Grünes Licht für Toronto: 1 Tag vor Ablauf des Ultimatums waren die Probleme gelöst.

"Der Weltschachverband bestätigte, dass alle Spieler:innen und Offiziellen die Genehmigung zur Einreise nach Kanada erhalten haben."

chess.com/de/news/view/gruenes…bleme-rechtzeitig-geloest

Toronto ist insofern eine Premiere der Schachwelt, weil es in der kanadischen Metropole zu zwei parallelen Turnieren mit höchstem Einsatz kommt. Im sogenannten Open streiten acht Männer darum, den amtierenden Titelträger Ding Liren in einem Match um die WM-Krone herauszufordern (siehe die obigen Beiträge). In der sogenannten Women's Section spielen acht Kandidatinnen um das Recht, die aktuelle Championesse Ju Wenjun am Brett zu stellen, ebenfalls doppelrundig über 14 Partien. Eine fällige Gleichzeitigkeit, die bei der Olympiade im September in Budapest ihre Fortsetzung finden wird.

Die acht Spielerinnen sind, in der Reihenfolge ihrer Elozahl vom März 2024, Aleksandra Goryachkina (Fide, 2553), Lei Tingjie (China, 2550), Humpy Koneru (Indien, 2546), Kateryna Lagno (Russland, 2542), Tan Zhongyi (China, 2521), Anna Muzychuk (Ukraine, 2520), Vaishali Rameshbabu (Indien, 2481) und Nurgyul Salimova (Bulgarien, 2426). Analog zu den Männern ist auch hier mit einem offenen und spannenden Turnierverlauf zu rechnen, eine eindeutige Favoritin auf den Sieg drängt sich nicht zwingend auf. Aleksandra Goryachkina, Lei Tingjie und Tan Zhongyi haben jeweils bereits ein Match um die Weltmeisterschaft gespielt und weisen entsprechende Erfahrung und Klasse auf. Diese dürfen sicher auch Anna Muzychuk, Humpy Koneru und Kateryna Lagno mit ihren wiederholten Erfolgen bei internationalen Turnieren und Olympiaden für sich reklamieren. Schwerer einzuschätzen sind hingegen die Chancen von Vaishali Rameshbabu (die Schwester von Praggnanandhaa aus der Open Section) und Nurgyul Salimova. Der Spielplan Jede gegen Jede bringt es unvermeidlich mit sich, dass die Ukrainerin Anna Muzychuk auf die Russin Kateryna Lagno trifft; vermutlich werden sich die beiden zuerst als Sportlerinnen begegnen und die lastende Politik im Spielsaal außen vor lassen. Wie bei den Männern zeigt auch die Besetzung des Frauenturniers, dass die alleinige Dominanz Russlands im Schach Geschichte ist; die neuen bestimmenden Schachnationen sind hier wie da China und Indien.

Männer und Frauen spielen zwar zur selben Zeit am selben Ort (The Great Hall, Toronto, Provinz Ontario), erfahren aber in wesentlichen Punkten eine unterschiedliche Behandlung. Von den insgesamt ausgelobten € 750.000,- Preisgeld gehen € 500.000,- an die Männer, den Frauen bleiben noch € 250.000,-. Weiter auffällig sind die unterschiedlichen Zeitformate: Den Männern stehen für die ersten 40 Züge 120 Minuten zur Verfügung, die Frauen müssen sich für die gleiche Strecke mit 90 Minuten begnügen. Danach geht es für alle mit 30 Minuten für den Rest der Partie weiter, ab dem 41. Zug erfolgt allgemein ein Zeitzuschlag von 30 Sekunden pro Zug. Gegebenenfalls äußern sich die führenden Kommentatoren und Analytiker auf den einschlägigen Seiten noch zu den Perspektiven der Kandidatinnen, bis dahin lassen sich in einem Artikel auf chess.com brillante Züge aus Partien ausgewählter Schachspielerinnen studieren, einige der Kandidatinnen von Toronto sind darunter vertreten.

thegreathall.ca
candidates2024.fide.com/players_womens
ratings.fide.com/top_lists.phtml?list=women
chess.com/article/view/brilliancies-played-by-women

Daniel King sieht Aleksandra Goyachkina als Favoritin der Frauenkonkurrenz in Toronto:

Magnus Carlsen äußert sich in einem Interview über das Kandidatenturnier (allerdings nur über die Männer) und über seine Zukunft und Ansichten im Schach:

chess.com/de/news/view/carlsen…freestyle-schach-und-mehr

Er wird evtl. in Zukunft kaum noch klassische Turniere spielen, sondern lieber schnellere Zeitformate oder C960 ("Freestyle-Chess").

Ein nette kurze Betrachtung der anderen Art von "Der Zeit": zeit.de/2024/15/schach-kandidatenturnier-schach-wm-toronto
Auch wenn man leider Filz nicht von Samt unterscheiden kann.

Bei den Männern endeten alle vier Partien der 1. Runde mit einem Remis, bei den Frauen konnte sich im chinesischen Duell Tan Zhongyi mit Schwarz gegen Lei Tingjie durchsetzen und liegt nun allein an der Tabellenspitze.

candidates2024.fide.com/crosstable#womens

spiegel.de/sport/jan-gustafsso…15-4a47-ab92-fb51457ecba3