Sizilianisch / Morra-Gambit

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Damit ich nicht immer nur fremde Partien zum Morra Gambit reinstelle - hier eine Partie von mir, vor ein paar Stunden gespielt, im Blitz. Klassisch wären meinem Gegner so manche Fehler wohl nicht passiert. Die Partie ist deshalb nicht schlecht weil sie ganz gut die Ideen hinter dem Springeropfer auf d5 zeigen, ein klassisches Motiv im Morra Gambit:



      1-0

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tom_turbo ()

    • Ich bin selber ja kein Eröffnungsexperte, aber mit Schwarz spiele ich gerne gegen das Morra-Gambit & hole damit deutlich über die Hälfte der Punkte!
      Der springende Punkt dabei ist aber der 3. schwarze Zug d4-d3 was anscheinend wenig gespielt wird.
      Die Sache hat 2 Vorteile:
      1. stört Weiß sein eigener Bauer auf c3 seinen Springer zu entwickeln &
      2. gibt es eine Faustregel im Schach: Ist man selber kein Experte bei Eröffnungen ist es meistens ratsam ein angebotenes Gambit abzulehnen weil man dann schnell in Nachteil kommt, denn der Gegner kennt es dann ja sehr genau.
      3. in speziell DIESER Eröffnung gucken sich die Weißspieler fast nur die Annahme an, aber kaum mal jemand die Ablehnung. Weiß man als Schwarzer dann nur 'ungefähr' was man spielen könnte, reicht es schon aus & man hat die Eröffnung ohne nachhaltige Probleme überstanden.
      Daher spiele ich sehr gerne gegen das Morra-Gambit.
    • Die daraus entstehende Maroczy Strukturen (nach c4) nehme ich eigentlich liebend gerne. Ohne Risiko einen kleinen aber schwer auszugleichenden Eröffnungsvorteil, was will man mehr, als weißer?
      Jan Gustafsson, der in Blitzpartien selbst mal gerne das Morra-Gambit spielt, geht sogar so weit zu sagen, dass man sich aus der Eröffnung heraus gar nicht mehr wünschen kann. Eine typische Stellung die oft entsteht ist etwa:
      und weiß steht doch recht gut

      Nichtsdestotrotz ist d3 natürlich spielbar und speziell deine Faustregel stimmt ganz sicher!
      Ich finde aber, dass es unangenehmere Ablehnungen gibt. Auch wenn viele das als für sehr gut spielbar für weiß erachten mag ich persönlich die Ablehnung mit 3.d5 nicht besonders, die auch in eine Alapin-Variante überleitet.
    • Sizilianisch: Morra-Gambit mit 3.-d3

      Der kanadische IM Raja Panjwani zeigt in seinem Buch The Hyper Accelerated Dragon ein (sein eigenes!) Schwarzrepertoire, dessen erklärtes Ziel es ist, gegen 1.e4 auf Gewinn zu spielen. Dabei zeigt er u.a. Wege für Schwarz, aktives Spiel gegen den Maroczy-Aufbau (eine der weißen Hauptwaffen gegen den beschleunigten Drachen) zu erhalten. Weiß mag bei statischer Betrachtung einen Raumvorteil haben, die dynamischen Möglichkeiten sieht Panjwani eher bei Schwarz. Die Rezension von IM Kevin Goh Wei Ming, die sich hinter dem obigen Link verbirgt, gibt einen kleinen Einblick in die Philosophie des Buches (u.a. ein längeres Zitat von Panjwani zu Maroczy-Strukturen) und zeigt auch einige kritische Varianten.


      Gegen das Morra-Gambit empfiehlt Panjwani - konsistent mit seinem restlichen Repertoire - die Ablehnung mittels 3.-d3, und auch hier gibt er dem Schwarzen frische, originelle Ideen an die Hand.


      Im Achtelfinale des diesjährigen Deutschen Mannschaftspokals sah sich Arkadij Naiditsch mit dem Morra-Gambit konfrontiert. Bemerkenswert ist, daß er gegen seinen nominell deutlich unterlegenen Gegner nicht die Annahme des Gambits, sondern die Ablehnung mit 3.-d3 als aussichtsreichsten Weg erachtete, um auf Gewinn zu spielen. Weiß verzichtete auf die Errichtung des Maroczy-Aufbaus (kannte er evtl. das Buch von Panjwani?) und beließ seinen Bauern auf c3. Aber auch dagegen demonstrierte Naiditsch einen überzeugenden Weg zu schwarzem Gegenspiel und kam zu einem ungefährdeten Sieg:

      Karn, Torsten (2082) - Naiditsch, Arkadij (2701)
      Deutscher Mannschaftspokal, Achtelfinale, 3.3.2018
      SV Hockenheim - OSG Baden-Baden, Brett 1

    • Läuft das nicht ein wenig auf die alte Frage hinaus ob es gut ist Raumvorteil zu haben oder schlecht? Geht die Frage vielleicht noch weiter zurück, auf Tarrasch vs Reti? Auf die Frage klassische Schachschule vs. hypermoderne Ansätze?
      Die einen meinen es sei gut das Zentrum mit Bauern zu kontrollieren und sich Raumvorteil zu sichern, die anderen meinen halt es sei besser das Zentrum indirekt zu beherrschen und mit Bauerngegenstößen dieses Zentrum zu unterminieren. Ist etwa die Aljechin-Verteidigung schlecht? Der konservative Ansatz ist sicher: ja, weiß hat zu viel Raumvorteil. Der andere Ansatz ist halt, dass man diesen Raumvorteil mit Gegenstoßen bekämpfen kann.
      Ich für mich kann die Frage nur so beantworten, dass ich lieber mit Raumvorteil und Zentrumskontrolle spiele, denn so muss er Gegner etwas dagegen unternehmen, während ich viel Platz zum manövrieren habe. Als einer der mit schwarz selbst gerne Grünfeld spielt, ist das natürlich eine etwas scheinheilige Antwort. Wahrscheinlich kommt es einfach auf die Balance zwischen Raumvorteil einerseits und Gegenschlagsmöglichkeiten andererseits an.
      Aber hier kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass weiß mit diesem bequemen Maroczy Aufbau im Sizilianer viel zu befürchten hat. Die Antwort wird aber letztlich wohl nur am Schachbrett zu klären sein :)
    • In der heutigen 8. Runde der Deutschen Seniorenmeisterschaft gelang IM Dieter Pirrot mit dem Morragambit ein Kurzsieg - und zwar ebenfalls dank des thematischen Opferangriffs 11.Sd5!:

      IM Pirrot, Dieter (2365) - FM Reddmann, Hauke (2284)
      30. DSenEM2018-Gruppe-50, Runde 8, 28.7.2018



      Mit diesem Sieg hat sich IM Dieter Pirrot nach seiner Vortagesniederlage gegen FM Hartmut Metz wieder an die Spitze zurückgekämpft.

      Der Stand vor der letzten Runde

      1. IM Dieter Pirrot (SV Hofheim) 6,5
      2. FM Hartmut Metz (SG Kuppenheim) 6,5
      3. FM Holger Namyslo (TG Biberach) 6,5
      4. FM Stefan Gottuk (Diogenes Hamburg) 6,0

      verspricht Hochspannung ab morgen (29.7.) 10 Uhr. ==> Turnierseite

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Stockfish 9 zeigt mir bei 3 Threads und Suchtiefe 34 folgendes an:

      12.-Sa5 +0,82
      12.-Le7 +1,50

      sieht also einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Zügen.

      Auf jeden Fall ist klar, daß für Schwarz hier schon etwas schiefgelaufen ist, und daß man früher nach Verbesserungen suchen muß. Ein möglicher Kandidat ist 11.-Tb8 (anstelle der Annahme des Springeropfers). Der wurde schon viermal gespielt und verdient sicher eine ausführlichere Analyse.
    • endspielexperte schrieb:

      Meiner Ansicht nach ist das folgende System das Beste für Schwarz:

      schacharena.de/new/verlauf_db_…experte&gedreht=1&nr=773#
      Statt 14...La5 = wäre Le7! sehr leicht besser für Schwarz.

      Mfg
      endsp.
      Als letztes "Problem" im Morra Gambit habe ich mich noch einmal ein wenig mit den schwarzen Aufbauten rund um Lb4 auseinandergesetzt.
      Ein paar Spieler kennen die Idee und hin und wieder bekomme ich das auch vorgesetzt. Die Zugfolgen sind in der Variante nicht unwichtig, die Idee alleine, den Läufer nach b4 zu entwickeln, reicht nicht. Ich habe oft den Eindruck, dass Schwarz-Spieler die das spielen sich grob gemerkt haben, dass es gut sei den Läufer dorthin zu stellen, aber eben die Zugfolgen nicht beachten, den Läufer leichtfertig gegen den Springer abtauschen (und so die schwarzen Felder um den König schwächen) und/oder meinen mit dem Zug alleine sei die Arbeit schon getan.

