Schachspielerinnen erheben Vorwürfe gegen männliche Kollegen

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    • Schachspielerinnen erheben Vorwürfe gegen männliche Kollegen

      Die Schachwelt hat jetzt auch ihre #MeToo-Debatte. In einem Offenen Brief verurteilen mehr als 70 (überwiegend französische) Unterzeichnerinnen sexistisches Verhalten von männlichen Kollegen. Der SPIEGEL berichtet: Schachspielerinnen erheben Vorwürfe gegen männliche Kollegen

      TBG berichtet:

    • Heute in der Süddeutschen Zeitung:

      Für eine Teenagerin gibt es kaum ein sexisttischeres Umfeld

      Frauen stellen im Schachsport eine Minderheit dar - in einem offenen Brief wehren sich mehr als einhundert Unterzeichnerinnen gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe durch Kollegen. Großmeister und Männer mit Macht seien Teil des Problems, sagt die französische Spielerin Yosha Iglesias.

      "Wir Schachspielerinnen"
      Mit diesen Worten ist ein offener Brief überschrieben, der seit der vergangenen Woche große Aufmerksamkeit in der Schachwelt erfahren hat und den auch die prominente Großmeisterin Susan Polgar unterzeichnete. Die Verfasserinnen berichtn von sexistischer und sexualisierter Gewalt - ausgeübt von "Schachspielern, Trainern, Schiedsrichtern oder Managern"
      Eine der 14 französischen Initiatorinnen ist die Spielerin und die Trainerin Yosha Iglesias, 35. Der Schach-Weltverband ignoriert das Thema, sagt sie am Telefon.

      SZ: Frau Iglesias, mehr als einhundert Frauen aus dem Schach haben Ihren Brief bislang unterschrieben. Überrascht Sie diese Zahl?

      Yosha Iglesias:

      Es war schwer vorauszusehen wie viele Frauen unterschreiben würden. In gewisser Weise sind 100 natürlich viel zu viele, aber ich bin nicht wirklich überrascht. Denn ich glaube, die allermeisten Schachspielerinnen könnten diesen Brief unterschreiben.

      SZ_ Wie meinen Sie das?

      Iglesias:

      Nach der französischen Meisterschaft im Blitzschach in diesem Jahr saß ich abends mit einigen Spielerinnen zusammen, alle waren jünger als ich. Und jede konnte Geschichten über Sexismus oder erfahrene sexuelle oder sexualisierte Gewal erzählen. Einige brachen mir das Herz.

      SZ: Kam anschließend die Idee mit dem Brief?

      Iglesias:
      Ja. Am nächsten Morgen habe ich meine gute Freundin Mathilde Choisy angerufen. Sie ist ehemalige Generaldirektorin des französischen Verbandes. Ich sagte ihr, daß wir irgendetwas unternehmen müssen und ein offener Brief der Weg an die Öffentlichkeit sein könnte. Also haben wir so viele Frauen wie möglich gefragt, was sie davon halten und welche Vorschläge sie haben. Es war eine Gemeisnchaftsarbeit. Und vor eingien Tagen haben wir dann entschieden, ihn zu veröffentlichen.

      Die Dame ist nur auf dem Brett die stärkste Figur

      Die Schachwelt ist noch weit davon entfernt, Männer und Frauen gleich zu behandeln. Zwar gibt es Verbesserungen, doch die Spielerinnen fühlen sich vom Weltverband Fide im Stich gelassen.

      SZ_ Wie fallen die Reaktionen aus?

      Iglesias:

      Da muss man unterscheiden. Die allermeisten Frauen sind sehr unterstützend und einige haben den Brief unterschrieben. Viele sagten aber auch, sie fühlten sich nicht ebrechtigt zu unterschreiben, weil sie glauben, ihnen sei nichts "richtig Schlimems" passiert.

      SZ_ Und Männer?

      Iglesias:

      Da waren die Reaktionen etwas verschiedenartiger, ich würde sie in drei Kategorien aufteilen. Es gibt viele Mäner, die uns unterstützen und sagen, dass sie auch verärgert sind. Einige wollten sogar den Brief unterschreiben, aber das wollten wir nicht. Die zweite Kategorie sind Männer, die nicht wissen, was sie davon halten sollen oder die es schlicht nicht interessiert. Und dann gibt es noch, besonders im Netz, sehr viele Hasskommentare. Da ist etwa zu lesen, dass Männer die wahren Opfer seien, und es gebe gar kein Problem mit sexueller Gewalt im Schach. Aber das hatten wir erwartet, man kennt das ja.



