Gestern begann in Doha das Qatar Open 2023. Einige Topspieelr bewerben sich um den ersten Preis in Höhe von 25.000 USD, darunter Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura, aber auch "junge Wilde" wie Abdusattorov, Gukesh, Erigaisi, Nihal oder Mendonca. Am Mittwoch Start des Qatar Masters

In der 1. Runde siegte Magnus Carlsen in 21 Zügen gegen den 18-jährigen indischen IM Srihari. Bericht von Andre Schulz mit Kommentierung der Carlsen-Partie: Qatar Masters: Exklusive Lehrstunde von Magnus Carlsen

Heute um 14 Uhr MESZ beginnt die 2. Runde mit Kommentatorenteam Irine Sukandar, Jovanka Houska und Evgenij Miroshnichenko: Liveübertragung

In Qatar ist richtig was los - Turbulenzen sowohl am Brett als auch abseits des Brettes!

Magnus Carlsen kassierte eine krachende Niederlage gegen den 23-jährigen kasachischen Großmeister Alisher Suleymenov, der den GM-Titel erst seit diesem Jahr trägt:

Suleymenov, Alisher (2512) - Carlsen, Magnus (2839)
Qatar Masters, 2. Runde, 12.10.2023



Andre Schulz kommentiert die Partie in Qatar Masters: Carlsen patzt und beschwert sich



Carlsen kritisierte nach der Partie die allzu laxen Anti-Cheating-Vorkehrungen in Qatar - beispielsweise habe sein Gegner eine Armbanduhr getragen, was gegen die FIDE-Regeln ist, aber vom Schiedsrichter toleriert wurde. Außerdem gibt es keine Zeitverzögerung bei der Liveübertragung der Partien, und die Zuschauer können ungehindert mit Smartphone durch den Spielsaal spazieren. Carlsen sagte ausdrücklich, daß seine Kritik keinen Cheating-Vorwurf gegen seinen Gegner beinhalte. Dennoch führte das zu einem Disput mit Nakamura.

Einen Eklat gab es in der Partie GM Vladimir Fedoseev gegen FM Senthil Maran K.. Nachdem er die Partie verloren hatte, weigerte sich Fedoseev, sein Partieformular zu unterschreiben und legte Protest ein.

Der Turnierveranstalter hat mittlerweile auf die Kritik reagiert und überträgt die Partien jetzt mit einer 15-minütigen Zeitverzögerung.

Nach der am Freitag gespielten 3. Runde haben noch fünf Großmeister einen perfekten Score von 3 Punkten aus 3 Partien vorzuweisen: Arjun Erigaisi (Indien), Javokhir Sindaraov (Usbekistan), Narayanan S.L. (Indien), Rinat Jumabayev (Kasachstan) und Robby Kevlishvili (Niederlande).

Bericht von Klaus Besenthal: Qatar: Fünf mit drei aus drei - Carlsen gut erholt

Nach der am Samstag gespielten 4. Runde stehen beim Open in Katar sieben Spieler an der Tabellenspitze, die jeweils einen Score von 3,5/4 besitzen:

Hikaru Nakamura (USA)
Dommaraju Gukesh (Indien)
Erigaisi Arjun (Indien)
Javokhir Sindarov (Usbekistan)
Narayanan SL (Indien)
A.R. Saleh Salem (Vereinigte Arabisch Emirate)
Rinat Jumabayev (Kasachstan).

Magnus Carlsen schrammte gegen den 17-jährigen indischen GM M. Pranesh nur knapp an einer Niederlage vorbei und liegt jetzt einen Punkte hinter der Spitze.

Klaus Besenthal kommentiert in seinem Bericht Qatar Runde 4: Siebenergruppe mit Nakamura an der Spitze die Partien Nakamura - Kevlishvili (1-0) und Pranesh - Carlsen (1/2-1/2).

Der 25-jährige indische Großmester S.L. Narayanan gewann gegen seinen Landsmann Dommaraju Gukesh ein subtiles Damenendspiel, das in dem Rundenbericht Qatar: Narayanan ist alleiniger Tabellenführer von GM Karsten Müller analysiert wird.

Da keiner der anderen 6 Spieler, die vor der Runde noch mit ihm gleichauf gelegen hatten, seine Partie gewinnen konnte, ist Narayanan jetzt alleiniger Tabellenführer.

Magnus Carlsen gewann gegen den 16-jährigen indischen Großmeister Bharath Subramanian und liegt damit weiterhin einen Punkt hinter der Spitze. Die Partie wird ebenfalls in dem o.g. Artikel von Klaus Besenthal kommentiert.