      Der sofortige Läuferausflug etwa bietet weiß eine gute Initiative für den geopferten Bauern.


      Weiß behält auf jeden Fall die Initiative. Von "Wind aus den Segeln nehmen" kann keine Rede sein.

      Eine Beispielspartie (in der Eröffnung) dafür, wie schwarz leichtfertig den Läufer abtauscht und dadurch die eigene Stellung schwächt.



      Beides muss man natürlich nicht so spielen. Die Beispiele sollen nur meinen oben erwähnten Eindruck untermauern, dass es mit dem Wissen um den Zug alleine nicht getan ist.

      Kommen wir aber zur Hauptvariante von Endspielexperte. Ich bevorzuge, statt der Rochade, im siebten Zug De2. Das ermöglicht dem Gegner leichter fehlzugreifen, verwirrt ihn manchmal und nimmt das d5 Motiv des Schwarzen aus der Stellung.

      Nach meinen Erfahrungen gibt es nun drei Züge für den Schwarzen:
      7...Lxc3


      Realistischerweise ist hier nicht viel los. Weiß hat Kompensation für den Bauern für den Bauern, da er das Feld d6 kontrolliert, die schwarze Stellung etwas gedrückt ist und man Druck auf der d-Linie machen kann, aber auch nicht mehr. Keine Variante die ich als Weißer fürchten werde, aber auch keine umgehenden taktischen Schläge, die zur Verfügung stehen. Wahrscheinlich eine Stellung mit der beide leben können und die noch alle drei Resultate ermöglicht.

      7...Sf6


      Eine Stellung die ich als weißer liebend gerne nehme. Kein schwarzer Zug funktioniert nun so richtig. 11...d6 wird mit 12.La3 beantwortet, 11...Sxc3 ermöglicht es die Dame, mit Tempogewinn, mit 12.Dc2 auf ein besseres Feld zu platzieren und langsame Züge wie 11...h6 ermöglichen es den Angriff auf den König, mit Zügen wie der Läuferumgruppierung (Lb3 und dann vielleicht Lc2) weiter voranzutreiben.

      7...Sge7
      Die kritische Variante.


      Mit Sicherheit der beste Versuch - schwarz kann leicht fehlgreifen. 10...f6? 11.Lxe6+ oder 10...Dc7 11.Sb5 sind gut für weiß.
      Besser ist 10...Da5 oder 10...Db6. Doch in allen Varianten die ich mir angesehen habe hat weiß Kompensation für den Bauern, in Form von Druck auf den halboffenen c- und d-Linien, Raumvorteil und besserer Entwicklung.

      Mein Fazit also: die Lb4 Variante ist, wenn man sich als Schwarzer auskennt, sicher eine solide Variante um wiederum weiß - wenn er sich nicht auskennt - vor Probleme zu stellen. Als weißer empfehle ich statt 7.0-0 den Zug De2, der meiner Meinung nach mehr Spannung in der Partie lässt und schwarz mehr Fehler erlaubt. Weiß bekommt hier den Bauern zwar nicht zurück, behält aber Initiative. Dass sich die Kompensation für den Bauern nicht sofort in taktischen Schlägen widerspiegeln muss, ist kein Alleinstellungsmerkmal der Lb4-Variante. Auch in anderen Abspielen bleibt weiß bei einem Minusbauern und hat keine wilden Mattangriffe oder taktischen Schläge, aber langfristiges Druckspiel auf den halboffenen Linien, während schwarz immer aufpassen muss und Probleme hat Gegenspiel zu generieren. Selbst auf Wikipedia steht dazu:
      "Das Prinzip des Morra-Gambits ist es weniger, scharfes Spiel anzustreben, wenngleich dies nach fehlerhaften schwarzen Entgegnungen auch vorkommen kann. Vielmehr erhält Weiß für den Bauern eine langfristige positionelle Kompensation, wie sie für moderne Gambitspiele (z. B. das Wolga-Gambit) typisch ist."
      In dem Thread haben wir viele spektakuläre Opfer und furiose Angriffspartien gezeigt. Dass das Morra-Gambit auch ohne taktische Überfälle eine strategische Komponente hat, und dem Gegner, auch wenn er den Anfangswirrwaren aus dem Weg gegangen ist, langfristig einschnürt, wurde bislang ein wenig ausgeblendet.

      Die Lb4 Variante ist also spielbar und sicher mal was anderes, eine Widerlegung des Morra-Gambits ist sie meiner Meinung nach aber bei weitem nicht. Entweder kann weiß risikofrei, in ein ausgeglichenes Endspiel mit gleichem Material gehen (siehe die Variante von Endspielexperte) oder weiß spielt 7.De2 und hält den Druck aufrecht, der sich zwar nicht unmittelbar in taktischen Tricks manifestieren muss, aber eben die Morra-Grundidee verwirklicht und langfristige Kompensation bietet. Meiner Meinung nach ist diese Kompensation ausreichend (v.a. im Amateur-Bereich), aber auch nicht viel mehr.

      Über Stellungnahmen und Kritik dazu freue ich mich natürlich.


      PS: das Buch Mayhem in the morra habe ich leider noch nicht in die Finger bekommen - was Esserman zu diese Abspiel zu sagen hätte, würde mich aber interessieren.
    • Bereits behandelt wurde die Möglichkeit das Morra-Gambit mit 3...d3 abzulehnen und in Marozcy bzw. Drachenstrukturen überzugehen.

      Schwarzspieler die gerne den Drachen spielen können aber auch das Morra-Gambit annehmen und sich dennoch an dem Königsfianchetto versuchen. Trent sieht das in seiner Chessbase DVD (die übrigens vor Mayhem in the morra aufgenommen wurde) sogar als eine der besten schwarzen Antworten.

      Zugfolgen sind in diesem Abspiel nicht unwichtig, wenn schwarz sich aber gut auskennt, kann er ausgleichen.


      Zunächst 6...d6 anstatt 6...Lg7 - spielbar aber nicht ganz ohne.



      Das Motiv den guten Läufer gegen den Springer auf c3 zu tauschen ist tatsächlich Theorie, allerdings ist es, aus Sicht des Schwarzen wichtig auf die Zugfolge zu achten.
      Besser, aber auch nicht mehr als Ausgleich ist daher sofortige 8...Lxc3+ 9.bxc3 Dxd6 10.Dxd6 exd6 11.Lf4
      Weiß wird den Bauern zurück gewinnen, hat das Läuferpaar und Entwicklungsvorsprung.

      Die beste Möglichkeit für schwarz ist vielleicht die, den Bauern sofort zurück zu geben und sich dafür anständig zu entwickeln. Modernes Anti-Gambit Spiel halt:




      Wahrscheinlich häufiger ist aber 6...Lg7



      und weiß hat eine immer noch große Initiative mit vielen taktischen Tricks.

      Besser ist:


      Mit Kompensation, aber nicht mehr, schwarz' Stellung ist in Ordnung.

      Da die g6 Variante dem weißen auch einige genaue Züge abverlangt und nicht besonders häufig gespielt wird, kann man das als schwarzer durchaus versuchen (sowohl 6...d6 als auch 6...Lg7). Wenn beide Spieler ihre Theorie kennen, sollte die Variante schwarz zum Ausgleich bringen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von tom_turbo ()

    • Ich habe mir endlich das Buch "Mayhem in the Morra" gekauft, neben "The modern Morra Gambit" von FM Hannes Langrock, wohl die beste Literatur zu diesem Gambit.
      Ich habe es noch nicht durchgearbeitet und poste die nächsten Wochen gerne noch mehr. Zwei kürzlich diskutierte Themen kommen jedenfalls (natürlich) auch vor.
      Einmal die Ablehnung des Morra-Gambits mit 3...d3.
      Essermanns Urteil dazu ist vernichtend:
      "I'm shocked that the cowardly 3...d3 remains so popular at all levels. [...] Who knows what motivates the decliner to make this meek pawn push, be it fear, laziness, or all of the above."
      Er empfiehlt auch den Maroczy Aufbau (mit den Schlüsselzügen c4 und - sobald der schwarze Läufer auf das Feld g4 kann - h3) und kommt zu dem Urteil:
      "It's almost as if we have the Morra Gambit with an extra pawn wedging on c4."

      Zur Lb4 Variante im angenommenen Morra-Gambit gibt er eine noch nicht behandelte Möglichkeit für weiß an:


      Die Grundideen sind: nach dem schwarzen Befreiungsschlag d5, den er irgendwann wohl spielen muss, soll der weißfeldrige Läufer zurück nach d3 und dort, zusammen mit der Dame eine schöne Batterie gegen den Königsflügel bilden. Diesen Einschlag zu verhindern ist gar nicht so einfach. h6 gibt eine Angriffsmarke für den schwarzfeldrigen Läufer. g6 schwächt die schwarzen Felder um den König (der Läufer ist am anderen Flügel) und lässt den Springer auf e7 etwas doof aussehen. Sg7 löst auch nicht alle Probleme und bietet ein paar andere taktische Möglichkeiten. Auch f5 bringt Probleme mit sich, positioneller und taktischer Natur.

      Sollte der schwarze Läufer sich irgendwann gegen den Springer auf c3 abtauschen kann man sowohl mit der Dame zurückschlagen, oder auch mit dem b-Bauern. Die daraus resultierende halboffene B-Linie gibt dem Damenflügel Turm gute Angriffsperspektiven. Womit man zurückschlägt hängt von der Stellung und dem eigenen Plan ab.

      Was ich noch analysieren muss ist, ob mir die Stellung nach dem nicht behandeltem 7...Lxc3 gefällt.


      Das Buch, soweit ich es bis jetzt gelesen habe, ist jedenfalls äußerst unterhaltsam. Die Leidenschaft, ja Liebe des Autors zu dieser Eröffnung ist greifbar. Dennoch finde ich nicht, dass er schönfärbt. Wenn mal Sätze fallen wie "Sizilianisch ist damit widerlegt" dann ist das klar humoristisch gemeint. Es ist also ein Plädoyer für das Morra-Gambit und Angriffsschach im allgemeinen, dennoch verliert er die Objektivität nicht ganz aus den Augen. Immer wieder werden "Morra-Bashers" aufs Korn genommen und anhand von Partien und Varianten gezeigt, wie vorschnell ihre Urteile sind. Das ist mMn jedenfalls das Besondere an diesem Buch. Es ist eine Preisung dieser Eröffnung, dennoch behält Essermann Objektivität und bringt nur Varianten die tatsächlich gutes Spiel versprechen ausführlicher. Die abenteuerlicheren Abspiele die wahrscheinlich gute praktische Chancen (v.a. in Partien mit kürzerer Bedenkzeit geben) werden z.T. auch erwähnt, allerdings eher am Rande.
    • Und noch ein Beitrag zum Morra-Gambit, weil's thematisch dazu passt.
      Bereits behandelt wurden die Drachen-Strukturen nach der Ablehnung mit 3...d3 und im angenommenen Morra Gambit (siehe Beiträge 43, 44 bzw. 54)

      Man kann das Morra-Gambit auch mit 3...g6 ablehnen. Von den drei Möglichkeiten den Königsläufer zu fianchettieren ist das allerdings mMn die schwächste.



      Und weiß hat gute Kompensation für den Bauern und eine sehr aktive Stellung

      Alternativ kann schwarz im 6. Zug auch noch mit der Fianchettierung des Läufers warten.


      Weiß steht besser. Kein Bauer weniger, ein schwarzer König, der nicht mehr kurz rochieren kann und die bessere Entwicklung.

      Ich sehe in der 3...g6-Variante keinen Weg wie schwarz einfach zu Ausgleich kommen kann.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von tom_turbo ()

    • Morra-Gambit mit 5.-e6, 6.-a6 und 7.-Sge7

      In Posting 29 und 30 wurde die schöne Angriffspartie Partie Zakharov - Gusev gezeigt, die in 2001 gespielt wurde. 12 Jahre später hatte GM Gil Popilsky die Stellung als Schwarzer nach 14.Sxe5 auf dem Brett und nahm statt mit dem f-Bauern (was Gusev gespielt hatte) mit dem Springer wieder, was auf den ersten Blick recht plausibel aussieht. Sein Gegner Manfred Herbold, als Buchautor und -verleger bekannt unter dem Namen "Der Schachtherapeut", war davon keineswegs überrascht, sondern demonstrierte seinem 400 Elo schwereren Gegner sehr überzeugend, dass das nicht spielbar ist.

      Herbold, Manfred (2091) - GM Popilsky, Gil (2515)
      Ortisei Server Open, 2. Runde, 2.6.2013





      "The Big Greek" erläutert die Partie:

    • Sizilianisch: Morra-Gambit mit 4.-Sc6, 5.-e6 und 6.-Lb4

      Die schwarze Aufstellung mit 4.-Sc6, 5.-e6 und 6.-Lb4, die hier im Thread schon diskutiert wurde, stelt eine gute Möglichkeit dar, das Morragambit zu bekämpfen. In der letzten Runde des Reykjavik Open erreichte IM Eric Rosen damit aus der Eröffnung heraus eine klar vorteilhafte Stellung, aber er gewan die Partie erst nach einigen Irrungen und Wirrungen.


      Garbuz, Vitaliy (2155) - IM Rosen, Eric (2357)
      Reykjavik Open, 9. Runde, 4.4.2023