WM-Kampf Ding Liren - Dommaraju Gukesh (25. November bis 13. Dezember 2024)

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      Bei der Live-Übertragung des Matches mit den Kommentaren von Jovanka Houska and David Howell lässt sich süffisant verfolgen, wie sehr sich die mitlaufende KI Gemini mit Alltagsaufgaben schwer tut. Die gesprochenen Kommentare der beiden werden synchron verschriftlicht, allerdings ist die Sprache-zu-Text-Übertragung unfreiwillig komisch: Gukesh wird mal als "your cash" wiedergegeben, der Knight wird zur "night", rook takes c4 wird zu "rotates c4", und so weiter und so fort. Die oft beschriebene Schwäche der großen Sprachmodelle zeigt sich hier erneut: Die Algorithmen können verschiedene Sprachebenen nicht präzise auseinanderhalten, sie erkennen Ironie, Parodie und Anspielungen nicht sicher. Hier beim Schachspiel offenbart sich zudem neben Unsicherheit im fachlichen Vokabular ein Unverständnis des Zusammenhangs. Mal sehen, ob die KI im weiteren Verlauf des Matches lernt; nach dem heutigen Remis in der fünften Runde sind ja noch maximal neun Partien zu spielen.
    • WM-Kampf 5. Partie: Gukesh - Ding 1/2-1/2

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      Gegen Dings Französisch versuchte Gukesh diesmal die Abtauschvariante, in der Ding sehr schnell vollen Ausgleich erreichte. Nach kleinen Ungenauigkeiten geriet Gukesh sogar in Schwierigkeiten, konnte sich aber mit präzisen Verteidigungszügen in ein Remis-Endspiel retten.


      Gukesh Dommaraju (2783) - Ding, Liren (2728)
      FIDE World Championship, Singapore, 5. Runde, 30.11.2024



      Analysevideo Gotham Chess: youtube.com/watch?v=2jODG_2XryM

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      Ein kleiner Kommentar:

      Der Zug 23. Txe5 wäre besser gewesen, da Weiß nach dem Turmtausch Txe5 24. de5 das Feld c4 einfach mit b2-b3 verteidigen kann; der Bauer c3 kann nicht durch den Turm angegriffen werden, der ist ja abgetauscht.

      27. ... Lc6 war schwach von Schwarz. Das kann man sogar einfach erklären: Schwarz gibt seinen Bc4 und erhält den weißen Bf3. Aber der Bc4 ist viel stärker als der Bf3: er verteidigt den Freibauern Bd3, der dadurch zum Hammer-gedeckten-Freibauern wird. Schwarz hätte 27 ... Le6, b7-b5 oder Tc8 ziehen können und dann seinen König mit Kg8-h7-g6 aktivieren können. Weiß hätte sich lange verteidigen müssen, ohne jegliches Risiko für Schwarz.

      Vielleicht ist Ding über jedes Remis froh. Vorher war gesagt worden, das Match könnte zu einem Erdbebensieg für Gukesh führen (M. Carlsen); nur Caruana gab Ding Gewinnchancen. Daher ist jedes Remis für Ding psychologisch gut und zeigt, dass er mithalten kann und dann vielleicht sogar an früher anknüpfen kann.
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      Manni5 wrote:

      Ein kleiner Kommentar:

      Vielleicht ist Ding über jedes Remis froh. Vorher war gesagt worden, das Match könnte zu einem Erdbebensieg für Gukesh führen (M. Carlsen); nur Caruana gab Ding Gewinnchancen. Daher ist jedes Remis für Ding psychologisch gut und zeigt, dass er mithalten kann und dann vielleicht sogar an früher anknüpfen kann.
      Ich denke ja immer, da auch Schachgroßmeister nur Menschen am Brett sind, das es nicht nur die rasanten und spektakulären Partien geben kann.
      Mal sehen wer eher versucht ein neues Statement zu setzen.
      Es seht zwar dem Herausforderer gut zu Gesicht, schadet aber auch ein amtierender Weltmeister nicht wirklich. Und da beide schon mal gezeigt haben das Sie durchaus auch gewinnen wollen/ können freue ich mich auf den nächsten Kampf.
      Letztendlich werden beide noch das eine oder andere Ass im Ärmel haben.
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      Garri Kasparov geht so weit, dem aktuellen Match zwischen Ding und Gukesh den Status eines WM-Kampfes abzusprechen. Dafür seien die beiden Kontrahenten viel zu weit entfernt von der Weltspitze, gemessen am Rang der jeweiligen Elozahlen. Für Kasparov endet die Geschichte der Schachweltmeister mit Magnus Carlsen, seiner Auffassung nach laufe gerade eine Auseinandersetzung um einen FIDE-Titel, ohne jede historische Relevanz.

      youtube.com/shorts/9zS61dwuyjM
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      Das empfinde ich als einseitig. Kasparov in allen Ehren, aber er lässt einige Details aus.

      Er bezeichnet Ding als Nr. 15 der Elo-Liste. Zur Zeit steht er sogar an Platz 22. Dies als Argument finde ich einseitig.
      Ding hat die WM unbestritten gewonnen. Im Jan. 2023 hatte er eine Elo von 2811. Damit war er die Elo-Nr. 2 direkt hinter Carlsen, und es ist auch höher als jetzt Caruana und Nakamura (derzeit Platz 2 und 3). Danach hat er durch Krankheit nachgelassen. Kann man hiervon die WM abhängig machen? Z.B. Fischer hat, im Gegensatz zu Ding, in den 3 Jahren seiner WM überhaupt kein Turnier gespielt. Wer weiß, wie er da abgeschnitten hätte? Vermutlich besser, aber das ist eine Prognose.

      Gukesh ist die Nr. 5 der Elo-Liste, aber er hat das Kandidatenturnier mit einem halben Punkt Vorsprung vor Caruana, Nakamura, Nepo gewonnen. Und er ist erst 18, seine Elo steigt auf. Die Auswahl geht nun mal nicht nach Elo, sondern nach dem Erfolg in der direkten Auseinandersetzung im Kandidatenturnier. Das hat Gukesh eindeutig gewonnen.

      Kasparov sagt direkt zu Anfang die Einschränkung: außer wenn Ding ein Comeback schafft. Ich finde, das braucht er nicht. Er ist seit 2023 der reguläre WM. Dass Carlsen verzichtet hat, liegt an Carlsen.
    • WM-Kampf 6. Partie: Ding - Gukesh 1/2 - 1/2

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      Die sechste Partie hat in WM-Kämpfen häufig herausragende Bedeutung. In 2021 war die 6. Partie Carlsen - Nepo mit 8 Stunden Spielzeit die längste WM-Partie der Schachgeschichte, und 1972 spielte Bobby Fischer hier eine Partie, die von vielen Experten als die beste Partie aller Zeiten betrachtet wird. Insofern war für Spannung gesorgt. Was werden die beiden Kontrahenten heute aus der ominösen 6. Partie machen?

      Ding brachte eine Variante des Londoner Systems (6.Lb5+ nebst Tausch auf c6 und nachfolgendem Spiel gegen die geschwächte schwarze Bauernstruktur) aufs Brett, die der Kommentator Peter Leko als das "Londoner System des 21. Jahrhunderts" bezeichnete - im Gegensatz zu der alten und früher belächelten etwas stumpfsinnigen Behandlungsweise dieser Eröffnung durch die Weißspieler ("er spielt den Rentner") im vorigen Jahrhundert. Beide Spieler folgten einer komplizierten Variante, mit der sie aber offenbar gut vertraut waren. Ding erreichte eine etwas bessere Stellung, und dann geschah erstaunliches: Mit 26.Dd5 ließ Ding eine dreifache Zugwiederholung zu, die Gukesh mit 26.-Dh4!? jedoch ausschlug. Danach entstand ein inhaltsreiches Schwerfigurenendspiel, das schließlich nach Damentausch im Turnendspiel in einem Remis durch Zugwiderholung mündete.


      Ding, Liren (2728) - Gukesh Dommaraju (2783)
      FIDE World Championship, Singapore, 6. Runde, 1.12.2024



      Video von Gotham Chess:
      youtube.com/watch?v=oxaBG8_a_64

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      Bei den Kommentatorenteams haben wir die Qual der Wahl:

      Der offizielle und sehr empfehlenswerte Kommentar der FIDE mit David Howell und Jovanka Houska:
      youtube.com/watch?v=ML9yioOAZxk

      Mein persönlicher Favorit ist der Kommentar von Peter Leko und Daniel Naroditsky:
      youtube.com/watch?v=1hD9vHDYzbg

      Darüberhinaus gibt es natürlich eine große Anzahl von weiteren Kommentierungen, darunter auch einige deutschsprachige. Einige sind bei der Liveübertragung auf lichess verlinkt: lichess.org/broadcast/fide-wor…24/game-7/Nax0ffrf#boards

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      Ich schaue mir das auch lieber auf deutsch an.
      Jan Gustafsson ist zwar gewöhnungsbedüftig, aber irgendwie ist der trotzdem ne coole Socke.
      Und welche amerikanische Schachseite, schlägt gleich mehrere deutsche youtubekanäle vor,
      die eine Schach WM live auf deutsch besprechen...?!
      Die amerikanischen Nutzer würden da zu recht fragen, ob jene welche das verzapfen,
      noch ganz knusper unterm Weihnachtsteller sind.

    • WM-Kampf 7. Partie: Gukesh - Ding 1/2-1/2

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      In einer oft gespielten Variante des symmetrischen Grünfeld überraschte Gukesh seinen Gegner mit dem mysteriösen Turmzug 7.Te1!?. Ding verbrauchte in den folgenden Zügen sehr viel Zeit und geriet nach kleinen Ungenauigkeiten in eine schwierige Lage. Es schien an mehreren Stellen so, als wäre seine Stellung unhaltbar, aber: der Weltmeister wankte, aber er fiel nicht. Schließlich konnte er mit heroischer Verteidigung doch noch den halben Pukt sichern.

      Nach Meinung der Kommentatoren war dies die bisher beste Partie dieser WM.

      Gukesh Dommaraju (2783) - Ding, Liren (2728)
      FIDE World Championship, Singapore, 7. Runde, 3.12.2024

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      Hier noch eine Analyse der siebten Partie:

      de.chessbase.com/post/schachwe…-spannende-7-partie-remis

      Die Hälfte der Partien mit klassischer Bedenkzeit (allerdings ohne Zeitzugabe bis zum 40. Zug, was in komplizierten variantenreichen Stellungen zu echter Zeitnot führen kann) ist vorbei, es steht friedlich unentschieden. Nach den jeweiligen Erfolgen in der ersten beziehungsweise dritten Partie haben die Spieler auch in den folgenden Runden ihre Chancen bekommen, ohne sie zum vollen Punkt zu nutzen: Gukesh zeigte gestern in überlegener Stellung technische Schwächen und musste unfreiwillig ins Remis einwilligen, in der fünften Partie bekam Ding ein Schwerfigurenendspiel mit Gewinnperspektive aufs Brett, wählte dann aber Züge, die es seinem Gegner erlaubten, ins Remis zu entwischen.

      Das von vielen Kommentatoren im Vorfeld der WM prognostizierte einseitige Match mit einem strahlenden Favoriten und Gewinner Gukesh ist es bislang nicht geworden; vielmehr hat Ding zu seinem soliden, leicht zögerlichen Spiel gefunden, das primär darauf ausgelegt ist, nicht zu verlieren. Mit jedem weiteren Remis steigen Dings Chancen, seinen Titel wider Erwarten zu behalten, ist er doch im Schnellschach tendentiell präziser und weniger fehleranfällig als der junge Herausforderer. Gegebenenfalls hat Ding bereits seine vierte Partie in der Schnellschachverlängerung von Astana gegen Ian Nepomniachtchi im Hinterkopf, die ihm mit Mut und großer Geste die Krone einbrachte.