Welches Buch liest du gerade?

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    • Allein - Daniel Schreiber -

      Auf den Autor des Buches *Allein* Daniel Schreiber bin ich aufmerksam geworden durch eine Sendung anläßlich der Frankfurter Buchmesse. Dort trafen sich Menschen aus verschiedenen Berufs- und Berufungssparten sowie unterschiedlicher Herkunft, um sich darüber auszutauschen, welche Visionen für eine gute Zukunft verwirklicht werden könnten. Ich habe mir, weil er mir in seinen Aussagen am besten gefiel, die Vita des Herrn Schreiber dann mal angeschaut und entdeckt, dass er auch Einiges publiziert hat. Journalist, in Mecklenburg-Vorpommern geboren, hat er im Jahre 2006 den Manheimer Buchpreis verliehen bekommen. Seine Veröffentlichungen sind u.a. eine Biographie über Susan Sonntag, sein Buch *Nüchtern*, in dem er über seine Alkoholabhängigkeit schreibt, das Buch *Zuhause* in dem er über den Ort schreibt, an dem wir leben wollen und an dem wir uns beheimatet fühlen und letztendlich das von mir heute vorgestellte Buch *Allein*.

      Dies habe ich nun zu Ende gelesen. Es hat mich sehr berührt. Das Thema hat mich schon daher interessiert, weil ich selber seit langer Zeit allein durchs Leben gehe.

      Das Büchlein ist nicht allzulang, gerade mal 140 Seiten. Es gibt acht Kapitel mit den Überschriften: *Das Leben allein*, The Kindness of Strangers*, Gespräche in Freundschaft*, *Niemals so einsam*, *Uneindeutige Verluste*, *Tage in Famars*, *Arbeit am Körper* und schlussendlich * *Abschiede*.

      Schreiber bezieht sich an vielen Stellen auf Schriften von Psychologen, Sozialwissenschaftlern und Philosophen. Er selbst, viele Jahre alleinlebend, hatte festgestellt, dass in Medien, Zeitschriften und Büchern viel über Paarbeziehungen und anderen Formen des sozialen Zusammenlebens geschrieben wird, jedoch kaum einmal über das *Alleinsein* oder *Alleinleben* des Menschen. Dabei ist statistisch erwiesen, dass immer mehr Menschen in unserer heutigen Gesellschaft alleine leben.

      So kam es zu seiner Idee, ein Buch darüber zu schreiben und nicht nur seine Gedanken dazu aufzuzeigen, sondern auch sehr persönlich über *sein* Alleinsein und Alleinleben* zu erzählen.
      Gerade diese Zeiten haben mich berührt, denn jeder, der allein lebt, so wie ich, kann sich in seinen Empfindungen und Gedanken immer mal wieder selber entdecken, wenn er das Alleinsein nicht durch ständige Ablenkung und Aktionismus verdrängt, sondern die Chance wahrnimmt, sich selber besser und tiefer zu entdecken. Wie wenn nicht anders, erkennen wir, wer wir sind, wenn wir auf uns selber gestellt sind. Welche Ängste, Sorgen, Nöte, Entbehrungen, Sehnsüchte und Leidenschaften in uns wohnen. Aber vor allen Dingen auch, wie wir damit umgehen, ohne sie zu verdrängen und aus all diesen neue, positive Aspekte des Lebens zu ziehen.

      Menschen, die ungewollt allein leben, empfinden das oftmals als großes Unglück, sind daher zumeist auch unglücklich. Sich selber als unglücklich zu bezeichnen, kratzt oftmals an den eigenen Stolz. Denn in unserer Gesellschaft der Selbstoptimierung wird das eigene Unglücklichsein oftmals als *scheitern* beurteilt. Doch ist es gerade auch so, dass dieses Unglücklichsein auch eine Reaktion auf die Welt und unsere Gesellschaft sein kann. Dass man sich in ihr nicht wiederfindet und seinen Platz finden kann. Selbst das Fehlen einer Liebesbeziehung, so Schreiber weiter, wird in der Regel als ein persönliches Scheitern wahrgenommen. als eine Folge mangelnder Attrraktivität, mangelndem wirtschaftlichen Erfolgs, mangelnder psychischer Fitness. Schreiber sagt, dass diese Annahmen dem Menschen, der allein lebt, überall entgegenschlagen, nicht zuletzt in den Gesichtern anderer Menschen, in ihrem Mitleid, gar ihrer heimlichen Freude, dass es ihnen besser geht.

      Ortega y Gasset sagte ja einmal, das Leben sei seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch. Jedoch schiffbrüchig zu sein heißt nicht ertrinken. Der arme Sterbliche der droht unterzugehen, rudert mit den Armen, um sich oben zu halten. Diese Reaktion auf Gefahren des Untergehens sei die wirkliche Kultur, die der Mensch nicht verlieren darf.

      Warum Daniel Schreiber allein lebt, was es mit ihm gemacht hat und was er aus dieser ihm dann auch oft gefühlten Einsamkeit gemacht und gelernt hat, beschreibt er in seinen Kapiteln.
      So sagt er z.B., dass nichts einsamer macht als die Einsamkeit des Nicht-gesehen-Werdens, des Nicht-erkannt-Werdens. Nichts fühlt sich wie ein größerer Sinnverlust an als das von ihr verursachte Schweigen.

      Er schreibt auch über die Zeit der Pandemie, in der wir uns ja immer noch befinden und die nun in eine vierte Welle gemündet hat. Seine Beobachtungen der Menschen, wie sie damit umgehen, was sie aus ihnen macht und gemacht hat. Dass, so habe ich es auch hin- und wieder empfunden in dieser Zeit, dass ich als Alleinlebender Mensch mich in dieser Situation noch *alleiniger* gefühlt habe.


