Colle-System

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    • Beim Colle-System baut sich weiß immer recht gleich auf, was den lernaufwand deutlich verringert. Der weiße Aufbau sieht im grunde so aus: d4,Sf6,e3,c3,Sd2,Ld3,O-O und evtl. Te1 und De2. Die Zugreihenfolge ist dabei variabel, je nachdem was der gegner spielt. Das Ziel ist es, e4 durchzusetzenund dann entweder mit e5 einen Königsangriff einzuleiten oder mit exd5 einen schwarzen Isolani zu provozieren(geht natürlich nicht immer). Gegen 1...d5 erreicht weiß einen kleinen Vorteil, gegen 1...Sf6 oder 1...f5 kann man Colle auch spielen, sollte sich aber nicht wundern, wenn man nur Ausgleich erreicht. Objektiv gesehen sind die Hauptvarianten mit 2...c4 besser, aber Colle ist vollkommen spielbar und benötigt deutlich weniger Theorie. In "Schacheröffnungen richtig verstehen" gibt Sam Collins als Weg zum Ausgleich gegen Colle das hier an:
    • Colle und Colle-Zukertort sind m.W. Synonyome für dasselbe System. Und der Läufer geht in der Tat oft nach b2, gerade in den d5-Varianten, in denen das Zentrum erstmal geschlossen bleibt. In der Variante von TheTimotheus macht das natürlich weniger Sinn. Ein Damenindisch-Aufbau wie oben geht übrigens ganz gut gegen die meisten Eröffnungen, in denen Weiß früh e3 spielt (und damit das Königsfianchetto ausschließt).
    • Prinzipiell kann man mit Schwarz gegen dieses System alle gängigen Varianten spielen und wird immer Ausgleich bekommen.

      Also abgesehen von dem erwähnten Damenindisch bzw. Franco-Aufbau :-))) hat man auch einfach die restlichen Optionen wie Königsfianchetto mit d6 oder d5.






      Bei d5 ist der Schwarze Aufbau eigentlich immer der selbe mit c5/Sc6/Db6/Lf5/Td8/. Ansonsten muss man als Weißer auch immer aufpassen das Schwarz nicht plötzlich e5 durchgesetzt bekommt Sc6 (ohne c5)/Dd6/Te8. An "meinen" Franco-Aufbau :-)) hab ich hier noch gar nicht dran gedacht..... gut es kommt auch zu selten vor. Naja jedenfalls finde ich diesen und das hier als recht easy für Schwarz langfristig auch objektiv gut auf Gewinn spielen zu können.
    • Ich halte Damenbauerneröffnungen (Colle, Londoner System) grundsätzlich für Spieler, die häufig auf stärkere Spieler treffen, für eine gute Eröffnung. Es sind m.E. "Beton"-Eröffnungen, die die Chancen für weiß, zumindest ein remis erreichen zu können, erhöhen. Ich spiele sie daher gern.Allerdings:

      Bei Colle bemängel ich, dass die Entwicklung des schwarzfeldrigen Läufers durch das frühe e3 beeinträchtigt wird.
    • @Odysseus: Das reine Colle-System basiert auf c3, während bei Zukertort auf c3 verzichtet wird und dafür der schwarzfeldrige Läufer nach b2 gestellt wird (meist nach b3).

      @lichtermoment: Bei Colle-Zukertort mit Lb2 wird der schwarzfeldrige Läufer nicht eingesperrt und ist daher m.M. dem reinen Colle-Aufbau vorzuziehen.

      Das System ist eine nette Abwechslung für theoriefaule Spieler und die ersten 7-8 Züge kann man immer gleich spielen (man muss nur auf den Läufer auf d3 aufpassen, also z.B. auf Sb4 vorbereitet sein). Man weiß immer welche Aufgaben die eigenen Figuren haben und kann daher mit Erfahrung einen praktischen Vorteil gerade gegen jüngere Gegner über dem Brett haben. Aber das System hat m.M. zwei Defizite: man entwickelt sich langfristig nicht weiter und der Spielplan ist zu eindimensional. Letzteres kann ein Problem sein, wenn man mit Weiß gewinnen muss.

      PS: Gegen Systeme mit g6, also z.B. Grünfeld- oder königsindische Formationen funktioniert das Ganze nicht so gut, da die beste weiße Figur, der Läufer auf d3, gegen g6 nicht viel ausrichten kann.
    • @JavierMintal: Danke für die Aufklärung, die Unterscheidung war mir nicht geläufig. Häufig sieht man ja auch nach c3 noch das Manöver b3-Lb2 (wo soll der der Lc1 sonst auch hin?), was ist das dann?

      @lichter Moment: I beg to differ! Gegen stärkere Gegner sollte man nicht versuchen Beton anzurühren. Für den nominell überlegenen Spieler ist es doch viel angenehmer, wenn Weiß gar keine Gewinnversuche unternimmt und sich passiv verteidigt. Dein Gegner (deine Gegnerin) hat dann das, was man als "Spiel auf zwei Ergebnisse" bezeichnet (es sind nur remis oder 0-1 möglich), und langfristig wird er (oder sie) dich positionell zusammenschieben*. Viel unangenehmer ist es, wenn der "schwache" Spieler auf Aktivität setzt und die Stellung kompliziert hält. Dann wirst du zwar oft genug taktisch auseinander genommen, aber der Gegner (oder die Gegnerin) ist eben auch gezwungen, ein gewisses Risiko einzugehen -- und weil er (sie) ja gewinnen "muss", ist das nicht nur objektiv, sondern auch psychologisch ein Vorteil für dich. Das wird dir fast jeder IM oder GM bestätigen. Meine wenigen Siege gegen viel stärkere Gegner habe ich grundsätzlich in sehr scharfen Varianten zu verbuchen (den letzten zum Beispiel mit Schwarz gegen 2200 in der Ulvestad-Variante).

      Colle und Konsorten haben natürlich ihre Daseinsberechtigung, aber dann eher in der umgekehrten Konstellation: Wenn ich meinem Gegner überlegen bin (natürlich nur nach Elo, nicht nach echten Fähigkeiten), spiele ich vielleicht eher solide und versuche, ohne Risiko einen leichten Vorteil aus der Eröffnung zu holen, wohl wissend, dass ich zur Not auch einen kleinen Endspielvorteil noch verwerten kann. Das berühmte Spiel auf zwei Ergebnisse halt.


      *Es wäre taktlos, an gewisse Partien Hybris - liMo (Londoner System, oder?) beim Bonntreffen zu erinnern, deswegen lasse ich das hier.
    • David Rudel stellt in seinen Büchern ein Weißrepertoire vor, das auf dem Colle-Zukertort-Aufbau basiert. Sein aktuelles Buch heißt The Colle Zukertort Revolutionized.

      In zwei ca. 10-minütigen Videos auf youtube stellt David Rudel die Grundideen seines Systems vor:
      The Zukertort Variation of the Colle System Illustrated by David Rudel.
      Phoenix Attack Variation of the Colle System

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    • Meine "unsterbliche" Colle Partie

      1.d4 d6 2.Sf3 Sd7 3.e3 d5 4.Ld3 Sgf6 5.Sbd2 e6 6.c3 c5 7.0–0 a6 8.e4 dxe4 9.Sxe4 cxd4 10.Sxd4 Sc5 11.Sxf6+ Dxf6 12.Lc2 Le7 13.Te1 0–0 14.Te3 Td8
      15.Lxh7+ Colles klassisches Läuferopfer auf h7
      15……….Kxh7
      16.Dh5+ Kg8 17.Th3 g6 18.Dh7+ Kf8 19.Lh6+ Ke8 20.Td1 Td5 21.Dg8+ Kd7 22.Lg7 Df4 23.Tf3 Dg4 24.Dxf7 b6 25.Lf6 Lb7 26.Dxe7+ Kc8 27.De8+ Kc7
      28.Le5+ Mein zweites Läuferopfer
      28……..Txe5
      29.Tf7+ Sd7
      30.Dxd7+ Kb8
      31.Tf8+ Ka7
      32.Sc6#
      Der schwarze König wandert von h7 nach a7, wo er mattgesetzt wird. Natürlich ist das kein forciertes Matt, aber Spaß gemacht hat mir die Partie.
    • Also das Colle-Zukertort System würde ich weniger als Beton-Eröffnung ansehen. Ich spiel das hin und wieder ohne irgendwelche Theoriekenntnisse. Ich bekomme mind. in jeder zweiten Partie nen entscheidenden Königsangriff. Gegen die Königsfianchettovarianten würde ich es allerdings nicht spielen. Weiß spielt im ersten Zug 1.d4 und Dann 2.Sf3, so lässt sich das flexiebel gestalten.
      Gegen KI o.Ä. empfehle ich dann eine Art Londoner System mit h4 und Angriff am KF.
      Mein Plan im Zukertort ist Recht einfach: falls c5 gespielt wird rausnehmen, Se5/Sg5 Df3-g3 und dann villt mit f4-f5 und Tf3,Taf1 einen kleinen Angriff starten. Hat bis jetzt immer gut geklappt, auch wenn ich jetzt lieber die Englische Eröffnung anwende

      mfg ente