Taimanov-Sizilianer

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    • Oh ich Experte - ja hier bestimmt nicht tut mir leid :S
      Ist g5 dann ein Computerzug ? Denn falls Weiss seinen schwarzen Läufer nicht zur Verteidigung oder der gleichen unbedingt auf d3 braucht wären die Felder g5 h6 f6 vielleicht doch auch ein schönes Ziel für den Läufer oder auch f4

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    • Diese immer noch hochaktuelle Variante wird u.a. von GM Alejandro Ramirez auf seiner neuen DVD The Sicilian Tajmanov-Scheveningen im Detail behandelt (soviel wird aus dem Beispielvideo klar). Ich habe die DVD nicht und weiß nicht, was Ramirez nach 9.0-0-0 für Schwarz empfiehlt, habe aber mal zusammengetragen, was die Datenbank zu der fraglichen Stellung nach 13.-0-0 hergibt.

    • Eine bemerkenswerte Partie im Taimanov-Sizilianer wurde in der 5. Runde des laufenden Sinquefield-Cup in St. Louis zwischen Nakamura und Giri gespielt:

      Nakamura, Hikaru (2814) - Giri, Anish (2793)
      Sinquefield-Cup, St. Louis, 27.08.2015



      Bis hierher folgten die Spieler ihrer Vorbereitung, wobei Giri durch den starken Zug 22.a4! überrascht wurde. Dann verwechselte Nakamura die Zugreihenfolge und spielte 23.Td3?. Der beste und von ihm eigentlich vorbereitete Zug ist 23.Te2!. Nach der plausiblen schwarzen Antwort 23.-Thc8 entsteht eine Stellung, die zu kontroversen Diskussionen Anlaß gab und mit Sicherheit noch geben wird. Alejandro Ramirez schreibt in seinem Partiekommentar folgendes zu dieser Stellung:

      "Bizarr ist, daß Stockfish hier einen komfortablen Vorteil für Weiß angibt ... aber Komodo denkt, daß Schwarz besser steht. Wenn ich die Stellung analysiere, würde ich sagen, daß Weiß die besseren Chancen hat. Er plant, seinen König nach a2 zu stellen und c4 vorzubereiten. Auf der anderen Seite sagte mir Aronian, daß er das Gefühl hat, Schwarz stehe besser. Alles sehr verwirrend."

      Hier die ganze Partie mit Analyse von GM Alejandro Ramirez: St. Louis: Carlsen gewinnt, Topalov verliert

      Ich bin sicher, daß wir die Stellung nach 23.Te2! noch in einigen Großmeisterpartien zu sehen bekommen werden, und bin sehr gespannt darauf.
    • Taimanov-Sizilianer mit 7.Df3

      In den letzten Jahren ist der Zug 7.Df3 (anstelle von 7.Dd2) äußerst populär geworden. Die weiße Dame strebt oft nach g3, von wo aus sie unangenehmen Druck auf die schwarze Stellung ausübt. Bei der heutigen Bundesligabegegnung zwischen Solingen und Dresden überfuhr der für Solingen spielende Markus Ragger seinen Gegner Jens-Uwe Maiwald mit dieser Variante in nur 14 Zügen:

      Ragger, Markus (2697) - Maiwald, Jens-Uwe (2448)
      SG Solingen - USV TU Dresden, Brett 3, 18.2.2017

    • Beim London Classic verteidigte Fabiano Caruana den Taimanov-Sizilianer gegen Sergey Karjakin mit 7.-Se5 (anstelle des in Ragger - Maiwald gespielten 7.-d6) und landete damit den ersten Sieg in diesem Turnier überhaupt (alle anderen Partien der ersten vier Runden endeten remis):

      Karjakin, Sergey (2760) - Caruana, Fabiano (2799)
      London Chess Classic 2017, Runde 4, 5.12.2017



      GM Tiger Hillarp Persson hat die Partie sehr ausführlich kommentiert: London Chess Classic: Caruana punktet
    • An dieser Stelle fragte ich mich, wieso Weiß die Dame nicht sofort als Angriffsziel nimmt:


      Als ich GM Tiger Hillarp Perssons Kommentar las, hatte er genau an dieser Stelle eine Variante diskutiert.


      Er schreibt, dass er das immer für einen Bluff gehalten hatte. Eigentlich sollte Schwarz gewinnen und er ist erleichtert zu sehen, dass Weiß im letzten Jahr "scored horribly from this position".

      Ich glaube, der Großteil der Arenaspieler würde wohl lieber zu Weiß mit Dame als zu den schwarzen Steinen ohne Dame greifen.
      Ich bin gespannt, welche interessanten Kommentare von Schroeder zu dieser Position geäußert werden.

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    • Taimanov-Sizilianer mit 6.Sdb5

      6.Sdb5 ist der am fünfthäufigsten gespielte Zug - mit weitem Abstand hinter den Hauptzügen 6.Le3, 6.Le2, 6.g3 und 6.f4. Weiß erzielt damit laut chess24-Datenbank einen Score von insgesamt 47%. Wenn man nur die letzten Jahre zugrundelegt, ist die Quote sogar noch niedriger. Das Verdikt vom Tiger "Schwarz sollte gewinnen" halte ich trotzdem für etwas zu extrem.

      Einer der großen Kenner des Taimanov-Sizilianers ist der holländische GM Robin van Kampen. In seiner Videoserie auf chess24 schätzt er die Variante als leicht vorteilhaft für Schwarz ein - ein Urteil, dem ich mich anschließen kann. Die schwarze Stellung ist sehr kompakt und hat keine Schwachpunkte, die von der weißen Dame wirksam angegriffen werden könnten. Andererseits werden die schwarzen Leichtfiguren gut koordiniert erhebliche Wirkung entfalten. Insbesondere der Lc7 hat auf weißer Seite keinen Gegenspieler. Hier eine Beispielpartie aus der britischen "4 Nations Chess League", die zeigt, wie die Leichtfiguren zum Einsatz gebracht werden können:

      Snuverink, Jochem (2354) - Van Kampen, Robin (2610)
      4NCL Division 1a, Hinckley Island ENG, 15.2.2014

    • Auch darauf hat der Tiger eine Antwort gegeben:



      führt zu einer "un-sizilianischen" Stellung, in der dem Schwarzen in der Verteidigung einiges abverlangt wird.

      Der Zug 5.-a6 hat sich hier für Schwarz als Tempoverlust - und zudem als Schwächung des Feldes b6 - herausgestellt. Die entstehende Bauernformation - mit dem Springertausch auf c6 - wird ohnehin von vielen Weißspielern angestrebt. Die Begeisterung der Schwarzspieler hält sich dagegen in engen Grenzen.

      Mark Taimanov hat sich also durchaus etwas dabei gedacht, als er ab 1960 begann, 5.-Dc7 zu spielen.
    • Schroeder schrieb:

      Mark Taimanov hat sich also durchaus etwas dabei gedacht, als er ab 1960 begann, 5.-Dc7 zu spielen.

      Das hat mich jetzt mal interessiert, und ich habe daraufhin mal meine Datenbank abgeklappert, auf Partien (beide Seiten 2400+) in denen Taimanow dieses System mit Schwarz gespielt hat:

      mit 5. -a6 = 66 Partien (13+,36=,17-)
      mit 5. -Dc7 = 14 Partien (2+,4=,8-)

      In seinem Buch Sizilianisch siegen (Falken-Verlag 1989) finde ich das Taimanow-System nur mit 5.-a6.





      Gruß
      dangerzone
    • Taimanov hat 1960 begonnen, die nach ihm benannten Sizilianisch-Variante zu spielen.





      In allen seinen Partien der Jahre 1960 und 1961 (laut Datenbank waren das 10 Partien) hat er hier den Zug 5.-Dc7 gespielt. Das zeigt seine ursprüngliche Intention, die er mit der Variante verband, nämlich daß er

      a) keine Angst vor 6.Sdb5 hatte
      b) das weiße Sxc6 entkräften wollte.


      In späteren Jahren hat er auch häufig 5.-a6 und erst einen Zug später 6.-Dc7 gespielt, was in den allermeisten Fällen auf eine Zugumstellung hinauslief. Denn zu seiner Zeit war der weiße Plan mit dem Springertausch auf c6, der auf den ersten Blick den klassischen Schachprinizipen widerspricht (die schwarze Bauernformation wird durch das Schlagen zum Zentrum hin gestärkt), noch nicht besonders populär. Die Vorzüge dieses Planes wurden erst in den Jahren nach 2000 von Spielern wie Kasparov, Kramnik, Polgar, Ponomarjov und Carlsen demonstriert. Das sehen heute offenbar auch die Schwarzspieler so. Deshalb muß man unter den Partien der letzten Jahre den Zug 5.-a6 mit der Lupe suchen.
    • Danke erstmal für eure sachkundigen Antworten, ich bin nur deshalb auf die a6 Problematik aufmerksam geworden, weil ich gelegentlich den sizilianischen Igel anstrebe und dabei auch die Dame nach c7 kommt. Im Unterschied zum Taimanov System spiele ich aber den Springer nicht nach c6. Insofern sind eure Ausführungen für mich Neuland und sehr interessant. Allerdings überfordert es meinen momentanen Leistungsstand mich mit den sizilianischen Verästelungen zurechtzufinden.