      Der Verlust von Freunden, die verstorben sind, die gerade jetzt fehlen. Die eingeschränkte Freiheit, sozial neue Beziehungen zu knüpfen oder ganz einfach den Dingen nachzugehen, die sonst ohne jeden Gedanken an *Vorsicht* getan werden konnten, das sich beschränken müssen in der Hochzeit der Pandiemie auf telefonische oder Skype-Kontakte, das Fehlen eines einfach mal in den Arm genommen werdens und vieles mehr, hat auch mir schon das ein oder andere Mal Kummer bereitet, wenn ich ihn auch gut annehmen konnte, weil Kummer eben auch zum Leben gehört.


      Freunde zu haben, ist ein wichtiges Fundament in unserem Leben. Freunde, das sind die Menschen, die nicht nur wissen, wer ich bin, sondern auch wer ich war vor zwei oder drei Jahren oder vor zwei Jahrzehnten. Wer sich selbst immer mal wieder in Frage stellt, der verändert sich doch ständig und manchmal vergessen wir gar, wer wir einmal waren und Freunde sind die Menschen, die uns vor diesem Vergessen bewahren, daher sind sie so wichtig und können niemals durch Bekanntschaften, auch wenn das noch so gut harmonisiert und funktioniert, ersetzt werden.

      Auch darüber schreibt er, dass die Zeit der Sicherheiten der Menschen, die in previligierten Lebenssituationen und Zeitzonen leben, vorbei sei. Gedanken, die ich mit ihm teile. Schon Mitte der Zeit der Pandemie und den Wetterterkatastrophen die wir gesehen haben, wurde mir klar, dass dies erst der Anfang ist und die Menschen sich ruhig weiter in ihrem Kauf- Urlaubs- und Feiern-Zwang üben und danach sehnen sollen, aber es wird nichts mehr so sein, wie es war. Die Apokalypse hat bereits begonnen. Das macht Angst? Soll es auch, vielleicht kann ja doch noch was gerettet werden, obwohl ich daran nicht glaube.

      Wenn man jetzt auf den Gedanken kommt, dass das Buch eher depressiv daher kommt, so täuscht man sich. Schreiber zeigt zwar auf, was Alleinsein und damit auch immer mal empfundene Einsamkeit mit einem Menschen macht, aber eben auch wie er selbst damit umgegangen ist und wie ich oben schrieb, er daraus gelernt hat. Selber habe ich ds Buch als inspirierend, nachdenklich und selbstreflektierend für mich empfunden. Vor allen Dingen auch mutmachend, sich Gefühle wie, auch wenn sie nur eine kurze Zeit erlebt werden, Einsamkeit oder Trauer, zuzugestehen.

      Schreiber sagt, dass positive Erfahrungen von Einsamkeit so zentral zu unserem Menschsein dazugehören, wie die verzweifelte Kehrseite dieses Gefühls. Das Erleben von Einsamkeit bringt, mit anderen Worten, eine Form der Selbstwahrnehmung mit sich, die wir anders nicht erlangen können. Gerde der Schmerz, der mit ihr oft einhergeht, sorgt dafür, dass wir eine neue Art des Mitgefühls in uns entdecken, für uns selbst und andere Menschen, um neue Lebenswege zu erschließen und innere Auseinandersetzungen zuzulassen, die sonst ausblieben. Ohne ihn wären wir nicht imstande, die Nähe zu anderen Menschen zu suchen, wären wir nicht imstande zu lieben.

      So darf man auch überrascht sein, dass er gerad in der Zeit der Pandemie, wo er das Alleinsein stärker empfunden und die Gefühle von Einsamkeit in ihm vorherrschten, sich dennoch raus aus seinem Zuhause geflüchtet hat und sich zwei Monate lang auf eine kleine Insel auf Lanzarote mit dem Namen *Famara* zurückgezogen hat. Denn, das kenne ich auch gut, wenn Menschen mir sagen, was, du fährst jetzt in die Einsamkeit Deines Dorfes in der Eifel? Du bist doch sonst schon immer allein. Doch das Alleinsein in der Ferne ist nicht zu vergleichen mit dem Alleinsein zuhause mit all seinen Gewohnheiten und Gepflogenheiten.

      Das Buch steht zu Recht auf der Bestsellerliste des Spiegels. Ich kann es wärmstens empfehlen, auch für *Nichalleinlebende* , Denn es gibt ja auch Partnerschaftsbeziehungen, in denen man sich hin- und wieder allein, gar einsam fühlt. Selber fühle ich mich in Gesellschaft oft einsamer als hin- und wieder mal in meinem Alleinsein. Aber das ist ein anderes Thema.

      Viel Freude beim Lesen :saint:

      Daniel Schreiber
      Allein
      Hanser Verlag
      ISBN: 9783446267923
      20,00 Euro
      Dateien
      • DSC02436.JPG

        (440,64 kB, 1 mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • Unionsverlag
      Auf die Dame kommt es an.