Narayanan remisierte mit Schwarz gegen Abdusattorov. Das nutzten drei Spieler der Verfolgergruppe (Arjun Sindarov und Yakoboev), um mit Siegen zu ihm aufzuschließen. Es führt jetzt ein Quartett, bestehend aus Narayanan, Arjun, Sindarov und Yakoboev. Einen halben Punkt dahinter befindet sich ein großes Verfolgerfeld, zu dem auch Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura gehören. Die Gewinnpartie von Carlsen gegen IM Samant habe ich im Thread "Spanisch Breyer-System" gepostet.

Bericht von Carlos Alberto Colodro mit Analyse der kritischen Momente aller Spitzenpaarungen: Qatar Masters: Arjun, Sindarov and Yakoboev join the lead

Der 24-jährige indische Großmeister Karthikeyan Murali (Elo 2611, zweifacher indischer Meister) bezwang Magnus Carlsen mit den schwarzen Steinen und schloß damit zu dem Führungsquartett auf. Dies tat auch David Paravyan mit einem Sieg gegen Dommaraju Gukesh, so daß jetzt 6 Spieler an der Spitze liegen.

Bericht von Carlos Alberto Colodro, wieder mit Diagrammen zu den kritischen Stellungen in den Top-Partien: Sechs Spieler an der Spitze, Karthikeyan gewinnt gegen Carlsen.

Arjun Erigaisi zog als erster den Endspurt an. Er gewann gegen David Paravyan und setzte sich damit einen halben Punkt vom aus 6 Spielern bestehenden Verfolgerfeld ab.

Der Zug des Tages wurde von einem anderen jungen indischen Großmeister gespielt:

Abhimanyu Puranik (2618) - Anish Giri (2760)
Stellung nach dem 11. Zug von Schwarz



Hier fiel mir der Draht aus der Mütze, als ich den nächsten weißen Zug sah. Was spielte Puranik?

Die Auflösung findet ihr in dem Thread "Sizilianisch Najdorf mit 6.Lc4".

Die letzte Runde beginnt heute schon um 12 Uhr! ==> Liveübertragung

Die Entscheidung über den Turniersieg wird an diesen 5 Tischen fallen:

Puranik (5,5) - Carlsen (5,5)
Narayanan (6) - Nakamura (6)
Abdusattorov (6) - Erigaisi (6,5)
Yakubboev (6) - Karthikeyan (6)
Giri (5,5) - Sindarov (6)

Arjun Erigaisi geriet als Schwarzer gegen die extrem tiefe Eröffnungsvorbereitung seines Gegners Nodirbek Abdusattorov in einem Slawischen Gambit unter starken Druck. Mit einer heroischen Verteidigungsleistung konnte er sich in ein remisträchtiges Endspiel retten, aber auf der Zielgeraden verließen ihn die Nerven. ==> Halbslawisch, Marshall-Gambit

Mit diesem Sieg konnte Abdusattorov an Erigaisi vorbeiziehen, und er wurde nur noch von seinem Landsmann Nodirbek Yakubboev eingeholt, der eine überragende positionelle Partie gegen Murali Karthikeyan gewann und so ebenfalls auf 7 Punkt aus 9 Partien kam.

Als die 9. Runde gegen 17:30 Uhr beendet war, stand also fest: der Sieger von Qatar heißt mit Vornamen Nodirbek und kommt aus Usbekistan. Unklarheit herrschte nur noch über den Nachnamen.

Gemäß dem Reglement wurde der Turniersieg bei Punktgleichheit nicht nach Buchholz-Wertung vergeben, sondern es mußte ein Blitzstichkampf die Entscheidung bringen. Und dieser hatte folgendes Ergebnis:

Nodirbek Yakubboev - Nodirbek Abdusattorov 2 : 0

Eines der stärksten Open der Welt ist damit zu Ende gegangen. Wir haben hochklassiges Kampfschach gesehen, geniale Opferangriffe, verblüffende neue Eröffnungsideen, subtile Endspiele, krasse Blackouts und viele Favoritenstürze. Was will man mehr von einem Schachturnier verlangen?

Herzlichen Glückwunsch an den 21-jährigen Turniersieger, der für seinen Sieg auch 25.000 Dollar mit nach Hause nehmen kann.

Carlos Alberto Colodro berichtet von der dramatischen Schlußrunde: Nodirbek Yakubboev wins Qatar Masters in Blitz Tiebreaks
Hikaru Nakamura analysiert die beiden Partien Puranik - Carlsen und Narayanan - Nakamura im Video: