Was ist der vergiftete Bauer?

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    • Vergiftet ist ein Bauer vereinfacht gesagt dann, wenn du ihn dir holen kannst, dir dadurch aber Nachteile entstehen.

      Bsp 1: du verlierst im Anschluss einen Offizier
      Bsp 2: du erleidest Verlust im Positionsspiel

      Simples Beispiel (hatte ich neulich erst): Ein Bauer steht mutterseelenalleine und ungedeckt im Zentrum und der Gegenspieler schnappt ihn sich mit seinem Turm (welcher nach dem Schlagen des Bauern nun selbst ungedeckt ist). Wenn sein Turm aber nun auf der gleichen Diagonalen wie sein ungeschützter König steht und ich meinen Läufer zwischen gegnerischen Turm und König so positionieren kann, dass er infolge des Schachgebotes mit dem König ausweichen muss (ohne den Turm decken zu können; Turm bleibt also weiter ungeschützt), kann ich im Anschluss den Turm einkassieren.

      Nun liegt dir der einstige Bauerngewinn schwer im Magen.. :D
    • Der bekannteste "vergiftete Bauer" ist der weiße Bauer auf dem Feld b2 in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung:



      Eine Stellung unzähliger schachtheoretischer Untersuchungen und praktischer Überprüfungen: Weiß hat seinen Bauer auf b2 geopfert, um die gegnerische Königin ins Abseits locken und anschließend einen stürmischen Angriff gegen den von seiner Dame verlassenen schwarzen Monarchen zu starten. Viele tausend Partien sind auf hohem und höchsten Niveau aus dieser "giftigen Position" heraus gespielt worden. Hunderte Seiten mit eingehenden Analysen hierzu wurden veröffentlicht. Insbesondere die beiden Weltmeister Fischer und Kasparow haben sich in der Spielpraxis verdient gemacht und etliche Verstärkungen für den Nachziehenden gefunden. Obwohl das nach 8.- Dxb2 entstehende Variantengestrüpp bis heute noch nicht endgültig gelichtet werden konnte, deutet dennoch vieles darauf hin, dass Schwarz den "vergifteten Bauern" durchaus verspeisen und nach haarsträubenden Verwicklungen bei beiderseits bestem Spiel in den Remishafen einlaufen kann.


      HaJo :)
      :) Schachspieler sind glückliche Menschen. :)
    • Das Läuferpaar sind einfach die beiden Läufer. Jeder hat eine andere Farbe. Also wenn du das Läuferpaar aufgibst, (einen Läufer abtauschst) gibst du gleichzeitig die Aktivität auf einer Farbe auf. Du solltes es nicht einfach sinnlos aufgeben.

      Nur einen Läufer gegen einen Springer abtauschen, wenn es nötig ist oder wenn du daraufhin einen Vorteil erlangst.
      In geschlossenen Stellungen(wenn die Linien noch versperrt sind) ist das Läuferpaar nicht viel wert.

      Ob das Läuferpaar einen Doppelbauer wert ist, kommt auf die Stellung an.

      Das Läuferpaar ist einen Bauer wert. Also wenn ich es aufgebe und einen Bauern dafür bekomme, hab ich einen guten Deal gemacht.Wenn ich einen Läufer gegen einen Läufer meines Gegners tausche, ist es nicht so schlimm, da er es auch aufgibt. Aber wenn du einen Läufer von dir, ohne Grund und ohne darauf bekommenden Vorteil gegen einen Springer deines Gegners tauschst, hat er das Läuferpaar noch und du nicht.

      Ich hoffe, du hast es so verstanden. Besser kann ich es nicht erklären. ^^

      Gruß Mathi :D

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mathi ()

    • hajoja schrieb:

      Der bekannteste "vergiftete Bauer" ist der weiße Bauer auf dem Feld b2 in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung [...]

      In meinen Augen ist das ein Gambit und kein vergifteter Bauer! Weiß erhält für den geopferten Bauern Kompensation durch Tempogewinn und Angriff aber keinen Vorteil. Wenn man die Definition von Schnakenhascher ("Man könnte einen solchen auch als Danaergeschenk bezeichnen.") - die ich übrigens so unterschreiben würde - zugrunde legt, dann ist das Schlagen eines vergifteten Bauerns zumindest ein fragwürdiger Zug, wenn nicht sogar ein Fehler. Als solchen würde ich 8...Dxb2 aber nicht bezeichnen, da Schwarz meiner Meinung nach keine besseren Züge hat - 8...Sc6 oder 8...Sbd7 sind allenfalls gleichwertig.
      Wer gut gewinnt und fair verliert als Mensch und Spieler imponiert.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Thorbinho ()

    • Im Englischen heißt diese Variante "Poisoned Pawn Variation", vermutlich historisch bedingt. Früher galt dieser Bauer als völlig ungenießbar, vergiftet also. Inzwischen hat sich diese Einschätzung etwas geändert, die Bezeichnug aber nicht mehr.

      Ich stimme dir übrigens völlig zu, dass der b2 hier nicht vergiftet im engeren Sinne ist. Durch die o.g. Verbesserungen in der schwarzen Verteidigung kann man diesen Bauern inzwischen durchaus essen und es überleben. In vielen anderen Beispielen ist es aber gerade der b2 (oder b7), dessen Vertilgung ins Verderben führt. Wenn jemand ein schönes Partiebeispiel hat, möge er es doch hier posten, mir fällt hier auf Anhieb nichts ein.
    • Hallo

      Der klassische vergiftete Bauer ist doch der Läufereinschlag auf a7, beispielsweise in eine lange Rochade. Da dieser Läufer nach b6 gefangen werden kann und schließlich verloren geht.

      Ein weiteres Beispiel ist in der 1. Partie der Weltmeisterschaft 1972 Bobby Fischer vs. Boris Spasski zu finden.
      Fischer spielt aus unerfindlichen Gründen im 29. Zug ...Lxb2

      tchecmeet.free.fr/parties/view/spass-fischer.htm

      Beste Grüße
      DerLimp
    • Das ist aber sehr hypothetisch und sowieso stellungsabhängig. Wenn ich den Faden mal weiterspinne. Nach

      1. ... b6

      2. a4 Kb7

      3. a5 Kxa7

      4. axb6+ (natürlich Doppelschach, denn der Turm steht noch auf a1

      und dann könnte es unterhaltsam werden und das Gift des Bauern war kein Schierling im Becher, sondern Nektar der süßen Trauben.