      SCHACHGESCHICHTEN
      Fünfzehn Ausschnitte aus der Weltliteratur,
      die die Magie der Könige, Figuren und Bauern erspüren
      und selbst dem größten Laien vertsändlicher machen..
      Badisches Tageblatt


      Friedrich Dürrenmatt: Der Schachspieler
      Kurt Guggenheim: Aepplis Tod
      Jean-Michel Guenassia: Kiebitz möglich
      Thomas Glavinic: Eine Nachtpartie
      Ernst Strohual: In der Nabokovfalle
      Vladimir Nabokov: Lushins Verteidigung
      Katherine Neville: Das Montglane-Spiel
      Agatha Christie: Das Schachproblem
      Art Buchwald: Schachmatt
      Stefan Zweig: Revanche
      Paolo Maurensig: Die Lüneburg-Variante
      Ilja Ilf Jewgeni Petrow: Der interplanetare Schachkongress
      Arturo Perres-Reverte: Die Hängepartie
      Emanuel Lasker: Leben a la Taubenhaus
      Samuel Beckett: Endons Offensive


      Das Buch Schachgeschichten haben wir geschenkt bekommen :thumbsup:
      Dann war ich noch in der Stadtbücherei
      und habe mir für die Zeit zwischen den Jahren ein Schachbuch ausgeliehen.

      WELTMEISTER LEHREN SCHACH
      Beiträge von Steinitz, Capablanca, Aljechin, Euwe, Botwinnik, Smyslow,
      Tal, Petrosjan, Spasski. Fischer, Karpow, Kasparow, Kramnik, Khalifman,
      Anand und Ponomarjow bieten Schachfreunden/innen jeder Spielstärke

      viel Erfahrung Erkenntnisgewinn und praktische Hinweis [/size]

      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sirrdatha () aus folgendem Grund: @)) Korrektur der Schreibfehler

    • Edgar Selge - Hast Du uns endlich gefunden -

      Edgar Selge, Schauspieler hat ein Buch geschrieben. Das steht sogar auf der Spiegel-Bestsellerliste. Auf dem 8. Platz. Für mich gehörte es auf den 1. Platz, auf jeden Fall vor diesem komischen Fitzek. Jedenfalls eines der Besten, dass ich in den letzten Wochen gelesen habe.

      Schön kann man es nicht beschreiben, denn Selge erzählt von seiner Kindheit aus seiner Familie in den Nachkriegsjahren und den späteren 6oern. Und die war nicht schön, obwohl er Vieles auch mit einer gewissen Komik beschreibt, denen einige Geschehnisse innewohnen und unglaublich berührend. Wie er immer mal die Wangen zusammenkneifen muß, wenn er in Situationen gerät, an denen auf keinen Fall gelacht werden darf. Für mich nochmal mehr, da auch meine Kindheitsgeschichte sehr viele Ähnlichkeiten aufweist.

      Als Schauspieler ist er neben Matthias Brandt einer meiner Lieblingsdarsteller. In starken Charakteren seiner Rollen hab ich ihn bewundert. Nun zeigt er, dass er auch fesselnd zu erzählen weiß, einmal aus der Sicht des kleinen Jungen, der er war, dann wieder aus der Perspektive des nun älteren Mannes.

      Edgar hatte 5 Brüder, mit 4 wächst er auf. Ein Bruder ist schon früh ums Leben gekommen durch die Explosion einer Handgranate. Seine Eltern sind nie darüber hinweggekommen. Auch seinen jüngsten Bruder verliert er später durch eine schwere Krankheit.

      Edgars Vater ist Gefängnisdirektor und Musiker zugleich. Er spielt Klavier und gibt Hauskonzerte für die Gefängnisinsassen. An solchen Tagen wird das Haus der Selges umgebaut zu einem Konzertsaal, in dem am Vormittag die Inhaftierten sitzen, dann gibt es eine Pause und am Abend dann die Freunde der Familie geladen sind. Edgars Mutter spielt Geige, leider nicht gut, sie hätte gern mehr gewollt. Und ja, sie ist nicht gern verheiratet mit diesem Mann, obwohl 5 Söhne aus der Ehe hervorgegangen sind.

      Das Schicksal der Frauen in dieser Zeit hat es nicht gut gemeint mit ihnen. Was hatten sie oft für eine Wahl. Jedenfalls weiß ich das von der eigenen Geschichte meiner Mutter. Edgar und auch seine Brüder sind ebenfalls alle talentierte Musiker.

      Der Muff der vorangegangenen Geschichte Deutschlands hängt über der Familie. Der Nationalsozialismus hat geprägt. Viele Nazis haben sich durchgeschlichen und besitzen wieder Posten. Geprägt wird Edgars Familie auch von der Moral der Eltern, voll behangen mit Tugenden, wie Fleiß, Pflichtbewußtsein, Treue, Gehorsam, Diszipliertheit, Ordnung, Pünktlichkeit etc.. all das, was man selbst, in dieser Zeit geboren, mitbekommen hat. An manchen Tagen beim Essen am Tisch müssen sich Vater und Mutter von den beiden älteren Brüdern Edgars gefallen lassen, wie diese mit diesem Muff abrechnen.
      All das wiederum im Widerspruch zu dem, was dann tatsächlich von den Eltern vorgelebt wird. So auch in Edgars Familie. Der Vater ist gewalttätig, schlägt Edgar wieder und wieder, wenn er nicht pariert in den Lateinstunden mit dem Vater, oder wenn er seine kleine Lügengeschichten erzählt, Lügengeschichten, die ihm dienen, um zu überleben. Aber nicht nur die Gewalttätigkeit des Vaters schafft ihm ein Trauma, sondern auch Szenen des sexuellen Übergriffs.

