Poesie Lyrik Balladen

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    • Morgen wird er 80 Jahre alt, der kanadische Autor, Sänger und Dichter Leonard Cohen. In seinen Zwanzigern feierte er erste Erfolge als Romancier, bevor er sich der Musik und dem Gesang zuwandte. Sein sonorer Bariton ist unverwechselbar, seine monotonen Melodien, von schleppenden Rhythmen begleitet, ebenso. Es dürfte kaum einen Popsänger geben, der das Stilmittel der Reduzierung und Verknappung so konsequent eingesetzt hätte wie Cohen. Bei Hören seiner Lieder und beim Lesen seiner Texte wird die Kostbarkeit des Augenblicks im lauten Getriebe der Welt fassbar. Kein Wunder, dass dieser Ladies Man den Weg in ein Zen-Kloster fand, das er der Legende nach verließ, nachdem seine ehemalige Geliebte sein Vermögen durchgebracht hatte. Für die Fans ein Glücksfall, können sie den klassisch schönen und noch immer eleganten Mann erneut auf der Bühne erleben.

      Leonard Cohens Texte erzählen keine diffizilen Geschichten, sondern beschreiben Stimmungen, alltäglich, melancholisch, weise; dabei kommt er formal der Ballade, dem Sonett, selbst dem japanischen Haiku recht nah. Er meditiert über das Vergehen der Zeit, über den flüchtigen Trost des Alleinseins und die ewige Sehnsucht nach der Anderen. Wer etwas zu sagen hat, muss dafür nicht unbedingt viele Worte machen. Zur Illustration seines lyrischen Schaffens sein Gedicht „You have loved enough“.

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      I said I'd be your lover.
      You laughed at what I said.
      I lost my job forever.
      I was counted with the dead.

      I swept the marble chambers,
      But you sent me down below.
      You kept me from believing
      Until you let me know:

      That I am not the one who loves -
      It's love that seizes me.
      When hatred with his package comes,
      You forbid delivery.

      And when the hunger for your touch
      Rises from the hunger,
      You whisper „You have loved enough,
      Now let me be the Lover.“

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      Leonard Cohen: Book of Longing, London 2007, Penguin Books

      Leonard Cohen: Dance me to the end of love >> youtube.com/watch?v=7pA5UhNaYw0
    • Du

      Du bist es, der meine Sehnsüchte bestimmt,
      an den ich Tag und Nacht denke.
      Nachts träume ich von Dir,
      Tags bist Du in meinen Gedanken,
      Und immer in meinen Herzen.

      Zu Tränen rührst Du mich,
      Wenn ich an meine Liebe denke.
      Tränen der Trauer, nicht der Freude,
      denn diese Liebe ist unmöglich.

      Deine sanften Züge verwirren mich,
      verfolgen mich Tag und Nacht,
      ich möchte sie streicheln und darf es nicht,
      Und die Träume darüber verfolgen mich.

      Dein Bild sehe ich ständig vor mir,
      Ich lache, wenn Du lachst.
      Ich weine, wenn Du weinst.
      Dein Schmerz ist mein Schmerz,
      Ich möchte Dich beschützen,
      Doch ich kann es nicht.

      Soll ich Dich mir offenbaren,
      dieses Risiko eingehen,
      und alles zerstören?
      Aber ist es nicht ein Anfang?
      Darf ich Dich nicht mehr sehen,
      damit ich nicht mehr an Dich denke?
      Keines dieser Dinge ist verlockend!
      Ich weiß es nicht, aber etwas muss passieren.

      René Kellner