturniere von Sept. 2020 - April 2022 für eine genauere Untersuchung.

      Ich finde, jeder hat ein Recht auf eine 2. (und auch 3.) Chance.
      Aber ebenso kann man Magnus Carlsen verstehen, wenn er zumindest vorläufig gegen Niemann nicht mehr spielen will.