      Auch eine überaus starke Phantasie verhelfen Edgar dazu, Kindheit und Jugend auszuhalten und zu überstehen. Immer wieder sucht er den Ort an der Mauer zwischen Gefängnis und der naheliegenden Schokoladenfabrik auf, um dort allein zu sein, von Niemandem gesehen, sich in seine Traumwelten zu flüchten. Beim Lesen war ich da ganz bei ihm, denn auch mir wohnte diese Gewohnheit inne, mich davon zu stehlen, bei mir waren es die Kohleberge in Duisburg, neben denen ich aufgewachsen bin, über die ich wanderte, mich dort versteckte und von einer Zukunft träumte, in der es mir einmal besser gehen sollte.
      Es kann sich kein Mensch vorstellen, wer nicht ähnliche Szenarien in seiner Kindheit und Jugend erlebte oder andere Traumata, was es bedeutet Tag für Tag Mittel zu suchen, Wege zu finden, die einem helfen, das zu überleben. Widerstandskraft oder auch Resilizens genannt ist das, was man braucht, sonst geht man unter.

      Edgar liebte Bücher und das Kino. Immer wieder stahl er Geld, um sich dann abends nach dem Zubettgehen, aus seinem Fenster zu schleichen, um in eine Kinovorstellung zu gehen. Was sind denn Bücher und Filme? Sie können helfen, die Realitäten einmal zu vergessen, in andere Welten einzutauchen. Sie verhelfen dazu, die Welt und sich selber besser zu verstehen. Die Schönheit von Musik, Büchern und Kunst trägt einen Menschen, läßt aushalten und weitermachen.

      Respekt hatte ich beim Lesen vor der Aussage Selges, dass er, um das Schreiben um die Erinnerungen fließen zu lassen, in eine Körpererinnerung fallen musste. Dem nochmal nachzuspüren, was das Damals in den furchtbaren Situationen gefühlsmässig mit ihm gemacht hat. Auch das kenne ich, und selbst wenn man es nicht bewußt macht, solche Gefühle tauchen immer wieder im Laufe des Lebens in einem auf, wenn man mit etwas konfrontiert wird, dass an solche Geschehnisse erinnert. Worte, Dinge, Orte oder Menschen. Dann sackt der Schrecken in die Glieder und alles ist auf einmal wieder da.
      Immer wieder dann tauchen seine Eltern dann später in seinen Träumen wieder auf. Dadurch hat er auch diesen Buchtitel gewählt. *Hast Du uns endlich gefunden" Das will man nicht, aber Träume lassen sich nicht aufhalten, sie nehmen keine Rücksicht darauf, was man will.

      Und dann kommt diese Stelle im Buch:

      " „Die Klarheit dieses Tageslichts fragt mich durch die Fensterscheiben: Warum schämst du dich? Die Pandemie hält die Zeit an, damit ich ausspreche, was mir so schwer auf die Zunge will. (…) Mensch, Edgar, sag, was los ist! Meine Liebe zu meinem Vater. Das ist es, was los ist. (…) Ich will nicht einer sein, der den liebt, der ihn schlägt.“
      Und genau das will man nicht....Jemanden, den Vater, die Mutter oder andere Menschen, lieben, die einem etwas so Schreckliches angetan haben, das einen das ganze Leben begleitet, das immer wiederkehrt und so Vieles beeinflusst hat, was man heute ist, ja genau das ist, was einen zu dem gemacht hat, der man heute ist. Und ja, man schämt sich.

      Es ist ein großartiges Buch, eine starke Erzählung aus dem Leben eines Menschen, die vor nichts halt macht, ausspricht, was gewesen ist und die Jedem, der es liest, auch wenn er eine gute Kindheit und Jugend hatte, eben zeigt, wie das Leben anderer Menschen sein kann, was einem erklärt, was Menschsein bedeutet, was Lüge und Wahrheit ist und der sich glücklich nennen darf, wenn er dies nur aus Büchern, Filmen oder dem Leben anderer Menschen lernt und es nicht am eigenen Leib zu erfahren.

      Edgar Selge
      Hast Du uns endlich gefunden
      Rowohlt Verlag
      isbn: ‎ 978-3498001223
      24.oo Euro
      Dateien
    • The Ultimate Chess Strategy Book: Volume 1
      How to play the Closed Openings like a virtuoso

      GM Alfonso Romero and Amador Gonzalez de la Nava (FIDE-Master)
      Verlag: Gambit
      Sprache: Englisch

      Bin zwar noch nicht allzu weit und muß mir vieles mühsam einzeln übersetzen, aber ich habe schon einige interessante Stunden damit zugebracht.
      Ein Aufgabenbuch zur Schachtrategie (aus 2008), welches sich besonders mit den Entscheidungen zu Beginn des Mittelspiels beschäftigt.
      Die Partien (ganz überwiegend Englisch, Damengambit, Damenbauernspiele, Grünfeld-V.,Nimzoindische Verteidigung , Königsindische Verteidigung) sind komplett abgedruckt, und enden zunächst (am Ende der EÖ bzw. zu Beginn Mittelspiel) spontan mit einer Multiple-Choice Frage.Man muß aus 2-3 Möglichkeiten wählen.Alle verlocken Dich zu nachvollziehbaren Überlegungen. Zwischen 0 und 5 Punkte werden dann im hinteren Buchteil dafür vergeben und der weitere Partieverlauf kommentiert.

      Die Kommentare finde ich sehr gelungen und hilfreich.Sie setzen aber fast auschließlich erst mit/nach der Fragestellung ein.Davor nur spärliche Anmerkungen.