      SZ: Schach hat eine lange, aber auch beinahe ausschließlich männliche Geschichte. Bis heute sind Frauen klöar ind er Unterzahl, sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Ist die Schachwelt besonders gefährlich für Frauen?

      Iglesias:

      Das ist ein sehr sensibles Thema. Ich glaube in keiner Weise, dass männlihe Schachspieler schlimmer sind als andere Männer. Aber die Schachwelt ist speziell.

      SZ: Inwiefern?

      Iglesias:

      In kaum einer anderen Sportart kann es passieren, dass ein Mädchen im jugendlichen Alter gegen einen 5ojährigen Mann antritt. Es gibt einige reine Frauenturniere, aber die meisten sind offen für alle. Das bedeutet, wenn bei einem Turnier 110 Teilnehmer antreten, dann sind vermutlich 1oo Spieler männlich und nurzehn weiblich. Darunter sind auch Jugendliche und sogar Kinder. Fälle von sexueller Gewalt gibt es natürlich auch in vielen anderen Sportarten, aber dass junge Mädchen eine Woche lang beinahe ausschließlich von teils deutlich älteren Männern umgeben sind, das gibt es nur im Schach.

      SZ_ Welche Auswirkungen hat das?

      Iglesias:

      Ich kann nur für Frankreich sprechen, aber hier sehen wir einen großen Rückgang der weiblichen Schachspielerinnen im jugendlichen Alter. In den Altersklassen bis 12 Jahre sind Mädchen zu etwa 35 Prozent vertreten, dann nimmt diese Zahl deutlich an.

      SZ: Sie führen das auf sexuelle und sexualisierte Gewalt zuück?

      Iglesias:

      Wir glauben, einer der Hauptgrüne, wenn nicht der Hauptgrund dafür ist sexistische und sexualisierte Gewalt, ja. Für eine Teenagerin gibt es kaum ein sexistischeres Umfeld als Schach. Nochmal: Nicht weil männlicheSchachspieler im Durschschnitt besonders schlechte menschen sind, sondern weil sich ein Mädchen unter 100 Männern immer mindestens dumme Kommentare anhören muss und manchmal noch viel Schlimmeres erleidet.
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • WIM Sabrina Chevannes (Mitglied der englischen Frauennationalmannschaft, Trainerin, Autorin) beschreibt in einem Interview mit der "Times", warum sie professionelles Turnierschach aufgegeben hat. Unter anderem:

      "Es ist die ständige Angst bei Turnieren, zu denen man geht, und man kann sich nicht entspannen. Ständig wird man von Männern angemacht, die einem vorschlagen, in deren Zimmer zu gehen. Man wird in Situationen gezwungen, in denen man nicht sein möchte. Dann sieht man noch schlimmere Situationen, in denen Leute versprechen, dass man XYZ bekommt, sei es bei der Auswahl für einen Teamplatz oder beim Coaching, wenn man ihnen gegenüber andere unangemessene Verhaltensweisen an den Tag legt. Das ist bei all diesen Veranstaltungen einfach normal."

      "Das ist der Grund, warum ich aufgehört habe, Schach zu spielen. Es ist weit verbreitet, es ist etwas, worüber man viele Jahre lang nicht gesprochen und unterdrückt hat. Ich schätze, sie wollen nicht das Bild ruinieren, dass Schach ein Gentleman-Spiel ist."

      (Google-übersetzt mit kleinen Korrekturen)

      chess.com/news/view/chevannes-…t-sexual-assault-misogyny
    • Manni5 schrieb:

      Ich schätze, sie wollen nicht das Bild ruinieren, dass Schach ein Gentleman-Spiel ist."


      Mal abgesehen davon, dass ich unterstelle Schach ist nicht mehr als jede andere Sportart so fair oder eben nicht ist, wie die Handelnden.
      Es ist einfach so unsäglich sich an Anderen zu vergehen, in welcher Art und Weise auch immer.
      Wenn ich Achtung vor Anderen habe und ich glaube daran mangelt es häufig, dann sollte Missbrauch mehr als die Ausnahme sein.


      Als KInd hat mich geprägt, "mache nicht mit Anderen, was du nicht am eigenen Leib erfahren möchtest".
      Ich habe versucht danach zu leben, es weiter zu geben und mein Sohn ist da noch stärker als ich.

      Das gibt mir Hoffnung, wenn mich Beiträge, wie die oben stehenden beschämen.
    • Das ist im Sport aber klar geregelt, warste vor der Pubertät männlich, also ohne Hormonbehandlung, zählste auch als Mann, wenn das beanstandet wird, muss ne neue Kategorie her.
      Unbehandelt hast. Du einfach mehr Kraft als ne Frau( siehe Hammer, diskuswerfen)würd sogar ich beanstanden.
      Hormontherapie gehabt, alles ok, dann bist auch ne Frau.
      Aber darum gings ja net,
      Anmachgedöns haste überall in der Männerwelt,auch hier auf Arena, da kriegst dick pics geschickt, wie überall auch, hat sich gebessert, aber langt noch nicht.Schon ma gut, dass die blöde Komplimenteschieberrei weniger wird, und aus Damen Frauen werden,,
      Und dass Frauen endlich mal den Mund aufbekommen und laut werden.
      Der Schüler ging zum Meister und fragte ihn: "Wie kann ich mich von dem, was mich an die Vergangenheit heftet, lösen?" Da stand der Meister auf, ging zu einem Baumstumpf und umklammerte ihn und jammerte: "Was kann ich tun, damit dieser Baum mich losläßt?"
    • Honsa schrieb:

      Manni5 schrieb:

      Ich schätze, sie wollen nicht das Bild ruinieren, dass Schach ein Gentleman-Spiel ist."

      Mal abgesehen davon, dass ich unterstelle Schach ist nicht mehr als jede andere Sportart so fair oder eben nicht ist, wie die Handelnden.
      Es ist einfach so unsäglich sich an Anderen zu vergehen, in welcher Art und Weise auch immer.
      Wenn ich Achtung vor Anderen habe und ich glaube daran mangelt es häufig, dann sollte Missbrauch mehr als die Ausnahme sein.

      Als KInd hat mich geprägt, "mache nicht mit Anderen, was du nicht am eigenen Leib erfahren möchtest".
      Ich habe versucht danach zu leben, es weiter zu geben und mein Sohn ist da noch stärker als ich.

      Das gibt mir Hoffnung, wenn mich Beiträge, wie die oben stehenden beschämen.
      @Honsa, ist beim Zitieren ein Fehler passiert und dein Beitrag sollte eigentlich so aussehen? Ist ein bisschen verwirrend...
    • Meffi schrieb:

      bambi schrieb:

      Anmachgedöns haste überall in der Männerwelt,auch hier auf Arena, da kriegst dick pics geschickt, wie überall auch, hat sich gebessert, aber langt noch nicht.
      nicht zu fassen. solche user gehören gelöscht.

      Wer gehört jetzt genau gelöscht, bambi oder User, die solche "pics" versenden....?!
      Ich frage nur, weil das nicht eindeutig rüberkommt.
    • HO2 schrieb:

      Meffi schrieb:

      bambi schrieb:

      Anmachgedöns haste überall in der Männerwelt,auch hier auf Arena, da kriegst dick pics geschickt, wie überall auch, hat sich gebessert, aber langt noch nicht.
      nicht zu fassen. solche user gehören gelöscht.
      Wer gehört jetzt genau gelöscht, bambi oder User, die solche "pics" versenden....?!
      Ich frage nur, weil das nicht eindeutig rüberkommt.

      falls die frage tatsächlich im ernst gestellt worden sein sollte:

      das zu entscheiden, überlasse ich deiner intelligenz.

      falls nicht:

      findest du es angebracht, witze über sexuelle belästigung und diskriminierung zu reißen?
    • Bei vielen Dingen, gerade wenn es körperliche Übergriffe betrifft, ist die Sache ja völlig klar. Aber es ist einfach traurig, dass so viele Männer immer noch kein Gefühl für eine Grenze entwickeln können oder wollen. Auch die Aussage, dass man ja heute gar nichts mehr sagen dürfe, ist immer wieder peinlich. Mit ein bisschen Verstand erkennt man sehr wohl was ok ist und was nicht. Gutes Beispiel gestern die Aktion des spanischen Verbandspräsidenten nach dem Finale. Selbst mit 1 Promille und im Gefühl überschwänglicher Freude MUSS man einfach kapieren, dass das gar nicht geht
    • Spieler51 schrieb:

      Bei vielen Dingen, gerade wenn es körperliche Übergriffe betrifft, ist die Sache ja völlig klar. Aber es ist einfach traurig, dass so viele Männer immer noch kein Gefühl für eine Grenze entwickeln können oder wollen.

      ja, das problem sind nicht allein die täter.

      ignoranz, unbelehrbarkeit, "mitläufertum", dumme sprüche bestärken übergriffiges verhalten.

      interessant fand ich folgende diskussion zweier schachspieler beim schach-ticker (einem schachmagazin):

      chess-international.com/?p=76828

      "Liebe Spieler und liebe Clubs…
      Das ist mir noch nie zu Ohren gekommen , negative Äußerungen zu Damen.
      Aber wieso sollte ein älterer Herr nicht anmerken, dass die Dame sehr hübsch ist die zufällig Schach spielt .
      Wir sind doch alle mehr oder weniger Ältere Semester und fast nur Herren die Schach spielen, die Generation Z die jüngeren sitzen doch lieber vor dem PC mit einer Tüte Chips in der hand und zocken WOW oder COD usw. Dazu verstehen doch nur ein paar Prozent von den jüngeren das Schach.
      Diese Me Too Generation sollte sich im Schachbereich schämen, diese zerstören das Image von kleinen Clubs, wir kämpfen doch händeringend um Mitglieder und Spieler .. PS bei uns gibt’s gar keine Frau , höchstens Ehefrauen , und diese Freuen sich über Komplimente ….
      So ein quatsch ..da zerstört man den Ruf der Schachclubs die jetzt ohnehin keine Mitgleider mehr finden !"


      "Ich hoffe dieser Kommentar ist satirisch gemeint mein lieber Herr. Nicht die Opfer zerstören die Schachclubs sondern die Männer die solchen Mist machen."


      "Satirisch … das war Ernst gemeint. Wissen Sie in den Zeitungen wurde mal das Thema debattiert .Kommt eine Dame ins Büro , sagt der Angestellte laut Zeugen höflich , sie sehen heute hübsch aus .Diese schreibt eine Beschwerde , sie wurde sexistisch angegangen. Der jenige Herr wurde abgemahnt und zog einen Rechtsanwalt dazu .
      Und der Konzern musste die Abmahnung zurücknehmen , da es in der tat keine glaubwürdigen Anhaltspunkte in der Aussage gab!
      Ich verstehe schon bei den vielen Neuankömmlingen in Deutschland das man da ein härteres Auge drauf legen sollte . Aber im Schach und Turnieren hab ich soetwas noch nie erlebt … Also noch nie .
      Es werden alle mit Freundlichkeit und Höflichkeit empfangen, dann man findet ja keine Mitglieder mehr, der Schach wird aussterben , schon deshalb wegen den Äußerungen der Gutmenschdamen … Da redet man den Schach an den Abgrund … Schade"


      ich nehme an, es ist klar, mit welchem der beiden spieler die meisten schachspielerinnen übereinstimmen.
    • Ein Gedicht auf Englisch:

      "We, Women In Chess"

      von Olya Kaye alias MomOnaBreak (= Mom-on-a-Break; busy mom by day, chess dreamer by night)
      aktualisiert 19. Aug. 2023

      Auszug:

      In a checkered Kingdom ruled by kings
      Where we adore our precious queens,
      A shadow creeps ‘n this game for two
      And trembling voice whispers - “Me too.”

      We, women in chess, we speak our truth
      We’ve been harassed, we’ve been abused.
      In silence, we cannot remain,
      Let not our truth be told in vain!

      [...]

      For someone else’s misconduct
      On social media, we’re attacked.

      Much has been voiced, scant action taken,
      Since our crusade in chess awakened.
      What would it take? An open letter?
      To change the world for the better.

      No, we will not wait for change,
      When chess officials rearrange.
      We are the change. We have the power
      To fight in the darkest hour!

      Soul-sisters, we will stand united,
      Support each other when we’re frightened.
      Justice and peace we shall retrieve,
      To our cherished game – Let us believe!

      chess.com/blog/MomOnaBreak/we-women-in-chess