      Ab ca. 1600 und viel Arbeitswillen, sich da reinzuknien!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dangerzone ()

    • Das Buch der Nacht - Bernd Brunner -

      Heute möchte ich ein wunderschönes Büchlein vorstellen. Schon allein die Aufmachung läßt das Herz warm werden. Es verführt geradezu, es in die Hand zu nehmen. Dunkelblau mit türkisfarbener Betitelung, das Ganze mit blausilbernglänzenden Leuchtepunkten versehen. Wenn man über den Deckel streicht, fühlt es sich ganz so an, als wenn man alle kleinen Funken in der Hand halten würde. So schön.

      Das Büchlein ist geschrieben worden von Bernd Brunner und der Titel lautet:
      Das Buch der Nacht.

      Bernd Brunner geboren 1964 in Berlin, studierte Betriebswissenschaft, Amerikanistik und Kulturwissenschaft an der Uni Berlin, sowie der Humbold-Universität und als DAAD-Stipendiat an der University of Washington in Seattle.

      Brunner verbindet Wissenschaftliches mit Unterhaltung, so daß man es gut lesen kann, ohne in irgendwelche wissenschaftlichen Formulierungen sich zu verlieren.

      Die Nacht. Wer denkt schon groß über die Nacht nach. Wenn es dunkel wird, spätestens nach ein paar Stunden, legt der Mensch sich schlafen. Fertig aus. Dabei verbindet die Nacht so Vieles, worüber es sich lohnt, einmal drüber nachzudenken oder einfach nur daran zu denken.

      Wichtig wird die Nacht, gar bedrohlich für den, der Schlaflosigkeit sein Eigen nennt. Dieser müht sich oft um den Schlaf. Oder der Mensch, der im nächtlichen Schlaf von sich wiederholenden Albträumen gequält wird. Diese Beiden empfangen die Nacht wohl mit ängstlichen Gefühlen. Geht das wohl wieder los? Werd ich nicht einschlafen können, werden mich wieder die Träume überfallen und ich angstschweißend erwachen und dann da liegen, in der Dunkelheit, sehnen dass die Schreckensgefühle schwinden und ich schnell begreife, alles nur Traum.

      Dies wären nur zwei der negativen Merkmale, die über die Nacht dem Menschen einfallen. Natürlich gibt es viel mehr, wie wir im Buch erfahren.

      Doch demgegenüber eben auch viele positiven Eigenheiten der Nacht. Und auch darüber lesen wir. Diese Wechselspiele positiv/negativ haben Brunner besonders angezogen.

      Zu nennen wäre z.B. die Muße nächtlicher Lesestunden. Wer das hin- und wieder praktiziert hat weiß, dass das Vergessen der Welt und im Lesen eines Buches um sich zu verlieren in dieser Stille der Nacht etwas Besonderes und deutlich einfacher ist als am Tag. Die Geborgenheit, die man im Bett liegend fühlt, schafft zudem noch ein ganz eigenes Geschmäckle. Oder man steht einfach in der Hälfte der Nacht auf, was von mir eine Zeit lang praktiziert wurde, und widmet sich dem Gebet. Ebenfalls eine ganz besondere Erfahrung.

      Auch sind Träume ja nicht immer Albträume. So können Träume im Schlaf dem Menschen zu großer Kreativität verhelfen, die sie dann tagsüber und in der Zukunft verwirklichen können. Probleme, die noch vor dem Einschlafen einem wie ein Riese erschienen, ganz plötzlich Morgen gelöst werden können.

      Brunner erzählt dies am Beispiel von Friedrich August Kekule, der sich bekanntlich ja lange mit der komplizierten Molekülarstruktur organischer Verbindungen beschäftigt hatte. Es ging ums Benzol, das aus sechs Kohlenstoff- und weiteren Wasserstoffatomen besteht. Es schien ihm ein Rätsel, wie diese angeordnet wären. Und so träumte Kekule einmal von einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Er hatte die Eingebung, dass sich die Atome in einer Ringstruktur befinden müssten. Diese Erkenntnis wiederum war dann die Grundlage für die Synthese einer ganzen Reihe künstlicher Fabrstoffe in der zweiten Hälfte des 19.ten Jahrhunderts. Und auch seinem Kolleghen, dem Chemiker Dimitri Mendeljew wird nachgesagt, die Idee für das Periodensystem der Elemente sei ihm ebenfalls in einem Traum erschienen.

      So begeben wir uns mit ihm in diesem Büchlein auf eine Wanderung durch die Nacht, lauschen hier, erkennen und erfahren dort und dürfen uns an der Poesie über Mond, Nacht und Mythen in kleinen Gedichten und Geschichten erfreuen, aber eben auch über Wissenschaftliches.

      Es gibt insgesamt 36 Stationen, die uns über das Wesen und die Geschichte der Nacht einführen, sie uns überraschen, was es alles über die Nacht zu erzählen gibt.
      Eins ist vorab schon mal klar. Nacht ist dort, wo die Sonne untergeht.

      Und was sich allein alles abspielt in der Dämmerung ist schon wunderbar, wenn man die Muße hat, hinzuhören und hinzuschauen, aufmerksam, ganz in Ruhe, irgendwo sitzend, am Meer, auf seinem Balkon oder auf einem Feld, wo, so der Himmel wolkenlos ist, man staunend bewundern kann, wie Stern um Stern der Himmel beleuchtet wird. Oder wenn die ersten Fledermäuschen sich auf den Weg machen, sich ihre tägliche Nahrungsration zu erfangen.

      Manche Menschen sind jedoch auch nachtaktiv oder sie müssen es sein wegen des Berufes, den sie ausüben. Für sie beginnt das Nachtleben.

      So erfahren wir, dass das Nachtleben der Menschen im 18. Jahrhundert gar unterdrückt wurde. So hat die Polizei in Frankfurt in dieser Zeit die Cafes und Restaurants geschlossen. Wohl als Vorsichtsmaßnahme für dann entstehende vom Menschen ausgehende Gefahren. In der Nacht ist das Böse nicht so schnell zu erblicken, es kann einen überraschen und an jeder Straßenecke überfallen. Daher ist dem Menschen, der sich einmal auf einem Weg in die Nacht hinein verwirrt, das Herz schwer und das Voranschreiten wird ihm unheimlich angesichts der Schwärze der Nacht, wenn nicht mal der Mond scheint und die Sterne sich hinter der Wolkendecke versteckt halten. Der Tag hat Augen, die Nacht Ohren, sagt ein schottisches Sprichwort.

      Menschen, die in der Stadt leben, wissen darum gar nicht mehr. Einen Weg zu gehen durch völlige Dunkelheit. Wir leben im Zeitalter der Lichtverschmutzung. Was das aus uns und der Natur gemacht hat darauf haben Wissenschaftler schon seit Jahren hingewiesen. Sie hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt.

      Selber habe ich das oft erlebt, in meinem kleinen Eifelhäuschen, wo des Nachts um 24.00 Uhr die Strassenlaternen erlöschen. Wenn mann dann durch seine Türe hinaus auf die Strasse tritt, ist da wirklich Nichts, nur Schwärze und es dauert, bis sich das Auge einen Weg gesucht hat, auch in diesem Schwarz noch etwas zu erkennen. Und, obwohl man genau weiß, dass da Nichts und Niemand ist, kriecht die Beklommenheit und eine gewisse Ängstlichkeit in einem hoch. Es könnte doch...Auweia... Es darf mit Fug und Recht gesagt werden, es braucht ein wenig Mut dann seinen Weg fortzusetzen. Habe sehr oft mit meinen Kindern und auch Kindergruppen, die ich betreut habe, Nachtwanderungen unternommen, bei denen ich tröstend und besänftigend das eine oder andere dann an der Hand führen mußte.

      Wie immer könnte ich jetzt ewig weitererzählen, was uns Brunner über die Nacht in diesem schönen Büchlein erzählt. Es gibt so Vieles, was uns aufmerken, staunen und überrascht sein läßt. Anmerken möchte ich, dass es immer kurze, prägnante Kapitel sind, die ein besonderes Thema der Nacht aufgreifen, so daß man das Buch nicht wie sonst ein Sachbuch oder einen Roman liest oder lesen muß, sondern es einfach da gemütlich am Tisch neben der Kerze liegen lassen kann und wenn mal wieder die Neugier das Bedürfnis nach einer weiteren Episode gestillt werden möchte, kann man es ergreifen, aufschlagen und gerade das aufschlagen, wonach einem gerade ist.

      Jedenfalls ist es wohl so, wie Anne Sexton einmal gesagt hat: "Man muss die Nacht gesehen haben, um den Tag zu begreifen"

      Und ganz sicher werde ich mir auch noch seine Werke von Mond und Mensch, vom Winter und der Erfindung des Nordens zu Gemüte führen. Es macht einfach Spaß ihn zu lesen.

      Meine Empfehlung möchte ich beenden mit ein paar Zeilen unter dem Kapitel: Was Menschen in der Nacht umtreibt, von Friedrich Nietzsche:

      "Nacht ist es: nun reden lauter stille springenden Brunnen. Und auch meine Seele ist ein springender Brunnen.
      Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eiens Liebenden"
      (Friedrich Nietzsche - das Nachtlied - Also sprach Zarathustra -

      Viel Vergnügen


      Bernd Brunner Das Buch der Nacht
      Galiani Verlag, Berlin
      192 Seiten
      28 Euro
      Dateien
      • DSC02803.JPG

        (773,38 kB, 1 mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • Zerberus schrieb:

      Hallo Sirrdatha,

      guter Tip(p) - habe mir das Buch (Taschenbuch) direkt besorgt.
      Gestern bestellt - heute abgeholt

      Buchhandlung : HUGENDUBEL
      Titel : Auf die Dame kommt es an
      ISBN : 978-3-293-20921-3
      Verlag : Unionsverlag
      Editor : Richard Forster & Ulla Steffan

      Preis : 12,95 €

      ...das freut mich sehr @))
      Auch schön zum Vorlesen.
      Dateien
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Briefe an D. - Andre Gorz -

      Gestern hatte ich einer Userin in einer Literaturgruppe, die nach Büchern über die Liebe suchte, meine immer in diesem Zusammenhang gebende Empfehlung des Büchleins von Andre Gorz - Brief an D -, dieses selbst noch einmal zur Hand genommen und es gemütlich am Nachmittag noch einmal gelesen. Und genauso wie vor Jahren hat es mich wieder zutiefst berührt.

      "Bald wirst Du 82 sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden. Du wiegst nur noch 45 kg, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit 58 Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je!"
      (Andre Gorz: "Brief an D")


      Mit diesen Worten beginnt das Buch, das Andre Gorz geschrieben hat und es ist eine Liebeserklärung an seine Frau Dorine. Schon allein dieser Satz hat mir eine Gänsehaut verursacht. Welcher Mann kann das am Ende, im Alter, von seiner Frau sagen. Und wenn ja, wer sagt es wirklich! Er hat diese öffentliche Liebeserklärung kurz vor ihrem gemeinsamen Freitod veröffentlicht. Niemand hatte damit gerechnet, die engsten Freunde waren erschüttert.

      Andre Gorz Philosoph und Soziologe, suchte sein Leben lang sich selber, als Kapitalismuskritiker suchte er nach der "einen Freiheit der Lohnarbeit." Immer wieder forderte er Konzepte für die Befreiung des Menschen zu einer würdigen Lohn- und Erwerbsarbeit. Der Mensch sollte nach seiner Meinung dem gesellschaftlichen Reichtum angemessen, eine gerecht verteilte und sinnvolle Betätigung verrichten dürfen. Über Jahrzehnte hat er sich dieser Arbeit gewidmet.

      Andre Gorz erzählt, dass es "Liebe auf den ersten Blick" gewesen sei, als er Dorine begegnete. Er, der Intellektuelle begegnete in ihr einer Frau, die über eine starke emotinale Intelligenz und Herzenswärme verfügte und die ihn eigentlich zu dem machte, was er am Ende geworden ist. All seine Arbeiten wurden von ihr gelesen und bearbeitet, sie war es, die ihn auf den richtigen Weg führte und doch lebte sie im Hintergrund. Wie wichtig sie für ihn war, hat er erst im Nachhinein erkannt.

      Erkennen wir nicht oft erst den Wert des Anderen, wenn er von uns gegangen ist?

      Ja, in seinem veröffentlichen Buch "Der Verräter" hatte er sie sogar als "bemitleidenswerte Figur dargestellt, er der freie, intellektuelle Schreiberling, sie die von der Arbeit abhängige Sklavin. Und doch hat
      sie ihm durch ihre Arbeit erst ermöglichen können, dass er zu dem geworden ist, was er dann am Ende war.

      Er selbst sagte von sich "Lange Zeit konnte ich es nicht ertragen, auf der Welt zu sein, oder ich selbst zu sein." Nur ein Mensch, der ganz bei sich ist, kann diese
      Momente des Erkennens nachvollziehen! So haben sich zwei unterschiedliche Seelen gefunden, die in ihrer Wesensart so voneinander entfernt waren und sich doch so ergänzt haben, dass Beiden die Möglichkeit gegeben wurde, aneinander zu wachsen.

      25 Jahre lebten die Beiden auf dem Land, zurückgezogen, jeder nur für den anderen da. Fast unvorstellbar. Ihre Idylle wurde zerstört, als ein medizinischer Kunstfehler Dorine unwiderruflich zerstört hatte.

      So stellt uns das Buch vor die Frage? Was ist Liebe zwischen zwei Menschen? Wie zeigt sie sich? Wie will sie gelebt werden! Erkennt man immer erst, wenn es zu spät ist, wie sehr man geliebt hat? Kann man überhaupt mit einem einzigen Menschen so lange Zeit zusammenbleiben, ohne dass die Liebe stirbt?

      Es muß wohl Liebe sein, wenn es geht! Und doch sehe ich oft in meiner Umwelt in der Begegnung Paare, die zwar lange miteinander leben, aber bei denen diese Liebe nicht mehr sichtbar ist. Was sie zusammenhält, ist oft Gewöhnung, Bequemlichkeit, Angst vor dem Alleinsein. Sie tauschen dies gegen Unfreiheit, Selbständigkeit und unterdrückte Unzufriedenheit, die sich sehr oft in kleinen subtilen Sticheleien äußert. Manchmal, wenn man alte Paare auf der Straße sieht, wie "er" hinter ihr herschleicht, wie sie die Dinge des täglichen Lebens, zwangsweise zusammen erledigen. Keiner von Beiden geht einen Schritt allein. In vielen Beziehungen herrscht Kontrolle über alles, über jede freie Minute des Anderen. Ein Gefühl des Erstickens macht sich dann in mir breit, wenn ich das sehe. So würde ich nicht wollen! Dann lieber allein.

      Die Liebe des Anfangs geht manchmal zu Ende, wenn sie nicht täglich im Kampf um die eigene Freiheit erneuert wird.

      "Briefe an D" eine wunderbare Liebeserklärung und ein Eingestehen, dass aller materieller Reichtum dieser Welt nichts ist! Es gibt keinen größeren und menschlicheren Reichtum als das "Empfindungsvermögen." Die Tiefe der Empfindung, über die ein Mensch verfügt, verändert den Anderen und somit die Welt. Über diese starke Empfindungstiefe hatte seine Frau Dorine verfügt und sie hat ihm, dem "Macher" das Leben geschenkt.

      Merkwürdig das zu lesen, wo wir in einer Welt leben, wo scheinbar Gefühle nichts mehr wert sind, wo man pragmatisch und kopflastig entscheidet, wo niemand mehr beim Anderen ist und sein will, weil man
      unter Umständen Angst vor den eigenen Gefühlen hat! Man kann einen Überschuß an Theorie haben und ein Defizit an "Menschlichem" . Aber so, meint Gorz in seinem Buch, komme man nie weiter. Womit er meine ganze Zustimmung hat! Man kann viel wissen, aber nichts bewirken, aber viel fühlen, und dadurch dem anderen eine Hand reichen!


      "Nachts sehe ich manchmal die Gestalt eines Mannes, der auf einer leeren Straße in einer öden Landschaft hinter einem Leichenwagen hergeht. Dieser Mann bin ich. Ich wache auf. Ich lausche auf Deinen Atem, meine Hand berührt Dich. Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen".

      So haben sie gemeinsam ihr Leben beendet.

      Und so ist diese Aussage Gorz ein schönes Bild für den Menschen an sich, denn wer nicht geliebt wird, ist schon tot!

      Ich kann dieses wunderbare Buch nur von Herzen empfehlen!

      Andre Gorz
      Briefe an D.
      Rotpunktverlag
      ISBN 9783858693532
      15,00 Euro
      Dateien
    • @'lottelenia
      hier -im forum- gibt es leute, wie du, die scheinbar viel zeit haben.
      selbst wenn ich ein buch (ca. 260 keine belletristrik) lese, gelingt mir das nie vollständig zu lesen. da wartet schon das nächste buch (oder artikel).

      wie geht? das buch (zu ende) lesen? und dann noch alltag (aufstehen, job, kinder, freunde, einkaufen, glotze, informieren, rezessionen beachten, thema ausarbeiten, e-mails lesen, e-mails beantworten, in den briefkasten gucken, radio hören, hab ich was vergessen? ach ja essen (essen selber machen?) , zähne putzen, schlafen gehen, aufstehen...)

      dazu ne antwort?
      knackwurst
    • Ja, Du hast vergessen, dass lene auch schon mal mit dem Fahrrad,
      von Köln nach Berlin fährt...^^

      Aber bei einem Buch, gibt es natürlich auch zuweilen die Hörbuchversion.

      Die nutze ich gern beim Kochen, Bügeln, faul auf der Knautsch liegend und auch hier, wenn ich gegen Ziesel oder Dachs zocke.

      Nur beim TV-Abend am Freitag, der aber auch bloß am Lappi stattfindet, kann es ein, dass ich hier auf der Arena, Hörbuchfrei nebenher eine Partie Schach spiele.


      Zur Zeit läuft bei mir jedenfalls das Hörbuch
      "HAST DU UNS ENDLICH GEFUNDEN" von EDGAR SELGE.



      Seines Zeichens eigentlich Schauspieler.
      Bücher von Schauspielern mag ich nicht wirklich, aber wegen der wohlwollenden Kritiken,
      habe ich mir dann doch den Selge gekauft.

      Selge erzählt aus der eigenen Sicht, seinerzeit als 12 Jähriger,
      vom Leben hinter Gefängnismauern, wo sein Vater als Direktor arbeitet
      und den Gefangenen mehr Liebe entgegen bringt, als dem eigenen Sohn,
      dem kleinen Edgar, den er bei jeder passende Gelegenheit misshandelt,
      also schonungslos verprügelt.

      Lang und breit erzählt der Autor, über die Liebe zur Musik von Vater und Mutter.

      Vor allem ihrer Liebe zum Klavier und Geigenspiel und der Qual des täglichen Übens,
      das sich beide auferlegen, nur um einem Profimusiker zu gefallen, der eigens dauerhaft für Hauskonzerte engagiert wird, der trotzdem sichtlich vom dilettantischen Spiel des Vaters und vor allem der Mutter genervt ist.

      Dieses Thema zieht sich ewig und drei Tage und wird bis ins kleinste Detail auseinander klamüsert, kurz unterbrochen von der sich stets wiederholenden Frage Selges:
      "Warum schlägst du mich Papa".

      Eigentlich ein spannendes Thema, in der Selge sein Traumata versucht zu verarbeiten, sich aber permanent in der Schilderung von Nebensächlichkeiten verliert,
      so dass es irgendwann langweilig wird.

      Wenn man Selges Geschichte dank dieses Buches kennt, versteht man auch die leicht ängstlich bedächtige Art und den geduckten Gang, wenn er wie ein geschlagener Hund bei Talkshows auftritt und dann sehr behutsam oder bedächtig erzählt.

      Die Aussage Selges in den diversen Talkshows, dass er trotz allem den Vater liebt, kann der Außenstehende dann sicher nicht immer nachvollziehen.

      So wie es Selge rüberbringt, zweifelt man dann doch an der Aufrichtigkeit dieser Aussage.
      Aber er hat natürlich jedes Recht der Welt, es so zu definieren, wie er es möchte.
      Nur sich selbst und seiner Seele, tut Selge natürlich damit keinen Gefallen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von HO2 ()

    • knackwurst schrieb:

      @'lottelenia
      hier -im forum- gibt es leute, wie du, die scheinbar viel zeit haben.
      selbst wenn ich ein buch (ca. 260 keine belletristrik) lese, gelingt mir das nie vollständig zu lesen. da wartet schon das nächste buch (oder artikel).

      wie geht? das buch (zu ende) lesen? und dann noch alltag (aufstehen, job, kinder, freunde, einkaufen, glotze, informieren, rezessionen beachten, thema ausarbeiten, e-mails lesen, e-mails beantworten, in den briefkasten gucken, radio hören, hab ich was vergessen? ach ja essen (essen selber machen?) , zähne putzen, schlafen gehen, aufstehen...)

      dazu ne antwort?
      knackwurst
      Testzitat (wegen der 'Fatal-Fehlermeldung' von HO2)


      und noch als Teilzitate-Test

      knackwurst schrieb:



      dazu ne antwort?
      knackwurst
    • Christian Kracht: Imperium.

      Eine fiktive Geschichte über eine Person, die es tatsächlich gegeben hat: August Engelhardt, ein deutscher Aussteiger im deutschen Kaiserreich, welcher zum Kokovoristen wird (in der Mitte seines Lebens steht die Kokosnuss) und dessen Geschichten.
      Geschrieben als postmoderner Roman in der Tradition großer Namen (stilistisch eine Nachahmung Thomas Manns, meiner Meinung nach).

      Sehr interessantes Buch und sehr zu empfehlen !